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Grundschuldidaktik ist die auf das Unterrichten und Erziehen auf das Lehren und Lernen in den ersten vier Jahren der Institution Schule ausgerichtete Technik Kunst und Wissenschaft Inhaltsverzeichnis 1 Begriff 2 Allgemeine Sinngebung der Grundschuldidaktik 3 Grundschuldidaktik und Schuldidaktik 4 Grundschuldidaktik und Allgemeine Didaktik 5 Grundschuldidaktik und Fachdidaktik 6 Grundschuldidaktik und Hochschuldidaktik 7 Grundschuldidaktik und Curriculum 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseBegriff Bearbeiten nbsp Klassenzimmer einer Grundschule 2013 Neumarkt in der Oberpfalz nbsp Schulanfanger mit SchultuteUnter einer Grundschule englisch Elementary oder Primary School italienisch scuola primaria fruher scuola elementare versteht man im deutschsprachigen Raum eine allgemeinbildende verpflichtende Primarschule die von allen etwa sechs bis zehnjahrigen Kindern in den unteren Schulklassen eins bis vier ihrer Schullaufbahn besucht werden muss Grundschuldidaktik ist eine Wortbildung aus den Begriffen Grundschule und altgriechisch didaktike techne Sie bedeutet Technik Kunst Wissenschaft des Lehrens und Lernens im Aufgabenfeld der vierjahrigen Eingangsphase der Lerninstitution Schule Allgemeine Sinngebung der Grundschuldidaktik BearbeitenDer romische Philosoph Lucius Annaeus Seneca kritisierte in einem Brief an den funf Jahre jungeren Equesten Ritter Lucilius Iunior die Pervertierung des Bildungsauftrags an den Philosophenschulen seiner Zeit mit den Worten Non vitae sed scholae discimus Nicht fur das Leben sondern fur die Schule lernen wir 1 Er legte damit seinem Briefpartner in den Mund dass es eigentlich genau umgekehrt sein musse namlich Non scholae sed vitae discimus Nicht fur die Schule sondern fur das Leben lernen wir dass schulisches Lernen also kein Selbstzweck sein keine leere Schulweisheit produzieren durfe sondern Lebensbezug haben und auf die Erfordernisse des Erwachsenseins vorbereiten musse Diese Erkenntnis findet sich heute in den richtungweisenden Didaktischen Prinzipien Lebensnahe und Aktualitat wieder die auch fur die heutige Grundschuldidaktik Geltung haben Die Kultusministerkonferenz der Lander KMK fixiert im Vorwort zu ihren Empfehlungen an die Curriculumplaner der deutschen Bundeslander den Status der Grundschulen im Bildungsgeschehen und formuliert den Auftrag den die Grundschuldidaktik zu leisten hat Die Grundschule schliesst an den vorausgehenden Lern und Entwicklungsprozess im Elternhaus und der fruhkindlichen Bildung und Erziehung in Kindertageseinrichtungen oder in der Kindertagespflege an Sie ermoglicht den Erwerb grundlegender Kompetenzen auf denen der Unterricht der weiterfuhrenden Schulen verlasslich aufbauen kann 2 Der Bildungsplan von Baden Wurttemberg aus dem Jahre 2016 schliesst sich dieser Vorgabe an und formuliert konkreter Die Grundschule ist die gemeinsame Grundstufe des Schulwesens Sie vermittelt Grundkenntnisse und Grundfertigkeiten Ihr besonderer Auftrag ist gekennzeichnet durch die allmahliche Hinfuhrung der Schulerinnen und Schuler von den spielerischen Formen zu den schulischen Formen des Lernens und Arbeitens 3 Grundschuldidaktik und Schuldidaktik BearbeitenSchuldidaktik ist der Oberbegriff fur die einzelnen