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Eine Granatwaffe ist eine Schusswaffe welche Granaten in einer grosseren Entfernung mit hoherer Prazision sowie Kadenz feuert als es von Hand eines Soldaten siehe Handgranaten moglich ware Im Unterschied zu Geschutzen welche ebenfalls Granaten verschiessen jedoch als Artilleriewaffe gelten werden Granatwaffen von der Infanterie bzw motorisierten Einheiten eingesetzt und sind dementsprechend kompakt leicht und meist in Teilen zerlegt tragbar konstruiert Inhaltsverzeichnis 1 Terminologie 2 Geschichte 3 Differenzierung 4 Granatwaffentypen Integrierung 5 Einsatz 6 Literatur 7 EinzelnachweiseTerminologie BearbeitenUnter dem Begriff Granatwaffe sammeln sich sehr viele Schusswaffen welche in irgendeiner Art und Weise Granaten verschiessen Des Weiteren haben sich entweder die Hersteller von solchen Waffen oder die jeweiligen Waffenamter bei einer etwas anders gestalteten Granatwaffe nicht selten einen neuen Namen einfallen lassen um sie von bestehenden Granatwaffen abzugrenzen und um die Verschussweise schon im Namen erkennbar zu machen Weiterhin anderten sich im Laufe der Zeit die Bedeutungen von Begriffen z B Morser und Mine Im deutschsprachigen Raum existieren rund um die Schusswaffen welche Granaten verschiessen die Bezeichnungen Granatwaffe Granatwerfer Minenwerfer Morser Ladungswerfer Granatpistole Granatgewehr Gewehrgranate Gewehrgranatgerat Gewehrgranatwerfer Granatkanone Granatmaschinenwerfer Granatmaschinenwaffe Maschinengranatwerfer diverse Suggestivnamen wie z B Kampf oder Sturmpistole Schiessbecher Sturmbuchse Die Bezeichnung Granatwaffe als Oberbegriff vereint alle derartigen Waffen Im Weiteren wird die unubliche Bezeichnung Granatkanone nicht betrachtet Geschichte BearbeitenAls Mine wird seit dem Zweiten Weltkrieg ausschliesslich eine versteckte Ladung mit Selbstauslosung verstanden In der Zeit um den Ersten Weltkrieg und fruher wurden darunter auch Granaten verstanden welche in irgendeiner Weise verschossen wurden und mit Minenwirkung explodieren Aus diesem Grund wurden die ersten Vorderlader Steilfeuergeschutze der Infanterie auch als Minenwerfer bezeichnet in der Schweiz bis heute noch In Deutschland wurden ab 1914 sogenannte Granatenwerfer entwickelt und eingefuhrt Modelle 14 15 und 16 auch Priesterwerfer oder Priester genannt 1 die Splittergranaten verschossen Im Gegensatz zu den englischen Konstruktionen handelt es sich dabei aber um sogenannte Zapfenwerfer d h die Granate wird nicht aus einem Rohr verschossen sondern auf den Stiel des Werfers mit ihrem hohlen Schaft aufgesetzt Mit Beginn der Einfuhrung von Grenade Launchers engl fur Granatwerfer mit Kalibergeschossen Mitte des 20 Jahrhunderts Bsp M203 wurde dieser Begriff wortlich ins deutsche ubersetzt und fur diese Art Waffe angewandt Allerdings wurde bereits im deutschsprachigen Raum ein Vorderlader Steilfeuergeschutz der Infanterie als Granatwerfer bezeichnet Es handelt sich zwar bei beiden um Granatwaffen jedoch um vollig verschiedene Arten Der Begriff Granatwerfer ist daher doppelt belegt In der Vergangenheit wurden nur grosskalibrige Steilfeuergeschutze als Morser beschrieben die der Infanterie mit Granatwerfer die offizielle Definition eines Granatwerfers beschreibt immer noch ein Vorderlader Steilfeuergeschutz der Infanterie Mit der Doppelbelegung des Begriffs Granatwerfer wurde im deutschen Raum zur besseren Abgrenzung der Begriff Morser wie im englischsprachigen Raum auch auf die Vorderlader Steilfeuerwaffen der Infanterie ausgedehnt und mit Granatwerfer die handgefuhrten Granatwaffen beschrieben Als Granatwerfer versteht man demzufolge in unterschiedlichen Zeitepochen verschiedene Granatwaffen Alle anderen oben genannten Bezeichnungen entstanden in der Geschichte zur Abgrenzung der Funktion bzw dem Aufbau der Waffe von bestehenden Waffensystemen Bei der Wehrmacht wurden nicht nur Granatwaffen aus Deutschland sondern auch Beutewaffen anderer Landern genutzt Eine Ubersicht dazu findet sich in der Liste von Granatwerfern gemass den Kennblattern fremden Gerats D 50 3 Differenzierung BearbeitenEine