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Der Susswasser Rohrenkrebs Chelicorophium curvispinum ist eine in Suss und Brackwasser verbreitete Flohkrebsart Ursprunglich im Schwarzen Meer und dessen Zuflussen heimisch ist er heute uber fast ganz Europa verbreitet und gehort zu den haufigsten Neozoen in mitteleuropaischen Flussen Susswasser RohrenkrebsSusswasser Rohrenkrebs Chelicorophium curvispinum SystematikKlasse Hohere Krebse Malacostraca Ordnung Flohkrebse Amphipoda Unterordnung CorophiideaFamilie CorophiidaeGattung ChelicorophiumArt Susswasser RohrenkrebsWissenschaftlicher NameChelicorophium curvispinum Sars 1895 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Lebensweise und Lebensraum 3 Verbreitung und Einwanderung 4 Systematik 5 Einzelnachweise 6 WeblinksMerkmale BearbeitenChelicorophium curvispinum erreicht eine Korperlange von 9 Millimetern Er ist weiss oder gelblich gefarbt mit einer undeutlichen dunklen Flecken und Bindenzeichnung Die dunkel gefarbten Komplexaugen sind relativ klein Arten der Familie Corophiidae sind von anderen Flohkrebsen an der nur wenig seitlich sondern eher dorsoventral abgeflachten Korperform ahnlich einer Assel den kleinen Coxalplatten an der Basis der Beine und vor allem an den stark vergrosserten zweiten Antennen unterscheidbar die immer kraftiger sind als alle Beinpaare und langer sein konnen als der restliche Korper Chelicorophium curvispinum gehort zu den wenigen im Susswasser lebenden Arten dieser uberwiegend marinen Gruppe Die Unterscheidung von anderen in Suss oder Brackwasser lebenden Formen ist schwierig und nur unter dem Mikroskop moglich Von Chelicorophium robustum mit dem er haufig gemeinsam vorkommt z B im Rhein unterscheidet er sich durch die Ausbildung einiger kleiner Zahnchen am letzten Glied der Antennenbasis Pedunculus vgl 1 2 3 Lebensweise und Lebensraum BearbeitenChelicorophium curvispinum erreicht drei Generationen pro Jahr er vermehrt sich in Mitteleuropa von April bis Oktober Neu geschlupfte Individuen vermehren sich je nach Jahreszeit noch im selben Jahr oder erst nach einer Uberwinterung sie sterben in diesem Fall im darauffolgenden Sommer In naturlichen Populationen ist ein massiger bis starker Uberschuss von Weibchen zu beobachten 4 Der Flohkrebs baut Wohnrohren indem er Partikel aus dem Wasser ausfiltert und mit Sekret verklebt Er verlasst normalerweise diese Rohren nicht freiwillig Er ernahrt sich als Filtrierer untergeordnet schabt und kratzt er Material im Umkreis seiner Rohre von der Oberflache Filterorgane sind die Maxillipeden und die ersten beiden Peraeopodenpaare Gnathopoden die mit langen Filterborsten besetzt sind und die er in schneller Bewegung durch das Wasser zieht aktiver Filtrierer Als Unterlage fur die Wohnrohren dienen ihm Hartsubstrate aller Art wie z B Steine Holz Wasserpflanzen Er kann auch die Oberflache anderer festsitzender Tiere wie z B Muschelschalen oder Schwamme uberziehen Auf weichen Substraten wie Sand oder Schlick kann er nicht leben er besitzt kein Grabvermogen In geeigneten Habitaten kann der Flohkrebs ungeheure Dichten erreichen Er erreichte bis 18 700 Individuen pro Quadratmeter in der Elbe 5 und sogar unglaubliche 75 000 Individuen pro Quadratmeter im Niederrhein 6 Bei diesen hohen Dichten kann der Flohkrebs seinen Lebensraum massiv verandern Durch die dichtgepackten Rohren und das akkumulierte Feinmaterial kann er alle Steinoberflachen mit einer dichten Schlammschicht uberziehen