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Gaindatherium ist ein ausgestorbener Nashornvertreter der vor 20 bis 5 Millionen Jahren im Mittleren und Oberen Miozan vor allem in Sudasien lebte Es stellt die Vorgangerform der heute lebenden Gattung Rhinoceros dar die das sudasiatische Panzernashorn Rhinoceros unicornis und das sudostasiatische Java Nashorn Rhinoceros sondaicus einschliesst Charakteristisch fur Gaindatherium war der langschmale Schadel mit verlangerter Schnauze und das singulare Horn auf dem Nasenbein GaindatheriumZeitliches AuftretenUnteres bis Oberes Miozan20 bis 5 333 Mio JahreFundorteSudasien Siwaliks Sudostasien Ostasien VorderasienSystematikHohere Saugetiere Eutheria LaurasiatheriaUnpaarhufer Perissodactyla RhinocerotoideaNashorner Rhinocerotidae GaindatheriumWissenschaftlicher NameGaindatheriumColbert 1934 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Fossilfunde 3 Systematik 4 EinzelnachweiseMerkmale BearbeitenGaindatherium war ein mittelgrosses Nashorn welches etwas kleiner als das heutige Java Nashorn Rhinoceros sondaicus war es ist aber weitgehend nur uber Schadelfunde und Zahnreste bekannt Der Schadel wurde 52 cm lang und besass einen keilformigen Umriss Er war in der Seitenansicht relativ flach und besass wie sein naher Verwandter Rhinoceros eine deutlich eingesattelte Stirnlinie Das Hinterhauptsbein war rechteckig gestaltet und glich somit dem heutigen Java Nashorn das etwas modernere Panzernashorn Rhinoceros unicornis dagegen hatte ein eher stumpfwinkliges Hinterhauptsbein Das Rostrum war deutlich weiter ausgedehnt als bei den heutigen Vertretern der Gattung Rhinoceros Dadurch lag die Orbita relativ zentral im Schadel oberhalb des ersten Molaren und nicht wie bei Rhinoceros oberhalb des letzten Pramolaren Das Nasenbein zeigte eine nur leicht geschwungene Form am vorderen Ende befanden sich aufgeraute Oberflachenstrukturen die die Lage des einzigen Hornes anzeigten Der Naseninnenraum oberhalb des Zwischenkieferknochens reichte bis zum vordersten Pramolaren Ebenfalls charakteristisch waren die Verschmelzungen der kleinen Knochenzapfen die sich unterhalb des Gehorganges befanden 1 2 Der Unterkiefer ist nur teilweise uberliefert und besass eine vorn aufwarts gerichtete Symphyse Im Oberkiefer sassen zwei Schneidezahne ein relativ urtumliches Merkmal bei den modernen Nashornern allerdings waren die ausseren deutlich verkleinert und im Prozess der Reduktion Auch im Unterkiefer sassen zwei Schneidezahne die ausseren I2 waren dabei konisch geformt mit einer Lange von 4 cm deutlich vergrossert und typisch fur Nashorner nach vorn gerichtet so dass kleine Stosszahne entstanden Zur hinteren Bezahnung bestand ein Diastema Die obere Backenzahnreihe bestand aus vier Pramolaren und drei Molaren der erste Pramolar war aber extrem klein Im Unterkiefer fehlte der vorderste Pramolar Alle Backenzahne waren deutlich niederkronig brachyodont die Pramolaren markant molarisiert und besassen wie die Molaren gefalteten Zahnschmelz 1 Fossilfunde BearbeitenFunde von Gaindatherium sind vorwiegend aus Sudasien bekannt umfassen haufig aber nur Schadel und Gebissreste Bedeutende Fossilien stammen aus der dem Mittleren Miozan angehorenden Chinji Formation der unteren Siwaliks in Pakistan welche sich weitgehend aus grau gefarbten sandigen Flussablagerungen zusammensetzt Hierzu zahlt ein vollstandiger Schadel nahe Chinji Distrikt Attock in der Provinz Punjab der 1934 zur Erstbeschreibung der Gattung diente 1 Auch in jungerer Zeit kamen in der Gesteinsformation zahlreiche Funde dieses Nashornvertreters zu Tage meist in Form von Zahnfunden oder