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Gunther Schilling 16 August 1930 in Leipzig 8 August 2018 1 war ein deutscher Agrikulturchemiker auf dem Gebiet der Physiologie und Ernahrung der Kulturpflanzen Er hat massgeblich dazu beigetragen die Pflanzenernahrungslehre auf eine biochemisch physiologische Grundlage zu stellen Gunther Schilling 2008 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Forschung und Lehre 3 Ehrungen 4 Publikationen 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben BearbeitenGunther Schilling Sohn eines Juristen besuchte ein humanistisches Gymnasium in Dresden begann 1945 eine landwirtschaftliche Lehre und legte 1947 die Prufung zum Landwirtschaftsgehilfen ab Anschliessend besuchte er die landwirtschaftliche Fachschule in Eisenach und erwarb dort 1951 die Hochschulreife Im gleichen Jahr begann er an der Friedrich Schiller Universitat Jena das Studium der Landwirtschaftswissenschaften das er 1954 mit der Prufung zum Diplomlandwirt abschloss Es folgte ein zweijahriges Erganzungstudium im Fach Chemie an der Friedrich Schiller Universitat Jena Parallel dazu arbeitete Schilling seit 1955 unter der Agide von Gerhard Michael im Landwirtschaftlich Chemischen Institut der Friedrich Schiller Universitat Jena an einer Dissertation mit der er 1957 zum Dr agr promoviert wurde 2 Er erhielt eine Anstellung als wissenschaftlicher Assistent an diesem Institut absolvierte 1958 ein dreimonatiges Zusatzstudium Radiochemie in Moskau und erforschte vor dem Hintergrund der Atomwaffentests das Verhalten von radioaktivem Strontium in der Pflanze Mit den Ergebnissen dieser Arbeit habilitierte er sich 1960 an der Friedrich Schiller Universitat Jena und erhielt die Venia legendi fur das Fachgebiet Agrikulturchemie 3 Noch im gleichen Jahr ubernahm er kommissarisch die Leitung des Landwirtschaftlich Chemischen Instituts an dieser Universitat 1961 erfolgte seine Berufung zum Professor fur Pflanzenernahrung und Bodenkunde sowie gleichzeitig die Ernennung zum Direktor dieses Instituts Mit knapp 31 Jahren war er seinerzeit der jungste Hochschullehrer in der DDR Nach Schliessung der Landwirtschaftlichen Fakultat an der Friedrich Schiller Universitat Jena im Rahmen der 3 Hochschulreform der DDR 1969 wurde Schilling 1970 als ordentlicher Professor fur Physiologie und Ernahrung der Kulturpflanzen an die Martin Luther Universitat Halle Wittenberg berufen Als Nachfolger von Karl Schmalfuss wirkte er hier bis zu seiner Versetzung in den Ruhestand im Jahre 1995 Mehrere Semester war er dann an seiner Einrichtung noch ehrenamtlich sowohl in der Forschung als auch in der Lehre tatig Forschung und Lehre BearbeitenSchillings Forschungsarbeiten in Jena basierten zunachst auf den bewahrten klassischen Betrachtungsweisen der Pflanzenernahrung Im Mittelpunkt standen experimentelle Untersuchungen uber den Bindungszustand und uber die Dynamik von Nahrelementen z B Kupfer Molybdan und Eisen in Boden und Pflanzen Aufgrund seiner gewonnenen Erkenntnisse hat Schilling neue Extraktionsmethoden zur Bestimmung pflanzenverfugbarer Nahrstoffe entwickelt die fur Dungungsempfehlungen genutzt werden konnten Mit der Anwendung der Tracertechnik Verwendung radioaktiver und stabiler Isotope in der experimentellen Pflanzenernahrung konnte er Teilprozesse der Ertragsbildung aufklaren Durch das Studium der hierbei ablaufenden biochemischen und physiologischen Prozesse und der Aufklarung der Prinzipien ihrer Verknupfung verlagerte sich sein Arbeitsschwerpunkt in Halle starker auf das Gebiet der stoffwechselphysiologischen Grundlagen des Pflanzenwachstums Ein wichtiger Forschungsbeitrag wahrend seiner Hallenser Zeit war die Entdeckung dass die halmverlangernde Wirkung von Dunger Stickstoff bei Weizen und Gerste auf einer vermehrten Bildung von bestimmten Pflanzenhormonen Gibberelline GA1 und GA3 beruht Deshalb fuhrt die Hemmung ihrer Bildung durch den Einsatz neuer biologisch leicht abbaubarer Wirkstoffe z B 2 3 Dichlorisobutyrat zu kurzeren und damit standfesteren Halmen mit erhohter Einlagerung von Assimilaten in die Getreidekorner Dieses Prinzip die Ausbildung ertraglich weniger bedeutsamer Pflanzenteile zu hemmen um mehr Assimilate in ertragbildende Organe zu lenken liess sich auch bei Raps Zuckerruben Regulierung des Blatt Wurzelverhaltnisses und anderen