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Das Gottes Gnadenkraut oder Gottesgnadenkraut Gratiola officinalis kurz auch Gnadenkraut ist eine Pflanzenart innerhalb der Familie der Wegerichgewachse Plantaginaceae Sie ist von Europa bis Zentralasien verbreitet Gottes GnadenkrautGottes Gnadenkraut Gratiola officinalis SystematikEuasteriden IOrdnung Lippenblutlerartige Lamiales Familie Wegerichgewachse Plantaginaceae Tribus GratioleaeGattung Gnadenkrauter Gratiola Art Gottes GnadenkrautWissenschaftlicher NameGratiola officinalisL Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 Okologie 3 Vorkommen 4 Gefahrdung 5 Taxonomie 6 Giftigkeit 7 Heilkunde 8 Etymologie 9 Literatur 10 Einzelnachweise 11 WeblinksBeschreibung Bearbeiten nbsp Illustration nbsp Zygomorphe Blute Blick in die Blutenkrone nbsp HabitusDas Gottes Gnadenkraut wachst als ausdauernde krautige Pflanze und erreicht Wuchshohen zwischen 15 und 40 bisweilen 60 Zentimetern Sie bildet kurze Auslaufer Die aufrechte Stangel ist unten rund und oben fast vierkantig Die oberirdischen Pflanzenteile sind scheinbar kahl Die kreuzgegenstandigen und stangelumfassenden Laubblatter sind schmal lanzettlich spitz und ganzrandig oder entfernt gesagt Die hellgrunen Blattspreiten erscheinen durch eingesenkte Drusenhaare punktiert Die Blutezeit des Gottes Gnadenkrautes reicht von Juli bis August Die lang gestielten Bluten stehen einzeln in den Blattachseln Die zwittrigen Bluten sind zygomorph Die blassrosafarbenen bis weissen zuweilen rotlich geaderten Kronblatter werden 10 bis 18 Millimeter lang und sind rohrig verwachsen Die Kronrohre ist gelb und innen bartig Die Oberlippe ist behaart Die braune Kapselfrucht ist 5 Millimeter lang tropfenformig kugelig und springt vierkappig auf Die Samen sind etwa 6 bis 8 Millimeter lang Die Samenschale ist netzartig 1 Die Chromosomenzahl betragt 2n 32 2 Okologie BearbeitenDas Gottes Gnadenkraut ist ein Hemikryptophyt und vermehrt sich als Wurzelkriecher vegetativ Es bildet lockere Herden Die von einer Population besiedelte Wuchsflache umfasst meist nur wenige Quadratmeter Die generative Vermehrung Keimung und Etablierung der Pflanzen ist moglicherweise nur auf nackten Bodenstellen moglich Vermutlich ist das Gottes Gnadenkraut auf Umweltfaktoren angewiesen die eine Dominanz hoherwuchsiger Pflanzen verhindern 1 Die Bestaubung erfolgt durch Insekten die Ausbreitung der Samen uber den Wind 1 Vorkommen BearbeitenDas Gottes Gnadenkraut kommt in ganz Europa ohne Skandinavien und Grossbritannien vor Sein Verbreitungsgebiet reicht in Sudosteuropa uber den Balkan bis in die Turkei Ostwarts reicht sein Areal bis nach Zentralasien und Sibirien 3 Das Gottes Gnadenkraut besiedelt haufig gestorte Platze mit offenen Bodenstellen in Schlankseggenrieden in Rohrichten in Feuchtwiesen in Flutrasen an kiesigen Seeufern an Graben oder in periodisch trockenfallenden Teichen Die als Wechselnassezeiger geltende warmeliebende Pflanze ist salzertragend Sie besiedelt vorzugsweise staunasse gelegentlich uberschwemmte massig nahrstoffreiche kalkreiche bis arme basenreiche bis neutrale bis schwach saure Tonboden Torf oder Humus Die Art ist relativ gesellschaftsvag Sie gilt in Deutschland als schwache Kennart des Verbandes der Brenndoldenwiesen Cnidion dubii Bal Tul 1965 Sie kommt aber auch in Gesellschaften der Verbande Magnocaricion oder Agropyro Rumicion vor 4 Gefahrdung BearbeitenDas Gottes Gnadenkraut ist europaweit gefahrdet und stark im Ruckgang begriffen In Deutschland ist es nach der Bundesartenschutzverordnung BArtSchV besonders geschutzt In der Roten Liste gefahrdeter