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Gertrud Dubi Muller geboren als Anna Gertrud Muller am 29 April 1888 in Solothurn gestorben am 20 Januar 1980 ebendort heimatberechtigt in Aetingen war eine Schweizer Fotografin Kunstsammlerin und Mazenin Sie ist bekannt fur ihre Dokumentarfotos von Schweizer Kunstlern zu Beginn des 20 Jahrhunderts Ihre umfangreiche Kunstsammlung mit bedeutenden Werken der Modernen Kunst vermachte sie dem Kunstmuseum Solothurn Gertrud Muller spater Dubi Muller am Steuer ihres Pic Pic 1911 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Jugend und Ausbildung 1 2 Erste Kunstlerkontakte Beginn der Sammlertatigkeit 1 3 Die Sammlung wachst 1 4 Die Dubi Muller Stiftung 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseLeben BearbeitenJugend und Ausbildung Bearbeiten Gertrud Muller kam 1888 als jungstes Kind von Josef Adolf Muller und seiner Frau Anna Muller Haiber in Solothurn zur Welt Die Mutter starb kurz nach ihrer Geburt ihr Vater starb 1894 als sie sechs Jahre alt war Er hatte die Schrauben und Drehteilefabrik Muller amp Cie spater Sphinxwerke Muller amp Cie begrundet die wesentlich zum Wohlstand der Familie beitrug Bereits vor der Geburt von Gertrud Muller starben zwei ihrer Bruder im Kindesalter 1 Das Erwachsenenalter erreichten die Geschwister Emma Anna Margaritha Muller Margaritha Anna Muller und Josef Oscar Muller Nach dem Tod der Eltern wurden die noch minderjahrigen Kinder von einer deutschen Erzieherin aufgezogen Gertrud Muller besuchte zunachst die Primar und die Sekundarschule in Solothurn und wechselte danach fur zwei Jahre auf das Internat Tannegg 1905 und 1906 folgten Sprachaufenthalte in Genf und London Sie war zeitlebens eine sportliche Frau die Pferde ritt Ski fuhr im Gebirge kletterte und Schlittschuh lief Als selbstbewusste Frau kaufte sie 1911 in Genf ein Auto der Marke Pic Pic und steuerte es selbst In ihrer Heimatstadt Solothurn war sie die erste Frau die ein Auto fuhr 2 Erste Kunstlerkontakte Beginn der Sammlertatigkeit Bearbeiten nbsp Ferdinand Hodler Portrat Gertrud Muller Ganzfigur 1911Gertrud Muller und ihre erwachsenen Geschwister interessierten sich fur Kunst und legten jeweils eine eigene Sammlung an Vorbild fur die Sammler war der Solothurner Unternehmer Oscar Miller der in der Schweiz als einer der Ersten moderne Kunstwerke zusammentrug und zu den Mitbegrundern des Museums der Kunst und Wissenschaften gehorte aus dem das heutige Kunstmuseum Solothurn hervorging Die erst 14 jahrige Gertrud Muller nahm 1902 an der Eroffnung des Museums teil und lernte bei dieser Gelegenheit die Maler Cuno Amiet und Ferdinand Hodler personlich kennen Sie besuchte den aus Solothurn stammenden Amiet 1904 in seinem Haus in Oschwand und erhielt von ihm Malunterricht Um das Jahr 1906 begann Gertrud Muller zu fotografieren Zusammen mit ihrem Bruder Josef besuchte sie 1907 den Maler Giovanni Giacometti in Stampa und fertigte Portrataufnahmen von ihm und seiner Familie an Bei dieser Gelegenheit erwarb sie zwei Aquarelle des Malers Uber Cuno Amiet lernte Gertrud Muller das Werk des Niederlanders Vincent van Gogh zu schatzen dem 1907 eine Ausstellung in