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Die Furli Hohle auch Furliwasser Hohle ist eine Hohle in der politischen Gemeinde Unteriberg im Schweizer Kanton Schwyz Sie ist das Ergebnis der Auswaschung des Karstgesteins durch versickernde Oberflachenwasser und wurde zwischen 1919 und 1929 fur ein kleines Wasserkraftwerk genutzt Furli HohleDamian Buck Mitte mit Begleitern in der Furliwasser Hohle in den 1910er Jahren Damian Buck Mitte mit Begleitern in der Furliwasser Hohle in den 1910er Jahren Lage Unteriberg Bezirk Schwyz Kanton Schwyz SchweizHohe 1270 m u M GeographischeLage 704490 210437 47 036734 8 813492 1270 Koordinaten 47 2 12 2 N 8 48 48 6 O CH1903 704490 210437Furli Hohle Kanton Schwyz Typ SchichtgrenzhohleEntdeckung Forschungsbeginn 1916Schauhohle seit neinBeleuchtung neinGesamtlange 592 m Stand August 2019 Besonderheiten Wasserkraftwerk 1919 1929 Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 1 1 Lage und Ausbildung 1 2 Hydrogeologie 1 3 Fauna 2 Geschichte 2 1 Wasserkraftwerk 2 2 Weitere Geschichte 3 EinzelnachweiseBeschreibung BearbeitenLage und Ausbildung Bearbeiten Die Furli Hohle befindet sich etwa elf Kilometer sudostlich von Einsiedeln und knapp zwolf Kilometer ostlich von Schwyz dem Hauptort des gleichnamigen Kantons Sie liegt am Nordausgang des Sud Nord orientierten Waagtals in dessen steiler ostlicher Fluhwand der sogenannten Twingi Sage etwa 300 Meter uber der Hofschaft Twingi in der Talsohle 1 und insgesamt ungefahr 1270 Meter uber dem Meeresspiegel 2 Die ubermannshohe Offnung in der Steilwand ist nur mit sehr guten Kletterfahigkeiten und technischer Ausrustung erreichbar da der Aufstieg unter anderem die Nutzung von Steigklemmen Kletterseilen und Felshaken erfordert Hinter dem Hohleneingang erstreckt sich ein verzweigtes Netz senkrecht ellipsenformig ausgewaschener Felsgange Bis Mitte 2019 waren von diesen 512 Meter genau kartiert hinzu kommen noch rund 80 Meter Tauchstrecken von denen nur Skizzen existierten 1 In der Hohle herrscht ganzjahrig eine Lufttemperatur von sechs Grad Celsius Im Inneren der Hohle quillt aus Kalksteinschichten Wasser Furliquelle Es fliesst durch einen naturlichen Stollen von rund 180 Metern Lange und mit 20 bis 30 Meter Hohenunterschied Gefalle von 11 1 bis 16 6 Prozent 2 zu einem Hohlensee Dieser besitzt ein Volumen von etwa 94 Kubikmetern und wird uber einen Minimumzufluss von zwolf Litern pro Sekunde gespeist 2 Die Wasserfuhrung am Hohlenportal wurde ab 1918 teilweise kunstlich umgeleitet siehe Abschnitt Wasserkraftwerk Daher tritt der Hohlenbach heutzutage einige Meter unterhalb des Eingangs aus einem kunstlichen Stollen und ergiesst sich als Wasserfall ins Tal Hydrogeologie Bearbeiten Die Furli Hohle ist eine aktive Wasserhohle das heisst dass Niederschlage durch das Karstgestein der umgebenden Almhochflachen sickern sich in wasserfuhrenden Spalten und Kluften sammeln und durch die Hohle wieder ins Freie gelangen Erste hydrogeologische Forschungen an dieser Hohle wurden um 1916 vom Benediktinerpater und Naturwissenschaftler Damian Buck durchgefuhrt Sein Ziel war es mittels Farbeversuchen das Einzugsgebiet der Quelle einzugrenzen Er kam zu dem Ergebnis dass Bachschwinden in Oberweid Unterweid und auf der Wannenalp die Quelle in der Hohle mittels unterirdischer Verbindungen speisen wurden 3 Mitte der 2010er Jahre fuhrten die Ostschweizerische Gesellschaft fur Hohlenforschung OGH und die Hohlengruppe Ybrig HGY zusammen mit Wissenschaftlern des Geographischen Instituts der Universitat Zurich ahnliche Untersuchungen mit Farbtracern durch die sie an mehreren Versickerungsstrecken und Ponoren einspeisten Sie fanden heraus dass das Wasser von Wannenalp und Unterer Weid unter normalen Bedingungen etwas