Farn und Blutenpflanzen Deutschlands ist die als stark gefahrdet Gefahrdungskategorie 2 gefuhrt 5 Auch in der Schweiz gilt sie als stark gefahrdet EN endangered 6 Die Gefahrdungsursachen sind vor allem in der fehlenden Dynamik an den naturlichen Standorten des Gottes Gnadenkrautes zu suchen Offene Bodenstellen werden kaum noch durch zum Beispiel Uberschwemmungen extensive Beweidung oder Tritt geschaffen Ferner ist die Eutrophierung durch Dungung ein wesentlicher Gefahrdungsfaktor Aber auch die Konkurrenz invasiver gebietsfremder Arten und Verdrangung durch beispielsweise Kanadische Goldrute Solidago canadensis oder Adlerfarn Pteridium aquilinum sind als Ruckgangsursachen zu nennen Taxonomie BearbeitenDer wissenschaftliche Name Gratiola officinalis wurde 1753 von Carl von Linne in Species Plantarum erstveroffentlicht 7 Giftigkeit BearbeitenDas Gottes Gnadenkraut ist in allen Teilen stark giftig und wird in der Schulmedizin nicht mehr eingesetzt 8 Hauptwirkstoffe sind das tetracyclische Triterpen Gratiogenin Gratiogeninmonoglucosid Gratiosid und 16 Hydroxygratiogenin nach alteren Angaben auch Gratiotoxin In frischen Blattern befinden sich 0 08 Cucurbitacin E und 0 02 Cucurbitacin I 8 Vergiftungserscheinungen sind Ubelkeit Speichelfluss Erbrechen Koliken blutige Durchfalle Nierenentzundung Brennen in den Harnwegen Krampfe Storung der Herztatigkeit und der Atmung In letalen Fallen erfolgt der Tod im Kollaps vielleicht durch Atemlahmung Beachtenswert ist auch die Beeintrachtigung des Sehvermogens und der Farbempfindung Ortlich reizend und zentral resorptiv erst zentral erregend dann lahmend Dem Gratiotoxin wird eine stark digitalisierende Wirkung zugeschrieben Als Nebenwirkungen dieses Giftstoffs wurden auch blutige Darmentleerungen bei Schwangeren Abort heftige Krampfe starkes Erbrechen und Storungen der Herz und Atemtatigkeit beobachtet 8 Bei Tieren sind vereinzelt Vergiftungen aufgetreten Das giftige Gratiosid wird uber die Milch ausgeschieden und dadurch sind weitere Vergiftungen moglich 8 Heilkunde BearbeitenMadaus zufolge kannten antike Arzte das Kraut nicht trotz fraglicher Zuordnung von Dioskurides Papaver spumeum Bei Valerius Cordus heisst es Limnesium bei Matthiolus und Dodonaeus Gratiola Auch andere lobten die Heilkraft gegen Odeme Jodismus und als Ersatz fur Jalape Matthiolus schildert Gratiola als abfuhrend harntreibend und wundheilend so auch von Haller fur zahen Schleim wie auch wasserige Feuchtigkeiten und Galle bei Hydrops Kachexie Ikterus Malaria Amenorrhoe Huftweh und Wurmern ahnlich Weinmann nur mit Vorsicht wegen der abfuhrenden Wirkung Osiander Hufeland auch bei Melancholie und Delirium potatorum Kostrzewski empfiehlt es zur Beruhigung Tobsuchtiger und bei venerischer Lues Clarus bei psychischen Leiden durch kranke Verdauungsorgane Wolff gab es bei Gicht Wachtel wie auch Otzolig bei Malaria Schroff zum Abfuhren Leclerc bei tuberkulosem Aszites Schulz zeigte an Gesunden Sehstorungen mit Kurz Weitsichtigkeit und Grunblindheit Skokan bestatigt die Wirkung bei Hautkrankheiten Die Autoren geben zur Verwendung Kraut oder Blatter an teils auch mit Wurzel Sammelzeit sei kurz vor der Blute Madaus sieht insgesamt Indikationen zum Abfuhren besonders von Bauchwasser in vorsichtig ansteigenden Dosen zur Vermeidung von Brechreiz bei alten Hautkrankheiten Ulcera und Gicht ferner Epilepsie und Nervenleiden mit gestorter Verdauung und Menstruation Das Herzglykosid Gratiotoxin sei mehr in den Blattern bzw alkoholischen Auszugen 9 Die Homoopathie nutzt Gratiola selten bei Nymphomanie mit Verdauungsstorung 10 Etymologie BearbeitenDer Name