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Die Fischlause oder Karpfenlause Branchiura auch Fischzecken genannt gehoren zu den Krebstieren Crustacea Sie leben als Aussenparasiten auf wechselnden Wirten Heute sind je nach Einordnung und Quelle gut 150 Stand 2008 1 bis knapp 170 Stand 2011 2 Fischlaus Arten bekannt FischlauseArgulus spec an einem StichlingSystematikohne Rang Urmunder Protostomia Uberstamm Hautungstiere Ecdysozoa Stamm Gliederfusser Arthropoda Unterstamm Krebstiere Crustacea Klasse MaxillopodaUnterklasse FischlauseWissenschaftlicher NameBranchiuraThorell 1864 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 1 1 Kopf 1 2 Carapax und Rumpfabschnitt 1 3 Abdomen 1 4 Innere Anatomie 2 Lebensweise 3 Fortpflanzung und Entwicklung 4 Systematik 4 1 Aussere Systematik 5 Einzelnachweise 6 Literatur 7 WeblinksMerkmale BearbeitenFischlause 3 4 5 sind in der Regel zwischen 5 und 20 Millimeter lang die grossten Arten erreichen etwa 30 Millimeter Lange Der Korper ist stark dorsoventral rucken und bauchseitig abgeflacht das Integument dunn und ohne Kalkeinlagerungen meist transparent und oft etwas grunlich getont 6 Er besteht aus drei Abschnitten einem Cephalothorax aus dem Kopf und dem ersten unbeweglich mit diesem verschmolzenen Rumpfsegment einem freien Rumpfabschnitt oder Thorax aus drei Segmenten und einem ungegliederten flossen oder plattenformigen Hinterleib oder Abdomen Der Cephalothorax ist bei Ansicht von oben oft durch einen breiten schildartigen meist zweilappigen Carapax bedeckt der sich lappenformig mehr oder weniger weit nach hinten verlangert meist bedeckt er den gesamten Rumpfabschnitt ohne aber mit ihm zu verwachsen bei einigen Argulus Arten zusatzlich das Abdomen Abweichend davon ist er bei Chonopeltis meist zweilappig und kurzer nur bis zur Basis des ersten oder zweiten Rumpfbeinpaars reichend bei Dipteropeltis in zwei flugelartige mehr als korperlange Lappen ausgezogen Kopf Bearbeiten Am Kopf tragen die Tiere sehr deutlich erkennbare Komplexaugen ausserdem ist ein zentrales Naupliusauge vorhanden Die Komplexaugen sind ins Kopfinnere verlagert ohne aussere kutikulare Linsen sie sind als dunkel gefarbte Flecken durch das durchsichtige Integument durchscheinend Sie sind etwa kugelformig durch Muskeln hoch beweglich und bestehen meist aus etwa 60 bis 80 Ommatidien Das Naupliusauge besteht aus drei von Pigmentzellen umhullten Bechern Alle Extremitaten des Kopfs sind aufgrund der parasitischen Lebensweise stark umgebildet und abgewandelt Die nahe beieinander sitzenden ersten Antennen oder Antennulae und die zweiten Antennen oder Antennae sind beide einastig und sehr kurz mit nur wenigen Sinneszellen bei Chonopeltis fehlen die Antennulae sogar ganz die Antennae sind viersegmentig bei den anderen funfsegmentig Sie sind zu Klammerorganen zum Festhalten umgewandelt und tragen kraftige Haken In der Mitte des Kopfs sitzt ein kraftiger Saugrussel Proboscis in dessen Inneren zur Spitze hin zwei sichelformige spitze Mandibeln ohne Palpen verborgen sind bei Dolops sitzen sie seitlich der Basis des Saugrussels Er ist bei Argulus und Dipteropeltis lang bei Dolops und Chonopeltis kurzer Vor dem Saugrussel befindet sich nur bei Argulus und Dipteropeltis ein weiterer ruckziehbarer Stachel mit dem beim Saugakt der Wirt gestochen und ein Toxin injiziert wird Die anderen Mundwerkzeuge die ersten und zweiten Maxillen sind bei den Fischlausen zu Haftorganen umgebildet und haben keine Funktion mehr bei der Nahrungsaufnahme Die ersten Maxillen Maxillulae sind dabei am wichtigsten Diese sind bei drei Gattungen zu sehr grossen und prominenten