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Der Flussflohkrebs Gammarus roeselii ist eine Art der Flohkrebse und in Europa beheimatet FlussflohkrebsFlussflohkrebs Gammarus roeselii SystematikUberordnung Ranzenkrebse Peracarida Ordnung Flohkrebse Amphipoda Unterordnung GammarideaFamilie GammaridaeGattung GammarusArt FlussflohkrebsWissenschaftlicher NameGammarus roeseliiGervais 1835 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Verbreitung 2 1 Verbreitungsgebiet 2 2 Ausbreitung 3 Lebensraum 4 Lebensweise 4 1 Nahrung und Feinde 4 2 Lebenszyklus 5 Taxonomie 5 1 Synonyme 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseMerkmale BearbeitenDie Korperlange betragt 12 20 mm in Ausnahmefallen bis zu 22 mm Die Mannchen werden dabei grosser als die Weibchen Auf dem Ruckenkiel laufen die Epimere Ruckenplatten des Pleosoms in deutlichen Spitzen aus die wie eine Art Stachelkamm auf der Oberseite wirken Dadurch ist die Art unverwechselbar Die Farbe des Korpers kann stark variieren und grunlich braunlich graulich oder gelblich sein Manche Individuen haben auch rote Zeichnungen an Teilen des Korpers haufig den Seiten des Hinterleibs Die Augen sind nierenformig und eine halbe Augenbreite von der Kopfoberseite entfernt Wie andere heimische Flohkrebse auch hat die Art Schwimm und Schreitbeine und kann entweder in Seitenlage oder aufrecht schwimmen Verbreitung BearbeitenVerbreitungsgebiet Bearbeiten Das Verbreitungsgebiet des Flussflohkrebses liegt in Europa vor allem in Mittel und Sudosteuropa Hier lebt die Art von Frankreich Belgien den Niederlanden Luxemburg und der Schweiz im Westen uber Deutschland Danemark Norditalien Osterreich Polen und Tschechien bis nach Slowenien Ungarn die Slowakei Rumanien Kroatien Bosnien und Herzegowina Serbien Albanien Nordmakedonien und Griechenland im Osten und Sudosten Ob die Art noch so weit verbreitet und haufig wie vor einigen Jahrzehnten ist ist fraglich Durch eingeschleppte oder eingewanderte invasive neobiotische Flohkrebse sind die heimischen Arten vielerorts in ihrer Abundanz rucklaufig So machen im Rhein neobiotische Arten 95 der Gesamtmasse an Flohkrebsen aus Zu solchen Arten gehoren z B der Susswasser Rohrenkrebs oder der Grosse Hockerflohkrebs Die zuletzt genannte Art verdrangt den Flussflohkrebs beispielsweise im Bodensee Ausbreitung Bearbeiten Ursprunglich war die Art auf der Balkanhalbinsel verbreitet Hier lebte sie in ihrem Glazialrefugium der Pannonischen Tiefebene und konnte sich nach dem Ende der letzten Eiszeit vor etwa 10 000 Jahren weiter Richtung Nordwesten ausbreiten Dabei breitete sich nur eine von uber einem Dutzend genetischer Linien aus 1 Seit Mitte des 18 Jahrhunderts drang die Art erneut weiter nach Norden und Westen vor und besiedelte im 19 Jahrhundert schliesslich auch Frankreich Die Art breitet sich auch heutzutage noch in neue Regionen aus beispielsweise in Italien 2 Dabei kommt die Frage auf ob die Art in diesen Gebieten als invasive oder naturliche Art zu definieren ist Zu ihrer Ausbreitung hat auch die Verwendung als Fischfutter in der Fischerei und in Aquakulturen beigetragen Uberdies konnen sie auch an Bootsrumpfen oder im Gefieder von Wasservogeln transportiert werden und so neue Gewasser erobern Auch die hohe Vermehrungsrate von Gammarus roeselii und der gegenuber vielen anderen Flohkrebsen bessere Schutz vor Feinden tragt zu seinem Erfolg bei Lebensraum BearbeitenDie Art lebt anders als ihr deutscher Trivialname vermuten lassen wurde sowohl in Fliess als auch in Stillgewassern Die Art ist relativ widerstandsfahig gegenuber verunreinigtem oder sauerstoffarmem Wasser und kann auch an Land mehrere Tage uberleben Bevorzugt werden langsam fliessende kalkreiche Gewasser mit reichlich Unterwasservegetation Im Gegensatz zu verwandten heimischen Arten wie dem Bachflohkrebs oder dem Gewohnlichen Flohkrebs bevorzugt der Flussflohkrebs hohere Temperaturen Bei hoherem Salzgehalt des Wassers wird die Art haufig von Gammarus tigrinus verdrangt Der Flussflohkrebs zeigt mit einem Saprobienindex von 2 4 eine massige Gewassergute an 3 Lebensweise BearbeitenFlussflohkrebse halten sich in Fliessgewassern gerne in den Luckensystemen der Kies und Steinansammlungen auf um der Stromung zu entgehen Hier konnen sie sich mit ihrem Korper gut festklemmen Sie konnen jedoch auch frei im Wasser herumschwimmen Nahrung und Feinde Bearbeiten Wie auch andere heimische Flohkrebsarten der Sussgewasser ist der Flussflohkrebs im Okosystem eine Schlusselart durch den Abbau organischen Materials So ernahren sie sich beispielsweise von den Blattern die in die Gewasser fallen und dort zu Boden sinken Ihre Funktion ist dabei aquivalent zu der von Saprobionten terrestrischer Okosysteme beispielsweise Landasseln Doppelfussern Regenwurmern oder Springschwanzen Gerade deshalb stellen invasive Flohkrebse eine Bedrohung fur heimische Okosysteme dar da die neu