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Franz Hermann Anton Magill 22 August 1900 in Kleist Landkreis Koslin 14 April 1972 in Destedt 1 war ein deutscher Reitlehrer SS Offizier und Kriegsverbrecher in der Zeit des Nationalsozialismus Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseLeben BearbeitenFranz Magill war Sohn eines Tagelohners sein Vater erwarb 1908 einen kleinen Bauernhof in Zuchen wo Magill die Volksschule abschloss Er wurde zum Ende des Ersten Weltkriegs noch einberufen und wurde dann nach Kriegsende 1919 Freiwilliger Zwolfender im Husaren Regiment Nr 5 der Reichswehr 1923 wurde er zum Unteroffizier befordert 1928 zum Wachtmeister 1929 bestand er die Reitlehrerprufung an der Reitschule in Belgard und ging nach seinem Ausscheiden aus der Reichswehr als Diplom Reitlehrer an die private Deutsche Reitschule auf Gut Duppel in Berlin Nach der Machtubergabe an die Nationalsozialisten 1933 trat Magill der SS bei und leitete die Reitausbildung eines SS Reitersturms In der SS erhielt er 1935 den Rang eines SS Hauptscharfuhrers Ab Marz 1935 wurde er als hauptamtlicher SS Fuhrer Reitlehrer an der SS Junkerschule Braunschweig und machte dort Karriere Bereits Ende 1935 wurde er zum SS Hauptsturmfuhrer befordert und nachdem er 1937 der NSDAP Mitgliedsnummer 4 137 171 beigetreten war am 20 April 1938 zum SS Sturmbannfuhrer Kurz nach dem Uberfall auf Polen erhielt Magill in Berlin den Auftrag in Gut Duppel und noch im September 1939 im besetzten Polen in Lodsch und zwei Monate spater im Distrikt Lublin SS Reiterschwadronen aufzustellen die dann den Grundstock der SS Totenkopf Reiter Standarten zwei Regimenter bildeten Im Mai 1940 erhielt Magill von Hermann Fegelein den Befehl die 2 SS Totenkopf Reiterstandarte aufzubauen Dieser Aufgabe war Magill nicht gewachsen Er wurde im April 1941 als Fuhrer des 2 Regiments abberufen und Kommandeur der Reitenden Abteilung mit vier Schwadronen Regimentsfuhrer des 1 Regiments wurde Hermann Fegelein und des 2 Regiments SS Sturmbannfuhrer Heimo Hierthes 1897 1951 Im 1 Regiment hatte Magills Position der SS Sturmbannfuhrer Gustav Lombard inne Nach dem deutschen Uberfall auf die Sowjetunion suchten die beiden SS Reiterregimenter im ruckwartigen Raum der Heeresgruppe Mitte in Weissrussland systematisch nach Juden um sie zu erschiessen Magills Einheiten operierten ostlich von Brest in Richtung Gomel In diesem Gebiet befanden sich mehrere Stadte mit grosseren judischen Gemeinden Der Einsatz begann am 30 Juli 1941 Am Morgen des 1 August instruierte Fegelein nach einem Treffen mit Himmler und Erich von dem Bach Zelewski die Schwadronen des 2 Regiments Ausdrucklicher Befehl des RF SS Samtliche Juden mussen erschossen werden Judenweiber in die Sumpfe treiben 2 In den folgenden Tagen ermordeten Magills Reiter tausende Juden in und um Pinsk Am 12 August meldete Magill die Erschiessung von insgesamt 6450 Juden Allein zwischen dem 11 und 13 August wurden 2323 weitere Opfer gezahlt Aufgrund grosser Lucken in der Zahlung der Tater ist von einer noch hoheren Zahl auszugehen Der Historiker Martin Cuppers schatzt die Gesamtzahl der judischen Opfer auf ungefahr 14 000 fast ausschliesslich Manner und Jungen 3 Im Gegensatz zu anderen SS Einheiten hatte Magill seine Befehle eng ausgelegt und konstatiert die Sumpfe seien nicht tief genug um Frauen und Kinder zu ertranken 4 Magill wurde im September 1941 zum HSSPF Erich von dem Bach Zelewski abgeordnet und bei der Partisanenbekampfung eingesetzt Er fuhrte vom 28 Dezember 1942 bis zum 20 Februar 1943 in Vertretung Oskar Dirlewangers die SS Sondereinheit Dirlewanger moglicherweise eingebunden in die Kampfgruppe von Gottberg Am 20 April 1943 wurde er zum SS Obersturmbannfuhrer befordert und war zuletzt Kommandeur der Divisionsnachschubtruppen der 14 Waffen Grenadier Division der SS Nach Kriegsende 1945 wurde Magill bis Marz 1948 von der britischen Besatzungsmacht wegen seiner SS Zugehorigkeit interniert Bei der Entnazifizierung wurde er zu sechs Monaten Gefangnis verurteilt die durch