Saugnapfen umgestaltet bei der Gattung Dolops wie bei den Larvenstadien der anderen Arten sind sie viergliedrig und enden in einem kraftigen Klammerhaken Die zweiten Maxillen Maxillae sind einastig und funfsegmentig bei Dolops sechs und mit zahlreichen Dornen und Stacheln besetzt deren Grosse und Position wichtig ist fur die Unterscheidung der Arten Sie sind deutlich langer als die Antennenpaare Carapax und Rumpfabschnitt Bearbeiten Der Carapax ist in der Regel schildformig und hinten in zwei Lappen oder Zipfel ausgezogen vorn schliesst er ohne Absatz an den Kopfschild an er reicht bei den verschiedenen Gattungen und Arten unterschiedlich weit nach hinten Auf der Ventralseite Unterseite sind zwei Carapaxfelder mit verdunntem Integument ausgebildet Ausnahme Dolops Diese dienen nicht wie fruher gedacht der Atmung sondern der Osmoregulation Im Inneren des Carapax sind durch das Integument durchscheinend zahlreiche reich verzweigte Blindsacke Caeca des Mitteldarms sichtbar Die vier Rumpfsegmente tragen jeweils ein Beinpaar Diese sind untereinander ahnlich gestaltet das erste Beinpaar ist nicht zu Maxillipeden umgestaltet obwohl das erste Rumpfsegment mit dem Kopf verschmolzen ist Die seitlich gerichteten Rumpfbeine Thorakopoden dienen als Schwimmbeine Fischlause der Gattungen Argulus und Dolops sind schnelle und gewandte Schwimmer Sie sind fur Krebse typische zweiastige birame Spaltbeine Exopodit und Endopodit sind meist beide eingliedrig der Endopodit manchmal zweigliedrig und tragen je eine Reihe dichter Fiederborsten Bei Chonopeltis und Dipteropeltis sind sie kurz und kaum beborstet beide Gattungen sind schlechte Schwimmer Bei Dolops und Argulus tragt das erste und das zweite Beinpaar einen als Flabellum oder Flagellum bezeichneten Anhang der nahe der Basis des Exopoditen auf der Dorsalseite entspringt er dient zur Reinigung der Unterseite des Carapax Je nach Art tragt bei den Mannchen das erste zweite oder dritte Beinpaar oder eine Kombination von diesen artspezifische gestaltete Kopulationsanhange diese dienen dazu bei der Kopulation die Spermien in die Spermatheca des Weibchens zu ubertragen Nur bei den Weibchen tragen die Coxen des vierten Beinpaars einen als Schwimmplatte bezeichneten lappenformigen Anhang Abdomen Bearbeiten Das Abdomen der Fischlause tragt keine Gliedmassen Es bildet eine ungeteilte lappenformige Platte die nach hinten caudal in zwei gerundeten bis zugespitzten Zipfeln endet In der Kerbe dazwischen steht ein Paar winziger Furcalaste Innere Anatomie Bearbeiten Der Mitteldarm besteht aus zwei Hauptventrikeln die stark verastelt sind In ihnen wird die aufgenommene Nahrung verdaut und gespeichert Zur Exkretion besitzen sie Nephridien an den Maxillenbasen Der Blutkreislauf wird durch das Herz im vierten Thoraxsegment angetrieben zur Atmung dienen vier Bereiche mit einer verdunnten Cuticula an der Thoraxunterseite Karpfenlause sind getrenntgeschlechtlich Bei den weiblichen Tieren liegt das Ovar unpaar im Thorax und geht hinter dem vierten Thoraxsegment in einen Genitalraum uber Im Abdomen besitzt es Samenspeicherblasen Receptacula seminis die ebenfalls in den Genitalraum munden Bei den Mannchen munden die im Abdomen liegenden Hoden uber eine unpaare Samenblase zwischen dem letzten Beinpaar aus Zur Begattung besitzen die Mannchen spezielle Anhange am letzten Beinpaar Lebensweise BearbeitenKarpfenlause parasitieren auf verschiedenen Fischarten und anderen Wirbeltieren im Wasser etwa Kaulquappen Sie konnen sowohl im Susswasser als auch im Meerwasser vorkommen und vermehren sich auch im Aquarium gut nbsp Karpfenlaus Grosse ca 4 mmDie