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Franz von Papen wurde Ehrenburger zahlreicher deutscher Kommunen Franz von Papen 1933 Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Ehrenburgerschaften Auswahl 2 1 Werl 1933 1945 2 2 Olpe 1933 1946 2 3 Iburg 1933 1948 2 4 Dulmen 1933 2010 2 5 Merfeld 1933 2010 2 6 Frankenholz 2 7 Wallerfangen 3 Rezeption 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseVorgeschichte BearbeitenNach einer vernichtenden parlamentarischen Niederlage galt die Reichsregierung unter der Fuhrung Papens als Reichskanzler bereits am 12 September 1932 als gescheitert Bei der Reichstagswahl am 6 November 1932 erlangte die NSDAP noch keine qualifizierte Mehrheit sondern lediglich einen Stimmenanteil von 33 1 Zur Regierungsbildung war sie auf die Mithilfe anderer meist burgerlich konservativ und national gesinnter Krafte angewiesen Mit der so genannten nationalen Erhebung der Machtubergabe an die Nationalsozialisten am 30 Januar 1933 gingen zahlreiche Kommunen des Deutschen Reichs dazu uber fuhrende Politiker der NSDAP aber auch aus dem politischen Umfeld das die Installation des Regimes duldete und damit erst ermoglicht hatte mit oder ohne direkten Ortsbezug zu ihren Ehrenburgern zu ernennen Der gescheiterte Reichskanzler Papen gehorte dem Kabinett Hitler von Januar 1933 bis Juli 1934 als Vizekanzler an Die Person Franz von Papen der als Politiker der katholischen Zentrumspartei eher gemassigten burgerlich konservativen Kreisen als den radikalen Nationalsozialisten nahestand erfuhr in seiner Rolle eine vorrangig negative Rezeption in der Geschichtsschreibung der Nachkriegszeit Das bekannteste ihm immer wieder zugeschriebene Stigma lautet Hitlers Steigbugelhalter und zieht sich geradezu gebetsmuhlenartig durch fast samtliche Darstellungen Zwar wurde er im Nurnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher vom Internationalen Militargerichtshof in den Punkten Gemeinsamer Plan oder Verschworung und Verbrechen gegen den Frieden angeklagt aber freigesprochen In einem Spruchkammerverfahren unter der Besatzungsmacht am 24 Februar 1947 wurde er danach im Zuge seiner eigenen Entnazifizierung als Hauptschuldiger eingestuft und rechtskraftig verurteilt Eine Ehrenburgerschaft wird ublicherweise auf Lebenszeit verliehen und erlischt mit dem Tod Fur Kriegsverbrecher hat eine Direktive des Alliierten Kontrollrats in Deutschland auch den Verlust des Ehrenburgerrechts festgelegt Ob Ehrenburgerschaften vor diesem Hintergrund uberhaupt formell aberkannt werden sollten oder konnen wird standig kontrovers diskutiert Manche Kommunen gehen der Diskussion im beschriebenen Sinne kategorisch aus dem Weg zumal die Mehrheit der fragwurdigen Personen bei Kriegsende bereits verstorben waren oder bald daraufhin verstarben Die meisten Kommunen fuhren aber auch nicht ohne Stolz historische Ehrenburgerlisten die viele Jahrhunderte zuruckreichen Auch haben einzelne Kommunen schon in neuerer Zeit Ehrenburgerschaften an verdiente Personen nach ihrem Tod verliehen Vereinzelt wird von Historikern auch die Argumentation vorgetragen dass gerade im Sinne der Authentizitatswahrung eine nachtragliche Aberkennung keinesfalls erfolgen solle da man sich ansonsten dem Vorwurf der Geschichtsfalschung preisgeben wurde Dass Akten im Krieg verbrannt seien und alleine die unklare Aktenlage eine Entscheidung verhindere kann ebenfalls ein Nichttatigwerden begrunden 1 Der Konflikt um die Frage ob und wie bestimmten Personen aus der Zeit des Nationalsozialismus eine bereits verliehene Ehrenburgerschaft abzusprechen sei zieht sich bis in die jungste Zeit Ehrenburgerschaften Auswahl BearbeitenAuch die Ehrenburgerschaften Franz von Papens wurden in den beschriebenen Argumentationen diskutiert Zwar konnte er mangels rechtskraftiger Verurteilung nicht als Kriegsverbrecher gelten doch stand er in der Einschatzung seiner Zeit als Hauptschuldiger an den Verbrechen der Nationalsozialisten wenn schon nicht als Tater so doch als Wegbereiter dieser Betrachtung kaum nach Damit galten