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Die griechischen Tempel Siziliens sind Tempel die von griechischen Siedlern erbaut wurden die ab der Mitte des 8 Jahrhunderts v Chr begannen Sizilien zu kolonisieren Tempel E in SelinuntDie bedeutendsten griechischen Tempel Siziliens befinden sich in der Altstadt Insel Ortygia und der Neustadt Neapolis des antiken Syrakus in Agrigent dem antiken Akragas und in Selinunt Der alteste uns bekannte dieser Tempel ist der Apollontempel von Syrakus der ca 575 v Chr errichtet wurde Der Concordiatempel von Agrigent zahlt zu den am besten erhaltenen griechischen Tempeln uberhaupt Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Besonderheiten 3 Chronologische Liste 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Reste des Siegestempels von HimeraZunachst errichteten die Siedler einfache Heiligtumer in Form eines Megarons mit ein bis drei hintereinanderliegenden Raumen Spatestens im 6 Jahrhundert v Chr begannen sie jedoch auch mit dem Bau grosserer Tempel mit Ringhallen Die Blutezeit des Tempelbaus auf Sizilien war das 5 Jahrhundert v Chr als nach dem Sieg der Griechen uber die Karthager in der Schlacht bei Himera im Jahre 480 v Chr der Reichtum der griechischen Poleis durch die in der Schlacht gewonnene Kriegsbeute die als Sklaven arbeitenden Kriegsgefangenen und die Reparationen die Karthago zu zahlen hatte stieg Beendet wurde diese Blutezeit durch die Eroberung Siziliens und die dabei erfolgte Zerstorung vieler Tempel durch die Karthager am Ende des 5 Jahrhunderts v Chr In spaterer Zeit wurden keine grosseren Tempel mehr errichtet sondern lediglich die alteren teilweise wieder instand gesetzt Nach der Eingliederung Siziliens in das Romische Reich errichteten die Romer keine eigenen Tempel in Sizilien sondern verwendeten die bestehenden griechischen Tempel weiter Besonderheiten Bearbeiten nbsp Aufriss des ConcordiatempelsDie griechischen Tempel Siziliens sind zumeist als Peripteros im dorischen Baustil errichtet So zeigen sie meist den typischen Aufriss aus einem 3 bis 4 stufigen Unterbau Krepis den Saulen mit dorischem Kapitell dem Gebalk aus Architrav und Triglyphen Metopen Fries und dem vorspringenden Gesims mit einem Dreiecksgiebel an der Vorderseite und der Ruckseite des Tempels Der Grundriss zeigt den zentralen Kultbau des Tempels den Naos aus Pronaos Cella Adyton und Opisthodom der von einer Saulenhalle der Peristasis umgeben ist nbsp Grundriss des Tempels E in SelinuntAuch wenn die griechischen Siedler mit dem Mutterland in regem Austausch standen und Einflusse in der Architektur in beiden Richtungen nachzuweisen sind haben die Tempel Siziliens doch auch Eigentumlichkeiten die sie von den Tempeln des griechischen Mutterlands unterscheiden Da die Orte an denen die Tempel in Sizilien standen in der Regel keine traditionellen Orte der Gotterverehrung waren versuchten die Siedler ihre Tempel als Ausgleich dafur besonders gross und prunkvoll zu gestalten Anders als die Tempel des griechischen Mutterlandes die auf eine Rundumansicht angelegt sind sind die griechischen Tempel Siziliens in ihrem Entwurf frontbetont Die Frontseite meist die Ostseite ist mit einer breiten Freitreppe versehen und vor ihr liegt ein grosser Opferaltar der besonders eindrucksvoll noch beim Heratempel von Agrigent erhalten ist Um diesen Altar herum fanden die gemeinschaftlichen Zeremonien statt und auf ihm wurden den Gottern Schlachtopfer von Vieh dargebracht nbsp Farbrekonstruktion des ConcordiatempelsWahrend viele Tempel im griechischen Mutterland aus Marmor erbaut sind wurde fur die griechischen Tempel Siziliens als Baumaterial Kalkstein verwendet Zum Schutz