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Gerpla ist ein Roman des islandischen Schriftstellers Halldor Laxness Die deutsche Ubersetzung tragt den Titel Die glucklichen Krieger Die Saga Pastiche ist nach Die Islandglocke der zweite historische Roman Laxness und erschien 1952 drei Jahre bevor er den Literatur Nobelpreis erhielt Inhaltsverzeichnis 1 Entstehungsbedingungen 2 Inhalt 3 Stoff und Motive 4 Stil 5 Ausgaben und Deutsche Ubersetzung 6 Literatur 7 EinzelnachweiseEntstehungsbedingungen BearbeitenLaxness begann die Arbeit an seinem Roman Gerpla unmittelbar nach Beendigung von Atomstation im Herbst 1948 Beide Romane stehen unter dem unmittelbaren Eindruck des Zweiten Weltkriegs Inhalt BearbeitenDie beiden Schwurbruder Thorgeir und Thormod THorgeirr und THormodr stehen im Mittelpunkt der Erzahlung deren weitere Protagonisten historische Personen sind darunter Olaf der Dicke der spater Olaf der Heilige genannt werden wird der Vagantenbischof Grimkel der Skalde Sigvat Tordsson Knut der Grosse und der englische Konig AEthelred Die Handlung ist damit Anfang des 11 Jahrhunderts einzuordnen und endet mit der Schlacht von Stiklestad in der sowohl Konig Olaf als auch Thormod den Tod finden Der Kampe Thorgeir und der Skalde Thormod gehen in ihrer Jugend eine Schwurbruderschaft mit der Verpflichtung zur Blutrache uber den Tod hinaus ein Beide verfallen dem literarischen Mythos eines Heldenideals das in krassem Gegensatz zur armseligen bauerlichen Umgebung und ebenso zu den von Habgier und Brutalitat gepragten Raubzugen der Wikinger steht Thorgeir und Thormod interpretieren die Realitat konsequent um So rechtfertigen sie ihre Arbeitsscheu damit dass in den Sagas nirgendwo daruber berichtet werde dass Helden arbeiteten Eine Zeitlang pressen die beiden den Bauern der Hornstrande dem armsten Landstrich Islands das wenige ab das diese zum Lebensunterhalt besitzen Vergeblich verfolgen sie den grossten Helden dieser Region Butraldi in Wahrheit nur ein gewalttatiger Landstreicher um sich mit ihm im Kampf zu messen Als sich die beiden trennen geht Thorgeir ins Ausland um im Gefolge eines grossen Konigs Ruhm zu gewinnen wahrend der Dichter Thormod ein gluckliches Leben als reicher Bauer und Familienvater fuhrt Thorgeir nimmt an Raubzugen der Wikinger in England und Frankreich teil Er gehort der Mannschaft Olafs des Dicken an eines unbedeutenden Seekonigs der sich unter den Normannen dadurch einige Wertschatzung verdient hat dass er Folterungen und Verstummelungen mit chirurgischer Prazision vornimmt Nachdem ein Verrat Olafs misslingt segelt er nach Norwegen und erringt dort die Konigswurde Spater wird Thorgeir auf einer Mission in Island auf denkbar unehrenhafte Weise von dem Landstreicher Butraldi im Schlaf erschlagen aus dem schlichten Grund dass er gunstig fur einen Totschlag liegt Der von den Frauen geliebte Dichter Kampe Thormod ist von komplizierterer Natur als sein Schwurbruder Als der verwesende Schadel Thorgeirs als Neidpfahl auf seinem Hof aufgestellt wird verlasst er Frau Kinder und Hof um seine Verpflichtung zu erfullen den Schwurbruder zu rachen und ihn vor seinem Dienstherrn Konig Olaf in einem Preislied zu besingen Die Suche nach den Mordern Thorgeirs fuhrt Thormod bis zu den nordischen Siedlungen auf Gronland und daruber hinaus zu den Skraelingern den Eskimos ohne Butraldi auch nur nahezukommen Kahl und ohne Zahne auf beiden Beinen lahm mit erfrorenen Gliedern und in Lumpen gekleidet erreicht er schliesslich