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Die Grabtafeln des Exekias sind ein mehrteiliges antikes Kunstwerk des attischen Vasenmalers Exekias Ausstellung der Grabtafeln in der Berliner AntikensammlungIn der modernen Forschung gilt der in Athen tatige Vasenmaler Exekias als der bedeutendste Vertreter seines Handwerks im schwarzfigurigen Stil So verwundert es nicht dass der Kunstler offenbar auch zu seiner Zeit besonders geschatzt wurde und Auftrage fur Werke bekam die weit uber die normale Vasenmalerei hinausgingen Herausragendes Zeugnis seines Konnens sind die 16 Tontafeln Pinakes die einen Grabbau schmuckten Sie sind jeweils 43 37 cm gross und werden in den Zeitraum zwischen 540 und 530 v Chr datiert Anders als bei der Vasenmalerei erforderte die Bemalung so vieler grosser und freier Flachen eine andere Gestaltungsweise als es ein Vasenmaler gewohnt war Die fragmentarischen Reste der Tafeln wurden 1875 fur die Berliner Antikensammlung erworben Kat F 1811 F 1826 Nach Angaben des Handlers wurden sie 1872 im Kerameikos der in Teilen Friedhof Athens war gefunden Spater fand sich noch ein weiteres zugehoriges Fragment im Athener Nationalmuseum Inv 20061 Exekias produzierte noch einen weiteren Satz von solchen Grabpinakes davon haben sich vier Fragmente im Athener Nationalmuseum erhalten Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 Fund Forschungs und Ausstellungsgeschichte 3 Einordnung 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseBeschreibung BearbeitenDie 16 Tafeln sind heute alle nur noch fragmentarisch erhalten Das zentrale Motiv scheint die Totenklage Prothesis gewesen zu sein Glucklicherweise gehort das Motiv zu einem der beiden am besten erhaltenen Tafeln Der hausliche Rahmen der Szenerie wird durch zwei weisse Saulen im Vordergrund gekennzeichnet Die auf einer Kline aufgebahrte Tote ist mit einer Halskette und einem Myrtenkranz geschmuckt und auf einem erhohten Podest aufgestellt Hinter dem Kopfende beugt sich eine Dienerin uber die Tote Von den trauernden Frauen im Hintergrund und am Rand sind nur noch wenige Reste erhalten Im Bildvordergrund stehen ein junges Madchen und ein Mann der zum Zeichen der Trauer die Haare kurz geschoren hatte Er ist ungewohnlich individuell mit einer Adlernase wiedergegeben auch sein Name war beigeschrieben Da die Totenklage im Allgemeinen nur von Frauen besucht wurde ist anzunehmen dass der Mann der engste Angehorige sicher der Ehemann der Verstorbenen war Er ist sicher auch der Auftraggeber des Grabmonuments und damit der Grabtafeln Auf den beiden Tafeln links von der beschriebenen Szene folgen weitere Totenklageszenen Auf weiteren zehn Tafeln folgen ein aufwendiger Trauerzug Ekphora mit Manner und Frauenchoren Reitern und Viergespannen Hier sollen offenbar die Macht und der Reprasentationsanspruch eines Adelsgeschlechts dargestellt werden Der Anfuhrer des Trauerzuges wendet seinen Blick dem Betrachter zu fast so als wolle er diesen ansprechen Diese Einbeziehung des Betrachters und der Ernst des Gesichtsausdruckes ist fur die archaische griechische Kunst ungewohnlich nbsp Detail nbsp Stille Totenklage der FrauenDie Szene rechts von der Totenklage gehort nicht zum Totenritual sie gibt einen Einblick in den privaten familiaren Bereich Man sieht eine Gruppe von Frauen die zum Teil auf Stuhlen sitzt und in stiller Trauer vereint ist Eine vornehm gekleidete Frau hat ihren Mantel uber den Kopf gezogen und ihr Kinn auf die Hand gestutzt Moglicherweise handelt es sich hier um die Mutter der Toten Im Hintergrund reichen drei Frauen einen neugeborenen Jungen herum Somit sollte auch die Todesursache der Frau geklart sein die offenbar bei der