Unterteilung der Granatwaffen kann nach folgenden Gesichtspunkten erfolgen Grosse tragbare Handfeuerwaffe nichttragbare GranatwaffeVon einer Handfeuerwaffe werden Granaten entweder als Uberkalibergeschoss auf die Mundung der Handfeuerwaffe gesetzt und durch eine spezielle Munition in der Handfeuerwaffe abgefeuert oder sie werden als Kalibergeschoss in ein spezielles Abschussrohr eingelegt welches entweder als Anbauwaffe unter die Handfeuerwaffe montiert wird oder als eigenstandige Handfeuerwaffe fungiert Dagegen operieren nichttragbare Granatwaffen generell als eigenstandige Waffe welche meist von mehreren Soldaten in Teilen zerlegt getragen und am Einsatzort zusammengebaut wird Schussfolge Einzelschuss halbautomatisch Automatische WaffeGranaten werden von einer Handfeuerwaffe immer im Einzelschuss abgegeben da zum einen der Ruckstoss beim Abfeuern sehr hoch ist und zum anderen kein Soldat ein grosses Magazin voller Granaten zusammen mit einer solchen automatischen Waffe in der Hand sowie vor allem im Ziel halten kann Es gibt jedoch eigenstandige halbautomatische Handfeuerwaffen welche prinzipiell im Kaliber stark vergrosserte Revolver sind Hierbei entfallt das manuelle Nachladen zumindest bis die Geschosstrommel leer ist Die nichttragbaren Granatwaffen konnen dagegen automatische Waffen sein da sie meist auf einem Dreibein befestigt werden Die Kadenz einer solchen Waffe ist jedoch weitaus geringer als bei Maschinenkanonen was zum grossen Teil an dem fur automatische Waffen sehr grossem Kaliber liegt Ladetyp Vorderlader HinterladerDie meisten Granatwaffen sind Hinterlader d h die Granate wird von hinten in das Rohr geschoben und der Verschluss geschlossen Eine Ausnahme bilden die Uberkalibergeschosse die auf Handfeuerwaffen gesteckt werden und somit als Vorderlader bezeichnet werden konnen sowie die Ladungswerfer und die Morser welche ebenfalls uber die Mundung geladen werden Geschossart Uberkalibergeschoss KalibergeschossUberkalibergeschosse werden auf ein Abschussrohr z B eine normale Handfeuerwaffe gesteckt und uber einen externen Impuls meist eine spezielle Patrone der Handfeuerwaffe gezundet Der Vorteil ist dass das Kaliber der Uberkalibergranate deutlich grosser sein kann als des Abschussrohrs Jedoch ist die Flugbahn relativ unprazise durch die fehlende Fuhrung des Geschosses durch ein Rohr Kalibergeschosse werden analog zu einer normalen Patrone in das Abschussrohr gelegt und mussen daher das gleiche Kaliber wie das Rohr aufweisen Dies folgert entweder in kleine Kaliber oder kurze Abschussrohre um sie noch in Handfeuerwaffen zu benutzen Bei nichttragbaren Granatwaffen werden ebenfalls meist Kalibergeschosse abgefeuert wobei hier das Rohr wesentlich langer und vor allem dicker ist als bei den tragbaren Waffen Geschossstabilisierung Drall Eigenrotation Flugel Aerodynamische Leitwerke Kalibergeschosse werden meist mit einem Drall stabilisiert Eine Ausnahme bilden die meisten Vorderlader Steilfeuergeschutze der Infanterie welche mit einem Glattrohr versehen sind Uberkalibergeschosse werden dagegen meist flugelstabilisiert da die Fuhrung durch ein Rohr und somit die Moglichkeit dem Geschoss einen Drall zu geben sehr klein ist Flugbahn flache ballistische steile ballistischeJe nach Abschusswinkel ergibt sich eine unterschiedliche ballistische Flugbahn Ein Korper welcher in einem geringen Abschusswinkel beschleunigt wird fliegt eine flache Parabel einer im steilen Winkel dagegen eine hohere siehe Steilfeuergeschutz bzw Flachfeuergeschutz Der Abschusswinkel der als einzige Variable neben dem seitlichen Zielen vom Schutzen beeinflusst werden kann bestimmt sich nach der fixen Mundungsgeschwindigkeit der Granate beim Abschuss und nach der Entfernung zum Ziel siehe Ballistik Handgefuhrte Granatwaffen haben immer eine geringere Mundungsgeschwindigkeit als die nichttragbaren und somit eine steilere ballistische Flugbahnen Der Grund dafur ist dass ein Schutze den Ruckstoss einer mit hoher Mundungsgeschwindigkeit abgefeuerten grosskalibrigen Granate nicht verkraften konnte Bei einer auf dem Boden fixierten Granatwaffe