und so andere Hartsubstratbesiedler aus dem Lebensraum verdrangen 7 So hat er die gleichfalls neozoische Wandermuschel Dreissena polymorpha aus Teilen des Rheins verdrangt Seit einigen Jahren gibt es Hinweise auf einen Populationsruckgang der auf Pradation durch den ebenfalls neozoischen spater eingeschleppten Grossen Hockerflohkrebs zuruckgefuhrt wird 8 Chelicorophium curvispinum bevorzugt fliessende Gewasser rheophil Er kommt seltener auch in stehenden Gewassern vor soweit diese Hartsubstrat Grund besitzen z B auf Steinpackungen in den IJsselmeer Seen in den Niederlanden 9 In Fliessgewassern ist er fast nur in grosseren Flussen Potamal zu finden 10 In Bachen sind in der Regel seine hohen Temperaturbedurfnisse nicht erfullt Daneben kommt er regelmassig und in hoher Dichte in Schifffahrtskanalen vor Die Art besiedelt meist Uferbereiche und dringt nicht weit in tiefe Wasserschichten vor Er kommt im Susswasser seltener auch in Brackwasser vor z B in der Elbmundung 11 und der Ostsee 12 Hier wird er aber in der Regel von anderen Arten der Corophiidae ersetzt Bei der Brackwasser Besiedlung kommt ihm seine flexible Osmoregulation zugute Dies beruht vermutlich darauf dass die Art erst vor vergleichsweise kurzer Zeit ins Susswasser vorgedrungen ist 13 Chelicorophium curvispinum bevorzugt organisch massig bis stark verschmutzte Gewasser Sein Saprobienindex betragt 2 2 14 Verbreitung und Einwanderung BearbeitenDie Art stammt aus dem Raum um das Schwarze Meer er lebt in den hier einmundenden Flussen Don Dnjepr Dnjestr und Donau aufwarts bis zum Eisernen Tor Eine erste Einwanderungswelle gab es uber den Dnepr Prypjat Bug die Weichsel und die Warthe Erster Fund in Deutschland 1912 im Muggelsee bei Berlin Die weitere Ausbreitung geschah uber norddeutsche Kanale ab 1987 ist der Krebs im Rhein zu finden Eine zweite Einwanderungswelle kam uber die Donau Durch die Inbetriebnahme des Main Donau Kanals vermischten sich die beiden Populationen Die Art verbreitet sich aktiv wird aber vor allem durch Schiffe verbreitet auf deren Hullen er Rohren bauen kann Mit Schiffstransporten wurde er z B nach England eingeschleppt Erstnachweis 1935 im Avon Die Art breitet sich weiterhin aus So hat sie erst im Jahr 2000 Irland erreicht 15 Systematik BearbeitenBis zur Revision der Corophioidea durch Bousfeld und Houwer 1997 16 wurde die Art einer weitgefassten Gattung Corophium zugerechnet und dementsprechend Corophium curvispinum genannt unter diesem Namen ist sie in zahlreichen alteren Artikeln erwahnt Die ersten in Mitteleuropa gefundenen Tiere 1912 im Muggelsee bei Berlin wurden von ihrem Entdecker D Wundsch unter dem synonymen Namen Corophium devium irrtumlich ein zweites Mal beschrieben einige Bearbeiter vor allem in England nannten danach die Susswasserform Corophium curvispinum var devium In der mittleren und unteren Donau aber bisher nicht in Mitteleuropa lebt eine verwandte und sehr ahnliche Art Chelicorophium sowinskyi 17 Diese ist sehr ahnlich wie curvispinum nach einigen Bearbeitern moglicherweise synonym und bisher kaum unterschieden worden Einzelnachweise Bearbeiten Thomas Ols Eggers amp Andreas Martens 2001 Bestimmungsschlussel der Susswasser Amphipoda Crustacea Deutschlands Lauerbornia 42 1 68 Ols Eggers amp Andreas Martens 2004 Erganzungen und Korrekturen zum Bestimmungsschlussel der Susswasser Amphipoda Crustacea Deutschlands Lauterbornia 50 1 13 zobodat at PDF Brigitta Eiseler 2010 Bestimmungshilfen