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48 1536 7 74664 Koordinaten 48 9 13 N 7 44 47 9 O Die Friedhofskapelle in Riegel am Kaiserstuhl im Land Baden Wurttemberg wurde 1907 fertiggestellt und steht seit 2014 unter Denkmalschutz Friedhofskapelle Riegel Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Planung 1 2 Bau 1 3 Sanierung 1 4 Denkmalschutz 2 Baubeschreibung 2 1 Aussenansicht 2 2 Der Innenraum 2 3 Die Krypta 3 Offnung der Friedhofskapelle 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenPlanung Bearbeiten Im Jahr 1901 beschlossen die Familien der Brauereidirektoren Adolf Ernst und Eduard Meyer Besitzer der Brauereigesellschaft vorm Meyer amp Sohne AG in Riegel anlasslich der Erweiterung des Friedhofs der Gemeinde Riegel eine Friedhofskapelle zu schenken deren Krypta als Grabstatte der Familie Meyer dienen sollte Der Freiburger Architekt Max Meckel legte im Juni 1901 einen Entwurf im neogotischen Stil vor der jedoch von den Auftraggebern abgelehnt wurde Ende 1902 oder Anfang 1903 fertigte der damals fur die Brauerei tatige Architekt Wilhelm Blaue einen zweiten Entwurf an der von Hermann Distel ausgearbeitet wurde Auch dieser Entwurf kam nicht zur Ausfuhrung Blaue und Distel wurden zu anderen Bauvorhaben abgerufen Am 20 Juni 1903 erklarte sich der Architekt Paul Meissner in Darmstadt bereit den Auftrag zu ubernehmen Er erhielt die Freiheit zur Anderung der bestehenden Plane jedoch wurde von Seiten der Bauherren Wert auf die Wahrung des Charakters einer schlichten Dorfkapelle gelegt Meissner blieb in seiner Ausfuhrung bei Blaues Massen Die Portalfassade erhielt ein neues weitaus barockeres Aussehen als bei Blaues Entwurf Dieser geanderte Entwurf von Meissner wurde am 15 August 1903 genehmigt und kam zur Ausfuhrung Bau Bearbeiten Am 5 August wurde die Baugrube ausgehoben am 27 Oktober wurde mit dem Aufmauern der Aussenwande begonnen Am 15 September 1904 wurde das Dach fertiggestellt Mitte Oktober wurde der Bau abgeschlossen ebenso wurden die Gewolbearbeiten beendet Die Fertigstellung des Innenausbaus Stuck Farbverglasungen Portalgestaltung und die weitere Ausstattung dauerte bis 1907 H Raithel begann Mitte 1905 mit dem Bearbeiten der Portalsteine anschliessend erfolgte die Arbeit an den Kryptaportalen Die Stuckarbeiten nach den Entwurfen Meissners an den Gewolben der Ober und Unterkirche dauerten bis Juni 1906 Die Farbverglasungen der Rundfenster wurden nach Entwurfen des Freiburger Kunstlers Fritz Geiges ausgefuhrt Die Friedhofskapelle wurde am 29 Oktober 1907 durch den von Erzbischof Thomas Norber bevollmachtigten Ortsgeistlichen Ferdinand Giessler geweiht Die Baukosten der Kapelle beliefen sich auf insgesamt 125 000 Mark Nach dem notariellen Schenkungsvertrag vom 20 Januar 1908 wurde die Kapelle der Gemeinde Riegel mit zusatzlichen 4 000 Mark zur Bauunterhaltung geschenkt Die Krypta sollte ausschliesslich als Grabstatte der Familie Meyer dienen Sanierung Bearbeiten Die Gemeindeverwaltung Riegel beschloss im Jahre 1985 die Kapelle im Aussenbereich zu sanieren Bei den Voruntersuchungen stellte der Bauingenieur und Zimmermann Fritz Buhler fest dass fur die Terrasse bei Vollbelastung Einsturzgefahr besteht Durch eindringende Nasse waren die Eisentrager stark angerostet und entsprachen nicht mehr den statischen Anforderungen Er schlug sogar eine Sperrung der Terrasse vor Man entschloss