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Der dreisprachige Florianer Psalter auch St Florians Psalter und Florianspsalter lateinisch Psalterium Florianense Codex Florianus und Psalterium trilingue polnisch Psalterz florianski tschechisch Zaltar floriansky und Svato Floriansky Zaltar entstand nach 1384 entweder im Scriptorium des Augustiner Chorherrenstifts Mons Mariae in Glatz 1 oder im Krakauer Wawel Skriptorium 2 3 Seit 1931 befindet sich der Psalter in der Warschauer Nationalbibliothek Buchseite mit dem Monogramm Mons Mariae Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Beschreibung 3 Kunstlerische Ausgestaltung 4 Digitalisat 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDas vor 1350 vom Prager Erzbischof Ernst von Pardubitz gegrundete Augustiner Chorherrenstift Mons Mariae in Glatz das mit Kanonikern aus dem Augustiner Chorherrenstift Raudnitz besiedelt wurde erlangte bald uberregionale Bedeutung und beteiligte sich an der Grundung bzw dem Aufbau anderer Ordensniederlassungen Als Hedwig von Anjou 1384 Konig von Polen wurde beabsichtigte sie ein Augustinerstift in der Krakauer Vorstadt Kazimierz zu grunden und Monche aus dem Glatzer Augustinerstift dorthin zu berufen Vermutlich erteilte sie ihnen bald den Auftrag fur die liturgische Ausstattung im Glatzer Skriptorium einen dreisprachigen Psalter anzufertigen Hedwig die ein frommes Leben fuhrte wuchs zweisprachig auf Sie forderte Wissenschaft und Kirche und war zudem eine Gonnerin des Deutschen Ordens Aus ihrer Bibliothek liess sie mehrere Werke ins Polnische ubersetzen wodurch die Ausbreitung der Schriftsprache gefordert wurde Bei ihrem fruhen Tod 1399 waren etwa zwei Drittel des Psalters fertig Nach einer Unterbrechung von wenigen Jahren wurde das weniger prazise und nicht so prachtige letzte Drittel vermutlich bis 1404 fertiggestellt In diesem Jahr fand die eigentliche Klostergrundung bzw Eroffnung des Augustinerklosters in Kazimierz statt Dort wurde der Psalter auch in Gebrauch genommen 1556 soll er sich noch in der Krakauer Fronleichnamskirche Bazylika Bozego Ciala befunden haben Es ist nicht bekannt wann und auf welchen Wegen er nach Oberosterreich gelangte wo er um 1564 einen prachtigen Renaissanceeinband erhielt 1637 ist er erstmals im Bibliothekskatalog des Augustinerstifts St Florian verzeichnet Dort wurde der Psalter 1827 vom Stiftsarchivar Joseph Chmel wiederentdeckt Er publizierte im selben Jahr zusammen mit den Bibliothekaren J S Bandtkie und Bartholomaus Kopitar 4 eine Abhandlung uber den Fund die sowohl lateinisch auch als polnisch erschien Wegen der darin enthaltenen Angaben zum Alter des Psalters und seine Verbindung zum Haus Anjou kam es zu einem Gelehrtenstreit mit dem Grafen Stanislaus von Dunin Borkowski der schliesslich 1834 zwischen diesem und B Kopitar offentlich ausgetragen wurde 1931 wurde der Psalter mit Genehmigung der Vatikanischen Behorden an die polnische Regierung verkauft 1939 wurde in Lemberg die bis heute einzige vollstandige Gesamtausgabe unter dem Titel Psalterz Florjanski Lacinsko polsko niemiecki Psalterium Florianense Lateinisch polnisch deutsch herausgegeben und mit einem textkritischen Apparat versehen Da der polnische Teil des Psalters zu den altesten Textzeugnissen dieser Sprache gehort erfolgte 2002 eine Neuausgabe in Lodz 2010 erschien eine ausfuhrliche Sprachanalyse des deutschen Teils des Florianers Psalters und dessen kulturgeschichtliche Einordnung durch Rudolf Hanamann Beschreibung BearbeitenDie in drei Sprachen auf Pergament geschriebene Bilderhandschrift ist 32 cm hoch und 22 cm breit Von den ursprunglich 298 Blattern sind noch 296 erhalten Die ersten zwei Seiten mit dem Prolog sind verloren Jedes Blatt ist mit zwei Spalten beschrieben Nach jedem lateinischen Psaltervers folgt zunachst der polnische und danach der deutsche Text wobei sich die Ubersetzung nicht immer an den lateinischen Text halt Da der polnische Text zahlreiche Archaismen enthalt wird vermutet dass ihm ein alterer Psalter als Vorlage diente der sich schon vorher in Krakau befand und der von der Konigin Hedwig nach Glatz gesandt wurde Nachdem in dem polnischen Text auch eine Reihe von Bohemismen enthalten sind ist es moglich dass auch ein alterer tschechischer Psalter fur die Ubersetzung ins Polnische herangezogen wurde 5 Fur den deutschen Text diente vermutlich der um 1340 von Peter von Patschkau verfasste Psalter 6 An dem Psalter haben drei Schreiber gearbeitet der erste schrieb den Text bis zum 18 Vers des Psalms 