Wirte werden zunachst erst beim Herumschwimmen angestossen und dann gezielt angeschwommen Die Orientierung erfolgt entgegen der Stromung die durch die Atmung im Bereich der Kiemen sowie hinter den Flossen des Fisches entsteht Auf diese Weise finden die Karpfenlause die Kiemen und die Flossenbasen an denen sie sich mit ihren Mundwerkzeugen festkrallen Um einen optimalen Ort zum Einstechen zu finden konnen sie mit Hilfe ihrer Antennen an der Haut des Fisches entlangkriechen Sie konnen die gesamte Korperoberflache des Fisches befallen Haben sie eine gute Stelle gefunden wird der Stachel eingesetzt Die Karpfenlause injizieren mit ihm einen gerinnungshemmenden Speichel danach wird die Wunde mit den Mandibeln solange weiter geoffnet bis der Russel an ein Gefass gebracht werden kann Als Nahrung nehmen die Tiere sowohl Blut als auch Gewebeflussigkeiten auf die aufgesaugt und in den Mitteldarmasten verdaut werden Durch den verastelten Darm konnen die Tiere sehr viel Nahrung aufnehmen eine Blutmahlzeit kann entsprechend fur bis zu drei Wochen ausreichen Durch die Injektion von Speichel sowie durch den Saugvorgang kann dabei der Erreger der Bauchwassersucht Pseudomonas punctata ubertragen werden Der eigentliche Stich der Karpfenlause ist dagegen fur die Fische weitestgehend harmlos Bei hohem Befall kommt es allerdings zu einer Schwachung der Wirte die sich durch eine erhohte Mortalitat bemerkbar macht Nach der Blutmahlzeit lassen die Parasiten ihren Wirt wieder los und gelangen so wieder ins freie Wasser Da Fischlause infolge ihrer parasitaren Lebensweise die Wirtstiere schadigen kommt ihrer Bekampfung in der Fischwirtschaft eine grosse Bedeutung zu Sie erfolgt ublicherweise mit Trichlorfon Fortpflanzung und Entwicklung BearbeitenDie Fortpflanzung findet im Regelfall auf den Wirten statt wobei das Mannchen das Sperma erst in der Samenblase sammelt und danach in die Receptacula des Weibchens abgibt Dabei handelt es sich um einzelne Spermienzellen nur die Vertreter der Gattung Dolops besitzen Samenpakete Spermatophoren Die Weibchen legen die befruchteten Eier an Steinen oder anderen harten Substraten ab wobei die Eihulle durch das Wasser aufquillt und die Eier ankleben lasst Die Weibchen bilden dabei Eiballen oder schnure Dabei produziert etwa das Weibchen der Karpfenlaus Argulus foliaceus innerhalb der 15 tagigen Fortpflanzungszeit im Schnitt vier Gelege mit insgesamt deutlich mehr als 1000 Eiern Nach kurzer Zeit schlupfen aus den Eiern Larven mit verkurztem Carapax Copepoditstadien Bereits die ersten Larvenformen sind Parasiten die Saugnapfe bilden sich allerdings erst im dritten Stadium Insgesamt lauft die Entwicklung uber neun Stadien Systematik BearbeitenHeute sind etwa 130 Arten der Karpfenlause bekannt die in vier Gattungen eingeordnet werden von denen Dolops als ursprunglichste betrachtet wird Dolops Chonopeltis Dipteropeltis bis 2014 war nur die Art Dipteropeltis hirundo bekannt im Januar 2014 wurde Dipteropeltis campanaformis beschrieben 7 ArgulusIn Mitteleuropa kommen nur drei Argulus Arten vor die bekannteste Art ist die Karpfenlaus Argulus foliaceus die an allen Susswasserfischen und auch an Kaulquappen parasitiert Sie ist holarktisch verbreitet und mit fast 10 Millimetern Korperlange recht gross Noch etwas grosser ist die Art Argulus coregoni Mit Zierfischen aus Japan eingeschleppt wurde die Fischlaus Argulus japonicus Aussere Systematik Bearbeiten Traditionell werden die Fischlause innerhalb der Krebstiere in die Klasse Maxillopoda eingruppiert ein Verlegenheits Taxon ohne klare Abgrenzung Gestutzt auf morphologische Merkmale wie den Feinbau