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Das Franziskanerkloster in Neubrandenburg bestand vom 13 Jahrhundert bis zur Einfuhrung der Reformation in Mecklenburg Es zahlt wegen seiner noch erhaltenen historischen Bausubstanz zu den bedeutendsten Baudenkmalen in Mecklenburg Vorpommern Am besten erhalten sind das Refektorium und die ehemalige Klosterkirche St Johannis Das heutige RegelgebaudeKreuzgangHeute ist der Grossteil des Klosters Bestandteil des Regionalmuseums und enthalt die Dauer und Sonderausstellungen Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Grundung und Aufbau 1 2 Schliessung und Nachnutzung 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenGrundung und Aufbau Bearbeiten Ob der Neubrandenburger Konvent des 1210 in Italien entstandenen Franziskanerordens wie von Historikern vermutet eine Grundung der askanischen Markgrafen von Brandenburg war ist nicht belegbar Wahrscheinlich war bereits bei der Stadtgrundung 1248 unter dem Markgrafen Johann I ein Kloster geplant Als Stifter wird Markgraf Otto III angesehen Die Ansiedlung der Franziskaner erfolgte um 1260 Der Orden war seit 1221 dauerhaft in Deutschland ansassig und hatte sich bereits bis 1230 zur Ostsee ausgedehnt Der Konvent in Neubrandenburg gehorte zur Kustodie Stettin 1 der sachsischen Ordensprovinz provincia Saxonia deren Provinzkapitel bereits 1285 in Neubrandenburg tagte und damit den fruhesten schriftlichen Hinweis auf die Existenz eines Klosters lieferte das uber Raumlichkeiten zur Unterbringung der Kapitelsteilnehmer verfugte moglicherweise stellte auch Markgraf Otto sein Gastehaus fur die Kapitelsteilnehmer zur Verfugung 2 nbsp Die Klosterkirche St Johannis um 1843Um 1270 ist in Neubrandenburg moglicherweise das Dormitorium entstanden der ostliche Flugel des Klosterquadrums der damals ublicherweise nordlich an den Chor der Klosterkirche anschloss Um 1300 soll der Nordflugel mit dem Refektorium erbaut worden sein der im 14 Jahrhundert umgebaut wurde ein flaches zweites Geschoss uber dem hohen gewolbten Erdgeschoss erhielt und als einziger Baukorper des Konventshauses bis heute weitgehend erhalten ist 3 Die erste 1260 entstandene Kirche bestand aus Feldstein von der noch ein Abschnitt in der Nordmauer zu sehen ist Wahrscheinlich in den 1320er Jahren wurde das bis heute erhaltene zweischiffige Kirchengebaude aus Backstein mit einem Hauptschiff und einem niedrigeren nordlichen Schiff gebaut auf ein sudliches Schiff wurde wegen der beengten raumlichen Verhaltnisse und womoglich wegen der ausbleibenden Forderung nach dem Tod von Furst Heinrich II im Jahr 1329 verzichtet Die Kirche bekam einen hochgotischen Langchor mit drei Gewolbejochen er hatte einen 5 8 polygonalem Abschluss war mit 17 Metern bis zur Traufe deutlich hoher als das Langhaus und gehorte zu den regional bedeutendsten Chorarchitekturen Im 15 Jahrhundert wurde die Offnung zum Chorabschluss durch eine verstarkte Triumphbogenmauer verschmalert und der Kirche ein schlanker Dachreiter aufgesetzt 4 Das Kloster lag im Norden der neuen Stadtanlage nahe der zunachst holzernen Wehranlage die ab dem 14 Jahrhundert zur Stadtmauer ausgebaut wurde jedoch in einiger Entfernung zu den vier Stadttoren Der Fangelturm in der nordlichen Stadtbefestigung wird wegen seiner Nahe zum