sich zu einer fachgerechten Aussensanierung Die Sandsteinplatten wurden entfernt und spater zum grossen Teil wieder verwendet Eine neue Deckplatte wurde betoniert Der Putz der sich in schlechtem Zustand befand wurde vollstandig entfernt und erneuert Die Malerarbeiten und Sandsteinbehandlung wurden von dem ortsansassige Kunstler Karl Heinz Thiel durchgefuhrt Die verzinkten Blechteile wurden durch Kupferblech ersetzt Die Kosten der Sanierung beliefen sich auf 107 725 DM Die Arbeiten wurden am 1 September 1986 abgeschlossen Denkmalschutz Bearbeiten Die Riegeler Friedhofskapelle wurde im Marz 2014 als Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung in das Denkmalbuch des Landes Baden Wurttemberg aufgenommen 1 Baubeschreibung BearbeitenAussenansicht Bearbeiten nbsp Hauptportal der FriedhofskapelleDie Kapelle ist Nord Sud ausgerichtet der Eingang ist auf der sudlichen Giebelseite Sie ist 8 8 Meter breit und 15 5 Meter lang uber die Terrasse mit schoner Balusterbrustung gelangt man in eine einschiffige fast quadratische Saalkirche 6 5 m 7 7 m Je zwei Aussennischen 1 1 m tief befinden sich an der Ost und Westseite Die flache Apsis zeigt runde Ecken die Stirnwand ist gerade Die Langsseiten werden gegliedert durch jeweils drei Sandstein Pilaster die bis zum Ansatz des Dachs der Aussennischen herab reichen Die Rundfenster sind von einer relativ breiten und profilierten Steinrahmung gefasst Die abgerundete Apsis wird ebenfalls durch Pilaster betont Im flachen Apsisscheitel sitzt ein weiteres gleich gearbeitetes Rundfenster Darunter wird in Erdbodenhohe das Rechteckfenster der Unterkirche sichtbar Zu beiden Seiten der Apsis stehen je zwei neobarock geformte Steinvasen Die halbrunden einfach eingeschnittenen Aussennischen nehmen Grabmaler auf unter anderem das der Eltern der Stifter Der Sockelstreifen unterbrechen die Rechteckfenster im Querhausabstiegund der Krypta An der Westseite ist in der Nische eine zweite Tur Auf dem uberdachten Weg gelangt man in die 1974 neu errichtete Leichenhalle Der Portalaufbau uber dem sich das fortgefuhrte Traufgesims der Langhausseiten halbrund aufschwingt reicht bis in den Dreiecksgiebel hinein Das Portal selbst wolbt sich in die Terrasse vor Es wird von rustizierten Wandpfeilern gerahmt und seitlich von Voluten und Putti flankiert Eine langsovale Bronze Kartusche uber der halbrunden zweiflugeligen Eichentur tragt die Stifterinschrift D O M Zum Beten fur die teuren Abgeschiedenen wurde dies Gotteshaus ihrer Heimatgemeinde geschenkt von den Familien Adolf Ernst und Eduard Meyer Brauereibesitzer Riegel im Breisgau A D 1903 Hinter den Voluten der als Sprenggiebel aufzufassenden Verdachung stehen rechts und links aussen neobarock anmutende Steinvasen auf Steinsockeln Sie flankieren eine volutengerahmte profilierte halbrunde Nische in der ein sitzender bronzener Engel des Gerichts in Richtung Riegel schaut Die gefalteten Hande mit denen er sich auf das rechte Knie stutzt halten eine Romische Tuba Den oberen Portalaufbau bildet wieder eine von Ohrmuscheln umrahmte Kartusche aus Sandstein mit der Inschrift Siste visitor quidquid latet adparebitl nil inultum remanebit deutsch Weile Wanderer was verborgen wird offen erscheinen nichts wird ungeracht bleiben Jeder Turflugel ist mit einer Bronzeplatte ausgestattet deren Inschrift lautet Mors Janua Vitae Der Tod ist die Pforte des Lebens