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Franz Xaver Clavel 1729 in Gammertingen 1793 in Scheer war ein deutscher Beamter des 18 Jahrhunderts dessen Tatigkeitsschwerpunkt in den katholisch gepragten Territorien im Umfeld von Vorderosterreich lag Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Schriften Auswahl 3 Literatur 4 EinzelnachweiseLeben BearbeitenFranz Xaver Clavel wurde als Sohn des Gutsbesitzers Gastwirt und Oberschultheissen Heinrich Clavel 1702 unbekannt geboren der eine angeheiratete ansehnliche Landwirtschaft betrieb seine Mutter war Anna Maria Behr 1702 1795 Seine Ahnen stammten aus Savoyen und seine Grosseltern die anfangs noch mit Pfannen und Eisenblech auf dem Land umherziehend handelten hatten sich in Trochtelfingen niedergelassen Seine Geschwister waren Maria Veronika Clavel 1724 unbekannt Franz Joseph Clavel 1725 unbekannt Stephan Clavel 1727 unbekannt Als er die Schule besuchen sollte wurde er zu seinem Onkel Oberamtsrat Joseph Benedikt Clavell de Hoffen 1700 1771 in Messkirch gesandt Dieser ubernahm nun die weitere Erziehung Nach einigen Jahren kam er auf die Lateinschule des Klosters Zwiefalten Sechs Jahre blieb er dort und ging dann zum philosophischen Studium an die Universitat Dillingen Dort war er im Konvikt untergebracht Weil er mehrmals abends verspatet im Konvikt eintraf wurde er ohne weitere Untersuchung von der Schule ausgeschlossen Sein Vater schickte ihn daraufhin zum Studium der Rechtswissenschaften an die Universitat Strassburg Nach Beendigung seines Studiums kam er zur praktischen Ausbildung in das Oberamt Altdorf in Weingarten und von dort aus weiter nach Hechingen Nach einigen Jahren reiste die Grafin von Zollern nach Wien und Franz Xaver Clavel wurde dazu bestimmt sie als Sekretar zu begleiten Er nutzte hierbei die Gelegenheit und suchte das Gesprach mit Gelehrten Kurz nach seiner Ruckkehr aus Wien trat er 1756 als Obervogt in die Dienste des Freiherrn von Spath in Untermarchtal Dort blieb er jedoch nur zwei Jahre 1758 wurde er als Hofrat und Kanzlei Verwalter in graflich truchsessische Dienste nach Durmentingen berufen Zwei Jahre zuvor war Graf Joseph Wilhelm Eusebius von Waldburg Friedberg Scheer gestorben und der Amtsvorganger des Kanzlei Verwalters versetzt worden Dieser hatte die Verwaltung und Rechtsprechung verfallen lassen So wurden bis 1747 noch Hexen in Durmentingen verbrannt Seinerzeit herrschte noch das Gebot dass die Jagd das Vorrecht des Regenten sei so dass die Untertanen es hinnehmen mussten wenn ihre Aussaat abgefressen und umgewuhlt wurde Nahe bei Durmentingen hatten die Grafen und Truchsesse von Waldburg einen weitlaufigen Tiergarten mit einer grosseren Anzahl an Rot und Schwarzwild Allerdings war der Zaun des Wildparks schadhaft und dies fuhrte dazu dass die Wiesen und Saaten verheert wurden und die Bauern keinen Ackerbau auf den angrenzenden Feldern betrieben so dass im Winter grosse Not herrschte Nach dem Tod des Grafen Joseph Wilhelm Eusebius waren die Ortschaften Scheer und Durmentingen an den Grafen Leopold August von Waldburg Friedberg Scheer ubergegangen den letzten Spross der Truchsess Scheerischen Linie Franz Xaver Clavel fuhrte nun Ordnung und Punktlichkeit in der Kanzlei ein und gewann aufgrund seiner Unparteilichkeit die Gunst des Grafen als auch der Untertanen Seine Neuordnung der Justiz wurde in der Folge als vorbildlich fur ganz Schwaben erachtet Um den Bestand des Wildes zu vermindern nutzte er die Gelegenheit mit dem Grafen zu sprechen da dieser sich immer bei ihm aufhielt wenn er den Wildpark besuchte Um nicht als Feind der Jagd zu gelten begleitete er den Grafen haufig auf den Jagden und schoss auch selbst Wild wies jedoch auch immer auf die Folgen des grossen Wildbestandes hin In seinen Verantwortungsbereich fiel auch der Ort Unlingen in der Herrschaft Bussen Der Pfarrer dieses Ortes Dekan Franz Karl Christoph Kleber 1710 1785 legte sehr