Kloster auch Monchenturm genannt In der Nahe lag der markgrafliche Furstenhof was auf eine Stiftung durch den Markgrafen hinweist Gegenuber dem Kloster befand sich ein Haus der Beginen die moglicherweise von den Franziskanern seelsorglich betreut wurden Beim Stadtbrand von 1355 wurden alle Klostergebaude stark beeintrachtigt und wurden in veranderter Form als jetzt zweihofige Anlage wiederhergestellt Der Kunsthistoriker Matthias Untermann vermutet dass wie bei ahnlichen Franziskanerklostern der Ordensprovinz Saxonia der innere zur Kirche gelegene Hof fur offentliche Anlasse und die Bestattung von Laien genutzt wurde wahrend der aussere Hof als Ruckzugsraum fur den Konvent diente 5 Danach gab es nur kleinere Umbauten 6 Durch Land und Immobilienschenkungen sowie durch Naturalgaben wurde die wirtschaftliche Basis des Konvents gefestigt Stifter kamen aus dem regionalen Adel aus der Burgerschaft und aus den berufsstandischen Vereinigungen etwa der Pelzer der Kramer und der Schuster Neubrandenburgs Nachdem Neubrandenburg mit der Herrschaft Stargard 1298 mecklenburgisch geworden war fuhlten sich die neuen Herren weiterhin fur das Kloster verantwortlich und forderten es Als die Stiftungsurkunden und Fundationsprivilegien 1355 einem Brand zum Opfer fielen der auch das Kloster zerstorte bestatigte Herzog Johann I von Mecklenburg samtliche Rechte neu 7 Der markgrafliche Furstenhof beim Kloster wurde vom mecklenburgischen Fursten an Ritter Otto von Dewitz ubertragen der die erste uberlieferte Stiftung an die Franziskaner fratribus tocius conuentus ordinis minorum in nostra ciuitate Nyenbrandenborch den Brudern des ganzen Konvents des Ordens der Minderen Bruder in unserer Stadt Neubrandenburg getatigt und den Brudern eine Hufe Land in Watzkendorf zur Unterhaltung des Ewigen Lichtes in der Klosterkirche ubertragen hatte 1362 ist von procuratores seu prouisores Prokuratoren oder Provisoren die Rede die die Stiftungen an die Franziskaner verwalteten da diese selbst wegen ihres Armutsgelubdes keinen Besitz haben durften Gestiftet wurden Wein Hostien und Ol fur Kirche und Gottesdienst Mehl Getreide und Brennholz Es ist davon auszugehen dass von den Stiftern geistliche Gegengaben etwa in Form von Memorien bei der heiligen Messe erwartet wurden 8 Das Neubrandenburger Franziskanerkloster besass moglicherweise eine Terminei in Malchow 9 1509 nahm der Konvent in Neubrandenburg im Rahmen der Auseinandersetzungen im Orden um die Observanz die Martinianischen Konstitutionen an eine mittlere Linie bei der Verfolgung des franziskanischen Armutsideals 1518 wurde er von der Ordensleitung mit etwa 80 anderen Konventen zur martinianischen Provinz vom hl Johannes dem Taufer zusammengeschlossen Jedoch beschloss das Provinzkapitel dieser Provinz bei seiner Tagung in Neubrandenburg am 13 Oktober 1521 eine weitere Teilung und die Bildung einer neuen Provinz die von der Ordensleitung 1523 als Ordensprovinz Thuringen provincia Thuringia bestatigt wurde 10 Schliessung und Nachnutzung Bearbeiten Die Reformation erreichte Neubrandenburg 1523 und schon um 1530 bestand eine evangelische Gemeinde In den 1530er Jahren kam es zu einer Spaltung des Franziskanerkonvents Der Stadtrat berichtet am 1 Juli 1532 an Herzog Heinrich V von Mecklenburg dass under den andern