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Franziskus oder Das zweite Memorandum ist ein historischer Roman des deutschen Autors Peter Berling der 1990 im Verlagshaus Bastei Lubbe erschienen ist Das Werk beschreibt Leben und Wirken des Heiligen Franziskus aus den geheimen Aufzeichnungen des Guido II Bischof von Assisi Inhaltsverzeichnis 1 Erzahlstil 2 Handlung 3 Hintergrund 4 Dramatis personae 5 Siehe auch 6 Literatur 7 AnmerkungenErzahlstil BearbeitenDer gesamte Roman ist in Form eines fiktiven Tagebuchs des Bischofs Guido II gehalten wodurch die Handlung also aus dessen Ich Perspektive erzahlt wird Handlung Bearbeiten nbsp Franziskus uberreicht seinem Vater seine Kleider Bischof Guido II bedeckt die Blosse des Heiligen mit seiner Stola Fresko von Giotto in der Basilika San Francesco In der vergleichsweise unbedeutenden Diozese Assisi fuhrt Bischof Guido II seit seiner Amtseinsetzung 1205 ein eher beschauliches Leben im Mussiggang von gelegentlichen Streitereien mit den unbotmassigen Prioren der Kathedrale San Rufino und zwischen den burgerlichen Majores und Minores abgesehen Mit der Ruhe in Assisi ist es je zu Ende als 1207 der vermogende Tuchhandler Pietro Bernardone vor dem bischoflichen Gericht seinen Sohn Francesco der Veruntreuung des Familienvermogens anklagt weil dieser einer vermeintlich gottlichen Eingebung folgend ein Leben in strengster Armut und Askese gewahlt und das Geld des Vaters als Almosen verwendet hat Obwohl Bischof Guido selbst zwar glaubig katholisch aber alles andere als fromm und enthaltsam ist erkennt er in der Selbstkasteiung des Francesco jene bedingungslose Hinwendung zu der ursprunglichen Lebensweise Christi derer die Kirche langst durch weltliches Machtstreben und Gier korrumpiert so dringend fur eine geistige Erneuerung bedarf Bereitwillig nimmt Guido deshalb die Rolle des Protektors der sich schnell um Francesco anwachsenden Bruderschaft der Minderen an und fordert seinen Wunsch nach offizieller Anerkennung seiner reinen Predigt sine glossa ohne Floskeln durch den Papst Doch damit begibt er sich in die Niederungen machtpolitischer Ranke der Kurie insbesondere des skrupellosen Machtmenschen Ugolino di Segni der die Franziskaner theologisch wie organisatorisch als einen Orden der Hierarchie der Kirche gefugig machen will bevor deren vorgelebtes Armutsideal die Existenzberechtigung des Klerus ernsthaft in Frage stellen kann In der Uberzeugung dass der vor seinem Richterstuhl abgehaltene Prozess zwischen Vater Bernardone und seinem Sohn den Anfang bedeutender historischer Umwalzungen fur seine Diozese und Kirche im Allgemeinen markiert entschliesst sich der Bischof ein Tagebuch Diarium Diaboli Advocati zu fuhren in dem er seine personlichen Eindrucke und alle Ereignisse betreffs der um Francesco entstehenden Armutsbewegung dokumentieren will Das Tagebuch soll geheim bleiben und nicht veroffentlicht werden da es in den innerkirchlichen Intrigenspielen gegen den Autor verwendet werden konnte Einzig seinen Secretarius und Freund John Turnbull weist der Bischof darin ein und lasst diesen im Sinne der Objektivitat eigene Eintragungen tatigen da John aufgrund seiner ketzerisch kritischen Einstellung gegenuber der romischen Kirche eine eher skeptische Position bezuglich der franziskanischen Bewegung einnimmt Im Verlauf der Handlung verlasst John den Dienst beim Bischof bleibt aber mit ihm weiter in Briefkontakt Diese Korrespondenz wie