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Die Essener Stadtmauer war ein Befestigungsbauwerk das ab 1244 gebaut und deren letzte Reste bis zu Beginn des 20 Jahrhunderts niedergelegt wurden In dieser Zeit lebten zwischen drei und funftausend Menschen in dem nierenformigen Mauerring 1 Dabei umfasste er in etwa den heutigen Stadtkern der Stadt Essen Nach einem Kupferstich aus dem Stadtebuch von Georg Braun und Franz Hogenberg Ansicht Essens aus ostlicher Richtung zwischen 1572 und 1618 links das Kettwiger in der Mitte das Steeler und rechts das Viehofer Stadttor Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Kettwiger Tor 1 2 Steeler Tor 1 3 Viehofer Tor 1 4 Limbecker Tor 1 5 Heckingsturm 1 6 Turm am Dunkhaus 2 Literatur 3 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten1244 beschlossen die Gemeinschaft der Ministerialen des Stiftes Essen und Vertreter der Burgerschaft der Stadt Essen mit Zustimmung der Abtissin des Konvents und des Vogtes gemeinsam eine Stadtmauer zu errichten Die Urkunde hieruber ist die erste der das Essener Stadtsiegel angehangt wurde denn der Ort Essen wandelte sich zur Burgergemeinde mit Stadtrecht und Selbstverwaltung und grenzte sich nun von der agrarisch gepragten Umgebung ab Ab wann und wie die 1244 beschlossene gewaltige Baumassnahme der Mauer vonstattenging ist nicht belegt Die nachste Erwahnung findet sich mit der porta de Kettwich dem Kettwiger Tor erst wieder 1288 In einer Urkunde aus dem Jahr 1301 ist von innerhalb der Essener Mauern infra muros Asnidensis die Rede was auf einen steinernen Maurerring hinweisen kann Die einzig erhaltenen Rechnung des Mauerbaus aus dem Mittelalter stammt aus dem Jahr 1347 und belegt den fortwahrenden Bau an einem unbelegten Mauerabschnitt mit einem Baumeister und seinem Stellvertreter zehn Arbeitern und weiteren Hilfskraften uber 15 Wochen hinweg 2 Der Mauerbau war 1418 mit dem Bau des letzten der vier Stadttore dem Limbecker Tor beendet Dabei lag die Ost West Ausdehnung des nierenformigen stadtischen Gebiets zwischen Steeler und Limbecker Tor bei etwa 520 Metern und deren Nord Sud Ausdehnung zwischen Viehofer und Kettwiger Tor bei etwa 920 Metern Diese vier Stadttore lagen jeweils genau in einer Himmelsrichtung mindestens sechs zusatzliche Turme verstarkten die Mauer zwischen diesen Toren Ein wesentlicher Teil des Baumaterials entstammte einem Steinbruch sudlich des Kettwiger Tores dort wo sich heute der Stadtgarten befindet Ein wichtiger Markt und Handelsplatz fur Waren aus den umliegenden Orten Steele Werden und Kettwig befand sich in Essens Zentrum am Hellweg der vom Steeler Tor zum Limbecker Tor in Ost West Richtung durch die eingemauerte Stadt fuhrte Innerhalb der Stadtmauer bildete das Frauenstift mit seinem Immunitat bezeichneten Bereich eine eigens ummauerte Enklave Die Marktkirche bekam eine besondere Bedeutung als sie Mitte des 16 Jahrhunderts durch das gegen das katholische Stift aufsassige Burgertum besetzt und hierdurch letztlich protestantisch wurde Die Stadtmauer umschloss die Stadt bis zu Beginn des 19 Jahrhunderts Das teilweise 600 Jahre erhaltene alte Bauwerk fiel zu dieser Zeit dem Beginn der Industrialisierung zum Opfer da es jetzt teilweise als Steinbruch fur neue Gebaude und Pflasterarbeiten genutzt wurde Die massiven Rundturme sollten teils weitergenutzt werden Bei Bauarbeiten im Februar 