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Franz Josef Beranek 8 August 1902 in Lundenburg Sudmahren 11 August 1967 in Giessen war ein deutscher Sprachwissenschaftler Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Schriften 3 Sekundarliteratur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenFranz Beranek besuchte die vierjahrige deutsche Volksschule in Lundenburg Breclav die nach eigenen Aussagen sein deutsches Nationalbewusstsein pragte und schloss 1920 das deutsche Staatsgymnasium in seiner Geburtsstadt ab Anschliessend schrieb er sich zunachst in Brunn an der Deutschen Technischen Hochschule ein studierte aber bereits ab 1921 in Wien Germanistik und Slawistik und wechselte 1923 an die Deutsche Universitat Prag Sein pragender wissenschaftlicher Lehrer in Prag wurde Erich Gierach der einen volkischen sudetendeutschen Nationalismus vertrat Zwischen 1926 und 1928 lebte Beranek in seiner Heimatstadt und begeisterte sich fur den wachsenden deutschen Nationalismus den er durch sein Engagement in der Volksbildung und als Publizist unterstutzte Viele seiner Publikationen hatten auch einen heimatkundlich regionalhistorischen Bezug und bezeugen sein Interesse an der Sprache und Geschichte Sudmahrens Mit einer Arbeit zur Lautlehre der deutschen Mundarten Sudmahrens wurde er 1932 zum Dr phil promoviert 1 Bis in die 1940er Jahre arbeitete er als Sekundarschullehrer vielfach als Deutschlehrer an tschechischen Schulen Sein wissenschaftliches Interesse galt den Mundarten der deutschsprachigen Minderheiten in der Tschechoslowakei zu deren Erforschung er besonders in der Zeit zwischen 1927 und 1935 viele Studienreisen in deutschsprachige Enklaven in dem Land sowie daruber hinaus auch nach Ungarn Polen und ins Baltikum unternahm Dabei untersuchte er auch bereits erloschene oder gefahrdete Dialekte und warnte vor deren Aussterben durch Assimilation Die deutschsprachige Volkskunde an der Prager Universitat betrachtete die Erforschung der Enklaven zur damaligen Zeit als ein wichtiges wissenschaftliches Anliegen das auch dem politischen Ziel der Starkung der deutschen Minderheit in der Tschechoslowakei dienen sollte Beraneks wichtigstes Werk aus dieser Phase ist die Abhandlung Die deutsche Besiedlung der Westslowakei veroffentlicht 1943 Nach der Sudetenkrise und der Angliederung des Sudetenlandes an das Deutsche Reich im Herbst 1938 wurde Beranek als Studienrat in den deutschen Staatsdienst ubernommen und erhielt vom Deutschen Kulturverband in Prag einen Kulturpreis fur Volkskunde Er beantragte am 6 Marz 1939 die Aufnahme in die NSDAP wurde ruckwirkend zum 1 November 1938 aufgenommen Mitgliedsnummer 6 584 272 2 und trat der SA bei Seine Frau die Volkskundlerin Hertha Wolf Beranek 1912 1977 3 war Mitglied des SS Ahnenerbe und Mitarbeiterin weiterer SS Organisationen 1941 wurde er Lektor bei dem im Fruhjahr desselben Jahres neugeschaffenen Institut fur Heimatforschung IHF der Slowakeideutschen in Kasmark und zog mit seiner Frau die nach Abschluss ihrer Promotion bei Gustav Jungbauer 1942 die Leitung der volkskundlichen Abteilung des IHF ubernahm in die Slowakei Er selbst war zunachst als wissenschaftlicher Berater und dann als Leiter der Sprachforschungsabteilung des Instituts tatig das als kulturpolitische Forschungs und Bildungseinrichtung das Auslandsdeutschtum im Sinne der nationalsozialistischen Volkstumspolitik fordern und an der ubergreifenden Organisation der deutschen Minderheiten in Sudosteuropa mitwirken sollte Beranek stellte dem Institut die Ergebnisse seiner fruheren Forschungen uber slowakeideutsche Sprachinseln zur Verfugung Seine IHF Aktivitaten etwa in der Orts und Familiennamenforschung waren nicht rein akademisch ausgerichtet sondern auf ihren praktischen Nutzen fur die Deutsche Partei hin konzipiert Nach einem Streit mit Johannes Liptak dem Leiter des IHF verliessen die Beraneks die Slowakei um die Jahreswende 1943 44 und kehrten ins deutsche Protektorat zuruck Franz Beranek habilitierte sich im Jahre 1944 an der Deutschen Karls Universitat Prag und wurde Diatendozent fur Sudostdeutsche Volkskunde und Stammesgeschichte Mahrens 4 5 Nach der Vertreibung der Deutschen aus der Tschechoslowakei liess sich das Paar in Hessen nieder wo Franz Beranek im hoheren Schuldienst arbeitete und gleichzeitig versuchte seine Forschungen fortzufuhren Er gehorte allerdings mit Josef Nadler Karl Justus Obenauer Walther Wust und einigen anderen schwer NS Belasteten zu den wenigen Fallen im Mai 1945 von den Alliierten aus politischen Grunden amtsenthobener Germanistikprofessoren die keine Wiederanstellung mehr bekamen 6 Erst 1960 gelang es ihm durch Umhabilitation als Privatdozent an der Universitat Giessen Fuss zu fassen und die Leitung der dort 1957 wieder aufgenommenen Arbeit an einem Sudetendeutschen Worterbuch zu ubernehmen 4 7 1962 