auch jene mit seiner Base Jacoba di Septemsoliis dem Bischof von Akkon Jacques de Vitry und seiner nachfolgenden Sekretare Roald of Wendower und Caesar von Speyer fugt Guido ohne deren Wissen dem Tagebuch hinzu Zwei Wochen nach der Heiligsprechung des Franziskus 16 Juli 1228 beendet der Bischof sein Tagebuch mit der Absicht seinem Amt entsagend ein neues Leben im Heiligen Land an der Seite seiner Halbschwester und seines Freundes zu beginnen 1 Dazu mauert er das Diarium in einen Kamin in der Krypta seiner Pfarrkirche Santa Maria Maggiore ein Als Verschlussstein verwendet er eine eigens von ihm in Auftrag gegebene Gedenktafel die er mit der Inschrift nach innen gewendet in das Mauerwerk einsetzt Das Epitaph tragt den Text 2 Cum bene in caelum nituit claro lumine solis nitui cum extinto iam ego pereo obscura Caeca reddita ad culminem motus perventa nunc atra iaceo in ultimum ignem Franciscus sanctus episcopus suum in gehennam MCCXXVIII GUIDO II EPISC 0 Nach dem Verloschen der Sonne erblindet auch der Mond in seinem Lauf der seinen Glanz von ihr bezogen vom vollen Licht zur tiefsten Finsternis Francesco wurde heiliggesprochen sein Bischof fuhr zur Holle 1228 Guido II Bischof Geraume Zeit spater nachdem das Ableben des Bischofs bekannt wurde wird sein Diarium mit einem Teil des Gedenksteins von John aus dem Versteck geborgen und auf die Deutschordensburg Starkenberg in das Heilige Land verbracht wo er es dort mit anderen Dokumenten 1244 fur eine interessierte Nachwelt erneut einmauert Uber 700 Jahre spater soll es hier schliesslich von Peter Berling entdeckt worden sein Hintergrund BearbeitenFranziskus oder Das zweite Memorandum ist das erste Werk im literarischen Schaffen des bis dahin als Filmproduzent und Schauspieler tatigen Peter Berling Laut dem Vorwort ist er dazu wahrend der 1988 in Italien stattfindenden Produktion zu Liliana Cavanis Francesco motiviert wurden in dem er selbst die Rolle des Bischofs von Assisi ubernommen hat Dazu fabulierte der Autor eine weitergehende Hintergrundgeschichte zur Entstehung des Romans mit seiner abenteuerlichen Recherche nach unbekanntem Quellmaterial die ihn zur Entdeckung der Starkenberger Rollen fuhrte 3 nbsp Die Pfarreikirche Santa Maria Maggiore mit dem anschliessenden Palazzo del Vescovado nbsp Burg Starkenberg Montfort in Israel Demnach habe er schon Jahre vor der Filmproduktion in einer Koranschule am Rande der Sahara mittelalterliche Pergamente entdeckt von denen eines den Textentwurf fur ein dem Bischof Guido gewidmetes Epitaph enthalten hatte der dem Text nach zur Holle gefahren sei Dieser Entwurf sei von einem bischoflichen Sekretar namens Caesarius an einen Johannes du Mont adressiert gewesen der auf Burg Starkenberg Montfort im Heiligen Land anzutreffen ist Durch die Dreharbeiten und seine ubernommene Rolle daran erinnert habe Berling wahrend der Drehpausen private Recherchen aufgenommen da nach seinem Dafurhalten das Epitaph des Bischofs tatsachlich existiert haben muss Mit der Erlaubnis des amtierenden Bischofs Sergio Goretti habe er die antike romische Krypta unter der bischoflichen Residenz von Santa Maria Maggiore zu Assisi und deren Garten inspizieren durfen Dabei sei von ihm tatsachlich das als Stellplatz fur einen Geranientopf benutzte Bruchstuck einer Grabinschrift aufgefunden wurden die ein Textfragment entsprechend dem in der Wuste gefundenen handschriftlichen Entwurf enthalten habe Um die Verbindung des Epitaphs