2003 fand man an der Akazienallee grosse Mengen an Bruchsteinen und Bruchsteinmauern Wahrscheinlich wurden im 19 Jahrhundert einige Hauser in dieser Strasse aus Mauerresten gebaut Sie stammen von Resten der Stadtmauer zwischen dem Kettwiger und Steeler Tor die noch bis in die 1930er und 1940er Jahre vorhanden waren Man nutzte sie auch dann noch als Steinbruch fur Pflasterarbeiten Da man entlang der niedergelegten Stadtmauer gern Alleen anlegte kann man anhand der noch heute vorhandenen Strassennamen Akazien Linden und Kastanienallee den Verlauf der Mauer grob nachvollziehen 3 Kettwiger Tor Bearbeiten Das Kettwiger Stadttor wurde als erstes der vier Tore 1288 urkundlich erwahnt und befand sich im sudlichen Teil der Stadtmauer Der Name hat nichts mit dem Ort Kettwig an der Ruhr seit 1975 Stadtteil von Essen zu tun Kettwiger Tor und die heutige Einkaufsstrasse Kettwiger Strasse haben ihren Namen von der Kettwiger Bauerschaft oder Kettwiger Nachbarschaft dem Sudteil der Essener Altstadt der im Volksmund nach der Lage am Beginenkonvent Im Ketvig alter Flurname benannt wurde Hier zeugt der Name des Gildehofcenters davon dass sich Kaufleute und Handwerker Ende des 15 Jahrhunderts in Gilden organisierten Die Gilde der Tuchhandler so sagt es das Gildebuch sei die bedeutendste gewesen Durch das Kettwiger Tor verlief die Strata Coloniensis eine der funf Altstrassen aus dem Fruhmittelalter die Koln mit dem Umland verbanden Man geht davon aus dass das Kettwiger Tor von Beginn an in massiver Steinbauweise errichtet wurde Unterschiedliche Stadtansichten aus dem 16 Jahrhundert zeigen ubereinstimmend ein Haupttor mit gotischem eckigem Turm und vorgelagertem Vortor das von zwei kleinen Rundturmen flankiert war Eine spatere Ansicht um das Jahr 1680 zeigt einen einfacheren Hauptturm mit Satteldach Die Niederlegung des Kettwiger Tores kann nicht eindeutig datiert werden Man geht davon aus dass es spatesten im Zuge des Abrisses des Mauerabschnittes zwischen Limbecker und Kettwiger Tor um 1820 gewesen sein muss Steeler Tor Bearbeiten nbsp Alteste Darstellung des Steeler Tors auf dem Bild Kreuzabnahme von Barthel Bruyn aus den Jahren 1522 1525Das Steeler Stadttor wird 1322 erstmals erwahnt 2 und lag im ostlichen Teil der Stadtmauer Der Name verweist auf den Handelsweg nach Steele Der Hellweg ein bedeutender Fernhandelsweg des Mittelalters fuhrte direkt durch das Steeler Tor Bis Anfang des 16 Jahrhunderts nannte man das Osttor nach einer kleinen Anhohe porta Grintberghe 1514 tritt der Name Stelsche Porten nach der Handelsroute nach Steele auf Die fruheste bildliche Darstellung des Tores findet sich auf dem Bild Kreuzabnahme von Barthel Bruyn aus den Jahren 1522 1525 das auf dem Hochaltar der Essener Stiftkirche war heute in der Johanniskirche Auf dieser ist das Haupttor mit Turm durch lange Torwangen mit einem Vortor verbunden welches an den Ecken Rundturme besass Das ostliche wohl kleinste Viertel der Stadt benannte man nach dem Tor Innerhalb der Stadt fuhrte die Handelsstrasse vom tief gelegenen Stadttor zum Marktplatz hinauf Ausserhalb der Stadtmauer grenzte sudlich des Tores ein Teich nordlich ein langer Graben an die Toranlage 1823 wurde die gesamte Anlage auf Abbruch verkauft was mit der Niederlegung des gesamten alten Mauerrings in der ersten Halfte des 19 Jahrhunderts einherging Viehofer Tor Bearbeiten Das nordliche