Makrozoobenthos LANUV Arbeitsblatt 14 Herausgegeben vom Landesamt fur Natur Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein Westfalen S Rajagopal G van der Velde B G P Paffen F W B van den Brink A B de Vaate 1999 Life history and reproductive biology of the invasive amphipod Corophium curvispinum Crustacea Amphipoda in the Lower Rhine Archiv fur Hydrobiologie Volume 144 No 3 305 325 Thomas Ols Eggers Auswirkungen anthropogener Strukturen auf die Makrozoobenthoszonose von Schifffahrtsstrassen Vergleich einer freifliessenden Wasserstrasse Mittlere Elbe mit einem Schifffahrtskanal Mittellandkanal und ihre Bedeutung fur Neozoen Diss Fakultat fur Lebenswissenschaften der Technischen Universitat Carolo Wilhelmina zu Braunschweig 2006 F W B van den Brink G van der Velde A bij de Vaate 1993 Ecological aspects explosive range extension and impact of a mass invader Corophium curvispinum Sars 1895 Crustacea Amphipoda in the Lower Rhine The Netherlands Oecologia Volume 93 Issue 2 224 232 G van der Velde S Rajagopal B Kelleher I Musko A Bij de Vaate 2000 Ecological impact of crustacean invaders general considerations and examples from the Rhine River In von Pauwel Klein J C et al Editors 2000 The biodiversity crisis and Crustacea Proceedings of the 4th International Crustacean Congress Amsterdam Netherlands 20 24 July 1998 volume 2 Crustacean Issues 12 3 33 Peter Rey Johannes Ortlepp Daniel Kury Wirbellose Neozoen im Hochrhein Ausbreitung und okologische Bedeutung Schriftenreihe Umwelt Nr 380 Bundesamt fur Umwelt Wald und Landschaft Bern 88 S download Ruurd Noordhuis John van Schie Nico Jaarsma 2009 Colonization patterns and impacts of the invasive amphipods Chelicorophium curvispinum and Dikerogammarus villosus in the IJsselmeer area The Netherlands Biological Invasions Volume 11 Issue 9 2067 2084 freshwaterecology info Stefan Nehring und Heiko Leuchs Neozoa Makrozoobenthos an der deutschen Nordseekuste eine Ubersicht Volltext online kostenfrei PDF 132 Seiten 8 7 MB Bundesanstalt fur Gewasserkunde Koblenz 1999 OCLC 174469088 Michael L Zettler 2000 Biologische Artenvielfalt in Kustengewassern der Ostsee am Beispiel der Krebse Malacostraca Deutsche Gesellschaft fur Limnologie Tagungsbericht 1999 Rostock 414 418 P M Taylor amp R R Harris 21986 Osmoregulation in Corophium curvispinum Crustacea Amphipoda a recent coloniser of freshwater Journal of Comparative Physiology B Volume 156 Issue 3 323 332 DIN Deutsches Institut fur Normung e V Herausgeber 2004 DIN 38410 1 Deutsche Einheitsverfahren zur Wasser Abwasser und Schlammuntersuchung Biologisch okologische Gewasseruntersuchung Gruppe M Teil 1 Bestimmung des Saprobienindex in Fliessgewassern M 1 Frances Lucy Dan Minchin J M C Holmes Monica Sullivan 2004 First Records of the Ponto Caspian Amphipod Chelicorophium curvispinum Sars 1895 in Ireland The Irish Naturalists Journal Vol 27 No 12 461 464 E L Bousfield amp P W Hoover 1997 The amphipod superfamily Corophioidea on the Pacific coast of North America 5 Family Corophiidae Corophiinae new subfamily systematics and distributional ecology Amphipacifica 2 3 67 139 P Borza 2011 Revision of invasion history distributional patterns and new records of Corophiidae Crustacea Amphipoda in Hungary Acta Zoologica Academiae Scientiarum Hungaricae 57 1 75 84 Weblinks BearbeitenInfo Susswasser Rohrenkrebs beim LANUV NRW Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Susswasser Rohrenkrebs amp oldid 238614458