Zurich gewidmet war Gemeinsam mit ihrem Bruder Josef reiste sie 1908 nach Munchen und besuchte dort eine Van Gogh Ausstellung in der Galerie Thannhauser Anschliessend fuhren sie weiter nach Wien wo Gertrud Muller durch Vermittlung von Carl Moll in der Galerie Miethke Van Goghs Gemalde Der Irrenwarter von Saint Remy erwarb 3 Es war ihr erster bedeutender Kunstankauf Sie gehorte damit zu den fruhesten Sammlern der Werke van Goghs im deutschsprachigen Raum Spater reiste sie nach Saint Remy de Provence und sprach mit den Anstaltsmitarbeitern da sie sich fur van Goghs dortigen Aufenthalt interessierte und mehr uber die Person des portratierten Charles Elzeard Trabuc 1830 1896 erfahren wollte 4 In das Jahr 1908 fallen zudem der Ankauf von drei Gemalden von Albert Trachsel und der Erwerb des Gipsreliefs Sitzender weiblicher Akt von Aristide Maillol das sie bei einem Besuch beim Kunstler erstand Cuno Amiet malte im selben Jahr Gertrud Mullers Portrat Der violette Hut und schenkte es ihr Mit ihrer Schwester Margaritha auch Margrit Marguerite Kottmann Muller besuchte sie 1909 Ferdinand Hodler in seinem Atelier in Genf Sie kaufte direkt vom Kunstler das Gemalde Sitzende junge Frau im Garten ihr erstes Hodler Bild dem weitere folgen sollten Bei einem weiteren Besuch in Genf malte Hodler 1911 das Portrat Gertrud Muller als Ganzfigur im rosa Kleid Hodler schuf in der Folgezeit 16 weitere Portrats von Gertrud Muller Beide verband eine enge Freundschaft die bis zu Hodlers Tod 1918 andauerte Durch Hodler lernte sie weitere Schweizer Kunstler wie Hans Berger Rodo von Niederhausern und Albert Trachsel kennen Zusammen mit den Malern Amiet Hodler und Giovanni Giacometti reiste sie 1911 nach Rom und besuchte die Kunstausstellung Esposizione internazionale im Palazzo delle Belle Arti Eine freundschaftliche Beziehung bestand zudem mit dem Maler Ernst Morgenthaler Daruber hinaus besass die Sammlerin eine Werkgruppe von Alice Bailly 5 Die Sammlung wachst Bearbeiten Zwar dominierten Werke von Schweizer Kunstlern die Sammlung von Gertrud Muller doch es gab auch immer wieder einzelne Ankaufe von Arbeiten auslandischer vor allem franzosischer Kunstler So erwarb die Sammlerin 1912 von dem Pariser Kunsthandler Ambroise Vollard das Gemalde Drei Totenschadel auf einem Orientteppich von Paul Cezanne 1913 reiste sie nach Berlin wo der Bildhauer Fritz Klimsch ein ganzfiguriges Portrat von Gertrud Muller schuf Bei dieser Reise lernte sie auch den Berliner Maler Max Liebermann kennen von dem sie drei Jahre spater die Gemalde Selbstbildnis mit Staffelei Jager mit Meute und Gartenterrasse in Wannsee erwarb Zu ihren Freunden gehorte ab 1915 der spatere Literaturnobelpreistrager Carl Spitteler den sie ebenfalls fotografierte und mit dem sie gemeinsame Reisen unternahm 1918 besuchte Gertrud Muller den bereits schwer erkrankten Ferdinand Hodler Sie unternahm mit ihm am 18 Mai einen Ausflug nach Cologny am Genfersee Einen Tag spater starb Hodler und sie fotografierte ihn auf dem Totenbett Im Alter von 33 Jahren heiratete Gertrud Muller den Solothurner Rechtsanwalt Otto Dubi der als Direktor die familieneigenen Sphinxwerke Muller amp Cie leitete Sie