Viehofer Tor ist nach einem Viehhof benannt wird erstmal 1315 erwahnt 2 Es handelt sich dabei um den einst im Nordosten der Innenstadt gelegenen Fronhof des Essener Frauenstiftes welches dieses mit Fleisch und Milchprodukten versorgte Auf dem Areal des Viehhofes der vermutlich schon zu Grundungszeiten des Stifts bestand entstand eine zur Stadt gehorende Handwerker und Handlersiedlung Im Fruhjahr 1995 wurden wahrend Bauarbeiten archaologische Beobachtungen und Funde gemacht Man entdeckte einen in Nord Sud Richtung verlaufenden Mauerzug an der Stelle wo man die linke Torwange vermutet die das Haupttor mit dem Vortor uber einen Graben verband Die Mauerreste waren etwa 1 5 Meter hoch erhalten wobei man auch tierische Knochen und Scherben aus dem 14 und 15 Jahrhundert fand Die Fundstelle wurde wieder zugeschuttet und liegt heute geschutzt unter dem Strassenpflaster Uber das Aussehen des Viehofer Stadttores gibt es nur wenig aussagekraftige Ansichten die fruhestens aus dem 16 Jahrhundert stammen und den Turm des Haupttores auf nahezu quadratischem Grundriss zeigen Man geht aber wie bei den anderen Stadttoren von einer Anlage mit durch Wangen uber einen Graben verbundenem Haupt und Vortor aus Limbecker Tor Bearbeiten Das Limbecker Stadttor ist das westliche der vier Tore und wurde 1323 als porta Lindenbeke und Lyndenbeker Tor erstmals erwahnt Benannt ist es nach der Limbecke einem der Stadtmauer vorgelagerten Bach der teilweise den Stadtgraben speiste sowie 1457 das Hammerwerk eines Harnischmachers und ab 1465 eine Lohmuhle antrieb Der Name dieses nicht mehr existierenden Baches wiederum stammt von Lindenbecke Becke fur Bach Das Limbecker Tor seinerseits war namensgebend fur das dahinterliegende damals bevolkerungsreichste Stadtviertel Es sind keine bildlichen Darstellungen des Limbecker Tores bekannt da die seit dem 16 Jahrhundert uberlieferten Stadtansichten grundsatzlich nur einen Blick von Osten auf die Stadt bieten Anhand schriftlicher Uberlieferungen ist aber wahrscheinlich dass es sich wie bei den anderen drei Stadttoren um ein durch Wangen verbundenes Haupt und Vortor handelte Das Vortor wurde anhand einer Stadtrechnung dokumentiert 1418 errichtet 2 Es bildete damit den letzten Bauabschnitt der Essener Stadtmauer Durch das Limbecker Tor fuhrte vom zentralen Marktplatz her kommend die Limbecker Strasse als Teil der wichtigen Handelsroute des Hellwegs So wurden am Limbecker Tor durch Torwachter Zolle erhoben Das Gelandeniveau des heutigen Limbecker Platzes liegt deutlich uber dem des ehemaligen Stadttores So belegen es archaologische Beobachtungen Das Vortor des Limbecker Tores ist um 1800 niedergelegt worden das Haupttor folgte in der ersten Halfte des 19 Jahrhunderts Vor dem Tor stand eine Windmuhle die Ende der 1880er Jahre der Erweiterung der Krupp Gussstahlfabrik weichen musste 4 Am 27 Mai 2008 sind die noch vorhandenen Reste im Boden als Bodendenkmal in die Denkmalliste der Stadt Essen eingetragen worden 5 Heckingsturm Bearbeiten nbsp Der Heckingsturm 1861 letzter erhaltener Teil der Stadtmauer vier Jahre vor seinem Abriss 1865Als letzter Bestandteil der Essener Stadtmauer wurde der Heckingsturm 1865 abgerissen Er war einer von mindestens sechs Rundturmen die die Stadtmauer zwischen ihren vier Toren sicher machen sollten An der Kreuzung Kastanienallee Turmstrasse wurde im Herbst 1995 