seine Internierung als verbusst galten Beim Reit und Fahrverein in Cremlingen bei Braunschweig war er Reitlehrer Im November 1959 wurde Magill im Zuge von Ermittlungen gegen Bach Zelewski als Zeuge vernommen Er berichtete freimutig uber die Ermordung der Pinsker Juden durch seine Reitende Abteilung Die Staatsanwaltschaft Nurnberg eroffnete daraufhin ein Ermittlungsverfahren gegen Angehorige des 2 SS Kavallerieregiments das im Juni 1960 an die Staatsanwaltschaft Braunschweig abgegeben wurde Am 17 Februar 1964 wurde vor dem Landgericht Braunschweig der Prozess gegen den Hauptangeklagten Magill und seine fruheren Kommandeure Walter Dunsch und Kurt Wegener Spahtruppfuhrer Hans Walter Nenntwich sowie Regimentsadjutant Walter Bornscheuer eroffnet Der bundesweit Aufsehen erregende Prozess endete am 20 April 1964 mit einer Verurteilung Magills wegen Beihilfe zum Mord in mindestens 5254 Fallen und zum versuchten Mord in mindestens 100 Fallen zu funf Jahren Zuchthaus Auch Dunsch Wegener und Nenntwich wurden zu funf bzw vier Jahren Zuchthaus verurteilt Bornscheuer freigesprochen Trotz weiterer Ermittlungen gegen ehemalige Fuhrerdienstgrade der SS Brigaden blieb dies der einzige Prozess gegen ehemalige Angehorige der SS Kavallerie der mit einer Verurteilung endete 5 Am 20 September 1966 wurde er nach Verbussung von zwei Dritteln der Haftzeit auf Bewahrung aus der Haft entlassen Literatur BearbeitenMartin Cuppers Wegbereiter der Shoah Die Waffen SS der Kommandostab Reichsfuhrer SS und die Judenvernichtung 1939 1945 Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2005 Martin Cuppers Die Shoah in Pinsk Eskalation und Friktionen bei Massenerschiessungen im August 1941 in Zeitschrift fur Geschichtswissenschaft 71 2023 Heft 11 S 893 914 LG Braunschweig 20 April 1964 In Justiz und NS Verbrechen Sammlung deutscher Strafurteile wegen nationalsozialistischer Totungsverbrechen 1945 1966 Bd XX bearbeitet von Irene Sagel Grande H H Fuchs C F Ruter Amsterdam University Press 1979 Nr 570 S 23 105 Verfahrensgegenstand Massenerschiessung tausender Juden im Pripjetgebiet darunter mindestens 4500 Juden aus dem Ghetto Pinsk Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich 2007 S 386 Konrad Kwiet Von Tatern zu Befehlsempfangern Legendenbildung und Strafverfolgung nach 1945 in Jurgen Matthaus Hrsg Ausbildungsziel Judenmord Weltanschauliche Erziehung von SS Polizei und Waffen SS im Rahmen der Endlosung Frankfurt am Main Fischer 2003 ISBN 3 596 15016 7 Henning Herbert Pieper The SS Cavalry Brigade and its operations in the Soviet Union 1941 1942 Dissertation Sheffield University of Sheffield 2012 PDF Weblinks BearbeitenZech Nenntwich Weiber in die Sumpfe In Der Spiegel Nr 4 1964 online Einzelnachweise Bearbeiten Sterberegister des Standesamtes Destedt Nr 14 1972 Martin Cuppers Wegbereiter der Shoah Die Waffen SS der Kommandostab Reichsfuhrer SS und die Judenvernichtung 1939 1945 Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2005 S 151 153 zit S 153 Martin Cuppers Wegbereiter der Shoah Die Waffen SS der Kommandostab Reichsfuhrer SS und die Judenvernichtung 1939 1945 Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2005 S 151 165 zit 165 Martin Cuppers Wegbereiter der Shoah Die Waffen SS der Kommandostab Reichsfuhrer SS und die Judenvernichtung 1939 1945 Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2005 S 164 177 Martin Cuppers Wegbereiter der Shoah Die Waffen SS der Kommandostab Reichsfuhrer SS und die Judenvernichtung 1939 1945 Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2005 S 323 f Normdaten Person GND 1219596914 lobid OGND AKS VIAF 2898160310482758300007 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Magill FranzALTERNATIVNAMEN Magill Franz Hermann Anton vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher Reitlehrer SS Offizier und KriegsverbrecherGEBURTSDATUM 22 August 1900GEBURTSORT Kleist Landkreis KoslinSTERBEDATUM 14 April 1972STERBEORT Destedt Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Franz Magill amp oldid 239409101