wird dieser Impuls in den Boden geleitet Granatwaffentypen Integrierung BearbeitenMit den oben getroffenen Unterteilungen lassen sich die verschiedenen Granatwaffen in ihren Eigenschaften beschreiben und einordnen Granatpistole eigenstandige Handfeuerwaffe welche im Einzelfeuer Kalibergeschosse in relativ steiler Flugbahn verfeuert bedingt durch die geringe Mundungsgeschwindigkeit Hinterlader Drallstabilisiert Granatpistolen zahlen zur Gruppe der Granatwerfer Pistole wegen der kompakten Abmessungen im Zweiten Weltkrieg in Deutschland auch Kampf oder Sturmpistole genannt wobei hier Uberkalibergeschosse Vorderlader verwendet wurden Beispiele AG36 HK69Gewehrgranate keine Waffe sondern eine Uberkalibergeschoss wird aus einem normalen Gewehr mit steiler Flugbahn abgefeuert Vorderlader der spezielle Aufsatz fur das Gewehr wurde im Zweiten Weltkrieg in Deutschland offz Gewehrgranatgerat sowie inoffz Schiessbecher genannt eine andere Bezeichnung hierfur ist Gewehrgranatwerfer drall als auch flugelstabilisiertGranatwerfer eigenstandige Handfeuerwaffe sowie Anbauwaffe einer Handfeuerwaffe welche im Einzelfeuer oder Halbautomatisch Kalibergeschosse in relativ flacher Flugbahn verschiesst Hinterlader Drallstabilisiert ein Granatgewehr ist eine fruhe Form eines Granatwerfers fruher wurden Morser als Granatwerfer bezeichnetBeispiele AG36 M203automatische Granatwerfer auch Granatmaschinenwerfer Granatmaschinenwaffe oder Maschinengranatwerfer genannt nichttragbare automatische Granatwaffe welche mit kurzen Feuerstossen Kalibergeschosse in flacher Flugbahn verschiesst Hinterlader Drallstabilisiert zahlt zur Gruppe der GranatwerferBeispiele HK GMW Mk 19Morser nichttragbare Vorderlader Granatwaffe verschiesst Granaten im Einzelschuss im Steilfeuer Glattrohr flugelstabilisiert in der Schweiz als Minenwerfer bezeichnet offiziell als Granatwerfer bezeichnet fruher wurden nur grosse Steilfeuergeschutze der Artillerie als Morser bezeichnetBeispiele M224 Morser M252 Brixia Modell 35Ladungswerfer nichttragbare Vorderlader Granatwaffe flugelstabilisiert verschiesst Uberkalibergeschosse im SteilfeuerBeispiele 20 cm Ladungswerfer auch leichter Ladungswerfer Granaten mit Ruckstossantrieb eigenstandige von einer Person bedienbare Granatwaffe welche im Einzelfeuer Kaliber oder Uberkalibergeschosse abfeuert im englischen umgangssprachlich als Rocket Propelled Grenades RPG bezeichnet Vorderlader oder Hinterlader manche jedoch auch als Einwegwaffe konstruiert grosstenteils FlugelstabilisiertBeispiele Panzerfaust RPG M72Einsatz BearbeitenMit Granatwaffen soll es der Infanterie ermoglicht werden Ziele ausserhalb der Reichweite der Handgranaten sowie unter grosstmoglicher Wahrung der eigenen Deckung zu bekampfen Gleichzeitig soll die Waffe handgefuhrt bzw leicht transportabel sein um die Infanterie in der Bewegung nicht einzuschranken Da Granatwaffen unabhangig von der Art relativ langsame Mundungsgeschwindigkeiten aufweisen basiert die Geschosswirkung rein auf der Sprengkraft der Granate Dies unterscheidet z B die automatischen Granatwerfer massgeblich von den Maschinenkanonen Durch die vielfache Steilfeuerflugbahn ist es weiterhin moglich Gegner hinter Deckungen zu bekampfen Je nach Art der Waffe bzw je nach Verwendungszweck konnen verschiedene Arten von Granaten verschossen werden aufgegliedert nach Wirkung siehe Granate panzerbrechende Granaten Sprenggranaten Splittergranaten Rauch Nebelgranaten Brandgranaten Kampfstoffgranaten Blendgranaten Die grosste Verbreitung finden dabei Splittersprenggranaten HE mit kombinierter Spreng und Splitterwirkung gegen Personen siehe Minenwirkung Schrapnell Literatur BearbeitenIlla Schaidurow Russische Nahkampfmittel Typen Technik 1 Auflage Motorbuch Stuttgart 2017 ISBN 978 3 613 03974 2 Einzelnachweise Bearbeiten Enzyklopadie Erster Weltkrieg Paderborn 2014 ISBN 978 3 8252 8551 7 S 722 f Der Erfinder dieser Gerate war ein Geistlicher der ungarische Seminardirektor Vecer weshalb sie auch unter dem Namen Priesterwerfer bekannt wurden Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Granatwaffe amp oldid 225572952