fuhrte fortan den Allianznamen Dubi Muller Ihr Mann unterstutzte ihre Sammlertatigkeit und schenkte ihr vermutlich zur Verlobung das Gemalde Goldfische an meine Kritiker von Gustav Klimt Ein wichtiger Ratgeber beim Aufbau der Kunstsammlung war ihr Bruder Josef Muller Er hatte seine Tatigkeit im Familienunternehmen aufgegeben um sich ganz der Kunst zu widmen Hierbei wirkte er nicht nur als Sammler sondern war selbst als Maler tatig und lebte von 1922 bis 1942 als Kunstler in Paris Mit ihm hatte sie bereits vor dem Ersten Weltkrieg die franzosische Hauptstadt besucht und bei der Gelegenheit den Dichter Rainer Maria Rilke getroffen 1919 empfahl Josef Muller seiner Schwester Gertrud den Kauf des Bildes Odalisque von Henri Matisse Im selben Jahr kaufte sie daruber hinaus in der Kunsthandlung Bernheim Jeune von Edgar Degas das Pastell Beim Verlassen des Bades Gertrud Dubi Muller hielt mit ihrem Bruder wahrend seiner Pariser Jahre engen Briefkontakt Unter seinem Einfluss stand moglicherweise auch der Ankauf von drei Gemalden die Gertrud Dubi Muller Mitte der 1920er Jahre erwarb Neben La table et le fauteuil von Juan Gris gehorten hierzu weitere Stillleben von Georges Braque und Pablo Picasso Gertrud Dubi Muller lieh immer wieder Bilder zu Ausstellungen aus Auf Bitten von Cuno Amiet schickte sie drei seiner Gemalde Apfelpfluckende Frau Mineli und Landschaft mit Hund 1931 zu einer Ausstellung nach Munchen Diese Bilder wurden beim Brand des Munchner Glaspalastes zerstort Ein Jahr spater wurde Gertrud Dubi Muller Mitglied der Kunstkommission Solothurn in der sie sich fur den Ankauf von moderner Kunst fur das Kunstmuseum der Stadt einsetzte Dieses Amt hatte sie bis 1942 inne als ihr in die Schweiz zuruckgekehrter Bruder diese Aufgabe ubernahm Zu den letzten bedeutenden Ankaufen fur ihre Sammlung gehorten 1939 drei Gemalde von Cuno Amiet darunter das Bild Chrysanthemen das sich zuvor im Jenaer Kunstverein befunden hatte und uber die Luzerner Galerie Fischer in ihren Besitz kam Ihre Sammlung fand 1941 in der von William Dunkel entworfenen neuen Villa in der Solothurner Fegetzallee ein neues Zuhause Die Dubi Muller Stiftung Bearbeiten Gertrud Dubi Muller und ihr Mann Otto hatten keine Kinder Beide legten 1964 fest dass ihr Kunstbesitz fur die Offentlichkeit erhalten werden sollte und richteten hierzu die Dubi Muller Stiftung ein Otto Dubi starb 1966 Gertrud Dubi Muller lebte bis zu ihrem Tod 1980 umgeben von der Kunstsammlung in ihrem Haus Danach gelangte die 190 Werke umfassende Sammlung der Dubi Muller Stiftung ins Kunstmuseum Solothurn Charakteristisch fur die Sammlung ist ihre Ausrichtung auf zeitgenossische gegenstandliche Kunst Neben einzelnen Werken von Degas Cezanne Gris Braque Picasso und Klimt gehoren zur Stiftung weitere Bilder auslandischer Kunstler wie Notre Dame de Paris von Matisse und Christus unter den Soldaten sowie zwei Frauenbildnisse von Georges Rouault Den Grossteil der Sammlung bilden Werke von Schweizer Kunstlern Allein 33 Werke stammen von Hans Berger grossere Werkgruppen gibt es zudem von Ernst Morgenthaler und Ferdinand Hodler Zur Gruppe der Werke von Cuno Amiet gehoren sein bedeutendes Bild