Geburt oder im Wochenbett gestorben ist Diese private Szene der Trauer und die Sorge um das Baby ist fur die archaische Kunst etwas Neues und offenbar zwischen den Auftraggeber und dem Kunstler in enger Absprache entstanden Eine weitere Pionierleistung ist die Darstellung eines Maultiergespannes und des Dieners der dieses Gespann fuhrte Der Diener stutzt mit einer weissen Stange die Deichsel des Wagens um die Tiere zu entlasten Die individuell und naturnah gestalteten Tierdarstellungen die uber die formelhaften Darstellungen der edlen Pferde hinausgehen sind einmalig fur die schwarzfigurige Vasenmalerei Der Diener fallt vollig aus der edlen Darstellungsform des Trauerzuges Er ist besonders klein Bedeutungsgrosse dargestellt nackt zeigt eine unedle Haltung und einen unproportionierten Korper Das Anschirren des Wagens ist die einzige echte Handlungszene des ganzen Frieses und symbolisiert die Unerbittlichkeit des letzten Abschiedes Zudem verbindet diese Szene die beiden Handlungsszenen der Totentrauer und des Totenzuges Fund Forschungs und Ausstellungsgeschichte Bearbeiten1875 konnten die Berliner Museen im Kunsthandel mehrere Fragmente eines im schwarzfigurigen Stil bemalten Satzes attischer Pinakes erwerben Laut Angaben des Kunsthandlers wurden all diese Stucke 1872 hinter einem Waisenhaus in der Athener Pirausstrasse 86 gefunden Die Stelle liegt an einer ausseren Stelle des antiken Stadtviertels Kerameikos und ist heute ganz mit modernen Hausern bebaut Der Fundort legt nahe dass es sich bei den Fragmenten um Teile eines Grabschmuckes handelte war doch dieser Teil des Kerameikos eine Nekropole Zwei der Tafeln waren beim Ankauf schon fast vollstandig zusammengesetzt und zum Teil modern erganzt und in Teilen ubermalt Der Rest des Fundes bestand aus weiteren 45 unzusammenhangenden einzelnen Bruchstucken 1 Adolf Furtwangler publizierte die Stucke zehn Jahre spater in seinem Katalog der Vasen in der Berliner Antikensammlung 2 Darin rekonstruierte er 15 Tafeln die er mit den Katalognummern 1811 bis 1825 versah Die nicht zugeordneten Fragmente bekamen die Katalognummer 1826 Maxime Collignon veroffentlichte 1888 Zeichnungen von Fragmenten der dargestellten Prothesis der Trauer im Frauengemach und zweier weiterer Fragmente und schlug als erster eine Verbindung zu Exekias vor 3 Eine weitere sorgfaltige Veroffentlichung folgte 1891 92 in den Antiken Denkmalern die im Falle der beiden nahezu kompletten Tafeln auf Aquarellen im Falle von zehn wichtigen Fragmenten auf Grundlage kolorierter Fotos erfolgte 4 Es sind noch heute wertvolle Zeugnisse da die Farben zu dieser Zeit noch besser erhalten waren als sie es heute noch sind Weitere vier Fragmente wurden in Zeichnungen gezeigt Die Beschreibungen wurden von Gustav Hirschfeld verfasst 5 In der Festschrift fur Johannes Overbeck rekonstruierte er 1893 12 Tafeln und konnte hier 34 der 45 Fragmente unterbringen 6 Eine erste Einordnung der Tafeln als Werk von herausragender Bedeutung in der archaischen griechischen Kunst und Zuweisung an dem Maler Exekias wurde 1925 von Andreas Rumpf in seiner Rezension im Gnomon 7 zu Ernst Pfuhls Malerei und Zeichnung der Griechen 8 vorgenommen Und doch sind es Werke von der Hand des Exekias gleichzeitig mit der vatikanischen Amphora grosser als diese nicht nur im Massstab reicher in den Motiven ausgezeichneter in der Technik sorgfaltiger in der Ausfuhrung und mit gut erhaltener Oberflache Sie gehorten nicht nur in den Mittelpunkt der Werke des Exekias sondern an ihnen als den bedeutendsten Leistungen der attischen Zeichenkunst um die Jahrhundertmitte waren die fruheren und spateren Arbeiten zu messen gewesen Pfuhl relativierte seine