wurde er zum ausserplanmassigen Professor in Giessen ernannt 5 Nach dem Zweiten Weltkrieg versuchte er erfolglos in einem seiner Forschungsfelder der Jiddistik international anerkannt zu werden stiess jedoch wegen seiner nationalsozialistischen Vergangenheit auf Ablehnung des YIVO und seines Vorsitzenden Max Weinreich 8 9 In Wien gehorte Beranek dem radikalnationalistischen und antisemitischen 10 Akademischen Germanistenverein an 11 Wahrend seiner Zeit in Prag wurde er Mitglied des Vereins deutscher Studenten Saxonia und in den 1960er Jahren auch Mitglied des Vereins deutscher Studenten Giessen 12 Schriften BearbeitenDie Ortsnamen Sudmahrens Die Mundart der Brunner deutschen Sprachinsel Die Modritzer Mundart Lundenburg Eine namens und siedlungskundliche Studie Grundsatzliches zur sudmahrischen Mundartforschung Vom Lundenburger Deutsch Thayawasser Mundart und Siedlung in Sudmahren Die Sammlung sudmahrischer Flurnamen Die Mundart von Sudmahren Lautlehre Beitrage zur Kenntnis sudetendeutscher Mundarten 7 Anstalt fur Sudetendeutsche Heimatforschung Reichenberg 1936 zugleich Dissertation Universitat Wien 1930 Die jiddische Mundart Nordostungarns 1941 Die deutsche Besiedlung des Pressburger Grossgaus Veroffentlichungen des Sudostinstituts Munchen 24 Schick Munchen 1941 Das Pinsker Jiddisch Berlin 1958 Die jiddischen Ortsbenennungen in Niederosterreich In Jahrbuch fur Landeskunde von Niederosterreich Folge XXXVI 1964 S 870 880 zobodat at PDF Westjiddischer Sprachatlas Elwert Marburg 1965 Atlas der sudetendeutschen Umgangssprache Teil 1 Handbuch der sudetendeutschen Kulturgeschichte 5 Elwert Marburg 1970 Sudetendeutsches Worterbuch Worterbuch der deutschen Mundarten in Bohmen und Mahren Schlesien Munchen 1982 Sekundarliteratur BearbeitenRudolf Grulich Beranek Franz Josef in Kulturportal West Ost o D Kurzbiographie Christopher M Hutton Yiddish linguistics and National Socialism In ders Linguistics in the Third Reich Mother tongue fascism race and the science of language Routledge London New York 1999 ISBN 0 415 18954 3 online S 188 232 zu Beranek S 212 220 Tomas Kubisa SAV Franz Beranek and his activities in Slovakia In Muzeologia a Kulturne Dedicstvo 8 Heft 2 Juni 2020 S 77 89 online Kalman Weiser One of Hitler s Professors Max Weinreich and Solomon Birnbaum confront Franz Beranek In Jewish Quarterly Review 108 2018 S 106 124 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Franz J Beranek im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Westjiddischer SprachatlasEinzelnachweise Bearbeiten Druck Franz Beranek Die Mundart von Sudmahren Lautlehre Beitrage zur Kenntnis sudetendeutscher Mundarten Band 7 Kraus Reichenberg 1936 Bundesarchiv R 9361 VIII KARTEI 1880334 Ernst Schwarz Zum Tode von Dr Hertha Wolf Beranek 1912 1977 In Bohemia Bd 18 1977 Nr 1 S 407 f a b Franz Beranek Memento vom 26 Februar 2014 im Internet Archive Kurz Biographie aus dem Vertriebenenmilieu a b Christa Hempel Kuter Germanistik zwischen 1925 und 1955 Studien zur Welt der Wissenschaft am Beispiel von Hans Pyritz Akademie Verlag Berlin 2000 ISBN 3 05 003472 6 S 288 Christa Hempel Kuter Germanistik zwischen 1925 und 1955 Studien zur Welt der Wissenschaft am Beispiel von Hans Pyritz Akademie Verlag Berlin 2000 ISBN 3 05 003472 6 S 115 Isabelle Hardt Bettina Hofmann Kaes Bernd Kesselgruber 50 Jahre Sudetendeutsches Worterbuch an der Justus Liebig Universitat in Giessen Ergebnisse Erfahrungen Erwartungen Memento vom 26 Februar 2014 im Internet Archive Vortrag anlasslich der 11 Bayerisch Osterreichischen Dialektologentagung in Passau 2010 Abstract Alan E Steinweis Studying the Jew Scholarly Antisemitism in Nazi Germany Harvard University Press Cambridge Massachusetts 2006 ISBN 0 674 02205 X S 152 156 Kalman Weiser One of Hitler s Professors Max Weinreich and Solomon Birnbaum confront Franz Beranek In Jewish Quarterly Review 108 2018 Heft 1 S 106 124 Franz Krahberger Germanistik eine befangene Wissenschaft In Electronic Journal Literatur Primar ISSN 1026 0293 online abgerufen 15 Juli 2021 Besprechung zu Peter Wiesinger Daniel Steinbach 150 Jahre Germanistik in Wien Ausseruniversitare Fruhgermanistik und Universitatsgermanistik Edition Praesens Wien 2001 Christopher M Hutton Linguistics in the Third Reich Routledge London New York 1999 S 214 Marc Zirlewagen Biographisches Lexikon der Vereine Deutscher Studenten Bd 1 Mitglieder A L Norderstedt 2014 ISBN 978 3 7357 2288 1 S 48 49 Normdaten Person GND 116124636 lobid OGND AKS LCCN n84127802 VIAF 54892025 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Beranek Franz J ALTERNATIVNAMEN Beranek Franz JosefKURZBESCHREIBUNG deutscher SprachwissenschaftlerGEBURTSDATUM 8 August 1902GEBURTSORT LundenburgSTERBEDATUM 11 August 1967STERBEORT Giessen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Franz J Beranek amp oldid 227705342