Didaktikformen und speziellen Unterrichtsweisen die auf die verschiedenartigen Schularten ausgerichtet sind Sie gliedert sich etwa in Grundschuldidaktik Sonderschuldidaktik Gymnasialdidaktik oder Berufsschuldidaktik Zielsetzungen Inhalte und Aufgaben Methoden Organisationsformen und Evaluationsinstrumente unterscheiden sich erheblich ob die Lehr und Lernprozesse in einer Grundschule in einer Hauptschule in einer Realschule in einem Gymnasium in einer Wirtschaftsschule oder in einer Offizierschule stattfinden ob beispielsweise mehr das Vermitteln von speziellem Fachwissen oder auch Erziehungs und Bildungsaufgaben anstehen Sie unterscheiden sich in der sach und adressatengerechten Gestaltung von Lehr und Lernprozessen bei denen didaktisch kompetente Personen als Lehrende und Schuler als Lernende miteinander verbunden sind Ein kompetenter Gymnasiallehrer ist aufgrund der andersartigen Bildungsanspruche und Lehrweise nicht automatisch auch ein guter Grundschullehrer und umgekehrt Bildungsziele und Arbeitsweisen unterscheiden sich betrachtlich Schuldidaktiker haben allgemein die Aufgabe eine fur ihre spezielle Klientel angemessene Lehrweise zu finden und zu praktizieren Sie haben aber auch den Auftrag die Schuler beim Lernen zu begleiten und zu beraten Sie sollen zudem das Lernen lehren mit dem Ziel die Heranwachsenden zunehmend aus der Abhangigkeit von der Lehrkraft zu losen und zu einem lebenslangen selbststandigen Lernen zu fuhren Stufen und Schulartenlehrer bedurfen ahnlich wie die angehenden Arzte in den einzelnen Sparten der Medizinerausbildung einer speziellen Befahigung uber die Lehrerbildung Sie ist in den Curricula der Hochschulen in den unterschiedlichen Studiengangen entsprechend vorstrukturiert 4 In der allgemeinbildenden Grundschule sollen grundlegende Lern und Arbeitsweisen sollen elementare Umgangsformen wie das Miteinander Verkehren in der Partnerschaft in Kleingruppen und im Klassenverband sollen erste Kulturtechniken wie Lesen Schreiben Rechnen Zeichnen Konstruieren Sich Bewegen sollen asthetische lebenskundliche religiose Themen erarbeitet werden die das Fundament der weiterfuhrenden Schulbildung sein sollen 5 Der Grundschulunterricht ist kindgemass weitestgehend vorfachlich ganzheitlich strukturiert weil das Grundschulkind noch nicht in abstrakten Facherkategorien denkt und denken soll sondern an Lebensfragen interessiert ist Es ist ein Erlebnislernen das nicht einseitig kopfzentriert sondern mehrdimensional auf ein Lernen mit allen Sinnen angelegt ist 6 Im Unterschied zur Grundschuldidaktik konnen und mussen in den weiterbildenden Schulen von ihrem Bildungsanspruch her hohere Anspruche an das Auffassungsvermogen an die abstrakte Denkleistung an die Eigenmotivation an die Lerngeschwindigkeit an die Methoden und Arbeitsformen sowie an strengere Prufverfahren des Lernfortschritts gestellt werden Der in der Grundschule noch vorherrschende Spielcharakter verandert sich zunehmend in Richtung zielgerichteten selbststandigen Arbeitens im Rahmen der anspruchsvollen spezialisierten Fachdidaktiken Grundschuldidaktik und Allgemeine Didaktik BearbeitenDie Grundschuldidaktik ist eine stufen und schulartbezogene Unterrichtslehre Sie arbeitet unter den Vorgaben der Allgemeinen Didaktik Als Wissenschaft vom Lehren und Lernen legt