Meinung schon 1924 in Meisterwerke griechischer Zeichnung und Malerei 9 und lobte hier die Nahe zur grossen Kunst und den Vorgriff auf die klassische Kunst Rumpf war auch der erste Archaologe der die Grabtafeln ausdrucklich Exekias als Maler zuordnete Die Zuweisung wurde kurz darauf auch von John D Beazley dem bedeutenden Erforscher der attischen Vasenmalerei ubernommen und gilt seitdem als gesichert 1934 veroffentlichte Werner Technau nochmals die meisten der Fragmente in seiner Exekias Monografie ohne sie jedoch zu kommentieren 10 Bis zum Zweiten Weltkrieg waren die beiden zusammengesetzten Tafeln und mehrere der grossen Fragmente ausgestellt 35 Fragmente waren magaziniert Sie blieben auch im Magazin des Pergamonmuseums wahrend die Stucke der Ausstellung ausgelagert wurden und ab 1946 im Kunstgutlager Schloss Celle verwahrt wurden Zwei kleine Fragmente gingen wahrend der Auslagerung verloren 1957 58 kamen die Stucke aus Celle nach West Berlin zuruck Sie waren eines der Prunkstucke der Sammlung des Antikenmuseums im Stulerbau von Schloss Charlottenburg Anlasslich der Neuordnung der Ausstellung 1974 wurden einige der Fragmente restauriert und alle in West Berlin befindlichen Fragmente zu sieben Tafeleinheiten zusammengefasst Sie wurden auf Plexiglasplatten befestigt und an der Wand angebracht Noch 1989 wurde zwischen beiden Museen ein Austausch vereinbart der vorsah dass die West Berliner Sammlung die 35 Bruchstucke der Ostberliner Sammlung und im Gegenzug die Ostberliner Sammlung zwolf Kopfe des Telephosfrieses des Pergamonaltars bekommen sollte die sich in West Berlin befanden Mit der politischen Wiedervereinigung und der damit verbundenen Zusammenfuhrung der Antikensammlung auf der Museumsinsel wurde dieses Tauschgeschaft jedoch hinfallig Aktuell sind die am besten erhaltenen Tafeln sowie ein grosser Teil der Fragmente im Alten Museum ausgestellt Mit den Pinakes sind auch eine signierte Amphora des Exekias Inv F 1720 und eine Amphora der Gruppe E Inv F 1717 11 ausgestellt Es dauerte bis zur Wiedervereinigung der Ost und West Berliner Antikensammlungen dass alle erhaltenen Stucke wieder studiert werden konnten Trotz dieser Probleme machte John Boardman 1955 einen neuen Vorschlag zur Anordnung der Fragmente 12 Es dauerte bis zur Veroffentlichung von Heide Mommsens erstem Teil einer Exekias Monografie 1997 dass erneut die gesamte Tafelserie Gegenstand der Forschung wurde Bis dahin wurden nur Teile der Pinakes die beiden fast vollstandigen Tafeln und mehrere der grosseren Fragmente an mehreren Stellen abgebildet und untersucht Zehn bis dahin unveroffentlichte Fragmente publizierte Mommsen erstmals 1978 entdeckte Martin Robertson im Magazin des Athener Museums ein Fragment das er einer der Berliner Tafeln zuordnen konnte 13 Damit weckte er die Hoffnung dass in Zukunft moglicherweise noch mehr Fragmente gefunden werden konnten 14 Im Athener Nationalmuseum befinden sich vier weitere kleinere Fragmente von Grabpinakes die Exekias zugeschrieben werden Inv 2414 2417 Diese Stucke wurden lange Zeit dem Berliner Zyklus zugeordnet John Boardman konnte aufgrund der unterschiedlichen Fundorte und der unterschiedlichen Hohen des Kopfbandes jedoch nachweisen dass es sich um Stucke einer anderen Serie handelt 15 Einordnung BearbeitenNeben den Grabpinakes des Exekias heute in Berlin und seiner zweiten Serie von Grabpinakes in Athen sind noch eine grossere Anzahl von weiteren Grabpinakes bekannt 16 Sie alle zeigen die Darstellung der Prothesis der Ekphora und von trauernden Frauen und Mannern 17 Zwischen dem letzten Viertel des 7 Jahrhunderts v Chr und der Mitte des 6 Jahrhunderts sind Serien von Grabpinakes