Das Portal und die Bronzefigur sind Arbeiten des in Darmstadt lehrenden Bildhauers Augusto Varnesi die Steinmetzarbeit stammt von Heinrich Raithel in Offenbach Das steile Satteldach schliesst mit der Sudseite fast bundig ab und wolbt sich kegelformig uber der Apsis Auf der Ostseite tragt das Dach zwei Gauben Ein grosser runder Dachreiter mit acht halbrunden Schalloffnungen sitzt auf dem Dachfirst bedeckt von einem Zwiebelhelm mit Knauf und Kreuzspitze aus Kupfer Die Glocke im Dachreiter wurde 1906 von der Glockengiesserei B Gruninger gegossen und trug die von Meissner verfasste Inschrift St Michael bin ich genannt und tone weit hinaus ins Land Die Lebenden mahn ich an ernste Zeit die Toten ruf ich zur ewigen Freud Diese Glocke wurde im Zweiten Weltkrieg fur Rustungszwecke eingeschmolzen Heute hangt in dem Dachreiter die kleinste Glocke aus der Pfarrkirche St Martin die den Krieg uberstand Die Kapelle ist mit reinem Kalkmortel verputzt und weiss gestrichen Die gliedernden Architekturteile einschliesslich der Eckquaderungen bestehen aus rotlich geflammtem Mainsandstein Der Innenraum Bearbeiten nbsp Hochaltar nbsp Zugang zur GruftIn das flache Tonnengewolbe sind beidseitig je zwei Stichkappen uber hoch sitzenden Rundfenstern eingeschnitten Drei Stufen fuhren in den Chorraum Der Triumphbogen als Korbbogen ausgeformt ist gekehlt Drei Rundfenster belichten den Chor Unter den beiden seitlichen Fenstern sind flache halbrund abschliessende Nischen in die Wand eingelassen Der Innenraum ist weiss gestrichen Der reichlich verwendete Stuck ist teilweise mit Vergoldungen versehen Weisser Stuck rotlich unterlegt rahmt die Innenseite des Hauptportals dieselbe Kombination umgibt den Namen Marias und das Ora pro nobis an der Decke des Langhauses Der Triumphbogen tragt in einer stuckgeformten Kartusche mit weit ausladendem Blattwerk verziert die Inschrift Ich bin die Auferstehung und das Leben Uber dem Bogen der westlichen Nische ist ein Stuckrelief angeordnet Es stellt Gottvater im Strahlenkranz dar mit einer Weltkugel in der linken Hand die rechte zum Segen erhoben In der Bogenlaibung flankieren Engelskopfe die Inschrift Beati qui in Domino moriunt Selig die in Gott entschlafen Von der ostlichen Nische fuhrt eine Sandsteintreppe in die Krypta zu den Grabstatten Die Nische wird von halbrunden Stuck mit Voluten und Rankenwerk umrahmt Die Inschrift deren erster Satz dem Te Deum entnommen ist lautet In te Domine speravi ne confundar in aetemum Requiescant in pace Auf dich Herr habe ich gehofft dass ich nicht untergehe auf ewig Sie mogen in Frieden ruhen Kleine Stuckkartuschen zieren die Decke und Stichkappen der Rundfenster im Altarraum Die Rundfenster verleihen der Kapelle innen ihre Farbigkeit Schwarzweisses Rankenwerk umgibt die farbigen Mittelfelder Dargestellt sind die Tugenden Caritas und Humilitas in der Sudachse die Wappen der Familie Meyer drei mittelalterliche Hute und ein Lowe mit Maiglockchen sind in der Nordachse zu sehen Die beiden seitlichen Rundfenster des Chors stellen Fides und Spes dar Im Mittelfenster ist die Auferstehung mit Christus als Halbfigur zu sehen Der Altar aus Nussbaumholz geschnitzt steht auf einem Eichenparkett Boden und hat Einlegearbeiten aus verschiedenen Holzern Der Entwurf fur den Altar stammt ebenfalls vom Architekten Paul Meissner Augusto Varnesi baute nach dessen Planen ein Modell nach