die Allgemeine Didaktik allgemeingultige Grundsatze und Regeln fest die fur jedes wissenschaftsbasierte Lehren und Lernen und samtliche Fachwissenschaften Geltung haben Es handelt sich nicht um inhaltliche gar ideologische sondern um formale Vorgaben wissenschaftsgerechten Unterrichtens wie etwa die Prinzipien Altersgerechtigkeit Lebensnahe Ganzheitlichkeit Anschaulichkeit Vorbildwirkung Progression Differenzierung und Strukturierung Wiederholung und Variation Selbsttatigkeit Sicherheit Systematik und Konsequenz Aktualitat Individuation und Sozialisation 7 8 Die Allgemeine Didaktik liefert das Basiswissen das Lehrer aller Schularten benotigen um auf wissenschaftlichem Niveau erziehen und bilden zu konnen Die Grundschuldidaktik entwickelt daraus eine spezielle Didaktik fur die Anfangsjahre jeder Schulkarriere Allgemeine Didaktik wie Grundschuldidaktik sind dabei keine Abbilddidaktiken die Fachwissen und Fachkonnen bildgleich an die Lernenden weitergeben Sie agieren vielmehr im Konzert des sogenannten Didaktischen Dreiecks in dessen Verbund die Fachwissenschaften nur ein Bezugspunkt sind und die Bedurfnisse der Schuler die Ausrichtung der Lehrkraft sowie die Erziehungsanspruche der Gesellschaft weitere Komponenten darstellen Didaktik vermittelt keine blosse Adaption von Wissensstoffen sondern eine kritische Auseinandersetzung und eine personlichkeitskonforme Aneignung die nicht erzwungen werden kann Die Grundschuldidaktik folgt dabei dem von der Allgemeinen Didaktik vorgegebenen Strukturschema Lernvoraussetzungen erhebenVor der Lehr und Lernplanung mit den Schulanfangern gilt es eine empirische Bestandsaufnahme des bereits vorhandenen Wissens und Konnensstandes vorzunehmen der aus dem Elternhaus bzw der Vorschuleinrichtung mitgebracht wird Daran werden die angestrebten Bildungsprozesse angeknupft und auf seiner Grundlage ergeben sich dann die realitatsgerechten Zielsetzungen fur die einzelnen Kinder Grundschuldidaktik orientiert und organisiert sich im Rahmen des didaktischen Dreiecks in erster Linie vom Kinde aus Hierzu sind seitens der Lehrkraft fundierte experimentalpsychologische aber auch lern entwicklungs und sozialpsychologische Vorkenntnisse notwendig 9 Zielvorgaben erstellenDie Grundschule ist eine staatliche Einrichtung mit dem Anspruch professionellen Lehrens und systematischen Lernens Die zu erreichenden Lernziele sind zwar in den jeweiligen Grundschullehrplanen vorgegeben lassen sich aber nicht immer unreflektiert ubernehmen da sie der Realitat vor Ort oft nicht standhalten die Kinder somit unter aber auch uberfordern konnen Die Lehrkraft ist daher gehalten entsprechend dem erhobenen Sachstand die angemessenen Ziele fur die ihr anvertrauten Kinder zu formulieren Die Grundschuldidaktik ist darauf angelegt in das effektive Lernen einzufuhren Sie hat die Kinder bei der Kindergartenpadagogik abzuholen und schrittweise auf die Facherorientierung der weiterbildenden Schulen vorzubereiten Grundschuldidaktik betreibt daher weder eine selbstgenugsame Spielbeschaftigung noch eine fachdidaktische Ausbildung hat aber bereits ein zielorientiertes Lernen zu vermitteln So gibt die Kultusministerkonferenz der Lander den Grundschulen vor Spielendes Lernen und lernendes Spielen ist Bestandteil des Anfangsunterrichts und wird von