des Kalksteins vor Verwitterung und um ihm ein marmorartiges Aussehen zu geben wurde er mit einer Stuckschicht uberzogen An Teilen des Tempels B von Selinunt wurden 1824 erstmals Farbspuren entdeckt was die vor allem von Johann Joachim Winckelmann vertretene These der rein weissen Tempelbauten wie sie dann vor allem im Klassizismus oft imitiert wurden ins Wanken brachte und den Polychromiestreit ausloste Eine Farbrekonstruktion des Concordiatempels wie sie bei den letzten Instandhaltungsarbeiten ab 2005 auf dem Baugerust dargestellt war zeigt den unteren Teil bis zum Architrav in Weiss wahrend vor allem der Fries und der Dreiecksgiebel in kraftigem Rot und Blau wiedergegeben sind nbsp Concordiatempel Grundriss von Robert KoldeweyIn den griechischen Tempeln Siziliens wurde das Adyton das im griechischen Mutterland uberwiegend nur in archaischen Tempeln zu finden ist auch in der klassischen Epoche noch haufig verwendet Pronaos und Cella sind oft nicht durch eine Trennwand voneinander abgeteilt sondern wie beispielsweise beim Concordiatempel durch zwei grosse Pfeiler in deren Innerem Treppen bis auf das Dach hinauf fuhren Gegenuber der klassischen Saulenhalle mit 6 Saulen auf den Schmal und 13 Saulen auf den Langsseiten wie sie im griechischen Mutterland ublich ist haben die griechischen Tempel Siziliens eine gestrecktere Form mit 6 14 oder sogar 6 15 Saulen Lediglich die Tempel von Akragas haben uberwiegend 6 13 Saulen Diese Streckung kommt vor allem den Vorhallen d h den Zwischenraumen zwischen der Saulenfront und dem Pronaos bzw den Opisthodom zugute die in der Regel eine Tiefe von 2 Saulenjochen haben nbsp Tempel von SegestaDer dorische Eckkonflikt wurde in Sizilien meist anders behandelt als im Mutterland Haufiger als anderswo wurde hier die doppelte Eckkontraktion verwendet d h eine abgestufte Verengung der beiden ausseren Saulenjoche was einen harmonischeren Gesamteindruck bewirkt obwohl dadurch zusatzliche Unregelmassigkeiten in die Abfolge von Metopen und Triglyphen gebracht wird Beim Heratempel von Agrigent wurde eine ganz ungewohnliche Losung gewahlt An den Seiten und auf der Ruckwand zeigt er eine einfache Eckkontraktion wahrend an der Frontseite statt einer Eckkontraktion das mittlere Saulenjoch verbreitert ist Einen Sonderfall unter den griechischen Tempeln Siziliens bildet der Grosse Tempel von Segesta da Segesta eine Stadt der Elymer war die sonst keine Tempelbauten hatten Da nur die Ringhalle vorhanden ist wurde die Auffassung vertreten er habe keine Cella gehabt und sei eine offene Ringhalle um einen elymischen Kultplatz gewesen Mittlerweile konnte jedoch die Cella rekonstruiert werden Chronologische Liste BearbeitenIn der folgenden Liste sind die bedeutendsten griechischen Tempel Siziliens mit ihren wesentlichen Baumerkmalen in der Reihenfolge ihrer Errichtung aufgefuhrt Die Auswahl der Tempel orientiert sich an den unter Literatur angegebenen Standardwerken von Koldewey Puchstein und Dieter Mertens Sie umfasst alle von Koldewey Puchstein beschriebenen Tempel und die Tempel die bei Mertens ausfuhrlicher beschrieben und nicht nur in einem kurzen Absatz abgehandelt sind In der Tabelle bedeutet Grundflache die Abmessungen Frontbreite Seitenlange des Stylobats Mit gekennzeichnete Angaben sind rekonstruierte Werte da der Stylobat nicht erhalten ist Tempel Ort Entstehungszeit Bautyp Grundflache Saulen Bemerkungen BildApollontempel Syrakus 575 v Chr dorischer Peripteros 21 57 55 36 m 6 17 altester bekannter griechischer Tempel Siziliens 1932 42 ausgegraben dreischiffige Cella doppelte Frontsaulenreihe Grundriss nbsp Tempel C Selinunt ca 570 560 v Chr dorischer Peripteros 24 00 