von Assisi zu Starkenberg zu ergrunden habe Berling schliesslich die Reise nach Israel auf sich genommen um dort in der Ruine der alten Deutschordensburg zu forschen Dort habe er schliesslich das grossere Bruchstuck des Epitaphs entdeckt dass dort als Fullmaterial zum Verschluss einer Schiessscharte zweckentfremdet wurde Nachdem die Steinplatte aus dem Mauerwerk herausgestemmt war habe sich hinter ihr ein Hohlraum eroffnet in dem mehrere Pergamentrollen verwahrt waren die unter anderem ein bisher unbekanntes Tagebuch des Bischofs dessen umfangreiche Korrespondenz mit seinem Secretarius John Turnbull und diversen anderen Personen enthielten In der Furcht die wertvollen Dokumente konnten ihm am strengbewachten Flughafen Ben Gurion abgenommen werden habe Berling sie noch vor Ort auf Dia abgelichtet bis er dabei von einer sich nicht naher zu erkennen gebende Guerillatruppe mit vorgehaltener Waffe darin unterbrochen wurde Mit der Ermahnung dass er nichts gefunden und auch niemanden getroffen habe hatten sie ihm das gesamte Bildmaterial beschlagnahmt Schliesslich ist Berling in Italien nach Beendigung der Dreharbeiten von seinem Kontaktmann aus Israel aufgefordert wurden sich zur korperlichen und geistigen Anregung fur zwei Wochen in die Bundner Alpen nach Poschiavo zu begeben Dort fand er in einem abgeschiedenen Anwesen die ihm beschlagnahmten Fotografien und Dokumente aus Starkenberg wieder dank der er nun doch genugend Material fur seinen Roman zur Hand hatte Inwiefern das vollendete Werk wie auch seiner Hintergrundgeschichte der Fantasie des Autors entsprungen ist bleibt dem Leser zur Beantwortung offen Die geheimnisvollen Starkenberger Rollen mit ihrem der Offentlichkeit vorenthaltenen Inhalt habe er nicht behalten durfen dafur aber wurde ihm genugend Bildmaterial zur Verfugung stehen das ihm beim Fund des Epitaphs zu Starkenberg zeigen Dramatis personae BearbeitenGuido della Porta OSB geboren im Jahre 1176 zu Rom als Sohn der Livia di Septemsoliis alias Lady d Abrayville einer Base der Familie Frangipane Sein Vater war vermutlich Wilhelm Spadalunga von Montferrat der die Mutter auch heiraten wollte dann aber vom Papst zur Ehe mit der Erbin des Konigreichs Jerusalem angehalten wurde Der junge Guido wuchs als Novize der Benediktiner in Monte Cassino auf und durfte in Bologna studieren Schliesslich stieg er in den Vertrauenskreis Papst Innozenz III auf der ihn forderte und mit dem Namen der adligen Familie Della Porta versah Als Agent des Papstes nahm er am vierten Kreuzzug 1202 1204 teil und beeinflusste die Wahl zum ersten lateinischen Kaiser von Konstantinopel Als Lohn fur diese Dienste erhielt er die Einsetzung als Bischof von Assisi John Turnbull als Ritter Odo Crean de Saint Liargue aus Okzitanien Romanien stammend Des Bischofs erster Secretarius mit ketzerischer Gesinnung von ausserst dubioser Herkunft und mit verschiedenen Identitaten Verliebte sich in jungen Jahren in die aus verarmtem Adel stammende Alazais d Estrombezes die er auch zu heiraten beabsichtigte Ihr gemeinsamer Sohn wird Raoul 1201 der sich spater Crean nennen lasst Doch um sein Vermogen gebracht wurde Alazais von ihren Eltern mit dem Herrn von Bourivan bei Moissac verheiratet worauf sich John als Secretarius in den Dienst des Marschalls Villehardouin begeben hat von dem er seinen englischen alias erhielt Begleitete den Marschall auf den vierten Kreuzzug und warnte ihn vergeblich vor dem Geschaft