Der gelbe Hugel und mehrere Portrats von Gertrud Muller darunter ein Bildnis als Reiterin Weitere in der Sammlung vertretene Schweizer Kunstler sind Rene Auberjonois und Maurice Barraud Hinzu kommen von Felix Vallotton die Gemalde Interieur Esszimmertisch mit Blumenstrauss Flut bei Houlgate und Rote Pfefferfruchte auf rundem weisslackiertem Tisch sowie von Rodo die Skulptur Der Tanz Der fotografische Nachlass von Gertrud Dubi Muller wird in der Fotostiftung Schweiz in Winterthur aufbewahrt Josef Muller folgte 1969 dem Beispiel seiner Schwester Gertrud und uberfuhrte 55 Werke seiner Sammlung in die Josef Muller Stiftung Nach seinem Tod 1977 gelangten diese Werke ebenfalls ins Kunstmuseum Solothurn nbsp Edgar Degas Beim Verlassen des Bades nbsp Vincent van Gogh Irrenwarter von Saint Remy nbsp Paul Cezanne Drei Totenschadel auf einem Orientteppich nbsp Gustav Klimt Goldfische an meine Kritiker nbsp Albert Trachsel L Ile des arbres en fleurs nbsp Felix Vallotton Interieur Esszimmertisch mit BlumenstraussLiteratur BearbeitenMonique Barbier Mueller Casar Menz Gertrud Dubi Muller Sammlerin Fotografin Mazenin Verlag Neue Zurcher Zeitung Zurich 2016 ISBN 3 03810 139 7 Walter Binder Andre Kamber Schweizerische Stiftung fur die Photographie Kunstmuseum Solothurn Hrsg Gertrud Dubi Muller Dokumentarphotographien Vogt Schild Solothurn 1984 ISBN 3 85962 071 1 Hansjakob Diggelmann Dubi Muller Stiftung Josef Muller Stiftung Kunstmuseum Solothurn Solothurn 1981 Andre Kamber Dubi Muller Gertrud In Historisches Lexikon der Schweiz Andre Kamber Privates Sammeln offentliche Wirkung Das Beispiel Solothurn in Die Kunst zu sammeln Schweizer Kunstsammlungen seit 1848 Schweizerisches Institut fur Kunstwissenschaft Zurich 1998 ISBN 3 908184 87 8 Weblinks BearbeitenPublikationen von und uber Gertrud Dubi Muller im Katalog Helveticat der Schweizerischen Nationalbibliothek Informationen zur Dubi Muller Stiftung auf der Internetseite des Kunstmuseums Solothurn Einzelnachweise Bearbeiten Die beiden Bruder waren Oskar Josef Muller 1878 1881 und Josef Robert Muller 1882 1886 Siehe zum Stammbaum der Familie in Monique Barbier Mueller Casar Menz Gertrud Dubi Muller Sammlerin Fotografin Mazenin S 171 Monique Barbier Mueller Casar Menz Gertrud Dubi Muller Sammlerin Fotografin Mazenin S 126 Der Ankauf des Van Gogh Gemaldes wird falschlicherweise gelegentlich beispielsweise im Historischen Lexikon der Schweiz bereits auf 1907 datiert Zum Ankauf siehe in Monique Barbier Mueller Casar Menz Gertrud Dubi Muller Sammlerin Fotografin Mazenin S 74 75 118 119 170 Monique Barbier Mueller Casar Menz Gertrud Dubi Muller Sammlerin Fotografin Mazenin S 74 75 Andre Kamber Privates Sammeln offentliche Wirkung Das Beispiel Solothurn S 93 Normdaten Person GND 118812483 lobid OGND AKS LCCN n84155078 VIAF 64804011 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Dubi Muller GertrudALTERNATIVNAMEN Muller Anna GertrudKURZBESCHREIBUNG Schweizer Fotografin Kunstsammlerin und MazeninGEBURTSDATUM 29 April 1888GEBURTSORT SolothurnSTERBEDATUM 20 Januar 1980STERBEORT Solothurn Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gertrud Dubi Muller amp oldid 238837536