63 70 m 6 17 Teile 1925 27 wieder aufgerichtet Grundriss Olympieion Syrakus 560 v Chr dorischer Peripteros 22 04 62 02 m 6 17 ausserhalb der Stadt sudlich der Quelle der Ciane nur Stylobat und 2 Saulen erhalten Grundriss Zeustempel Agrigent 6 Jh v Chr Existenz auf der Akropolis durch Polybios bezeugt 1 Lage unklar unter der Kathedrale San Gerlando vermutetArtemistempel Syrakus 6 Jh v Chr ionischer Peripteros 22 60 55 90 m 6 14 Reste unter dem Rathaus nordlich des Athenetempels nbsp Tempel D Selinunt ca 540 v Chr dorischer Peripteros 24 00 56 00 m 6 13Tempel F Selinunt ca 530 v Chr dorischer Peripteros 24 40 61 80 m 6 14 zugemauerte Saulenzwischenraume doppelte Saulenreihe an der Frontseite Grundriss Tempel G Selinunt 520 470 v Chr dorischer Peripteros 50 10 110 10 m 8 17 grosster echter Ringhallentempel dreischiffige Cella Grundriss Heraklestempel Agrigent um 500 v Chr dorischer Peripteros 25 34 67 00 m 6 15 8 Saulen im 20 Jh wiederaufgerichtet Grundriss nbsp Athenatempel Agrigent Anfang 5 Jh v Chr dorischer Peripteros 15 10 34 70 m 6 13 uberbaut mit Kirche S Maria dei Greci Grundriss Olympieion Agrigent um 480 v Chr dorischer Tempel mit Pseudoperistase 56 30 112 60 m 7 14 Pseudoperistase aus Pfeilern mit vorgeblendeten Halbsaulen Zwischenraume durch Mauern geschlossen Telamone tragen das Gebalk Grundriss Aufriss Modell nbsp Athenetempel Syrakus 480 v Chr dorischer Peripteros 22 20 55 45 m 6 14 umgebaut als KathedraleOlympieion oder Athenetempel Himera 480 v Chr dorischer Peripteros 22 46 55 91 m 6 14 nach dem Sieg in der Schlacht bei Himera errichtet daher auch Tempio della Vittoria Siegestempel genannt nbsp Tempel A Selinunt 480 470 v Chr dorischer Peripteros 16 13 40 30 m 6 14Demetertempel Agrigent 480 470 v Chr dorischer Antentempel 13 30 30 20 m uberbaut mit Kirche S Biagio Grundriss nbsp Tempel E Heratempel Selinunt 470 450 v Chr dorischer Peripteros 25 30 67 80 m 6 15 1956 wieder aufgerichtet Grundriss nbsp Dioskurentempel Agrigent Mitte 5 Jh v Chr dorischer Peripteros 13 86 31 70 m 6 13 Ecke im 19 Jh wiederaufgerichtet nbsp Tempel L Agrigent Mitte 5 Jh v Chr dorischer Peripteros 17 20 38 80 m 6 13Heratempel Agrigent 460 450 v Chr dorischer Peripteros 16 90 38 15 m 6 13 Saulen und Architrav der Nordseite im 18 Jh wiederaufgerichtet Grundriss nbsp Asklepiostempel Agrigent 2 Halfte 5 Jh v Chr dorischer Pseudo Doppelantentempel 10 70 21 70 m nbsp Concordiatempel Agrigent um 440 v Chr dorischer Peripteros 16 92 39 44 m 6 13 besterhaltener griechischer Tempel Siziliens Grundriss Farbrekonstruktion nbsp Hephaistostempel Agrigent um 430 v Chr dorischer Peripteros 17 06 35 19 m 6 13 nur zwei Saulestumpfe stehen nochTempel von Segesta Segesta ca 430 420 v Chr dorischer Peripteros 23 13 58 05 m 6 14 unvollendeter Tempel der Elymer unter griechischem Einfluss Grundriss nbsp Tempel B Selinunt 4 3 Jh v Chr Prostylos 4 60 8 40 m 4 hellenistischer Tempel mit Pronaos und quadratischer CellaOratorium des Phalaris Poggetto San Nicola 2 Jh v Chr ionischer Prostylos 5 30 8 50 m 4Siehe auch BearbeitenListe griechischer DachwerkeLiteratur BearbeitenRobert Koldewey Otto Puchstein Die griechischen Tempel in Unteritalien und Sicilien 1 Bd Text 2 Bd Tafeln Asher Berlin 1899 Gottfried Gruben Die Tempel der Griechen 5 Auflage Hirmer Munchen 2001 ISBN 3 7774 8460 1 Dieter Mertens Stadte und Bauten der Westgriechen Hirmer Munchen 2005 ISBN 3 7774 2755 1 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Griechische Tempel Siziliens Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Polybios Geschichte IX 27 3 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Griechische Tempel Siziliens amp oldid 239406399