munchen ein mechtiger zang und hader sey Ein Ordensbruder und der Guardian verliessen in dem Jahr das Kloster und heirateten ein grosserer Teil der Bruder blieb im Kloster und wahlte einen neuen Guardian 1535 verweigerten sie sich dem Verbot des Herzogs die heilige Messe zu feiern und katholische Zeremonien zu vollziehen und widersetzten sich seinem Befehl evangelisch zu predigen Die Klosterkirche wurde ab 1535 als evangelisches Gotteshaus genutzt Die Franziskaner feierten zunachst noch konventsintern heimlich katholische Gottesdienste wodurch sich ihr Verhaltnis zur reformierten Burgerschaft deutlich verschlechterte Das Klostergut wurde in einem Inventarium der Cleinodien des grauen Closters inventarisiert und die Renten und Einkunfte zum Unterhalt fur arme und krancke leute umgewidmet Mit dem Austritt des letzten Franziskaners des Guardians Nicolaus Schutte Schulten endete 1552 der franziskanische Konvent in Neubrandenburg Schutte erhielt spater eine Anstellung als Vorleser im Armenhaus unter der Auflage ein geregeltes Eheleben zu fuhren 11 nbsp Ausstellungsraum fur das Regionalmuseum NeubrandenburgDie leerstehenden Klostergebaude deren maroden Zustand man noch 1570 beklagte wurden 1592 der Stadt Neubrandenburg ubertragen Diese richtete ein stadtisches Armenhaus mit angeschlossenem Hospital ein Bis wenige Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde das Gebaude fur sozial schwache Einwohner Neubrandenburgs genutzt Nach Sanierung und teilweise gotisierenden Umbauten in den 1970er Jahren waren in den erhaltenen Bereichen verschiedene kommunale und kirchliche Einrichtungen untergebracht unter anderem das Standesamt der Westflugel steht dem Kirchenkreis Stargard und der Kirchengemeinde zur Verfugung Ab 2011 erfolgte ein Umbau von Teilen des Klostergebaudes zu einer Ausstellungsstatte des Regionalmuseums Der Chor der Klosterkirche St Johannis wurde im 19 Jahrhundert auf ein Joch verkurzt und sturzte teilweise ein Die Kirche wurde in den 1890er Jahren saniert und zum Teil neugotisch umgestaltet seit 1945 dient sie als evangelische Hauptkirche von Neubrandenburg 12 Von 1998 bis 2004 bestand wieder eine Niederlassung der Franziskaner in Neubrandenburg die aber 2004 nach Waren Muritz verlegt wurde 13 Literatur BearbeitenIngo Ulpts Die Bettelorden in Mecklenburg Ein Beitrag zur Geschichte der Franziskaner Klarissen Dominikaner und Augustiner Eremiten im Mittelalter Saxonia Franciscana 6 Dietrich Coelde Verlag Werl 1995 ISBN 3 87163 216 3 S 75 79 284 307 385 387 Ingo Ulpts Stockmann Jens Christian Holst Rainer Szczesiak Neubrandenburg Kloster S Johannes Ordo Fratrum Minorum Franziskaner In Wolfgang Huschner Ernst Munch Cornelia Neustadt Wolfgang Eric Wagner Mecklenburgisches Klosterbuch Handbuch der Kloster Stifte Kommenden und Prioreien 10 11 16 Jahrhundert Band I Rostock 2016 ISBN 978 3 356 01514 0 S 580 615 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Franziskanerkloster Neubrandenburg Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur uber Franziskanerkloster Neubrandenburg in der Landesbibliographie MV Stadt und Regionalgeschichte im Regionalmuseum Neubrandenburg Dauerausstellung im Franziskanerkloster Franziskanerkloster Neubrandenburg Deutschland In Brick Gothic Heritage Abgerufen am 4 November 2010 