landwirtschaftlichen Kulturpflanzen erfolgreich anwenden Das Ergebnis dieser Forschungsarbeiten war die Entwicklung patentierter pflanzenartspezifischer Wachstumsregulatoren Ein weiteres Forschungsfeld betrifft die Effizienz der Stickstoff Fixierung bei Leguminosen Die von Schilling und seinen Mitarbeitern durchgefuhrten Analysen uber den Umsatz von Kohlenstoff und Stickstoff bei Leguminosen ergaben dass die Assimilation von Luftstickstoff in hohem Masse von der Energie Nachlieferung in Form von Kohlenstoffverbindungen des Sprosses an die Rhizobien bestimmt wird Diese Forschungsarbeiten waren zugleich der Einstieg Schillings in die Rhizospharenforschung und in die Mikrookologie der Pflanzenernahrung Fragen der Wurzelabscheidungen und deren Bedeutung fur die Pflanzenverfugbarkeit von Nahrstoffen insbesondere Phosphat im Boden standen dabei im Vordergrund stets mit dem Ziel in der Praxis des Landbaus Dungernahrstoffe einzusparen Schilling beherrschte das Gebiet der Pflanzenernahrung in seiner gesamten Vielseitigkeit Als Hochschullehrer war es ihm ein besonderes Anliegen die Verzahnung seines Fachgebietes mit den Nachbardisziplinen sichtbar zu machen Diese fachubergreifende Sicht wird besonders erkennbar in dem unter seiner Federfuhrung herausgegebenen Hochschullehrbuch Pflanzenernahrung und Dungung das 1982 und 1987 in zwei Teilbanden aufgelegt wurde und von dem im Jahre 2000 eine einbandige stark uberarbeitete vierte Auflage mit einem Umfang von 464 Seiten erschien Die Publikationsliste von Schilling umfasst mehr als 231 wissenschaftliche Veroffentlichungen und einige nach 1991 erschienene Schriften zur Hochschulpolitik Schilling war Mitglied in den Redaktionskollegien mehrerer Fachzeitschriften unter anderem in der Zeitschrift fur Pflanzenernahrung und Bodenkunde und im Archiv fur Acker und Pflanzenbau und Bodenkunde 42 Doktoranden und zehn Habilitanden dokumentieren sein Engagement bei der Heranbildung wissenschaftlichen Nachwuchses Ehrungen BearbeitenDekan der Landwirtschaftlichen Fakultat der Martin Luther Universitat Halle Wittenberg 1983 1990 Rektor der Martin Luther Universitat Halle Wittenberg 1990 1993 Prasident der Landesrektorenkonferenz Sachsen Anhalt 1990 1993 Vizeprasident der Hochschulrektorenkonferenz der Bundesrepublik Deutschland 1991 1995 Vizeprasident des Verbandes Deutscher Landwirtschaftlicher Untersuchungs und Forschungsanstalten VDLUFA 1993 1996 Berufung in die Akademie der Landwirtschaftswissenschaften der DDR 1968 Wahl in die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina 1969 4 dort Obmann der Sektion Landbauwissenschaften und Senator 1978 1988 Mitglied der Matica srpska Naturwissenschaftliche Abteilung Novi Sad 1986 Medaille und Diplom des VII Internationalen Dungerkongresses in Moskau 1976 Nationalpreis fur Wissenschaft und Technik der DDR Stufe III 1982 Thomasius Medaille Halle 1988 Dr Heinrich Baur Preis TU Munchen Freising 1994 Sprengel Liebig Medaille in Gold des Verbandes Deutscher Landwirtschaftlicher Untersuchungs und Forschungsanstalten VDLUFA 1997 Verdienstorden des Landes Sachsen Anhalt 2018 Publikationen BearbeitenStand und Entwicklungstendenzen der pflanzlichen Ertragsphysiologie In Sitzungsberichte der Deutschen Akademie der Landwirtschaftswissenschaften zu Berlin Bd 16 1967 H 6 S 5 31 Neue Ergebnisse und Probleme der Pflanzenernahrung in der Deutschen Demokratischen Republik In Sitzungsberichte der Deutschen Akademie der Landwirtschaftswissenschaften zu Berlin Bd 18 1969 H 1 S 3 25 Untersuchungen uber die Ertragsbildung bei einjahrigen Samenpflanzen In Mitteilungen der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina Reihe 3 Bd 17 1971 S 99 115 Chemisierung als ein Hauptmittel zur Intensivierung und Rationalisierung der Pflanzenproduktion In Wissenschaftliche Zeitschrift der Martin Luther Universitat Halle Wittenberg Mathematisch Naturwissenschaftliche Reihe Bd 23 1974 H 2 S 15 35 Das Werk E A Mitscherlichs und die Bedeutung des Zusammenwirkens mehrerer Wachstumsfaktoren bei der weiteren Intensivierung der Pflanzenproduktion in der DDR In Tagungsbericht der Akademie der Landwirtschaftswissenschaften der DDR Berlin Nr 139 1975 S 11 32 Wachstumsregulatoren und ihr Einsatz in der Pflanzenproduktion gemeinsam mit G Hoffmann In Tagungsbericht der Akademie der Landwirtschaftswissenschaften