seine Ehrenrechte manchen Kommunen bereits als verwirkt entsprechende Antrage auf Aberkennung wurden gar nicht erst verhandelt 1 Teilweise wurden die Ehrenburgerschaften Franz von Papens auch explizit noch zu seinen Lebzeiten wieder aberkannt Viele bestanden wenigstens noch bis zu seinem Tod am 2 Mai 1969 fort Einzelne Kommunen ehren das Andenken an ihn bis zum heutigen Tage auch indem sie sogar Strassen und Orte nach ihm benennen Andere wieder fassten Beschlusse die ihm das Ehrenburgerrecht postum entzogen Werl 1933 1945 Bearbeiten Seine Geburtsstadt Werl verlieh Papen 1933 die Ehrenburgerwurde Die ehemalige Marktstrasse trug ab Mai 1933 nach ihm den Namen Von Papen Ufer dort lag auch sein Geburtshaus Im weiteren Landkreis Soest wurde in Geseke die vormalige Kuhstrasse die heutige Cranestrasse in Von Papen Strasse umbenannt 2 Bereits im Jahr 1945 wurde ihm kurz nach Kriegsende die Ehrenburgerwurde ausdrucklich entzogen und beide Strassen bis zum 7 Juni wieder umbenannt In einer spateren Ausserung im Jahre 1964 druckte Franz von Papen sein Bedauern uber diese Entscheidung aus 3 Olpe 1933 1946 Bearbeiten Am 18 August 1933 ernannte die Ratsherrenversammlung der Stadt Olpe Hermann Goring und Franz von Papen einstimmig zu Ehrenburgern Beiden wurde die Ehrung am 1 Februar 1946 vom Stadtausschuss wieder entzogen 4 Zu diesem Zeitpunkt standen beide noch unter Anklage vor dem Internationalen Militargerichtshof in Nurnberg die Urteile ergingen acht Monate spater Iburg 1933 1948 Bearbeiten Papen wurde am 25 Mai 1933 Ehrenburger von Bad Iburg Gleichwohl beschloss der Gemeinderat am 4 Marz 1948 unter dem Punkt Verschiedenes einstimmig die Aberkennung seiner Ehrenburgerrechte 5 Dulmen 1933 2010 Bearbeiten Die Dulmener Stadtverordnetenversammlung ernannte Papen am 26 Mai 1933 zum Ehrenburger von Dulmen Die ehemalige Borkener Strasse hiess nun Von Papen Strasse Ihre Ruckbenennung erfolgte schon am 22 Februar 1946 2 Jedoch erst am 15 Dezember 2010 strich ihn die Stadt Dulmen zusammen mit Hitler und Hindenburg von der Liste ihrer Ehrenburger 6 1 7 Die SPD Fraktion im Stadtrat hatte am 26 September 2010 einen entsprechenden Antrag formuliert Ein gleichlautender Antrag der Grunen wurde bereits in den 1980er Jahren zuruckgewiesen 8 Merfeld 1933 2010 Bearbeiten Papen wurde 1933 Ehrenburger von Merfeld heute Ortsteil von Dulmen Er hatte sich dort 1919 im Haus Merfeld niedergelassen und war sogar ehrenamtlicher Burgermeister am Orte Seine Aufwandsentschadigungen fur dieses Amt wurden vom damaligen Regierungsprasidenten Rudolf Amelunxen jedoch als zu hoch moniert und drastisch gekurzt Daraufhin verliess Papen Merfeld im Jahre 1930 und bezog seinen Landsitz im saarlandischen Wallerfangen In den 1950er Jahren bekannte sich das damals kommunal selbstverwaltete Merfeld noch zu ihrem Ehrenburger weil Papen lange dort gewohnt und viel fur das Dorf getan habe 6 Frankenholz Bearbeiten Seit dem 20 November 1933 war Papen Ehrenburger der saarlandischen Gemeinde Frankenholz heute Stadtteil von Bexbach 9 Das Saargebiet stand damals als Mandatsgebiet unter Volkerbundsverwaltung und sollte erst am 13 Januar 1935 in einer Volksabstimmung selbst uber seine weitere staatliche Zugehorigkeit entscheiden Die vielerorts am Vorabend der Saarabstimmung betriebene Ehrenbezeugung an bekannte Nazi Grossen und deren politisches Umfeld kann zweifellos als klare Positionierung fur die erwunschte Angliederung an das Deutsche Reich verstanden werden Wallerfangen Bearbeiten nbsp Grab Familie von Papen nbsp Schloss Galhau vor seiner Zerstorung 1944 nbsp Strassenwidmung in WallerfangenDurch Heirat mit Martha von Boch Galhau 1880 1961 einer der Erbinnen der Keramikdynastie Villeroy amp Boch im Jahre 1905 war Papen in Wallerfangen begutert und von 1930 bis Kriegsende 1945 dort ansassig Seine Frau brachte neben betrachtlichen Finanzmitteln auch ein Hofgut in die Ehe ein Es war bekannt als Galhau sches Schloss in den 1860er Jahren erbaut von Nicolas Adolphe de Galhau 1814 1889 der es in Ermangelung eigener Nachkommen seinem