Beginn an zu einem zielorientierten Lernverhalten gefuhrt 10 Inhalte auswahlenDie Lernstoffe der Grundschule sind dem Lernbedarf und den Interessen der Kinder entsprechend vielfaltig Die Lehrplane verordnen daher keine festen Lerninhalte sondern belassen es bei Beispielen und Vorschlagen sodass der einzelnen Lehrkraft ein grosser Spielraum bleibt fur die konkrete Auswahl Sie entwickeln sich aus den Sachnotwendigkeiten des Lernfortschritts und der Interessenbildung von Kindern Lehrern und Eltern im Laufe der Lernprozesse Methoden anpassenGrundschuler sind keine kleinen Erwachsenen Sprachgebung Wortwahl Intonation und Sprechgeschwindigkeit aber auch der Korperausdruck in Mimik und Gestik sind im Grundschulunterricht andere als in der Oberstufe des Gymnasiums oder in der Berufsschule Die Lange der Unterrichtseinheiten die Pausengestaltung das Lerntempo die Schulerzuordnung mussen flexibel gehandhabt werden Die Inhalte mussen kindgerecht stark vereinfacht wenig abstrakt kopfbetont und theoretisch vielmehr bildhaft und mit allen Sinnen wahrnehmbar dargeboten werden Das Lernen erfolgt weitestgehend spielerisch praktisch handelnd erkundend und ohne jede Hektik Es hat sich als sinnvoll erwiesen das Unterrichtsangebot methodisch in Module zu gliedern 11 Organisationsformen bestimmenDer Klassenverband ist zunachst fur alle Kinder ein neuer noch unbekannter Rahmen in dem sie kunftig leben und lernen sollen Er fasst aus lernokonomischen Grunden eine grossere Anzahl von Kindern etwa gleichen Alters und ahnlichen Entwicklungsstandes zusammen Zum effektiven Lernen bedarf es jedoch kleinerer Einheiten die dem noch wenig entwickelten kindlichen Sozialvermogen entsprechen Das sind im Anfangsunterricht zunachst die Zweierpartnerschaft und die Kleingruppe Grossere Gruppenbildungen uberfordern noch den gegenseitigen Kommunikationsaustausch Klassengesprache bedurfen einer stringenten Fuhrung durch die Lehrkraft auf welche die Kinder in der Regel noch stark fixiert sind 12 Evaluationsinstrumente erstellen und anwendenJedes systematische Lehren und Lernen braucht ausser einer klar definierten Zielaussage auch einer Ergebnisfeststellung nach Abschluss der Lernprozesse Ohne eine solche Lernkontrolle verliefe das Lernen im Beliebigen und wurde keinen sinnvollen Aufbau ermoglichen Der Didaktiker Siegbert A Warwitz vergleicht das verspielte Lernen ohne klare Zielvorstellungen und Lernkontrollen mit der plan und orientierungslosen Fahrt eines Seglers auf dem Ozean der auf dem Wasser herumdumpelt und nicht weiss wo er ist wo er hin will und wo er schliesslich anlandet 13 Die didaktisch unverzichtbare Feststellung der Lernergebnisse erfolgt in der Grundschule noch auf spielerische Weise etwa in Quizform oder als Prasentation des Gelernten vor der Klasse Es zahlt weniger das noch fehlende als das schon erreichte Wissen und Konnen So mussen etwa zum Erlangen des Fussgangerdiploms mindestens zwolf Gutpunkte fur richtiges Verhalten im Strassenverkehr angesammelt werden 14 Grundschuldidaktik und Fachdidaktik BearbeitenGrundschulunterricht ist nicht identisch mit Fachunterricht und Grundschuldidaktik entsprechend nicht mit Fachdidaktik gleichzusetzen Sie erschopft sich auch nicht in einer Addierung von Fachdidaktiken Die Mathematikdidaktik die Literaturdidaktik