Fragmenten des Unterkiefers so unter anderem in der Fossilfundstelle Dhok Bun Ameer Khatoon Distrikt Chakwal der gleichen Provinz Vergesellschaftet sind diese unter anderem mit dem gewaltigen Nashorn Brachypotherium einem der grossten bekannten Vertreter dieser Unpaarhufergruppe uberhaupt aber auch mit fruhen Giraffen 3 Ein vergleichbares Fundspektrum stammt aus Lava nahe Rawalpindi ebenfalls Punjab 4 Jungere Funde die dem Oberen Miozan angehoren konnen in die Nagri Formation der mittleren Siwaliks verwiesen werden 5 Ausserhalb Sudasiens sind Fossilien aus dem Mae Moh Becken im nordlichen Thailand bekannt die ebenfalls dem Mittleren Miozan angehoren 6 Weitere Zahnfunde wurden aus Hanzhong in der chinesischen Provinz Shaanxi berichtet Diese entstammen Flussablagerungen sind aber mit einer Datierung in das Pliozan relativ jung 7 Einzelne Langknochen aus dem Unteren Miozan der Negev die zu Gaindatherium gestellt werden erweitern das ehemalige Vorkommen erheblich nach Westen 8 Systematik BearbeitenNahere Verwandtschaft von Gaindatherium innerhalb der eurasischen Nashorner basierend auf anatomischen Untersuchungen nach Pandolfi 2023 9 Rhinocerotinae Gaindatherium Lartetotherium Nesorhinus Rhinoceros Dicerorhinus Dihoplus Coelodonta Stephanorhinus Pliorhinus Vorlage Klade Wartung StyleDie Gattung Gaindatherium gehort zur Familie der Nashorner und wird innerhalb dieser zur Unterfamilie Rhinocerotinae gestellt der auch alle heute lebenden Nashorner angehoren Gemeinsam mit Rhinoceros und dem ebenfalls ausgestorbenen Punjabitherium bildet es die Untertribus Rhinocerotina und ist somit ein naher Verwandter des heutigen Panzer Rhinoceros unicornis und des Java Nashorns Rhinoceros sondaicus welche beide in ihrem Bestand gefahrdet sind Gemeinsame Merkmale aller Rhinocerotina sind die verwachsenen Knochenzapfen unterhalb des Gehorganges und ein deutlich gesattelter Verlauf des Oberschadels Im Gegensatz zum riesenhaften Punjabitherium dass mit zwei Hornern einem langer ausgebildeten vorderen Schnauzenbereich sowie hochkronigeren Backenzahnen ein wohl spezialisierter Seitenzweig war der vor rund 10 Millionen Jahren entstand konnte Gaindatherium der direkte Vorfahre der heutigen einhornigen Nashorner Asiens gewesen sein 10 Die deutliche basale Stellung von Gaindatherium innerhalb der Rhinocerotina zeichnet sich in einigen Merkmalen der Schneidezahne vor allem des unteren I2 und der Backenzahne ab wodurch noch Verbindungen zu Lartetotherium und damit zu den Dicerorhinina bestehen der Linie die zum heutigen stark gefahrdeten Sumatra Nashorn Dicerorhinus sumatrensis fuhrte 11 5 Folgende Arten von Gaindatherium sind heute anerkannt G browni Colbert 1934 G vidali Heissig 1972 Ursprunglich war mit G Iberotherium rexmanueli von Miguel Telles Antunes und Leonard Ginsburg 1983 eine weitere Art eingefuhrt worden deren Beschreibung auf ein Oberkieferfragment aus Quinta das Pedreiras nordlich von Lissabon basierte und die auf das westliche Eurasien beschrankt gewesen sein sollte Einen weiteren Fundpunkt stellte Beaugency im Tal der Loire dar das angegebene Alter beider Fundorte aus dem fruhen Mittelmiozan vor rund 17 Millionen Jahren ubertraf die Funde aus Sudeuropa geringfugig 12 13 Anhand neuerer Untersuchungen konnten wesentliche Unterschiede herausgearbeitet werden weshalb diese Form nun unter ihrem ursprunglichen Untergattungsnamen Iberotherium gefuhrt wird 14 15 Den Namen Gaindatherium fuhrte erstmals Edwin Harris Colbert im Jahr 1934 anhand eines nahezu vollstandigen Schadels aus der Chinji Formation in den Siwaliks im heutigen Pakistan ein Dieser Schadel umfasst auch das Holotyp