dem dann Podest Mensa und der mittlere Altaraufbau durch den Freiburger Handwerker Friedrich Zopf angefertigt werden Die Seitenreliefs schuf der Darmstadter Kunstler Bernhard Pitro Die Seitenplastiken stellen die Riegeler Patrone dar den Heiligen Martin und den Martyrer Coelestin der falschlicherweise als Papst ausgewiesen ist Die lebensgrossen Engelsfiguren mit weitgespannten Flugeln uber den Seitenteilen halten einen Kranz in der Innenhand Der nach rechts gewandte Engel tragt eine Posaune in der anderen Hand der zweite Engel hebt segnend die Hand Die Krypta Bearbeiten Eine gewendelte rote Sandsteintreppe in der ostlichen Nische fuhrt zur Krypta mit der Begrabnisstatte der Familie Meyer die durch ein schmiedeeisernes Gitter verschlossen ist Das Sandsteinportal ist auf seiner Innenseite von schmuckender Umrahmung mit leichter Goldauflage rotlich unterlegt umgeben In der Umrahmung nehmen die Buchstaben A alpha und O omega in wechselnder Folge gesenkte Fackeln und ein Totenkopf im Scheitelbogen das Thema der Krypta auf Der nordliche Teil des niedrigen Raums wird durch drei Farbverglasungen nach Entwurf von Fritz Geiges belichtet Unter den Seitenfenstern sie zeigen pralle Girlanden stehen Sandstein Urnen mit Maiglockchendekor und ornamentalem Sockelfries Unter dem mittleren Fenster es zeigt das durchbohrte Herz Jesu befindet sich ein Steinaltar getragen von einer Konsole Zwei Urnen mit neoklassizistischem Zuschnitt erganzen die Altargruppe Auch dieser Raum ist reich mit Stuck geschmuckt Die Decke zeigt Putti die um das Halleluja gruppiert sind Tauben umfliegen einen Brunnen aus dem Wasser quillt Um den Brunnen haben sich musizierende Putten versammelt die rahmende Inschrift verheisst Siehe ich sage Euch ein Geheimnis wir werden nicht alle entschlafen sondern werden verwandelt werden plotzlich in einem Augenblick zur Zeit der letzten Posaune nbsp Sarkophag in der GruftDer Treppe gegenuber stehen zwei Sarkophage aus Muschelkalk hinter einem reich verzierten schmiedeeisernen Gitter Grosse Leuchter und das Weihwasserbecken aus Bronze auf den Sarkophagen sowie ein Epitaph an der Ruckwand erganzen die Ausstattung Der eigentliche Eingang zur Gruft ist ebenfalls reich dekoriert durch Sandsteinvoluten mit Goldauflage und Akanthusblatter in den Ecken Ein perspektivisch gearbeitetes weiss gestrichenes Tor fuhrt zu den Grabnischen Unter dem Eingangsbereich der Oberkirche und der Terrasse schliesst ein leerer Raum als Querriegel die Gruft ab Offnung der Friedhofskapelle BearbeitenDie Friedhofskapelle mit der Krypta ist im Wesentlichen an Allerheiligen 1 November fur jedermann zuganglich Weitere Besichtigungen nach Absprache mit der Gemeindeverwaltung moglich Literatur BearbeitenGeschichtsverein Riegel e V Hrsg Riegeler Almanach 1995 Dokumentation von Karl Heinz Thiel Folkhard Cremer Die Friedhofskapelle von Paul Meissner in Riegel am Kaiserstuhl In Denkmalpflege in Baden Wurttemberg 43 Jahrgang 2014 Heft 2 S 113 118 Digitalisat Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Friedhofskapelle Riegel am Kaiserstuhl Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Homepage der Gemeinde Riegel am KaiserstuhlEinzelnachweise Bearbeiten Denkmalpflege in Baden Wurttemberg 43 Jahrgang 2014 Heft 2 S 113 vgl Literatur Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Friedhofskapelle Riegel am Kaiserstuhl amp oldid 236646107