viel Wert auf die Immunitat seines Standes An einem Sonntag im September 1758 erlaubte er seinen Pfarrkindern aufgrund des guten Wetters Flachs vom Feld einzuholen Franz Xaver Clavel bewertete diese Erlaubnis als Verstoss gegen das Gebot der Herrschaft an einem Sonntag nicht zu arbeiten und bestrafte mit Unterstutzung des Grafen nicht nur den Pfarrer sondern auch das Gesinde des Nonnenklosters Unlingen einige davon mit Arrest Hierauf gab der Pfarrer eine schriftliche Erklarung ab dass er die Herrschaft nicht habe angreifen wollen sondern eine Anzeige bei der weltlichen Behorde wegen der Eile unterblieben sei Franz Xaver Clavel wurde mehrmals vor das Geistliche Gericht nach Konstanz zitiert mit dem Vorwurf er ignoriere die geistliche Immunitat Weil er weder diesen Vorladungen folgte noch die Geldstrafe zahlte wurde er am 27 Januar 1760 exkommuniziert Vermutlich war dies ein einmaliges Beispiel dass ein Laie den Kirchenbann erhielt weil er die Kirchensatzungen zu eifrig beschutzt hatte Nach diesem Dekret durften die Pfarrangehorigen keinen Umgang mehr mit ihm pflegen und mussten ihm auch nicht mehr Folge leisten Hiergegen liess Graf Leopold August ein Schreiben veroffentlichen in denen er die Exkommunikation fur nichtig erklarte und seinen Untertanen verbot sich daran zu halten Bis gegen Ende 1762 dauerte dieser Kirchenbann bis Kaiserin Maria Theresia hiervon erfuhr und sich an den Bischof von Konstanz Franz Konrad von Rodt wandte und die Exkommunikation fur nicht erklarte Gleichzeitig verbot sie Franz Xaver Clavel beim Bischof um Absolution zu bitten 1 Nach einer langeren Korrespondenz zwischen dem Grafen Leopold August und dem Bischof zu Konstanz wurde der Streit gutlich beigelegt Im Oktober 1764 starb Graf Leopold August in Donaueschingen Ihm folgte sein Bruder Franz Karl Eusebius von Waldburg Friedberg und Trauchburg Furstbischof von Chiemsee der bereits seit zwanzig Jahren Trauchburg und Kisslegg regierte Dieser legte keinen Wert auf die Jagd so dass Franz Xaver Clavel begann sich mit dem Gartenbau zu beschaftigen Er legte einen Krautergarten an pflanzte Baume und erlernte das Pfropfen unter Anleitung von Gartenbuchern Von der Gartnerei ausgehend begann er sich mit dem Ackerbau zu beschaftigen und die zugehorigen Grundlagen zu studieren Hierzu las er die Werke von Johann Heinrich Gottlob von Justi Henri Louis Duhamel du Monceau und Victor Riquetti sowie Noel Chomels Lexikon und weitere okonomische Bucher Nun begann er zu seiner Amts Landerei noch eigene Acker zu erwerben beschaffte sich Geschirr und stellte einen Knecht ein Er unterwies diesen selbst und da dieser lesen konnte gab er ihm einige Lehrbucher zum Studium Er baute 1768 69 als erster in der Gegend Klee als Futtermittel an und weil die Saat teuer war sorgte er dafur dass das Rentamt einen Vorrat anschaffte und diesen zu massigen Preisen abgab Allerdings fanden sich anfangs nur zwei Landwirte die Klee anbauten weil das Vorurteil gegen den Kleeanbau noch zu gross war da dieser in der Vergangenheit noch nicht angebaut worden war Hierauf verpflichtete er seine Bauern in einer Weideordnung Klee anzubauen Diese beschwerten sich daraufhin beim Grafen Franz Karl Eusebius allerdings ohne Erfolg Franz Xaver Clavel machte daraufhin die Randbemerkung Herr verzeih ihnen sie wissen nicht was sie tun Ihre Halsstarrigkeit geht aber so weit dass sie lieber nach Ungarn ziehen als eine Handvoll Klee bauen Der Kleeanbau setzte sich durch und wurde bereits 1786 vom Volk als Herrgottsbrod bezeichnet 1772 starb der Furstbischof von Chiemsee und die Grafschaft Friedberg sowie die Herrschaften Scheer Durmentingen und Bussen kamen an die Wolfegg und Wurzachische Linie der Grafen von Waldburg 1781 erfolgte seine Versetzung als Oberamtmann nach Scheer 1785 gab es Uberlegungen der Waldburgischen Familie die Herrschaften Scheer Durmentingen und Bussen an den Fursten Karl Anselm von Thurn und Taxis zu