die Sportdidaktik oder die Verkehrsdidaktik befassen sich als spezialisierte Wissenschaften mit den Vermittlungsprozessen ihres hoch anspruchsvollen und komplexen Wissensgebietes Dabei ist schon die Verwendung ihrer Begrifflichkeit wie Mathematik Arithmetik Geometrie Leichtathletik Linguistik oder Mobilitat im Grundschulbereich in ihrer Verwissenschaftlichung unkindgemass und entsprechend verfehlt Charakteristisch fur die Grundschuldidaktik ist vielmehr ein vorfachliches bzw facherubergreifendes Arbeiten in Form eines Gesamtunterrichts das lediglich Elemente der Fachdisziplinen in stark vereinfachender Form extrahiert und nutzt 15 In ihren Empfehlungen fur den Grundschulunterricht halt die KMK in Kap 2 6 fest Im Kontext aller Facher ist fachubergreifendes und facherverbindendes Arbeiten handlungsleitend 16 Im Grundschulunterricht werden in kreativen Betatigungsformen elementare Kulturtechniken vermittelt wie Lesen Schreiben Rechnen Singen Musizieren Laufen Klettern Tanzen Basteln Malen Erzahlen Gestalten Modellieren Konfigurieren usw 17 Daruber hinaus hat Grundschuldidaktik auch einen Erziehungsauftrag der sich aus dem Zusammenleben in der Schul und Klassengemeinschaft ergibt Es geht um das charakterbildende Lernen von Verhaltensregeln die das respektvolle friedliche Zusammenleben miteinander garantieren wie Zuhoren Ausredenlassen Spielregeln kennen und einhalten Es geht um die Vermittlung von Charaktertugenden wie Fairness Mut Zivilcourage Punktlichkeit Solidaritat Hilfsbereitschaft oder um Fahigkeiten der Selbstorganisation von Lerntechniken und Verwertungsstrategien die nicht an bestimmte Facher gekoppelt sind Es geht auch um den Erwerb von Zivilisationstechniken wie den Umgang mit den neuen Medien 18 mit dem Strassenverkehr mit der eigenen Sicherheit und Gesundheit oder mit offentlicher Sauberkeit und mit Mullproblemen Die Autorin Ricarda Stroetzel hat beispielsweise unter der Themenstellung Einfalle statt Abfalle mit Zweitklasslern das Problem der Mullverwertung aufgegriffen und mit ihnen auch lehrreich fur die Eltern gezeigt wie mit Phantasie und Kreativitat aus scheinbar wertlosem Mull wertvolles Spielzeug und attraktive Spielformen entstehen konnen 19 Die Lehramtsanwarterin P Wegener hat in praktischen Unterrichtsversuchen uberpruft wie Erstklassler auf spielerische Weise in einem facherubergreifenden Projekt zu selbststandigen Fussgangern werden konnen die sich nach bestandenem Fussgangerdiplom selbstbewusst in der Lage fuhlen ohne Elterntaxi und ohne Babysitting durch Helikoptereltern ihren Schulweg in eigener Regie zu gestalten 20 Weil der Fachergliederung in der Grundschuldidaktik noch keine grosse Bedeutung zukommt gilt im europaischen Schulsystem in der Regel auch das sogenannte Klassenlehrerprinzip nach dem jeder Grundschulklasse ein bestimmter Klassenlehrer zugeordnet wird der diese Klasse moglichst die ganze Grundschulzeit hindurch begleitet und zumindest anfangs auch in der Mehrzahl der Lerngegenstande unterrichtet Dies wird damit begrundet dass es fur Kinder im Grundschulalter wichtiger ist eine feste Bezugsperson zu haben und in eine Gemeinschaft hineinzuwachsen als bereits ein spezialisiertes Wissen und Konnen vermittelt zu bekommen Grundschuldidaktik und Hochschuldidaktik BearbeitenIm Unterschied zur