101 der zweite fuhrte ihn bis zum 2 Vers des Psalms 106 fort und der dritte Schreiber vollendete das Werk Nach der verlorenen Einleitung von der sich noch der Schlusssatz Hy hendet sich der prologus latynsch polansch und duczis und hebit sich der andern latinsch polant und duczis erhalten hat sind die Blatter 3 bis 231 Ruckseite mit den Psalmen 1 118b beschrieben Danach folgt als Einschub auf den Blattern 231 Ruckseite bis 236 Ruckseite das Athanasische Glaubensbekenntnis und anschliessend daran auf den Blattern 236 bis 288 die Psalmen 118 c bis 150 Den Schluss bilden die Gebete Lobgesang des Isaias Blatt 288 Ruckseite bis Blatt 289 Gesang des Czechias Blatt 289 bis 291 Gesang Annas Blatt 291 bis 293 Gesang des Moses und Gebet des Habakuk Blatt 293 bis 296 Ruckseite Kunstlerische Ausgestaltung BearbeitenDer Psalter ist im Stil der bohmisch schlesischen Buchmalerei reich illustriert Sie entspricht der kunstlerischen Ausgestaltung der wahrend der Regierungszeit des Kaisers Karl IV entstandenen liturgischen Bucher der Bistumer Prag und Olmutz Der Psalter enthalt auch zahlreiche Drolerien im Stil der damaligen burgundischen Buchmalerei die auch am Prager Hof Eingang fand Die Buchstaben der Psalmen und Versanfange der Uberschriften und Schmuckleisten sind uberreich in Gold und anderen leuchtenden Farben verziert Auf dem Blattornament das den Zierbuchstaben B umgibt findet sich ein Monogramm des Glatzer Augustinerstifts Mons Mariae Es besteht aus dem Geflecht eines stehenden und liegenden gotischen M und wird auch unter der linken Spalte der Ruckseite von Blatt 53 wiederholt wo es von einem schwebenden Engel getragen wird Ein weiterer Engel unterhalb der rechten Spalte tragt ein Wappenschild Es ist das Wappen des ungarischen Zweiges des Hauses Anjou dem die Stifterin Konigin Hedwig entstammte Digitalisat BearbeitenDigitalisat des Florianer PsaltersLiteratur BearbeitenLudwik Bernacki Geneza i historja psalterza florjanskiego Uwagi o czesci niemieckiej psalterza podal Adam Kleczkowski miniatury kodeksu omowil Wladystaw Podlacha In Rocznik Zakladu Narodowego Imienia ossolinskich 1 1927 ISSN 0137 415X S 1 20 Frantisek Dvornik The Slavs in European History and Civilization Rutgers University Press New Brunswick 1962 ISBN 0 8135 0799 5 S 169 englisch Stanislaus von Dunin Borkowski Zur Geschichte des altesten polnischen Psalters zu St Florian bei Linz genannt der Psalter der Koniginn Margarethe Eine Antwort auf die Kritik in den Jahrbuchern der osterreichischen Literatur Band 67 Jahrgang 1834 Seite 154 Sollinger Wien 1835 Digitalisat Rudolf Hanamann Der deutsche Teil des Florianer Psalters Sprachanalyse und kulturgeschichtliche Einordnung Lang Frankfurt am Main u a 2010 ISBN 978 3 631 59866 5 Regensburger Beitrage zur deutschen Sprach und Literaturwissenschaft Reihe B Untersuchungen 96 Zugleich Regensburg Univ Diss 2009 Historische Kommission fur Schlesien Hrsg Geschichte Schlesiens Band 1 Ludwig Petry u a Hrsg Von der Urzeit bis zum Jahre 1526 5 durchgesehene Auflage Thorbecke Sigmaringen 1988 ISBN 3 7995 6341 5 S 419f Joseph Klapper Der St Florianer Psalter ein Glatzer Kulturdenkmal In Glatzer Heimatblatter Heft 1 1942 ZDB ID 550730 3 S 5 9 Bartholaus Kopitar Anti Tartar oder Herstellung des Thatbestandes in Sachen der Wiener Editio Princeps 1834 des altesten Denkmals der polnischen Sprache Bonnier Stockholm 1836 Digitalisat Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Florianer Psalter Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Geschichte der Entstehung des Psalters polnisch Literatur zum Florianer Psalter im Opac der Regesta ImperiiEinzelnachweise Bearbeiten Der Verweis auf das Scriptorium der Glatzer Augustiner erfolgte erstmals 1928 durch Ludwik Bernacki und wurde 1942 durch Joseph Klapper wiederholt Siehe hierzu die entsprechenden Literaturangaben 1 Witold Taszycki Polnische historische Dialektologie 1947 Laut Taszycki weist die Sprache des Psalters zahlreiche Merkmale des Krakauers Dialekts aber keine schlesischen auf Der vorstehende Verweis auf fehlende Merkmale des Schlesischen ist nicht korrekt In der Grafschaft Glatz die bis 1742 unmittelbar zu Bohmen und nicht zu Schlesien gehorte wurde nicht der schlesische sondern der Glatzische Dialekt gesprochen Josef Vintr Kopitar Bartholomaus In Neue Deutsche Biographie NDB Band 12 Duncker amp Humblot Berlin 1980 ISBN 3 428 00193 1 S 566 Digitalisat 2 Peter von Patschkau Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Florianer Psalter amp oldid 236565113