eingewanderten Arten die Blatter der heimischen Baume weniger gut abbauen konnen Dadurch kommt es zu einer Anhaufung von totem organischen Material in den Gewassern Die Art frisst neben pflanzlichem Detritus aber auch Aas oder kleine Tiere Ausserdem konnen sie mit ihren Mundwerkzeugen Algen oder Pilzen von Oberflachen abgrasen Flussflohkrebse werden u a von Fischen gefressen Die Stacheln an ihrem Korper dienen dabei zum Schutz vor Feinden wie beispielsweise Forellen Flohkrebse so auch Gammarus roeselii sind bekannt dafur Zwischenwirte fur parasitische Microsporidien zu sein Diese konnen die Salztoleranz der Krebse verandern dafur sorgen dass mannliche Embryonen weiblich werden oder die Toleranz gegenuber Umweltgiften verringern Ausserdem verringert eine Infektion die Bereitschaft der Flohkrebse vor Fischen zu fliehen Somit konnen die Microsporidien einfacher in ihre Endwirte die Fische gelangen wo die Sporenbildung stattfindet Ein weiterer Parasit der den Flussflohkrebs als Zwischenwirt befallt ist der Kratzwurm Polymorphus minutus Lebenszyklus Bearbeiten Vor der Paarung kommt es zur Prakopula Partnerbewachung Bereits nicht geschlechtsreife Weibchen werden von Mannchen in einem Amplexus gehalten Wenn die Weibchen schliesslich die Geschlechtsreife erlangen paaren sich die Mannchen mit ihnen Auch nach der Paarung verweilen die Tiere im Amplexus wodurch die Mannchen sich gegenuber Konkurrenz besser behaupten konnen und eine hohere Garantie dafur haben dass ihre Spermien die Spender mannlichen Erbguts der Jungtiere werden Weibchen tragen ihre bis zu etwa 80 Eier in Bruttaschen mit sich herum wo die Eier schliesslich auch schlupfen Die Zeit bis zum Schlupf hangt von der Wassertemperatur ab und liegt zwischen 10 und 200 Tagen Bei Wassertemperaturen zwischen 10 und 16 C ist die Uberlebensrate der Embryonen am hochsten In warmeren Monaten produzieren die Weibchen mehr aber dafur kleinere Eier als in kalteren Monaten Jungtiere hauten sich neun bis zehnmal bevor sie die Geschlechtsreife erreichen Taxonomie BearbeitenOb es sich bei Gammarus roeselii um eine Art oder einen Artkomplex handelt ist nicht sicher Die Gattung Gammarus weist in Europa eine hohe kryptische Biodiversitat auf Das heisst dass viele Arten noch gar nicht erfasst sind da sie sich ausserlich kaum oder gar nicht unterscheiden lassen und nur sogenannte Morphospezies bilden Durch genetische Analysen konnte aber gezeigt werden dass die einzelnen Arten vielmehr Artkomplexe bilden Der Bachflohkrebs Gammarus fossarum bildet beispielsweise einen Artkomplex mit mindestens 14 verschiedenen Arten Die einzelnen Arten leben meist raumlich voneinander getrennt Gerade in den Oberlaufen der Flusse gibt es haufig nur wenige Arten die dafur aber beinahe endemisch sind Richtung Unterlauf steigt oftmals die Zahl der Arten da sich hier die verschiedenen Arten der verschiedenen Oberlaufe zusammenfinden konnen Synonyme Bearbeiten Die Art hat verschiedene Synonyme Dazu gehoren Rivulogammarus roeselii Gervais 1835 Carinogammarus roeselii Gervais 1835 Gammarus tetracanthus Garbini 1902 Gammarus triacanthus Schaferna 1922 Carinogammarus triacanthus Schaferna 1923 Carinogammarus meridionalis Karaman 1929 Carinogammarus semiarmatus Karaman 1929 und Carinogammarus vardarensis Karaman 1929 4 Literatur BearbeitenBrigitta Eiseler Taxonomie fur die Praxis Bestimmungshilfe Makrozoobenthos 1 LANUV Arbeitsblatt 14 Landesamt fur Natur Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein Westfalen Link Karel Stastny An Flussen und Seen Deutsche Erstausgabe C Bertelsmann Jugendbuch Verlag Munchen 2003 ISBN 3 570 21240 8 S 56 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Flussflohkrebs Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Flussflohkrebs auf wirbellosen aquarium de Abgerufen am 16 Marz 2021 Die Wasserkontrolleure Flussflohkrebse im Gewasser Abgerufen am 29 November 2021 Einzelnachweise Bearbeiten Hedvig Csapo Paula Krzywozniak Michal Grabowski Remi Wattier Karolina Bacela Spychalska Tomasz Mamos Misel Jelic amp Tomasz Rewicz Successful post glacial colonization of Europe by single lineage of freshwater amphipod from its Pannonian Plio Pleistocene diversification hotspot Scientific Reports 10 18695 2020 doi 10 1038 s41598 020 75568 7 Daniele Paganelli Andrea Gazzola Agnese Marchini Renato Sconfietti 2015 The increasing distribution ofGammarus roeseliiGervais 1835 first record of the non indigenous freshwater amphipod in the sub lacustrine Ticino River basin Lombardy Italy BioInvasions Records 4 1 37 41 doi 10 3391 bir 2015 4 1 06 Erwin Amann Flohkrebse Gammaridae in Vorarlberg Vorarlberger Naturschau 12 65 76 2003 Link Gammarus roeselii Gervais 1835 in GBIF Secretariat 2019 GBIF Backbone Taxonomy Checklist dataset doi 10 15468 39omei abgerufen via GBIF org am 15 Marz 2021 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Flussflohkrebs amp oldid 238084998