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Gustav Frankel spater Gustavo Frankel geboren 25 Oktober 1871 in Bolzum gestorben 10 Januar 1944 in Buenos Aires war ein deutscher Kaufmann Textil Unternehmer Kommunalpolitiker und Mazen 1 Der Hildesheimer Wohltater aus judischer Familie musste im Zuge der sogenannten Arisierungen nach Argentinien auswandern wahrend andere Familienmitglieder dem Holocaust zum Opfer fielen 2 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Siehe auch 3 Literatur 4 Weblinks 5 Anmerkungen 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenGustav Frankel war ein Sohn des judischen Bolzumer Kaufmanns 1 Joseph oder Josef Frankel 3 Januar 1839 in Bolzum 5 September 1916 ebenda und dessen am 28 Mai 1865 angetrauter Ehefrau Caroline genannt Lina geborene Gudemann 21 Mai 1836 in Bolzum 3 August 1919 in Hildesheim Gustav hatte drei altere Schwestern Ida 14 Oktober 1865 verheiratete Stern Bertha 7 Februar 1867 verheiratete Gudemann und Jenny 14 Oktober 1870 2 Seinen Schulbesuch absolvierte Frankel in Hildesheim 1 wo er Michaelis 1881 in die Klasse VI b Sexta des Gymnasiums Andreanum aufgenommen wurde Aus der Klasse IV der Quarta die dem heutigen 7 Schuljahr entspricht wechselte Frankel zum Realgymnasium offenbar zeitgleich mit der Einweihung des neuen Gebaudes und der Grundung des Koniglichen Andreas Realgymnasiums des Vorlaufers des heutigen Scharnhorstgymnasiums Da der Name Gustav Frankels nicht als Reifezeugnis Schulabganger in den entsprechenden Programmen des Andreas Realgymnasiums zu finden ist hat er vermutlich mit der Mittleren Reife die Schule verlassen um moglichst fruh im Betrieb seines Vaters eine kaufmannische Lehre beginnen zu konnen 2 Frankel wohnte noch bis zum 30 Januar 1904 bei seinen Eltern im Haus Kaiserstrasse 6 in Hildesheim wo seine Aufenthalte lediglich durch Militardienste in Dortmund Braunschweig und Malchin unterbrochen wurden Am 1 Oktober 1893 wurde er zum Unteroffizier der Reserve ernannt Im Adressbuch der Stadt Hildesheim findet sich Gustav Frankels Name erstmals 1895 zugleich mit der Berufsbezeichnung Kaufmann Ab 1898 wurde er dort als Prokurist erwahnt und ab 1903 als Mitinhaber des vaterlichen Unternehmens G D Frankel GmbH Sackfabrik und Herstellung von Filterstoffen 2 Am 15 August 1900 heiratete er Elisabeth Schafer 15 August 1876 in Berlin Mit ihr hatte er vier in Hildesheim geborene Kinder Heinz Julian 18 August 1901 Hilde 6 September 1902 seit 1929 mit Dipl Ing Heinrich Kleber verheiratet Ernst Gerhard 30 Juni 1905 sowie Hans Peter 5 Juni 1907 Mit seiner Familie bewohnte Gustav Frankel vom 30 Januar 1904 bis zum 11 Juni 1926 nun das eigene Wohn und Geschaftshaus Kaiserstrasse 39 2 nbsp Julius Wolff Brunnen in Hildesheim zeitgenossische Ansichtskarte um 1911 Nach der Geburt seiner Kinder begann Frankels kulturelles soziales und politisches Wirken in Hildesheim zwischen 1910 und 1924 In dieser Zeit war er Mitbegrunder der Stadttheater Hildesheim AG schenkte der Stadt den Julius Wolff Brunnen initiierte und finanzierte den Kinderhort Marienburger Hohe errichtete mehrere Stiftungen sowohl fur soziale wie auch schulische Zwecke 2 Mitten im Ersten Weltkrieg wurde Gustav Frankel 1916 zum Burgervorsteher gewahlt ein Amt das er bis in die Zeit der Weimarer Republik im Jahr 1924 ausubte 1 In diesen Jahren engagierte er sich als der erste in die Stadtischen Kollegien gewahlte Jude in der Kommunalpolitik seiner Heimatstadt 2 Nachdem ihre Kinder beinahe alle ergewachsen waren 2 zog das Ehepaar Frankel 1926 nach Hannover Vom dortigen Stadtteil Kleefeld 1 seinem Wohnsitz in der nach dem Bauherrn und Karussellbauern Hugo Haase benannten Villa Haase in der Spinozastrasse 9 an der Eilenriede liess sich Frankel jeden Morgen in einer schwarzen Horch Limousine zu seiner Sackfabrik nach Hildesheim fahren 3 Anm 1 Uber das Verhaltnis des Unternehmers Frankel zu seinen Arbeitern und Angestellten finden sich in den Akten der Hildesheimer Gewerbeaufsicht keine Angaben Dies ist allerdings schon eine positive Aussage da anderenfalls Beschwerden Klagen oder Mangelrugen dokumentiert worden waren 2 1930 forderten die Zuckerfabriken der Hildesheimer Borde wegen der wider Erwarten grossen Ernte der Zuckerruben Filtertucher beziehungsweise 35 000 Sacke an wodurch Frankel zur Abwendung dieser Notlage mit Zustimmung des Betriebsrats bei der Gewerbeaufsicht eine ausnahmsweise Beschaftigung von ca 110 Arbeitern auch fur den Buss und Bettag beantragte 2 Diese Situation