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Die Halsamphora des Exekias ist eine Amphora im schwarzfigurigen Stil des attischen Topfers und Vasenmalers Exekias Sie befindet sich im Besitz der Antikensammlung Berlin wo sie unter der Katalognummer F 1720 gefuhrt und im Alten Museum ausgestellt ist Sie zeigt auf einer Seite den Kampf des Herakles mit dem nemeischen Lowen auf der anderen Seite Akamas und Demophon die Sohne des Theseus Die Theseussohne werden auf dieser Vase erstmals in der attischen Kunst gezeigt Inhaltsverzeichnis 1 Datierung und Maler 2 Beschreibung 3 Fund und Restaurationsgeschichte 4 Literatur 5 Weblinks 6 AnmerkungenDatierung und Maler BearbeitenDie Amphora wird in die Zeit um 545 40 v Chr datiert und ist im zu der Zeit ublichen schwarzfigurigen Stil ausgefuhrt Auf dem Mundungsrand befindet sich eine Signatur die Exekias sowohl als Topfer als auch als Maler der Vase nennt Ἐxsekias egrafse kapoese eme Exekias egraphse kai poese me Exekias bemalte und machte mich Der Maler Exekias gilt als Meister der schwarzfigurigen Vasenmalerei die er zu ihrem kunstlerischen Hohepunkt fuhrte Er fuhrte einige Neuerungen und Verbesserungen ein die zum Teil auch bei dieser Amphora zum Tragen kommen Beschreibung Bearbeiten nbsp Herakles kampft mit dem nemeischen LowenDie Halsamphora aus Ton ist 40 5 cm hoch Die Vase ist fragmentiert aber zu weiten Teilen erhalten Auffallig ist besonders das Fehlen eines der beiden Henkel zudem fehlen einige Scherben des Vasenkorpers Die erhaltenen Teile sind in gutem Zustand Beide Seiten 1 der Amphora sind in der Bauchzone sowohl oben als auch unten von Ketten aus gemalten und stilisierten Lotusbluten und Lotusknospen eingerahmt Die Henkelzonen sind mit Voluten und Palmetten verziert Die Bilder der beiden Seiten sind gleichrangig und nicht wie in spaterer Zeit meist ublich in ein vorderes Hauptbild und ein weniger blickfangendes Bild auf der Ruckseite unterteilt nbsp Akamas und Demophon mit ihren PferdenAuf einer Seite ist der Kampf zwischen Herakles und dem nemeischen Lowen dargestellt und zeigt damit eine der zwolf Aufgaben die der Sohn des Zeus im Auftrag des Konigs Eurystheus ausfuhren muss Herakles erwurgt den ansonsten unverwundbaren Lowen im Beisein seines Bruders Iolaos und der Gottin Athena die den Kampf interessiert aber praktisch unbeteiligt beobachten Sie wirken als wurden sie den Kampfplatz eingrenzen Der nackte Herakles hat seinen linken Arm um den Nacken des Lowen gelegt und halt eine Pranke des Lowen mit der rechten Hand Der Lowe versucht sich aus dem Griff des Heros zu befreien Manche Einzelheiten sind in roter Deckfarbe hervorgehoben wie zum Beispiel die Barte der Bruder der Schild der Athena oder auch Teile der Lowenmahne Auf der anderen Seite der Vase sind die beiden Sohne des Theseus Akamas und Demophon mit ihren Pferden die wie die menschlichen Helden durch Beischriften namentlich als Kaliphora und Phalios benannt sind zu sehen Zwischen beiden Pferden die von ihren Besitzern nach rechts gefuhrt werden verlauft eine senkrechte Lieblingsinschrift Onetorides kalos Onetorides ist schon Beide Manner tragen ihre grossen Rundschilde uber dem Rucken hangend und jeweils zwei Speere auf der Schulter gelagert Die Schilde sind in weisser Deckfarbe hervorgehoben Die Helme haben in Rot gefasste hohe Busche Die Theseussohne werden hier bei ihrem Aufbruch zum Trojanischen Krieg gezeigt nbsp Iolaos der Kampf zwischen Herakles und dem Lowen sowie Athena auf einer schwarzfigurigen Amphora der Gruppe von London B 174 Paris Louvre F 33 um 540 v Chr Die Bilder konnen als Gegenuberstellung zweier griechischer Gegenden verstanden werden die nicht selten miteinander konkurrierten Herakles ist der Held des Peloponnes die Theseussohne reprasentieren das attisch athenische Selbstverstandnis Auf dieser Vase werden die Theseussohne erstmals in der attischen Kunst dargestellt Gerade die Szene des Aufbruchs in den Trojanischen Krieg zeigt ein wachsendes Selbstbewusstsein der Athener Die Teilnahme am sagenhaften Trojanischen Krieg ihrer Heroen hebt Athen symbolisch in eine Reihe mit den