verkaufen Hierzu wurde Franz Xaver Clavel zu Verhandlungen nach Regensburg entsandt Wahrend seines Aufenthaltes gelang es ihm ausserdem das seit langer Zeit erloschene Trauchenburgische Stimmrecht beim Schwabischen Kreis wiederherzustellen 1786 erwarb der Furst die genannten Herrschaften Unter der neuen Regierung begann er auch in Scheer als Erster mit dem Klee Anbau sowie weiterer Futterkrauter 1790 erschien die landesherrliche Kommunal Ordnung ein burgerliches Gesetzbuch bei deren Entwurf er den grossten Anteil entwickelt hatte Hierbei arbeitete er eng mit dem Prasidenten der furstlichen Landesregierung in Regensburg dem Freiherrn Karl von Eberstein 1761 1833 zusammen Ebenso wirkte er mit bei der Einrichtung einer Brand Versicherungsgesellschaft die 1791 gegrundet wurde Franz Xavel Clavel war auch schriftstellerisch tatig und veroffentlichte seine Werke teilweise unter dem Kurzel F X C Wahrend seines Aufenthaltes in Untermarchtal heiratete er eine geborene Payrin mit der er drei Sohne und zwei Tochter hatte Anton Joseph Clavel unbekannt 1831 Oberdomanenrat im Hause Thurn und Taxis verheiratet in 1 Ehe mit Euphrosyne Grimm und in 2 Ehe mit einer geborenen Schindt Leopold Clavel Polizeikommissar bei der Vorderosterreichischen Polizei Kommission in Freiburg Anna Clavel Antonie Clavel ein namentlich nicht bekannter Sohn fiel als Soldat in der Schlacht bei Jemappes Schriften Auswahl BearbeitenPro Memoria uber die in dem Reichs Erbtruchsess Friedberg Scheerischen in der Oesterreichischen Manns Inhabungs Herrschaft Bussen gelegenen Flecken Unlingen im September 1758 durch argerlichen Vorgang des daselbstigen Pfarrers von einigen Unterthanen beschehene Sonntags Entheiligung und hieraus durch falsche Vorgebungen bedittenen Pfarrers mit der Curia Episcopali erwachsene und endlich bis auf eine Excommunication des Hoch Graflich Durmentingischen Rath und Canzley Verwalters Herrn Clavels hinausgelossene Weiterungen Scheer den 30 Januarii 1760 1760 Okonomische Untersuchung die Sperrung der Frucht Ausfuhr betreffend Ulm 1768 Freymuthige Briefe uber die von der Krone Frankreich gemachte Eroberung der Insel Corsica denen in Herrn Boswells Beschreibung von Corsica aufgestellten Grundsatzen entgegen gesetzt mit Anmerkungen uber verschiedene andere wichtige und angenehme Gegenstande Frankfurt und Leipzig 1770 Uberzeugender Beweis dass eine etwas langer andauernde Getraidesperre gegen die Schweiz den Schwabischen Kreis in kurzem ganzlich zu Grunde richten musse Ulm 1772 Memorial an die Fr Furstinn von B von den B schen Unterthanen den Kleebau und den Zehnten hiervon betref 1777 Franz Xaver Clavel Georg Michael Frank von La Roche Briefe uber das Monchswesen 1780 Literatur BearbeitenFranz Xaver Clavel in Friedrich Schlichtgroll Nekrolog auf das Jahr 1793 enthaltend Nachrichten von dem Leben merkwurdiger in diesem Jahre verstorbener Deutscher 4 Jahrgang 1 Band Gotha 1794 S 32 71 Franz Xaver Clavel in Dr Max Flad Agrarreformen und ihre Initiatoren im mittleren Oberschwaben im 18 Jahrhundert Heimatkundliche Blatter der Gesellschaft fur Heimatpflege Biberach S 31 36 f Einzelnachweise Bearbeiten Andreas Lazarus von Imhof Des neu erofneten Historischen Bilder Saals Theil In welchem die allgemeine Welt Geschichte vom Jahre 1761 biss 1765 unter Kaiser Franz I bis zu dessen erfolgtem Tod mit vielem Fleiss aufrichtig und unparteilich beschrieben und die vornehmsten Begebenheiten in anmuthigen Kupfern vorgestellet sind Nebst einem vollstandigen Register Seitz 1766 S 831 f eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Normdaten Person GND 1012181324 lobid OGND AKS VIAF 56650480 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Clavel Franz XaverALTERNATIVNAMEN F X C KURZBESCHREIBUNG deutscher BeamterGEBURTSDATUM 1729GEBURTSORT GammertingenSTERBEDATUM 1793STERBEORT Scheer Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Franz Xaver Clavel amp oldid 212907814