nutzte die Hildesheimer NSDAP zu einer antisemitischen Agitation 1 Man bauschte Frankels Behebung einer Notlage zur Verhinderung von Produktionsausfallen zu einem Ausbeutungsskandal auf Unter der Uberschrift Wir geben Aufklarung uber den Fall des hiesigen Juden Frankel fand sich auf einem anonym gedruckten dunkelroten Handzettel der statt eines presserechtlich Verantwortlichen lediglich den Namen der Druckerei Bakeberg amp Lohner aufwies acht nahezu inquisitorische Fragen eines scheinbar personlich bekannten Anklagers der die offenbar bereits kannte 2 Nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten und dem Inkrafttreten der so genannten Nurnberger Gesetze 1935 begann Gustav Frankel sich gegen die schlimmsten Folgen einer Arisierung abzusichern so dass er bis zu seiner Auswanderung zumindest Einfluss auf sein Unternehmen behalten konnte So teilten die als GmbH gefuhrten Textilwerke Hildesheim dem Hildesheimer Gewerbeaufsichtsamt gleichzeitig im Namen und im Auftrage der Firma G D Frankel GmbH am 8 November 1935 mit sie habe die Sackfabrik die bereits am 19 Oktober des Jahres aufgelost worden war ubernommen und werde diese in unveranderter Weise fortfuhren 2 Nachdem die Textilwerke zeitweilig auch durch Willy Schacht und Mitglieder der Familie Frankel im Vorstand gefuhrt worden waren zeigte Gustav Frankel 15 Februar 1938 an dass er die auf ihn durch Umwandlung ubergegangene Firma Textilwerke Hildesheim an die Textilwerke Hildesheim Schacht amp Co KG verkauft habe 2 Nachdem 1938 1 ein Grossteil der Familie Frankel bereits nach Argentinien emigriert war folgte auch Frankels arischer Schwiegersohn Heinz Kleber 1939 als letzter Unternehmensangehoriger schliesslich in die Fremde Gustav Frankel 2 der noch wahrend des Zweiten Weltkriegs 1944 in Argentiniens Hauptstadt Buenos Aires starb 1 hatte vor der Ausreise 876 000 Reichsmark RM Reichsfluchtsteuer zu zahlen eine Judenvermogensabgabe in Hohe von 300 000 RM und verlor bei der Umwandlung von Reichsmark in Auswanderermarks durch die Deutsche Golddiskontbank AG zusatzlich 1 490 000 RM Insgesamt busste die Familie 4 400 560 22 RM ein von denen sie nach Grundung der Bundesrepublik Deutschland und nach langem Rechtsstreit durch einen Vergleich im Jahr 1956 knapp 1 000 000 DM zuruckerstattet bekam 2 Schlimmer erging es Gustav Frankels mit Moritz Gudemann verheirateten Schwester Berta Nachdem sie zuletzt gemeinsam mit ihrer Tochter Hanna 8 Juli 1891 im sogenannten Judenhaus Friesenstrasse 16 in Hildesheim eingepfercht worden waren wurden beide am 23 Juli 1942 in das Lager Theresienstadt deportiert Bertha starb dort im Lager Terezin bereits am 30 Juni 1943 Ihre Tochter Hanna wurde am 15 Mai 1944 weiter ins Konzentrationslager Auschwitz Birkenau verschleppt wo auch sie ermordet wurde 2 Siehe auch BearbeitenGeschichte der Juden in HannoverLiteratur BearbeitenHartmut Hager Gustav Frankel Ein judischer Unternehmer Burgervorsteher und Wohltater Hildesheims In Stadtarchiv Hildesheim Hrsg Hildesheimer Jahrbuch fur Stadt und Stift Hildesheim Band 84 Gerstenberg Hildesheim 2012 ISSN 0944 3045 Weblinks BearbeitenHartmut Hager Gustav Frankel ein judischer Unternehmer Burgervorsteher und Wohltater in Hildesheim auf der Seite vernetztes erinnern hildesheim deAnmerkungen Bearbeiten Abweichend wird Gustav Frankel in dem WohnArt Artikel Georg Frankel genannt Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g h o V Frankel Gustav in der Datenbank Niedersachsische Personen Neueingabe erforderlich der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek Niedersachsische Landesbibliothek in der Bearbeitung vom 4 Januar 2013 zuletzt abgerufen am 15 Dezember 2016 a b c d e f g h i j k l m n o p Hartmut Hager Gustav Frankel ein judischer Unternehmer Burgervorsteher und Wohltater in Hildesheim auf der Seite vernetztes erinnern hildesheim de zuletzt abgerufen am 15 Dezember 2016 o V Hannovers historische Hauser Folge 8 Die Villa Haase in der Spinozastrasse 9 In Wohnart Ausgabe 10 2014 online als PDF Dokument auf haus und grundeigentum de zuletzt abgerufen am 15 Dezember 2016 Normdaten Person GND 1034722948 lobid OGND AKS VIAF 303361554 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Frankel GustavALTERNATIVNAMEN Frankel GustavoKURZBESCHREIBUNG deutscher Kaufmann und Textil UnternehmerGEBURTSDATUM 25 Oktober 1871GEBURTSORT BolzumSTERBEDATUM 10 Januar 1944STERBEORT Buenos Aires Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gustav Frankel Unternehmer amp oldid 237401996