traditionsbewussten Stadtstaaten des Peloponnes darunter der vorherrschenden Macht der Zeit Sparta In Zukunft wurden die Theseussohne in der attischen Kunst Trager und Symbol des neuen Selbstbewusstseins der athenischen Aristokratie Der Kampf zwischen Herakles und dem nemeischen Lowen ist ein haufiges Motiv der schwarzfigurigen Vasenmalerei dieser Zeit 2 Fund und Restaurationsgeschichte BearbeitenNeben der kunsthistorischen Bedeutung ist das Schicksal der Vase und einzelner Vasenteile seit deren Auffindung von archaologisch historischem Interesse 3 Man fand die Vase in der etruskischen Nekropole bei Ponte dell Abbadia in der Nahe von Vulci In Athen produzierte man Vasen zu einem Grossteil fur den Export nach Etrurien wo diese nicht selten als Grabbeigaben verwendet wurden Deshalb wurden viele der Werke des Exekias in etruskischen Grabanlagen gefunden Schon bei der Auffindung in den etruskischen Grabern bei Vulci grub man seit 1828 war die Vase zerbrochen und wahrscheinlich auch nicht mehr vollstandig erhalten Die noch aufgefundenen Scherben wurden offenbar nur sehr nachlassig zusammengestellt Die Restauratoren erganzten die Vase nach heutigen Erkenntnissen zudem zum Teil fehlerhaft Wie es in der Mitte des 19 Jahrhunderts ublich war wurden fehlende Stellen zudem aufwendig ubermalt um den Eindruck eines vollstandigen Kunstwerkes zu erwecken Nach der Restaurierung kam die Vase in den Besitz des Malers Eduard Magnus Der Kauf solch kleinerer Kunstwerke war zu der Zeit Mode vor allem wenn man sich keine anderen teureren und hoher bewerteten Kunstwerke wie antike Statuen oder Schmuckstucke leisten konnte Zusammen mit anderen seiner Stucke die als Dorow Magnus sche Sammlung bezeichnet werden gelangte die Amphora nur wenig spater 1831 in das gerade neu gegrundete Museum am Lustgarten Sie stand gemeinsam mit anderen Ausstellungsstucken aus dem Bereich der Kleinkunst im Souterrain des Museums Nach dem von Konrad Levezow verfassten Sammlungskatalog von 1834 stand die Vase auf einem der an prominenter Stelle platzierten Glastische Als die Kleinkunstsammlung ins Neue Museum verlegt wurde brachte man auch die Amphora des Exekias dorthin In den 1920er Jahren musste die Vase aus heute nicht mehr nachprufbaren Grunden erneut restauriert werden Dabei wurden die Retuschen und Erganzungen der ersten Restaurierung zu einem grossen Teil entfernt Nun waren die Erganzungen von den originalen Scherben unterscheidbar Mit der kriegsbedingten Schliessung und Auslagerung der Artefakte wurde auch Berlin F 1720 in Kiste 167 im Zoobunker eingelagert 1945 kam die Kiste als Beutekunst in die Sowjetunion Im Zuge der Kunstruckgabe an die DDR kam die Vase 1958 anders als mehrere andere Stucke der Kiste 167 zuruck in die Antikensammlung Berlin die nun zweigeteilt in Ost und West Berlin untergebracht war Die Exekias Vase war eine der wenigen Vasen die ins Ostberliner Pergamonmuseum kam da der Grossteil des Vasenbestandes im Magazin eingelagert war Magazinbestande an einem anderen Ort gelagert wurden und nach dem Krieg den Grundstock der West Berliner Antikensammlung in Charlottenburg bildeten Die Amphora wurde in der standigen Ausstellung des Museums prasentiert In den 1970er Jahren fand die Archaologin Erika Kunze Gotte bei Arbeiten zu einem Band des Corpus Vasorum Antiquorum in den Staatlichen Antikensammlungen in Munchen ein zweiteiliges Fragment von dem sie vermutete dass es zur Exekias Amphora gehore In der Folgezeit begann ein reger Briefverkehr zwischen Munchen und Ostberlin Fotos und Umrisszeichnungen wurden ausgetauscht und Messungen vorgenommen Ein Silikonabguss bestatigte schliesslich die Zusammengehorigkeit der Stucke Vermutlich waren die einzelnen Scherben erst spater gefunden oder falschlicherweise nicht als zusammengehorig erkannt worden Bei der Uberlegung ob man einen Tausch vornehmen oder eine Dauerleihgabe vereinbaren sollte einigte man sich auf einen Tausch Als Austauschobjekt sollten die Antikensammlungen in Munchen einen nur ornamental bemalten schwarzfigurig polychromen Deckel aus dem Pergamonmuseum bekommen Obwohl man sich so schnell