eine 2 mal 6 Meter grosse Flache ausgehoben Man wollte die Erhaltung und genaue Lage des Heckingturmes nach altem Kartenmaterial erkunden In den ersten vier Metern Tiefe in denen es sich um moderne Aufschuttungen handelte fand man hauptsachlich Keramik aus dem 18 und 19 Jahrhundert Erst darunter kamen die Schieferplatten der Abdeckung des Turms sowie Ziegel und Sandsteinblocke zum Vorschein Unter der Aufschuttung in etwa viereinhalb Metern Tiefe entdeckte man etwa in Nord Sud Richtung verlaufend die rund 60 Zentimeter hoch erhaltenen Uberreste einer stark verformten Mauer aus Sandsteinen und Mortel Man vermutet hier auf die nordostliche Kante des Turmfundamentes gestossen zu sein Anhand alter Aufzeichnungen kann man in etwa die Masse des Heckingturmes ermitteln seine Hohe betrug rund 19 Meter bei einem Durchmesser von etwa 7 3 Metern Sollten weitere Turmfundamente erhalten sein liegen sie sicher unter der genannten Strassenkreuzung Turm am Dunkhaus Bearbeiten Der Turm am Dunkhaus auch Ackener Turm genannt war Teil der sudostlichen Stadtmauer an der heutigen Akazienallee zwischen Kettwiger und Steeler Tor 1314 bildete sich nahezu angrenzend auf einer abteilichen Hofstatte einer von sechs Beghinenkonventen 6 in denen sich stiftische Bauernfamilien mit frommen Frauen des stadtischen Burgertums zusammentaten Im Konvent am Dunkhaus verdienten sich die nach dem christlichen Armuts und Keuschheitsideal lebenden Beghinen die keinem Orden angehorten ihren Lebensunterhalt hauptsachlich durch das Weben denn Dunk bezeichnet eine in den Boden vertiefte Webstube Bei Ausgrabungen im Jahr 2003 wurden Mauerreste des Konvents entdeckt die in die Zeit des 11 bis 13 Jahrhunderts datiert wurden Der Turm am Dunkhaus sollte nach der Niederlegung der Stadtmauer weiter genutzt werden und als Gefangnis dienen Die Sakularisation bei der 1803 das Stift Essen sein Ende fand tastete den Besitz der Beghinen nicht an Nur der Konvent am Dunkhaus wurde zum Militarlazarett so dass deren Bewohner in den Konvent am Zwolfling umzogen Spater wurde das Konventsgebaude bis etwa 1845 als Armenhaus genutzt und gegen Ende des 19 Jahrhunderts abgerissen Literatur BearbeitenJan Gerchow Hrsg Die Mauer der Stadt Essen vor der Industrie 1244 1865 Pomp Verlag Essen 1995 ISBN 3 89355 124 7 Detlef Hopp Bjorn Skor Die Essener Stadtbefestigung Berichte aus der Essener Denkmalpflege Band 5 Stadt Essen Institut fur Denkmalschutz und Denkmalpflege Stadtarchaologie Essen 2012 PDF Einzelnachweise Bearbeiten Essen de Stadtleben im Mauerring PDF 137 kB abgerufen am 26 Dezember 2017 a b c d Monika Fehse Essen Geschichte einer Stadt Hrsg Ulrich Borsdorf Peter Pomp Verlag Bottrop Essen 2002 ISBN 3 89355 236 7 S 177 Essen de Essen wachst und wachst PDF 183 kB abgerufen am 26 Dezember 2017 Die gerichtliche Taxation der Bremerschen zuletzt Schaferschen Windmuhle vor dem Limbecker Tor im Jahre 1824 In Ruhrland Heimat und Familie herausgegeben von der Ortsgruppe Essen der Westdeutschen Gesellschaft fur Familienkunde Jg 1 1935 Nr 6 vom 1 November 1935 S 1 Bodendenkmal Limbecker Tor abgerufen am 26 Dezember 2017 Die anderen funf Konvente waren der Konvent beim Turm der Konvent im Zwolfling der Konvent im Kettwig der Konvent zum Neuen Hagen der Konvent im Alten Hagen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Essener Stadtmauer amp oldid 233751764 Heckingsturm