Schwippschwager Marthas Vater vererbt hatte Heute sind die Reste der Anlage als Gut Papen ortsbekannt und im Besitz der Familie Auch die Gemeinde Wallerfangen ernannte Franz von Papen 1933 zum Ehrenburger In der Nachkriegszeit war Papen die Einreise in das teilautonome Saarland untersagt Jedoch war er als ortsansassig beguterter Exilsaarlander zum zweiten Plebiszit uber das Saarstatut am 23 Oktober 1955 berechtigt am Orte seines letzten Wohnsitzes in Wallerfangen sein Stimmrecht auszuuben Dem Ehrenburger der Gemeinde wurde an diesem Tage vom ortlichen Vereinswesen ein Empfang bereitet In einer Dankesansprache betonte Papen dass er gerade mit Nein gestimmt habe Damit stellte sich Papen mit der Mehrheit der Abstimmenden gegen das Saarstatut was allgemein als Votum fur den anschliessenden Beitritt des Saarlandes zur Bundesrepublik Deutschland gewertet wurde 10 In Wallerfangen hatten 1012 Wahlberechtigte mit Ja gestimmt wahrend 1917 Wahlberechtigte mit Nein votiert hatten Der saarlandische Landesdurchschnitt der Nein Sager lag bei 67 7 11 Nach dem Abschluss des Luxemburger Vertrages kehrte seine Familie 1957 auf das Hofgut zuruck Seine letzte Ruhe fand er im Familiengrab auf dem Wallerfanger Friedhof Nach seinem Sohn Friedrich Franz von Papen wurde in Wallerfangen eine Strasse benannt Rezeption BearbeitenKaum eine der nachrangig uber ihn verfassten Biographien thematisieren seine Ehrenburgerschaften mit Ausnahme der in seiner Geburtsstadt Werl Literatur BearbeitenKarlheinz Spielmann Ehrenburger und Ehrungen in Geschichte und Gegenwart eine Dokumentation zur deutschen und mitteleuropaischen Geschichte I und II Bd 3 Auflage Dortmund 1967 Marcus Weidner Die Strassenbenennungspraxis in Westfalen und Lippe wahrend des Nationalsozialismus online auf dem Portal des Landschaftsverband Westfalen Lippe LWL Weblinks BearbeitenPapen Franz Joseph Hermann Michael Maria von in der Datenbank Saarland Biografien F v Papen auf der Website der Konrad Adenauer StiftungEinzelnachweise Bearbeiten a b c Stadt Dulmen streicht Hitler von der Liste der Ehrenburger Memento vom 9 Februar 2015 im Internet Archive T Online Regionales NRW vom 15 Dezember 2010 17 47 Uhr zuletzt abgerufen am 9 Februar 2015 a b Franz von Papen in Die Strassenbenennungspraxis in Westfalen und Lippe wahrend des Nationalsozialismus auf dem Portal des Landschaftsverband Westfalen Lippe zuletzt abgerufen am 10 Februar 2015 Antrag in Dulmen Hitler soll nicht langer Ehrenburger sein Memento vom 9 Februar 2015 im Webarchiv archive today in Ruhr Nachrichten vom 13 Dezember 2010 zuletzt abgerufen am 9 Februar 2015 Stadt Olpe in Die Strassenbenennungspraxis in Westfalen und Lippe wahrend des Nationalsozialismus auf dem Portal des Landschaftsverband Westfalen Lippe zuletzt abgerufen am 17 Februar 2015 Einen Edelkarpfen fur den Vizekanzler Franz von Papen in Neue Osnabrucker Zeitung vom 13 Juni 2008 zuletzt abgerufen am 9 Februar 2015 a b Arger uber Ehrenburger Memento des Originals vom 8 Dezember 2015 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www dzonline de in Dulmener Zeitung vom 3 August 2012 abgerufen am 9 Februar 2015 Ehrenburger Hitler als schwere Last Memento vom 24 September 2015 im Internet Archive in Sudwest Presse vom 16 Dezember 2010 Stadt Dulmen streicht Hitler von der Liste der Ehrenburger in Merkur Online vom 15 Dezember 2010 zuletzt abgerufen am 9 Februar 2015 Silvia Schenk Hans Joseph Britz Im Stadtarchiv geblattert Ehrenburger Hitler Hindenburg und andere Oft verdrangt oder totgeschwiegen Memento vom 6 Februar 2015 im Internet Archive in Es Heftche Das Stadtmagazin fur Homburg und Umgebung 24 April 2013 zuletzt abgerufen am 6 Februar 2015 Franz von Papen besucht als Stimmberechtigter seine Heimatgemeinde Wallerfangen in DER SPIEGEL 45 1955 vom 2 November 1955 zuletzt abgerufen am 6 Februar 2015 Gerhard Franz Der Sieg der Neinsager 50 Jahre nach der Abstimmung uber das Saarstatut Blieskastel 2005 S 181 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Franz von Papen als Ehrenburger amp oldid 233435823