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Das Hochstpreisedikt Latein Edictum Diocletiani De Pretiis Rerum Venalium benannt nach dem romischen Kaiser Diokletian wurde 301 n Chr von den romischen Tetrarchen erlassen und galt fur das gesamte Reichsgebiet 1 Es setzte als Preiskontrollgesetz Hochstpreise fur eine Vielzahl von Produkten und Leistungen fest deren Uberschreitung in der ultima ratio mit der Todesstrafe geahndet werden konnte Das Edikt sollte die Inflation aufhalten die sich wahrend der Reichskrise des 3 Jahrhunderts verscharft hatte Kopie Abguss eines in Aizanoi gefundenen Bruchstuckes des Edikts im Pergamonmuseum Berlin aus dem Bestand des Berliner Munzkabinetts Fragment des Hochstpreisedikts in griechischer Sprache Geraki Agios Ioannis ChrysostomosInhaltsverzeichnis 1 Allgemeines 2 Hintergrunde und Nachwirkungen 3 Ausgaben 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseAllgemeines BearbeitenUberliefert ist das Hochspreisedikt durch zahlreiche Inschriften Die Zusammenfassung aller bisher veroffentlichten Fragmente stammt von Siegfried Lauffer der durch die bis heute nicht abgeschlossene Textsammlung diejenige Theodor Mommsens erweiterte und dadurch abloste Insoweit handelt es sich um eine bisher noch provisorische Steinsammlung Die Fragmente stammen vornehmlich aus den Abruzzen Pettorano Westgriechenland Achaia und Kleinasien Als originale Textfassung gilt diejenige in lateinischer Sprache Die wenigen griechischen Ubersetzungen zeigen sich nur auf Fragmenten aus Achaia bilinguale Textfassungen sind nicht nachgewiesen Der Aufbau des Edikts gestaltet sich so dass eine Vorrede die Grunde und den Zweck der Massnahme erlautert Es folgt ein Hinweis auf die beigegebene Tariftabelle in Anlage zu den einzelnen preislimitierten Produkten und Dienstleistungen sowie die Sanktionen bei Zuwiderhandlung Uber Art und Umfang der Platzierung der in Kolumnen abgesetzten Inschriften an allgemein zuganglichen Orten und uber den Verbreitungsgrad des Edikts in den einzelnen Provinzen liegt bis heute kein verbindliches Forschungsergebnis vor Da das Edikt beispielsweise in Lactanz Schrift De mortibus persecutorum Von den Todesarten der Verfolger 2 literarisch bezeugt ist wird davon ausgegangen dass es von nicht unerheblicher Bedeutung war Hintergrunde und Nachwirkungen BearbeitenWahrend der Reichskrise die den wirtschaftlichen Verfall des romischen Reiches vorangetrieben hatte hatten zahlreiche Kaiser und Usurpatoren verstarkt Munzen gepragt Dadurch war die Inflation erheblich in die Hohe getrieben worden Diokletian reagierte darauf indem er die bestehende Silberwahrung im Nominalwert verdoppelte Damit der Fiskus nicht umgekehrt vor einer Halbierung seiner Steuereinnahmen Capitatio Iugatio stehen wurde wurde festgelegt dass die Zahlungsverpflichtungen vor dem Stichtag der Werterhohung mit den gleichen Munzen zum doppelten Wert gezahlt werden mussten 3 Diese Massnahme der Nominalwertverdopplung sollte in inflationaren Zeiten den Kaufer schutzen Diokletian verfolgte aber nicht nur die Verknappung der umlaufenden Silberwerte er wollte auch den Warenumsatz uber eine staatliche Preisbindung steuerbar machen Die Preiskontrolle wurde Kernbestandteil des Hochstpreisedikts selbst Bestandteil der diokletianischen Munzreform Um die Wahrung zu stabilisieren erfolgte deren Abwertung Die Preise sind im Edikt als denarii communes Rechnungsdenare angegeben die aber nicht den Denaren der fruhen Kaiserzeit entsprachen Der im Jahr 294 eingefuhrte Follis wurde am 1 September 301 mit 25 denarii communes festgelegt Diokletian verordnete fur mehr als tausend Produkte verbindliche Hochstpreise Ausserdem wurden Hochstlohne fur Dienstleistungen festgelegt Da die Mehrheit der Bevolkerung niedrigste Tagelohne erhielt die Preise fur Handwerkserzeugnisse hingegen sehr hoch lagen litt insbesondere die armere Bevolkerung unter dem Edikt die Hirten und die Landarbeiter Die Forschung hatte deshalb vielfach angenommen dass das Edikt seine gewunschte Wirkung verfehlt hatte und letztlich scheitern musste Die Preise seien vollig uberzogen gewesen und die Verkaufer seien verleitet gewesen zu geldlosen Tauschgeschaften uberzugehen So hatten die verfugten Repressalien umgangen werden konnen 4 und das Edikt sei inhaltlich ausgehohlt worden Formal wurde darauf nicht reagiert es wurde nie ausser Kraft gesetzt Noch Theodor Mommsen verwies auf einen indiskutablen