Norwegen und das aus Bettlern bestehende Heer des inzwischen aus dem Lande verjagten Olaf Als dieser das Preislied horen mochte um seine Angst vor der Schlacht zu vertreiben kann sich Thormod nicht mehr auf seine Dichtung besinnen Beide kommen wenige Stunden spater ums Leben Stoff und Motive BearbeitenDer Erzahler beruft sich ausdrucklich auf zwei hochmittelalterliche Islandersagas die Grosse Schwurbrudersaga Fostbrœdra saga und das Konigsbuch Heimskringla Snorri Sturlusons und bezieht weitere Sagas sowie mittelalterliche Geschichtswerke ein Auch wenn der Stil altnordischen Dichtungen entlehnt ist und Laxness Ereignisse aus der islandischen und norwegischen Geschichte nacherzahlt so gibt es doch zahlreiche Bezuge zur Zeitgeschichte Der krasse Kontrast zwischen den Ehrbegriffen und den primitiven Gewalttaten der Krieger weckt Assoziationen zum Zweiten Weltkrieg der bei Beginn der Arbeiten an Gerpla erst drei Jahre zurucklag Die Schilderung der unansehnlichen rachitischen Wikinger ist einerseits als Sagakritik andererseits als Kritik an der Rassenideologie der Nationalsozialisten zu verstehen 1 Auch die Verschlagenheit und Feigheit der Fuhrer sowie die demagogische Redekunst Olafs des Dicken verweisen auf die NS Propaganda 1 Stil BearbeitenDer Stil Halldor Laxness orientiert sich an dem der mittelalterlichen Sagas Bereits der Titel Gerpla ist eine Neuschopfung die unmittelbar an die Tradition der Kurztitel altislandischer Sagas wie Grettla fur Grettis saga oder Egla fur Egils saga anknupft Das Ausgangswort des Titels ist garpur der Held Scheinbare Authentizitat gewinnt der Erzahler durch die Verwendung altislandischer Sprachformen aus dem 13 Jahrhundert die in Island noch unmittelbar verstanden werden So sehr sich der Roman formal an den mittelalterlichen Werken orientiert verkehrt Laxness die Heldensagen inhaltlich in eine Anti Saga deren Heldentum sich in blutrunstiger Mord und Raublust sowie hemmungsloser Gier nach Geld und Macht erschopft Gerpla ist weniger eine Parodie als eine Pastiche da jeder komische oder polemische Ton fehlt Stattdessen wird der Heldenmythos durch eine trockene Beschreibung des Geschehens entlarvt und Gewalt Habgier und Armseligkeit als selbstverstandlich dargestellt Die Verherrlichung der Heldenpose durch die Skaldendichtung erscheint unter diesen Voraussetzungen als zynische Luge Ausgaben und Deutsche Ubersetzung BearbeitenDie erste islandische Ausgabe erschien 1952 2 1977 verlegte der Ost Berliner Aufbau Verlag erstmals eine von Bruno Kress ins Deutsche ubertragen Ubersetzung 3 Diese Ubersetzung lag auch der Ausgabe zugrunde die von Hubert Seelow uberarbeitet und mit einem Nachwort versehen unter dem Titel Die glucklichen Krieger 1991 im Steidl Verlag erschien 4 Literatur BearbeitenWilhelm Friese Halldor Laxness die Romane Eine Einfuhrung Helbing amp Lichtenhahn Basel 1995 ISBN 3 7190 1376 6 Halldor Gudmundsson Halldor Laxness Eine Biographie btb Munchen 2007 ISBN 3 442 75142 X Halldor Gudmundsson Halldor Laxness Leben und Werk Steidl Gottingen 2004 ISBN 3 88243 997 1 Hubert Seelow Nachwort In Halldor Laxness Die glucklichen Krieger dtv Munchen 1996 ISBN 3 88243 996 3 S 351 355 Einzelnachweise Bearbeiten a b Seelow S 353 Halldor Kiljan Laxness Gerpla Helgafell Reykjavik 1952 Halldor Laxness Gerpla Eine Heldensage Aufbau Verlag Berlin 1977 Halldor Laxness Die glucklichen Krieger Steidl Gottingen 2004 ISBN 3 88243 996 3 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gerpla amp oldid 238766216