mehr als einen Tag bis zum Wasserfall am Hohlenausgang benotigt Bei Gewitter und Schneeschmelze hingegen verkurzt sich diese Zeit auf lediglich einige Stunden Generell zeigt die Hohle ablesbar an der Intensitat des Wasserfalls eine sehr schnelle Reaktion auf Niederschlage 1 Insgesamt grenzten die Forscher das Einzugsgebiet auf 2 2 Quadratkilometer ein uber die Alpweiden sudlich am Fahrenstock vorbei bis hinauf in die Felswande des grossen Biet und sudlich bis zum Fidersberg und Schwarzstock 2 Die Ergebnisse decken sich sehr gut mit jenen die Buck etwa 100 Jahre zuvor postuliert hatte 3 Den mittleren Abfluss der Furli Hohle bezifferten die Wissenschaftler auf 30 bis 50 Liter pro Sekunde Aus hydrologischer Sicht handelt es sich beim Wasserfall der Furli Hohle um eine horizontale Karstquelle die sich an einer Schichtgrenze der Schrattenkalk Formation befindet 4 Im Tal mundet der Furli Bach nach wenigen Hundert Metern rechtsseitig in die Waag Diese wiederum entwassert uber Minster Sihl Limmat Aare und Rhein in die Nordsee Fauna Bearbeiten Obwohl das Wasser bei Schneeschmelze und starkem Regen schnell ansteigen kann wird die Hohle so gut wie nie komplett geflutet 1 Sie ist deshalb auch wegen der konstanten Lufttemperatur ein idealer Uberwinterungsplatz fur Fledermause Daruber hinaus leben in ihr auch Spinnen Hohlenflohkrebse und Wasserasseln Geschichte BearbeitenWasserkraftwerk Bearbeiten Der Zurcher Maschineningenieur und Elektrotechniker Albert Wieland 1893 1918 erkannte um 1917 in Anbetracht der ausserordentlich gunstigen Wasserfassung des Furlibaches 2 das Potential fur ein Wasserkraftwerk an der Hohle Ein Initiativkomitee regte daraufhin eine entsprechende Konstruktion an und am 12 2 oder 26 Mai 1 1918 konstituierte sich die Genossenschaft Elektra Unteriberg als Bauherrin und spatere Betreibergesellschaft An dieser konnten Burger Obligationen zu 1000 oder 2000 Schweizer Franken erwerben Bereits wenig spater begannen im Juni die Bauarbeiten Der Initiator Wieland starb noch wahrend der Bauarbeiten im Oktober 1918 wahrend der zweiten Infektionswelle der pandemischen Spanischen Grippe Ruckblickend wird sein Ableben haufig als Grund fur das letztliche Scheitern des Kraftwerkprojektes angesehen da er der bei weitem sachverstandigste Techniker vor Ort war und nach seinem Tod die Expertise fehlte 2 Nach einigen Verzogerungen ursprunglich war die Fertigstellung fur Februar 1919 anvisiert worden 2 konnte das Kraftwerk zum 1 August 1919 in Betrieb genommen werden Innerhalb der Hohle wurde der Bach in ein kunstliches Speicherbassin gefasst Von dort sprengte man einen etwa zehn Meter langen Stollen in den Fels der zum Reservoir mit einer Abschlussmauer und an der Felswand mit einem Eisengittertor verschlossen ist Er diente als Apparatekammer fur den automatischen Rohrabschluss mit Hauptschieber und Leerlauf Ausgehend vom Bassin wurde das Wasser mit einem Basisabfluss von zwolf Litern pro Sekunde 4 durch in funf Druckzonen aufgeteilte Hochdruckrohre die mittels Betonsockeln verankert waren uber einen Hohenunterschied von 312 Metern zum Talboden geleitet und traf dort in einem Maschinenhaus auf zwei Pelton Turbinen mit einer Nutzleistung von jeweils 35 PS die eine elektrische Leistung von bis zu 40 Kilowatt erzeugten Die Wasserkraft gelangte als Drehstrom mit 50 Perioden pro Sekunde zur Verteilung Die Primarspannung betrug 1000 Volt die sekundare Gebrauchsspannung im Drehstrom Vierleitersystem 380 220 Volt Dadurch dass die Sekundarnetze im Drehstrom Vierleitersystem erstellt wurden war es moglich Motoren an die verkettete Spannung von 380 Volt und die Beleuchtung an die Phasenspannung von 220 Volt anzuschliessen Die Anschlusse in der Nahe des Maschinenhauses wurden mit