der DDR Berlin Nr 173 1979 Tl 3 S 45 58 Pflanzenernahrung und Dungung Autoren G Schilling u a federfuhrender Herausgeber G Schilling VEB Deutscher Landwirtschaftsverlag Berlin Teil 1 Pflanzenernahrung 1982 und Teil 2 Dungung 1987 2 unverand Aufl ebd Teil 1 1987 und Teil 2 1989 3 bearb Aufl ebd Teil 1 1990 4 vollig neubearbeitete Aufl in einem Band unter Mitwirkung von M Kerschberger u a Verlag Eugen Ulmer Stuttgart 2000 Abhangigkeit des Wurzelwachstums von einigen exogenen und endogenen Faktoren sowie Konsequenzen fur die Phosphaternahrung der Pflanzen gemeinsam mit W Romer und J Augustin In Tagungsbericht der Akademie der Landwirtschaftswissenschaften der DDR Berlin Nr 231 1985 S 179 193 Hellriegel and Wilfarth and their discovery of nitrogen fixation at Bernburg In Nitrogen Fixation Hundred Years After Proceedings of the 7th International Conference of Nitrogen Fixation in Cologne Gustav Fischer Verlag Hamburg und New York 1988 S 13 19 Tradition und Fortschritte bodendynamischer Forschungen im mitteldeutschen Raum In Mitteilungen der Deutschen Bodenkundlichen Gesellschaft Bd 78 1995 S 145 152 Stoff und Energiebilanzen in der Landwirtschaft Einfuhrung und Gesamtubersicht In VDLUFA Schriftenreihe Bd 46 1997 S 19 31 Ein Altrektor erinnert sich In Sachsen Anhalt Land der Mitte Land im Aufbau Die Entstehung eines neuen Bundeslandes in Erlebnisberichten Herausgegeben von Michael Kilian Verlag K H Bock Bad Honnef 2002 S 467 479 Essential and toxic effects of macro trace and ultratrace elements for higher plants interactions and requirement In Elements and their Compounds in the Environment Edited by E Merian M Anke M Ihnat and M Stoeppler Wiley VCH GmbH amp Co KGaA Weinheim 2004 S 277 304 Literatur BearbeitenGunther Schilling In Hans Wagemann Hrsg Von der Deutschen Akademie der Landwirtschaftswissenschaften zu Berlin zur Akademie der Landwirtschaftswissenschaften der DDR Ein Beitrag zur Geschichte 1951 1991 Verlag am Park Berlin 1991 S 440 443 Wilhelm Romer Gunther Schilling 65 Lebensjahre 35 Jahre Hochschullehrer In personalia halensia Das Wissenschaftsjournal der Martin Luther Universitat Halle Wittenberg Sonderheft Ausgabe 1996 S 3 4 mit Bild Beitrage aus der Hallenser Pflanzenernahrungsforschung Festschrift zum Ehrenkolloquium fur Herrn Professor Dr agr habil Gunther Schilling anlasslich seines Ausscheidens aus dem aktiven Dienst im Theodor Roemer Saal der Landwirtschaftlichen Fakultat in Halle an der Saale am 17 Marz 1998 Herausgeber Wolfgang Merbach und Lutz Wittenmayer Halle Saale 1998 Die Festschrift enthalt Grussadressen eine Laudatio von Wolfgang Merbach den Text der dort gehaltenen wissenschaftlichen Vortrage sowie eine Bibliographie der Publikationen von G Schilling mit Bild Wolfgang Merbach und Wilhelm Romer Laudatio Prof Dr Guenther Schilling In Journal of Plant Nutrition and Soil Science Bd 163 2000 S 335 336 mit Bild Wolfgang Merbach Laudatio zur Festveranstaltung zum funfzigjahrigen Doktorjubilaum von Prof Dr Schilling in Jena am 3 Juli 2007 Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft fur Pflanzenernahrung in Journal of Plant Nutrition and Soil Science Bd 170 2007 S 702 705 Dieter Hoffmann Schilling Gunther In Wer war wer in der DDR 5 Ausgabe Band 2 Ch Links Berlin 2010 ISBN 978 3 86153 561 4 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Gunther Schilling im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten Martin Luther Universitat Halle Martin Luther Universitat trauert um Gunther Schilling erster frei gewahlter Rektor nach 1990 Pressemitteilung 13 August 2018 Dissertation Uber den Gehalt mitteldeutscher Boden an Magnesium und dessen Bindungszustand Habilitationsschrift Die Aufnahme des Strontiums seine Verteilung und sein Bindungszustand in der Pflanze Mitgliedseintrag von Prof Dr Gunther Schilling mit Bild und CV bei der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina abgerufen am 20 Juli 2016 Normdaten Person GND 122004779 lobid OGND AKS VIAF 77186399 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Schilling GuntherKURZBESCHREIBUNG deutscher Agrikulturchemiker auf dem Gebiet der Physiologie und Ernahrung der KulturpflanzenGEBURTSDATUM 16 August 1930GEBURTSORT LeipzigSTERBEDATUM 8 August 2018 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gunther Schilling amp oldid 223643097