Hochschuldidaktik deren Adressaten erwachsene Studierende sind und deren Bildungsauftrag eine wissenschaftliche Forderung zu einer Berufsqualifizierung im akademischen Feld beinhaltet hat es die Grundschuldidaktik mit Kindern zu tun die erst eine elementare Ausbildung und Erziehung erfahren sollen Wahrend die Hochschuldidaktik eine gewisse menschliche Reife und Kenntnisse im selbststandigen Arbeiten und Entscheiden voraussetzt wozu auch die eigene Wahl des Studiengebietes der Vorlesungen Seminare und Praktika gehort werden Schuler als Heranwachsende erst uber strengere Reglementierungen durch Fach und Klasseneinteilungen sukzessive an schwierigere eigene Entscheidungen und Arbeitsweisen herangefuhrt Wahrend Erziehung in der Hochschuldidaktik kaum noch eine Rolle spielt erfullt sie bei Kindern eine wesentliche Funktion neben der sachlich fachlichen Ausbildung Es gilt als dem Bildungsauftrag der wissenschaftlichen Hochschulen abtraglich wenn deren Curricula etwa um die Studienzeiten zu verkurzen verschult werden weil sie die Entscheidungsfreiheiten der durch Reifezeugnisse ausgewiesenen Studenten die nach dem Abitur oder der Matura keine Schuler mehr sein sollten konterkarieren weil sie die fur die Berufsqualifizierung als Lehrer notwendige Selbstbestimmung behindern und die Studierenden praktisch weiterhin als Schuler behandeln Die Grundschuldidaktik braucht hingegen eine Einschrankung der Entscheidungsfreiheiten der sonst uberforderten Kinder Hochschuldidaktiker finden sich in einer Doppelrolle und vor der schwierigen Aufgabe einerseits angehenden Lehrern die fur sie wichtigen didaktischen Voraussetzungen fur ihre Lehrpraxis vermitteln zu mussen andererseits aber im Umgang mit ihnen keine Grundschuldidaktik praktizieren zu konnen die dann nur zu kopieren und anzuwenden ware Studierende sind keine Kinder und lernen anders Diese Schwierigkeit wird an fortschrittlichen Hochschulen didaktisch so gelost dass die Dozenten ausser ihrer Hochschullehre in Vorlesungen und Seminaren die Studierenden auch in die Schulpraxis vor Ort und in gemeinsame Projekte begleiten Die Autorinnen Nadine Kutzli und Sabine Weiss dokumentieren in der Reihe Projektunterricht in Schule und Hochschule z B ein komplexes Unterrichtsvorhaben zum Thema Erlebnis Dschungel bei dem Hochschuldidaktik und Grundschuldidaktik miteinander verwoben wurden Die Lehramtsanwarter lernten unter der Leitung ihrer Hochschullehrer in einem Seminar zunachst in Theorie und an Praxisbeispielen Sinngebungen Lernvoraussetzungen Zielsetzungen Vermittlungstechniken Organisationsformen und Evaluationsmechanismen der Unterrichtsform Projektunterricht kennen Anschliessend wurde das Gelernte gemeinsam in einem einwochigen Unterrichtsvorhaben mit zwei Klassen eines dritten Schuljahrs und ihren Lehrern praktisch umgesetzt Ziel war es eine Sporthalle unter Einschluss aller Nebenraume und samtlicher Gerate mit dem erworbenen Wissen in einen Dschungel zu verwandeln der zum Klettern Hangeln Balancieren Schaukeln einlud Ein riesiges Tarnnetz der Bundeswehr schaffte die optisch schummrige Atmosphare Dschungelgerausche gaben den akustischen Hintergrund vor dem sich Dschungeltiere wie Tiger Affen und krachzende Papageien tummelten Indios ihre geheimen Riten zelebrierten Der Wissensquiz in einer