auf wissenschaftlicher Basis geeinigt hatte kam es dann zu einem erheblichen Zeitverzug da die DDR Behorden sieben Jahre brauchten um das Tauschgeschaft abzusegnen Am 7 Januar 1988 kam es schliesslich in Munchen zum Austausch der Stucke nbsp Berlin Antikensammlung F 1717 Amphora der Gruppe E ebenfalls mit der Darstellung des Kampfes von Herakles gegen den nemeischen Lowen aus derselben Zeit heute zusammen mit der Amphora F 1720 prasentiert nbsp Prasentation der Arbeiten des Exekias und der Gruppe E in Berlin bis 2010Nach der Vereinigung der Stucke musste die Vase ab 1990 erneut restauriert werden Zunachst versuchte man die alte Erganzung herauszuschneiden und das neue Fragment einzufugen Dabei wurde festgestellt dass die Fehlstelle von den fruheren Restauratoren zu klein bemessen worden war Somit musste die Vase auseinandergenommen werden Doch stellte sich dies letztlich als Glucksfall heraus So fand die Restauratorin Priska Schilling beispielsweise unter alten Ubermalungen den Buchstaben o der Beischrift I olaos Ausserdem wurde am erganzten Henkel ein noch originaler Henkelansatz gefunden Auf mehreren Scherbeninnenseiten fand man zierliche eingeritzte Inschriften wie o pais kalos der Knabe ist schon und kalos schon Es wird vermutet dass das ein Scherz eines fruheren Restaurators moglicherweise von Domenico Campanari in der ersten Halfte des 19 Jahrhunderts war 1991 war die Restaurierung der Vase abgeschlossen Heute ist die Vase im Alten Museum ausgestellt wo sie zusammen mit den Grabtafeln des Exekias und der Amphora F 1717 der Gruppe E prasentiert wird Die Amphora aus derselben Zeit zeigt ebenfalls den Kampf des Herakles mit dem nemeischen Lowen Literatur BearbeitenAdolf Furtwangler Beschreibung der Vasensammlung im Antiquarium Berlin 1885 S 265 268 Nr 1720 Digitalisat John D Beazley Attic Black figure Vase painters Clarendon Press Oxford 1956 S 143 144 Nr 1 Ursula Kastner Ein deutsch deutsches Vasenschicksal In EOS Nachrichten fur Freunde der Antike auf der Museumsinsel Berlin 9 November 1999 S VII IX Ursula Kastner Amphora des Topfers und Vasenmalers Exekias In Andreas Scholl Gertrud Platz Horster Hrsg Altes Museum Pergamonmuseum Die Antikensammlung Philipp von Zabern Mainz 2007 ISBN 978 3 8053 2449 6 S 56 57 Nr 26 E Anne Mackay Tradition and Originality A Study of Exekias British Archaeological Reports International Series 2092 Archaeopress Oxford 2010 ISBN 978 1 4073 0568 4 S 117 133 Nr 11 Taf 30 32 Heide Mommsen Berlin Antikensammlung 14 Corpus Vasorum Antiquorum Deutschland 94 C H Beck Munchen 2013 ISBN 978 3 406 65335 3 S 66 73 Taf 31 33 Farbtaf 3 Digitalisat Heide Mommsen Halsamphora In Christoph Reusser Martin Burge Hrsg Exekias hat mich gemalt und getopfert Ausstellung in der Archaologischen Sammlung der Universitat Zurich 9 November 2018 31 Marz 2019 Archaologische Sammlung der Universitat Zurich Zurich 2018 ISBN 978 3 905099 34 8 S 165 171 Nr 6 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Halsamphora Berlin F 1720 Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Bilder und Beschreibung in der Perseus Digital Library Eintrag in der Beazley Archive Pottery DatabaseAnmerkungen Bearbeiten Die Beschreibung der Vase folgt der Beschreibung von Ursula Kastner Amphora des Topfers und Vasenmalers Exekias In Andreas Scholl Gertrud Platz Horster Hrsg Altes Museum Pergamonmuseum Die Antikensammlung Philipp von Zabern Mainz 2007 ISBN 978 3 8053 2449 6 S 57 und dem Perseuskatalog Siehe Frank Brommer Herakles Die zwolf Taten des Helden in antiker Kunst und Literatur Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1972 ISBN 3 412 90572 0 S 7 11 Die Darstellung der Fundgeschichte folgt Ursula Kastner Ein deutsch deutsches Vasenschicksal In EOS Nachrichten fur Freunde der Antike auf der Museumsinsel Berlin 9 November 1999 S VII IX nbsp Dieser Artikel wurde am 10 Dezember 2007 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen 52 519444444444 13 398333333333 Koordinaten 52 31 10 N 13 23 54 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Halsamphora des Exekias Berlin F 1720 amp oldid 233536023