wirtschaftspolitischen Charakter der Massnahme 5 Die neuere Forschung wandte sich mehr dem Aspekt der Wirkungen der Massnahmen auf die Wahrungsstabilisierung zu und wurdigt die erzielten Ergebnisse 6 Auch liesse sich nachweisen dass das Edikt langer galt und wirksamer war als es aufgrund literarischer Zeugnisse schien Die vom Heer unterstutzte Festpreispolitik habe demnach geholfen Produktion Steueraufkommen und vornehmlich sogar die standische Berufsordnung zu stabilisieren Wirtschaftspolitische Vorgaben gab es bereits vor Diokletian Die wirtschaftsgeschichtliche Bedeutung des Preisedikts liegt vornehmlich wohl darin dass es sich um das umfassendste Waren und Preisverzeichnis der antiken Welt handelt das zudem bezeugt welche radikalen Bestrebungen fur eine Wahrungsstabilisierung bestanden nachdem die schwere Krise Wirtschaft und Gesellschaft stark in Mitleidenschaft gezogen hatte Nach dem Hochstpreisedikt lasst sich eine Haufung von Massnahmen zur politischen Festigung von Preisen fur gewerbliche Produkte und Dienstleistungen feststellen 7 8 Schliesslich griff auch Justinian die Entwicklung auf und fixierte in seinem spater so genannten Corpus iuris civilis den klassischen Begriff des gerechten Preises iustum pretium der Einlass fand ins abendlandische Denken 9 Ausgaben BearbeitenSiegfried Lauffer Hrsg Diokletians Preisedikt Olof Gigon Felix Heinimann Otto Luschnat Hrsg Texte und Kommentare Eine altertumswissenschaftliche Reihe Band 5 de Gruyter Berlin 1971 doi 10 1515 9783110825398 Literatur BearbeitenFrank Frost Abbott The Common People of Ancient Rome Studies of Roman Life and Literarture New York 1911 Neudruck New York 1965 S 145 ff Hugo Blumner Edictum Diocletiani In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band V 2 Stuttgart 1905 Sp 1948 1957 Hugo Blumner Der Maximaltarif des Diokletian vom Jahre 301 In Preussische Jahrbucher Band 72 1893 S 453 ff Wilhelm von Christ Uber den Denar und Follis der spateren romischen Kaiserzeit In Sitzungsberichte der Koniglich Bayerischen Akademie der Wissenschaften Philosophisch philologische und historische Klasse Jahrgang 1865 Nummer I 2 S 121 161 Digitalisat Burkhard Meissner Uber Zweck und Anlass von Diokletians Preisedikt In Historia Band 49 2000 S 79 100 Hartwin Brandt Erneute Uberlegungen zum Preisedikt Diokletians In Alexander Demandt Hrsg Diokletian und die Tetrarchie Millennium Studien Band 1 Berlin u a 2004 ISBN 978 3 11 018230 9 S 47 55 Weblinks BearbeitenVollstandiger Text des Hochstpreisedikts in Arbeit Antony Kropff New English translation of the Price Edict of Diocletianus 2016Einzelnachweise Bearbeiten Seiner Rechtsform nach handelte es sich um ein edictum ad provinciales nachdem Diokletian in der romischen Regionalstruktur grundlegende Verwaltungsreformen durchgefuhrt hatte Lactanz De mortibus persecutorum 7 6 f Karl Strobel Geldwesen und Wahrungsgeschichte des Imperium Romanum im Spiegel der Entwicklung des 3 Jahrhunderts n Chr Wirtschaftsgeschichte im Widerstreit von Metallismus und Nominalismus In Karl Strobel Hrsg Die Okonomie des Imperium Romanum Strukturen Modelle und Wertungen im Spannungsfeld von Modernismus und Neoprimitivismus St Katharinen 2002 ISBN 3 89590 135 0 S 115 120 119 f Herbert Hausmaninger Walter Selb Romisches Privatrecht Bohlau Wien 1981 9 Aufl 2001 ISBN 3 205 07171 9 S 14 ff 231 Theodor Mommsen CIL III p 801 ff Beginnend mit Karl Bucher Die diokletianische Taxordnung vom Jahre 301 in Zeitschrift fur die gesamte Staatswissenschaft 50 1894 S 189 ff und 672 ff stellvertretend fur alle Siegfried Lauffer Diokletians Preisedikt Texte und Kommentare Eine altertumswissenschaftliche Reihe Band 5 de Gruyter Berlin 1971 Einleitung S 5 Rnr 17 Verweis auf die Autorenschaft Ivo Pfaff Uber den rechtlichen Schutz des wirtschaftliche Schwacheren in der romischen Kaisergesetzgebung ursprunglich Felber Weimar 1897 Nachdruck der Ausgabe von 1897 Verlag Hansebooks 2017 ISBN 978 3 74363 4916 S 56 ff Michael Rostovtzeff Gesellschaft und Wirtschaft im romischen Kaiserreich Leipzig Quelle und Meyer 1931 Neudruck Aachen Scientia Verlag 1985 II S 119 ff Paul Oertmann Die Volkswirtschaftslehre des Corpus iuris civilis 1891 S 39 ff online Felix Genzmer in Rabels Zeitschrift fur auslandisches und internationales Privatrecht Sonderheft 3 1937 S 25 ff und S 48 ff Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hochstpreisedikt amp oldid 232920557