Felshohle zeigte welche Kenntnisse sich die Kinder im Laufe des Projektes angeeignet hatten und dass ein afrikanischer Lowe sich wohl nur in den Dschungel verirrt haben konnte 21 Grundschuldidaktik und Curriculum BearbeitenDie Curricula sollen eigentlich den Stand der didaktischen Forschung fur die Umsetzung in der Praxis abbilden Auch wenn die Curriculumerstellung wie sie es soll dem Prinzip der permanenten Revision folgt bleiben die aktuellen Lehrplane jedoch oft hinter dem Erkenntnisstand der Zeit zuruck Ursachlich dafur sind die zwangslaufig langwierigen demokratischen Entscheidungsprozesse aber auch die unterschiedlich orientierten Entscheidungsinstanzen Politisch gewunschten Vorstellungen wird oft Vorrang eingeraumt gegenuber wissenschaftlichen Erkenntnissen Beispiele dafur sind etwa die Auseinandersetzungen beim Thema Inklusion und die damit verbundene Einrichtung von heterogenen statt homogenen Klassenverbanden 22 23 die hoch umstrittene Digitalisierung des Grundschulunterrichts 24 25 oder die Vernachlassigung des Lernbereichs Verkehrserziehung deren mangelnder Prasenz in den neueren Ausbildungsplanen eine wesentliche Mitschuld an dem Misstrauen der Eltern in die Verkehrsbefahigung ihrer Kinder durch die Schule und das entsprechende Entstehen des Phanomens Elterntaxi zugeschrieben wird 26 27 Literatur BearbeitenAnnette Bernhart Klaus Konrad Lernstrategien fur Kinder Schneider Baltmannsweiler 2017 Ulrike Graf u a Diagnostik und Forderung im Elementarbereich und Grundschulunterricht Schneider Baltmannsweiler 2008 Eva Kristina Franz u a Inklusion eine Herausforderung fur die Grundschulpadagogik Schneider Baltmannsweiler 2014 Astrid Kaiser Silke Pfeiffer Grundschulpadagogik in Modulen Schneider Verlag Baltmannsweiler 2007 ISBN 978 3 8340 0286 0 Nadine Kutzli Sabine Weiss Erlebnis Dschungel PU 7 der Reihe Projektunterricht in Schule und Hochschule hrsg v S A Warwitz u A Rudolf Karlsruhe 1994 Ministerium f Kultus Jugend und Sport Baden Wurttemberg Hrsg Bildungsplan fur die Grundschule Stuttgart 2016 Christa Schenk Lesen und Schreiben lernen und lehren Schneider Baltmannsweiler 2016 Ilona Schneider u a Sehen Erleben Ausprobieren Schneider Baltmannsweiler 2012 Lucius Annaeus Seneca epistulae morales ad Lucilium 106 11 12 ca 62 n Chr Seneca Epistulae morales Exempla 12 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2001 ISBN 3 525 71629 X Ricarda Stroetzel Einfalle statt Abfalle Mullverwertung als Projektaufgabe fur Grundschuler Wissenschaftliche Staatsexamensarbeit fur das Lehramt GHS Karlsruhe 1993 Siegbert Warwitz Anita Rudolf Das Prinzip des mehrdimensionalen Lehrens und Lernens In Dies Projektunterricht Didaktische Grundlagen und Modelle Verlag Hofmann Schorndorf 1977 S 15 22 ISBN 3 7780 9161 1 Siegbert Warwitz Anita Rudolf Hrsg Projektunterricht in Schule und Hochschule Medienreihe zum facherubergreifenden Unterricht Karlsruhe 1980 ff Siegbert A Warwitz Didaktische Prinzipien In Ders Verkehrserziehung vom Kinde aus Wahrnehmen Spielen Denken Handeln Verlag Schneider 6 Auflage Baltmannsweiler 2009 S 69 72 Weblinks BearbeitenPositionspapier des Verbands Bildung und Erziehung zur Grundschule Vom Spielraum zum Verkehrsraum Netzwerk Verkehrserziehung Wien 2012Einzelnachweise Bearbeiten epistulae morales ad Lucilium 106 