Exemplar Exemplarnummer AMNH 19409 Colbert erkannte im Schadel die nahe Verwandtschaft zur Gattung Rhinoceros als deren Vorfahr er Gaindatherium sah Kurt Heissig setzte 1972 Gaindatherium auf das Niveau einer Untergattung zu Rhinoceros was aber weitgehend nicht akzeptiert wird 16 Der Begriff Gaindatherium leitet sich vom Hindi Wort gainda ab welches ubersetzt Nashorn heisst und lokal auch fur das Panzernashorn verwendet wird wahrend therium wiederum die latinisierte Version des griechischen Wortes 8hrion therion ist und Tier bedeutet 1 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d Edwin H Colbert A new rhinoceros from the Siwalik beds of India American Museum Novitates 749 1934 S 1 13 Edwin H Colbert Siwalik mammals in the American Museum of Natural History Transactions of the American Philosophical Society NS 26 1935 S 1 401 177 214 Khizar Samiullah Muhammad Akhtar Muhammad A Khan and Abdul Ghaffar Fossil mammals rhinocerotids giraffids bovids from the miocene rocks of Dhok Bun Ameer Khatoon District Chakwal Punjab Pakistan International Journal of Research in Engineering IT and Social Sciences 2 8 2012 S 124 178 Muhammad Akbar Khan Muhammad Abdul Majid Khan Akhtar Abdul Ghaffar Mehboob Iqbal und Khizar Samiullah New Fossil Locality in the Middle Miocene of Lava from the Chinji Formation of the Lower Siwaliks Pakistan Pakistan Journal of Zoology 43 1 2011 S 61 72 a b Abdul Majid Khan Taxonomy and distribution of rhinoceroses from the Siwalik Hills of Pakistan Department of Zoology University of the Punjab Lahore 2009 Thanuchai Silaratana Benjavun Ratanasthien Katsumi Takayasu William S Fyfe Pongpor Asnachinda Wittaya Kandharosa und Minoru Kusakabe Sulfur Isotopic Implication of Middle Miocene Marine Incursion in Northern Thailand ScienceAsia 30 2004 S 43 58 Yingjun Tang und Guanfu Zong Fossil Mammals from the Pliocene of the Hanzhong Region Shaanxi Province and their Stratigraphic Significance Vertebrata Palasiatica 25 3 1987 S 222 235 Luca Pandolfi Ran Calvo Ari Grossman und Rivka Rabinovich Rhinocerotidae from the early Miocene of the Negev Israel and implications for the dispersal of early Neogene rhinoceroses Journal of Paleontology 2021 doi 10 1017 jpa 2021 64 Luca Pandolfi Reassessing the phylogeny of Quaternary Eurasian Rhinocerotidae Journal of Quaternary Science 2023 doi 10 1002 jqs 3496 Colin P Groves Die Nashorner Stammesgeschichte und Verwandtschaft In Anonymus Hrsg Die Nashorner Begegnung mit urzeitlichen Kolossen Furth 1997 ISBN 3 930831 06 6 S 14 32 Esperanza Cerdeno Cladistic analysis of the family Rhinocerotidae Perissodactyla American Museum Novitates 3143 1995 S 1 25 Miguel Telles Antunes und Leonard Ginsburg Les Rhinocerotides du Miocene de Lisbonne Systematique ecologie paleobiogeographie valeur stratigraphique Ciencias da Terra 7 1983 S 17 97 Pierre Olivier Antoine Christian Bulot und Leonard Ginsburg Les rhinocerotides Mammalia Perissodactyla de l Orleanien des bassins de la Garonne et de la Loire France interet biostratigraphique Earth and Planetary Sciences 330 2000 S 571 576 Miguel Telles Antunes und Leonard Ginsburg Les Perissodactyles Mammalia du Miocene de Lisbonne Ciencias da Terra 14 2000 S 349 354 Miguel Telles Antunes Ausenda C Balbino und Leonard Ginsburg Ichnological evidence of a miocene rhinoceros bitten by a bear dog Amphicyon giganteus Annales de Paleontologie 92 2006 S 31 39 Colin P Groves Phylogeny of the living species of rhinoceros Zeitschrift fur Zoologische Systematik und Evolutionsforschung 21 4 1983 S 293 313 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gaindatherium amp oldid 231580195