mit der Republik Venedig Schrieb allerdings die ihm diktierte Geschichte der Eroberung Konstantinopels Histoire de la conquete de Constantinople nieder Erhielt nach dem Ende des Kreuzzuges als Chevalier du Mont Sion ein Lehen auf der Peloponnes verliess dennoch den Dienst beim Villehardouin um sich dafur nun in den des neuen Bischofs von Assisi zu stellen Ungeachtet seiner Sympathien fur den katharischen Glauben und seiner Verbindung zu der ominosen Geheimgesellschaft der Prieure de Sion verbindet ihn mit dem katholischen Bischof ein gegenseitiges Verstandnis und freundschaftliches Einvernehmen Ermengarda die Haushalterin des Bischofs Anna gen Sylvia 1197 ihre Tochter die sich mit Sigbert auf den Kinderkreuzzug begibt Roald of Wendower ein Vetter Rogers of Wendower Monch von St Trinian in England und ab 1214 des Bischofs zweiter Secretarius Caesar von Speyer OFM dritter und letzter Secretarius des Bischofs Emilio erster Majordomus des Bischofs Ripke Wilbald auf Rotgenstein 1157 von Rothenstein erst Kapitan der Garde des Bischofs dann dessen Majordomus Hartwolf vom Berghe 1194 dessen Nachfolger Gunter von Oxfeld ca 1181 von Oebisfelde der bischofliche Kurier Sigbert von Oxfeld 1195 sein jungerer Bruder ehemaliger Benediktinernovize zu Koln dann Teilnehmer des Kinderkreuzzuges Jacoba di Septemsoliis eine Base des Bischofs Laurence de Belgrave 1186 4 die Halbschwester des Bischofs Abtissin der Karmeliterinnen von L Immaculata del Bosco auf dem Monte Sacro zu Rom Innozenz III gen Inno Ugolino di Segni Kardinalbischof von Ostia Jacques de Vitry Bischof von Akkon Elia von Cortona der Organisator des Franziskaner Ordens Burkhard von Ursperg 5 ein Chronist Clara d Offreduccio Francesco eigentlich Giovanni Bernardone u v a Siehe auch BearbeitenDie Kinder des Gral Romanreihe 1991 2005 Die Ketzerin 2000 Literatur BearbeitenLuciano Canonici Guido II d Assisi Il vescovo di San Francesco in Studi Francescani Bd 77 1980 S 187 206 Michael Robson Assisi Guido II and Saint Francis in Greyfriars Review Bd 12 1998 S 225 287 Anmerkungen Bearbeiten Tatsachlich ist Bischof Guido II auf den Tag genau zwei Wochen nach der Heiligsprechung am 30 Juli 1228 gestorben Dieses Sterbedatum ist im Messbuch der Kirche San Nicola di Assisi vermerkt wurden welches sich heute im Walters Art Museum in Baltimore befindet Vgl Michele Faloci Pulignani Il messale consultato da s Francesco quando si converti in Miscellanea francescana di storia di lettere di arti Bd 15 1914 S 33 43 Zitiert aus Franziskus oder Das zweite Memorandum 3 Auflage 1996 S 32 546 ISBN 3 404 11956 8 Die echte Starkenberger Rolle oder Starkenberger Rotulus wurde erst im fruhen 15 Jahrhundert zusammengestellt und befindet sich im Tiroler Landesarchiv in Innsbruck Urk I 5761 Sie beinhaltet Textdokumente der Herren von Starkenberg aus Tirol Im Folgewerk Die Kinder des Gral 1991 dem Auftakt der gleichnamigen Romanreihe hat Berling als Geburtsjahr fur Laurence de Belgrave um funf Jahre auf 1191 korrigiert Burkhard von Ursperg war im Fruhjahr 1211 in Rom wo er am 13 Februar von Papst Innozenz III den Schutzbrief fur das Kloster Schussenried ausgestellt bekam Vgl August Potthast Regesta Pontificum Romanorum Bd 1 1874 Nr 4179 S 360 Dass er bei dieser Gelegenheit auch Assisi und seinem Bischof einen Besuch abgestattet hatte ist nicht verburgt Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Franziskus oder Das zweite Memorandum amp oldid 232189917