nachzuweisen ab etwa 530 v Chr bis ins 5 Jahrhundert v Chr sind nur noch Einzelstucke bekannt Zu den besterhaltenen Einzelstucken zahlt ein Pinax im Metropolitan Museum of Art mit Darstellung der Prothesis in der oberen Szene und der Darstellung eines Wagenrennens wohl bei den Leichenspielen im unteren Fries 18 Ausser den Pinakes des Exekias sind solche des Sophilos des Lydos des Gela Malers und des Sappho Malers bekannt die meisten Stucke sind keinem Maler zugewiesen Literatur BearbeitenJohn D Beazley Attic Black figure Vase painters Clarendon Press Oxford 1956 S 146 Nr 22 Heide Mommsen Exekias I Die Grabtafeln Forschungen zur antiken Keramik Reihe 2 Kerameus Band 11 Philipp von Zabern Mainz 1997 ISBN 3 8053 2033 7 Heide Mommsen Bleib stehn und erhebe die Klage Zu den wiedervereinigten Fragmenten der Grabtafeln des Exekias In EOS Nachrichten fur Freunde der Antike auf der Museumsinsel Berlin 12 August 2000 S IV VII Heide Mommsen Vier Fragmente einer Grabtafelserie In Christoph Reusser Martin Burge Hrsg Exekias hat mich gemalt und getopfert Ausstellung in der Archaologischen Sammlung der Universitat Zurich 9 11 2018 31 3 2019 Archaologische Sammlung der Universitat Zurich Zurich 2018 ISBN 978 3 905099 34 8 S 295 300 Nr 19 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Grabtafeln des Exekias Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Heide Mommsen Exekias I Die Grabtafeln Philipp von Zabern Mainz 1997 ISBN 3 8053 2033 7 S 3 Adolf Furtwangler Beschreibung der Vasensammlung im Antiquarium Band 1 Berlin 1885 S 315 324 Digitalisat Maxime Collignon Plaques funeraires de terre cuite peinte trouvees a Athenes Musee de Berlin In Gazette archeologique 13 1888 S 225 232 Digitalisat Antike Denkmaler Band 2 1891 92 S 4 6 Taf 9 11 Digitalisat Text Tafeln Antike Denkmaler Band 2 1891 92 S 4 6 Gustav Hirschfeld Athenische Pinakes im Berliner Museum In Festschrift fur Johannes Overbeck Aufsatze seiner Schuler zur Feier seines 40jahrigen Professoren Jubilaums dargebracht Leipzig 1893 S 1 13 Digitalisat Gnomon Band 1 1925 S 334 Ernst Pfuhl Malerei und Zeichnung der Griechen Bruckmann Munchen 1923 S 309 311 329 Abb 278 Ernst Pfuhl Meisterwerke griechischer Zeichnung und Malerei Bruckmann Munchen 1924 S 19 Abb 26 Werner Technau Exekias Forschungen zur antiken Keramik Reihe I Bilder griechischer Vasen Band 9 Keller Leipzig 1936 S 22 Taf 14 18 ABV 141 7 Group E The Group of London B 174 John Boardman Painted Funerary Plaques and Some Remarks on Prothesis In The Annual of the British School at Athens Band 50 1955 S 63 66 Martin Robertson A new plaque fragment by Exekias In Arxaiologikh efhmeris 1978 S 91 94 Taf 33 Heide Mommsen Exekias I Die Grabtafeln Philipp von Zabern Mainz 1997 ISBN 3 8053 2033 7 Taf XIIb Heide Mommsen Exekias I Die Grabtafeln Philipp von Zabern Mainz 1997 ISBN 3 8053 2033 7 S 5 John Boardman Painted Funerary Plaques and Some Remarks on Prothesis In The Annual of the British School at Athens 50 1955 S 59 Nr 10 S 63 64 Heide Mommsen Exekias I Die Grabtafeln Philipp von Zabern Mainz 1997 ISBN 3 8053 2033 7 S 4 5 62 63 Beilage A B Zusammengestellt bei John Boardman Painted Funerary Plaques and Some Remarks on Prothesis In The Annual of the British School at Athens 50 1955 S 51 66 Taf 1 8 und Jerrie Pike Brooklyn Attic Black Figure Funerary Plaques Dissertation University of Iowa 1981 Zur Ikonographie Ingeborg Huber Die Ikonographie der Trauer in der griechischen Kunst Bibliopolis Mannheim Mohnesee 2001 ISBN 3 933925 19 3 S 94 100 220 221 Inv 54 11 5 um 520 510 Eintrag in der Datenbank des Museums Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Grabtafeln des Exekias amp oldid 211305285