11 12 ca 62 n Chr Kultusministerkonferenz KMK Empfehlungen zur Arbeit in der Grundschule Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 02 07 1970 i d F vom 11 06 2015 Vorwort Ministerium f Kultus Jugend und Sport Baden Wurttemberg Hrsg Bildungsplan fur die Grundschule Stuttgart 2016 Astrid Kaiser Silke Pfeiffer Grundschulpadagogik in Modulen Schneider Verlag Baltmannsweiler 2007 Christa Schenk Lesen und Schreiben lernen und lehren Schneider Baltmannsweiler 2016 Siegbert Warwitz Anita Rudolf Das Prinzip des mehrdimensionalen Lehrens und Lernens In Dies Projektunterricht Didaktische Grundlagen und Modelle Verlag Hofmann Schorndorf 1977 S 15 22 Siegbert A Warwitz Didaktische Prinzipien In Ders Verkehrserziehung vom Kinde aus Wahrnehmen Spielen Denken Handeln Verlag Schneider 6 Auflage Baltmannsweiler 2009 S 69 72 Edmund Kosel Didaktische Prinzipien und Postulate In Die Modellierung von Lernwelten Bd I Die Theorie der Subjektiven Didaktik 4 Auflage Balingen 2002 Ulrike Graf u a Diagnostik und Forderung im Elementarbereich und Grundschulunterricht Schneider Baltmannsweiler 2008 Kultusministerkonferenz KMK Empfehlungen zur Arbeit in der Grundschule Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 02 07 1970 i d F vom 11 06 2015 Kap 2 5 Astrid Kaiser Silke Pfeiffer Grundschulpadagogik in Modulen Schneider Verlag Baltmannsweiler 2007 Annette Bernhart Klaus Konrad Lernstrategien fur Kinder Schneider Baltmannsweiler 2017 Siegbert A Warwitz Lernziele und Lernkontrollen in der Verkehrserziehung In Ders Verkehrserziehung vom Kinde aus Wahrnehmen Spielen Denken Handeln 6 Auflage Baltmannsweiler 2009 ebenda S 23 und S 26 28 Gesamtunterricht auf Enzyklo de Kultusministerkonferenz KMK Empfehlungen zur Arbeit in der Grundschule Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 02 07 1970 i d F vom 11 06 2015 Christa Schenk Lesen und Schreiben lernen und lehren Schneider Baltmannsweiler 2016 Joerg Zumbach Daniel Kumpf Sabine Koch Using multimedia to enhance problem based learning in elementary school In ITCE Information Technology in Childhood Education Annual ISSN 1522 8185 Jahresbd des Jahres 2004 Part 1 2004 S 25 37 Ricarda Stroetzel Einfalle statt Abfalle Mullverwertung als Projektaufgabe fur Grundschuler Wissenschaftliche Staatsexamensarbeit fur das Lehramt GHS Karlsruhe 1993 P Wegener Die Methode Fussgangerdiplom als didaktisches Konzept zur Verkehrsertuchtigung des Schulanfangers Wissenschaftliche Staatsexamensarbeit GHS Karlsruhe 2001 Nadine Kutzli Sabine Weiss Erlebnis Dschungel PU 7 der Reihe Projektunterricht in Schule und Hochschule hrsg v S A Warwitz u A Rudolf Karlsruhe 1994 Jahrbuch fur Padagogik 2015 Inklusion als Ideologie Peter Lang Verlag Frankfurt am Main 2015 Eva Kristina Franz u a Inklusion eine Herausforderung fur die Grundschulpadagogik Schneider Baltmannsweiler 2014 Manfred Spitzer Digitale Demenz Wie wir uns und unsere Kinder um den Verstand bringen Munchen 2012 Georg Milzner Digitale Hysterie Warum Computer unsere Kinder weder dumm noch krank machen Weinheim 2016 Siegbert A Warwitz Kinder im Problemfeld Schul Rushhour In Sache Wort Zahl 86 2007 S 52 60 ADAC e V Hrsg Das Elterntaxi an Grundschulen 2 Auflage 2015 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Grundschuldidaktik amp oldid 239111170