Historie St Johannis Propstei Neubrandenburg abgerufen am 3 November 2010 Einzelnachweise Bearbeiten Gottfried Wentz Das Bistum Havelberg Germania Sacra I 2 Berlin Leipzig 1933 S 339 1 Ingo Ulpts Stockmann Kloster S Johannes Ordo Fratrum Minorum Franziskaner 2 Geschichte In Wolfgang Huschner Ernst Munch Cornelia Neustadt Wolfgang Eric Wagner Mecklenburgisches Klosterbuch Band I Rostock 2016 S 580 615 hier S 581f Annette Kugler Simmerl Bischof Domkapitel und Kloster im Bistum Havelberg 1522 1598 Strukturwandel und Funktionsverlust Studien zur brandenburgischen und vergleichenden Landesgeschichte Band 1 Lukas Verlag Berlin 2003 ISBN 978 3 936872 07 1 S 69 71 Google bucher Ingo Ulpts Die Bettelorden in Mecklenburg Werl 1995 S 75f 79 Jens Christian Holst Kloster S Johannes Ordo Fratrum Minorum Franziskaner 7 Bau und Kunstgeschiche In Wolfgang Huschner Ernst Munch Cornelia Neustadt Wolfgang Eric Wagner Mecklenburgisches Klosterbuch Band I Rostock 2016 S 580 615 hier S 601 Jens Christian Holst Kloster S Johannes Ordo Fratrum Minorum Franziskaner 7 Bau und Kunstgeschiche In Wolfgang Huschner Ernst Munch Cornelia Neustadt Wolfgang Eric Wagner Mecklenburgisches Klosterbuch Band I Rostock 2016 S 580 615 hier S 593f 596 599 607 Jens Christian Holst Kloster S Johannes Ordo Fratrum Minorum Franziskaner 7 5 Kunstgeschichtliche Einordnung In Wolfgang Huschner Ernst Munch Cornelia Neustadt Wolfgang Eric Wagner Mecklenburgisches Klosterbuch Band I Rostock 2016 S 580 615 hier S 607 Anm 183 unter Verweis auf Matthias Untermann Offentlichkeit und Klausur Beobachtungen zur franziskanischen Klosterbaukunst in der Provinz Saxonia In Oliver Auge et al Kloster Stifte und Konvente nordlich der Elbe Rahden 2009 S 199 208 Ingo Ulpts Die Bettelorden in Mecklenburg Werl 1995 S 78f Jens Christian Holst Kloster S Johannes Ordo Fratrum Minorum Franziskaner 7 2 Baugeschichtliche Entwicklung In Wolfgang Huschner Ernst Munch Cornelia Neustadt Wolfgang Eric Wagner Mecklenburgisches Klosterbuch Band I Rostock 2016 S 580 615 hier S 594f Mecklenburgisches Urkundenbuch MUB Band XIII Schwerin 1884 Nr 8027 Ingo Ulpts Die Bettelorden in Mecklenburg Werl 1995 S 77 79 290ff Jens Christian Holst Kloster S Johannes Ordo Fratrum Minorum Franziskaner 7 Bau und Kunstgeschiche In Wolfgang Huschner Ernst Munch Cornelia Neustadt Wolfgang Eric Wagner Mecklenburgisches Klosterbuch Band I Rostock 2016 S 580 615 hier S 606 Dieter Berg Hrsg Spuren franziskanischer Geschichte Abriss der Geschichte der Sachsischen Franziskanerprovinzen von ihren Anfangen bis zur Gegenwart Dietrich Coelde Verlag Werl 1999 S 235 249 255 Ingo Ulpts Die Bettelorden in Mecklenburg Werl 1995 S 385ff Ingo Ulpts Stockmann Kloster S Johannes Ordo Fratrum Minorum Franziskaner 2 Geschichte In Wolfgang Huschner Ernst Munch Cornelia Neustadt Wolfgang Eric Wagner Mecklenburgisches Klosterbuch Band I Rostock 2016 S 580 615 hier S 583 Ingo Ulpts Stockmann Kloster S Johannes Ordo Fratrum Minorum Franziskaner 2 Geschichte In Wolfgang Huschner Ernst Munch Cornelia Neustadt Wolfgang Eric Wagner Mecklenburgisches Klosterbuch Band I Rostock 2016 S 580 615 hier S 583f Deutsche Franziskanerprovinz St Elisabeth53 55985 13 260604 Koordinaten 53 33 35 5 N 13 15 38 2 O 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