niedergespanntem Drehstrom versorgt und fur die weiter entfernten Orte Unteriberg und Studen wurden mittels Drehstrom 1000 Volt Spannung ubertragen Zur Transformation dieses Stromes platzierte man auf der Herti in Iberg sowie in Studen je eine Stangentransformatorenstation mit zwolf beziehungsweise 15 Kilovoltampere Kapazitat 2 Binnen kurzer Zeit entstand ein Netz von 18 Kilometern Freileitungen mit 450 Masten das 280 Hausanschlusse gewahrleistete 1 So wurden die Ortschaften Unteriberg und Studen sowie umliegende Hofe mit Strom versorgt 2 Wahrend das Wasserkraftwerk an der Furli Hohle anfangs als erfolgreiches Zeugnis vaterlandischen Initiativgeistes 2 galt ergaben sich schon bald erste Probleme Die Schuttung der Quelle war sehr unregelmassig und bei Trockenheit ausserst gering was auch nicht durch das kunstlich angelegte Auffangbecken im Berg ausgeglichen werden konnte Dadurch produzierte das Kraftwerk insbesondere in den Wintermonaten oftmals zu wenig Energie sodass es zu temporaren Stromausfallen kam 2 1 Es stellte sich heraus dass die Genossenschaft eine Finanzierung in Hohe von 75 000 Franken zur Wahrung ihrer Liquiditat benotigte eine fur damalige Verhaltnisse ausserordentlich hohe Summe 2 Am 2 April 1924 bat man daher den Notar Josef Outry aus Einsiedeln um Hilfe bei der finanziellen Sanierung Um die Versorgungslucke zu uberbrucken erwarb die Genossenschaft 1926 im Appenzellerland einen Dieselgenerator Dessen hohe Anschaffungskosten und der defizitare Betrieb fuhrten jedoch zu weiteren Finanznoten 1 Im Marz 1928 wandte sich der Vorstand der Genossenschaft an die Zweigstelle der Schweizerischen Volksbank in Wadenswil Deren Verantwortliche waren dem Schicksal des Wasserkraftwerkes wohlgesonnen und engagierten sich sehr intensiv um eine drohende Insolvenz der Genossenschaft abzuwenden Es entspannen sich vielfaltige Briefwechsel mit der Darlehenskasse Yberg den Elektrizitatswerken des Kantons Zurich EKZ dem Elektrizitatswerk Schwyz EWS sowie mit dem Schwyzer Finanzregierungsrat Karl von Weber Nach einem Jahrzehnt von Kapitalaufstockungen zahen Verhandlungen und mehreren Gerichtsurteilen wurde die Genossenschaft schliesslich am 17 Juni 1929 fur den Kaufpreis von 45 000 Franken vom EWS ubernommen Nachdem noch notwendige Verbindlichkeiten abgewickelt worden waren erfolgte zum 30 April 1931 die Liquidation 2 Weitere Geschichte Bearbeiten In den 1970er Jahren befuhren Spelaologen die Gange und stellten fest dass alle im Wasser endeten Daraufhin versuchten mehrere Hohlentaucher die teilweise sehr schlammigen und engen Unterwasserstrecken zu erkunden Sie konnten drei Siphons uberwinden mussten aber in dahinter anschliessenden engen Abschnitten umkehren Seit den 1990er Jahren erforscht die Hohlengruppe Ybrig HGY haufig in enger Zusammenarbeit mit der Ostschweizerischen Gesellschaft fur Hohlenforschung OGH das Hoch Ybrig Gebiet und dabei auch die Furli Hohle 1 Zum 100 Jahrestag der Grundung der Wasserkraftwerksgenossenschaft veroffentlichte die OGH 2018 erstmals eine vollstandige Dokumentation der Hohle Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g h i Hohlengruppe Ybrig Ein Kleinkraftwerk in der Furliwasser Hohle In Einsiedler Anzeiger 60 3 August 2019 Seite 5 a b c d e f g h i j k l m n Kurt Fassler Als Ybrig ein eigenes Kraftwerk hatte In Einsiedler Anzeiger 11 7 Februar 2014 Seite 9 a b Martin Luthi Geheimnisvolle unterirdische Wasserwege im Ybrig In Einsiedler Anzeiger Jahrgang 158 79 10 Oktober 2017 Seite 7 a b Domenika Bucher Karsthydrologie im Ybrig SZ Untersuchung der Bachschwinden und Quellen zwischen Waag und Sihltal Masterarbeit an der Universitat Zurich 2015 Seite 9 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Furli Hohle amp oldid 239636431