Gratiola wird von lateinisch Gratia Gnade abgeleitet der Heilwirkung wegen wie auch die deutsche Bezeichnung Gottesgnadenkraut Volkstumliche Namen waren Erdgalle Gallenkraut Allerheiligenkraut Purgierkraut Gichtkraut Grazede gratia dei Gnade Gottes 11 Literatur BearbeitenChristoph Kasermann Gratiola officinalis L Gnadenkraut Scrophulariaceae In Christoph Kasermann Daniel M Moser Hrsg Merkblatter Artenschutz Blutenpflanzen und Farne Bundesamt fur Umwelt Wald und Landschaft Bern 1999 S 154 155 infoflora ch PDF 727 kB Gerhard Madaus Lehrbuch der biologischen Heilmittel Band II Olms Hildesheim New York 1976 ISBN 3 487 05891 X S 1487 1492 Nachdruck der Ausgabe Leipzig 1938 online Einzelnachweise Bearbeiten a b c Henning Haeupler Thomas Muer Bildatlas der Farn und Blutenpflanzen Deutschlands Hrsg Bundesamt fur Naturschutz Die Farn und Blutenpflanzen Deutschlands Band 2 Eugen Ulmer Stuttgart Hohenheim 2000 ISBN 3 8001 3364 4 S 431 Gratiola officinalis Chromosomenzahl bei Tropicos org Missouri Botanical Garden St Louis Abgerufen am 2 Juni 2015 Gratiola im Germplasm Resources Information Network GRIN USDA ARS National Genetic Resources Program National Germplasm Resources Laboratory Beltsville Maryland Abgerufen am 17 Dezember 2017 Erich Oberdorfer Pflanzensoziologische Exkursionsflora fur Deutschland und angrenzende Gebiete Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Muller 8 stark uberarbeitete und erganzte Auflage Eugen Ulmer Stuttgart Hohenheim 2001 ISBN 3 8001 3131 5 S 833 834 Dieter Korneck Martin Schnittler I Vollmer Rote Liste der Farn und Blutenpflanzen Pteridophyta et Spermatophyta Deutschlands In Schriftenreihe fur Vegetationskunde Band 28 1996 S 21 187 Auszug als PDF 766 kB D Moser A Gygax B Baumler N Wyler R Palese Rote Liste der gefahrdeten Arten der Schweiz Farn und Blutenpflanzen Vollzug Umwelt VU Bundesamt fur Umwelt Wald und Landschaft Bern Zentrum des Datenverbundnetzes der Schweizer Flora Chambesy Conservatoire et Jardin botaniques de la Ville de Geneve Chambesy 2002 S 68 bafu admin ch PDF 1 2 MB Carl von Linne Species Plantarum Band 1 Lars Salvius Stockholm 1753 S 17 Digitalisat http vorlage digitalisat test 1 3Dhttps 3A 2F 2Fwww biodiversitylibrary org 2Fpage 2F358038 23page 2F29 2Fmode 2F1up GB 3D IA 3D MDZ 3D 0A SZ 3D doppelseitig 3D LT 3D PUR 3D a b c d Lutz Roth Max Daunderer Karl Kormann Giftpflanzen Pflanzengifte 6 uberarbeitete Auflage Nikol Hamburg 2012 ISBN 978 3 86820 009 6 S 383 384 Gerhard Madaus Lehrbuch der biologischen Heilmittel Band II Olms Hildesheim New York 1976 ISBN 3 487 05891 X S 1487 1492 Nachdruck der Ausgabe Leipzig 1938 henriettes herb com Roger Morrison Handbuch der homoopathischen Leitsymptome und Bestatigungssymptome 2 Auflage Kai Kroger Verlag Gross Wittensee 1997 ISBN 3 9801945 5 8 S 315 316 Gerhard Madaus Lehrbuch der biologischen Heilmittel Band II Olms Hildesheim New York 1976 ISBN 3 487 05891 X S 1487 Nachdruck der Ausgabe Leipzig 1938 henriettes herb com Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Gottes Gnadenkraut Gratiola officinalis Album mit Bildern Videos und Audiodateien Gratiola officinalis L Gottes Gnadenkraut FloraWeb de Gottes Gnadenkraut In BiolFlor der Datenbank biologisch okologischer Merkmale der Flora von Deutschland Gratiola officinalisL In Info Flora dem nationalen Daten und Informationszentrum der Schweizer Flora Thomas Meyer Gnadenkraut Datenblatt mit Bestimmungsschlussel und Fotos bei Flora de Flora von Deutschland alter Name der Webseite Blumen in Schwaben Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gottes Gnadenkraut amp oldid 215454155