der Spermien erwiesen sich vollig unerwarteterweise die Zungenwurmer oder Pentastomida als Schwestergruppe was durch phylogenomische Studien anhand des Vergleichs homologer DNA Sequenzen bestatigt wurde Das gemeinsame Taxon aus den beiden jeweils voll parasitischen Gruppen wird heute Ichthyostraca genannt 8 Die Ichthyostraca gehoren gestutzt vor allem auf genetische Untersuchungen in ein Taxon der Krebstiere das vor allem Formen mit verminderter Anzahl der Segmente umfasst und deshalb Oligostraca genannt wurde 9 Die neue Systematik wird weithin akzeptiert und dient etwa als Grundlage der Taxonomie in der Datenbank WoRMS 10 Einzelnachweise Bearbeiten William J Poly 2008 Global diversity of fishlice Crustacea Branchiura Argulidae in freshwater Hydrobiologia 595 209 212 doi 10 1007 s10750 007 9015 3 Subclass Branchiura Shane T Ahyong et al Subphylum Crustacea Brunnich 1772 In Zhi Qiang Zhang editor 2011 Animal biodiversity An outline of higher level classification and survey of taxonomic richness Zootaxa 3148 1 237 doi 10 11646 zootaxa 3148 1 1 10 Unterklasse Branchiura Fischlause H E Gruner Klasse Crustacea In H E Gruner Hrsg Lehrbuch der Speziellen Zoologie Band I 4 Teil Arthropoda ohne Insecta Gustav Fischer Verlag 1993 S 665 675 Lourelle Neethling Annemarie Avenant Oldewage Branchiura A Compendium of the Geographical Distribution and a Summary of Their Biology Crustaceana Monographs 21 Brill Leiden und Boston 2017 ISBN 978 90 04 34615 4 Characteristics S 4ff 3 2 5 Branchiura Geoffrey Boxshall and Polly Hayes Biodiversity and Taxonomy of the Parasitic Crustacea Chapter 3 in Nico J Smit Niel L Bruce Kerry A Hadfield editors Parasitic Crustacea State of Knowledge and Future Trends Zoological Monographs 3 Springer Cham 2019 ISBN 978 3 030 17383 8 Ole Sten Moller 2015 Class Branchiura Order Arguloida Revista IDE SEA 103B 1 8 download Lourelle Alicia Martins Neethling Jose Celso de Oliveira Malta Annemarie Avenant Oldewage Additional morphological information on Dipteropeltis hirundo Calman 1912 and a description of Dipteropeltis campanaformis n sp Crustacea Branchiura from two characiform benthopelagic fish hosts from two Northern rivers of the Brazilian Amazon In Zootaxa 3755 2 2014 S 179 193 J Zrzavy V Hypsa M Vlaskova 1997 Arthropod phylogeny taxonomic congruence total evidence and conditional combination approaches to morphological and molecular data sets In R A Fortey amp R H Thomas editors Arthropod Relationships Systematics Association Special Volume Series 55 Chapman amp Hall London S 97 107 Jesus Lozano Fernandez Mattia Giacomelli James F Fleming Albert Chen Jakob Vinther Philip Francis Thomsen Henrik Glenner Ferran Palero David A Legg Thomas M Iliffe Davide Pisani Jorgen Olesen 2019 Pancrustacean Evolution Illuminated by Taxon Rich Genomic Scale Data Sets with an Expanded Remipede Sampling Genome Biology and Evolution 11 8 2055 2070 doi 10 1093 gbe evz097 Ichthyostraca In Walter T C Boxshall G 2022 World of Copepods Database Ichthyostraca Abgerufen durch World Register of Marine Species am 5 Juli 2022 Literatur BearbeitenHorst Kurt Schminke Crustacea Krebse In Wilfried Westheide Hrsg Spezielle Zoologie Teil 1 Einzeller und Wirbellose Tiere Gustav Fischer Verlag Stuttgart 1996 ISBN 3 437 20515 3 Rolf Siewing Hrsg Lehrbuch der Zoologie Band 2 Systematik Gustav Fischer Verlag Stuttgart 1985 ISBN 3 437 20299 5 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Fischlause Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Dieser Artikel wurde am 24 Dezember 2005 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Fischlause amp oldid 230597397