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Die Karpfenlaus Argulus foliacaeus ist ein Fischparasit aus der Gruppe der Fischlause oder Branchiura Familie Argulidae und ein Verursacher der Fischkrankheit Argulose KarpfenlausArgulus spec an einem StichlingSystematikKlasse MaxillopodaUnterklasse Fischlause Branchiura Ordnung ArguloidaFamilie ArgulidaeGattung ArgulusArt KarpfenlausWissenschaftlicher NameArgulus foliaceus Linnaeus 1758 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Verbreitung 3 Lebensweise 4 Lebenszyklus 5 Klinische Erscheinung 6 Einzelnachweise 7 Quellen 8 WeblinksMerkmale BearbeitenArgulus foliaceus besitzt wie alle Vertreter der Gattung einen dorsoventral d h von oben nach unten abgeflachten Korper der aus zwei Abschnitten besteht Der Kopf Rumpf Abschnitt oder Cephalothorax tragt auf der Oberseite einen breit ovalen Schild der durch zwei nach hinten vorgezogene posterolaterale Lappen hinten in der Mitte etwas eingekerbt wirkt Er bedeckt den Korper mit Ausnahme des Hinterleibs und alle Gliedmassen mit Ausnahme des letzten Beinpaars Auf der Oberseite des Dorsalschilds sitzen zwei auffallende und recht grosse dunkel gefarbte Komplexaugen Der ungegliederte Hinterleib Abdomen ist nach hinten in zwei breite Lappen ausgezogen Von unten sichtbar sind am Vorderrand des Cephalothorax zwei recht kurze Antennenpaare deren basale Glieder Dornen tragen Die Mundoffnung sitzt auf einem verlangerten vorstreckbaren Russel vor diesem sitzt ein starker stilettartiger Dorn Die gezahnten Mandibeln im Inneren des Russels sind von aussen nicht sichtbar Beim Saugvorgang bohrt die Karpfenlaus mit dem Dorn eine Wunde sie injiziert dabei Giftstoffe bzw Enzyme und saugt anschliessend das austretende Blut auf Auffallendstes Merkmal und hoch charakteristisch fur die Gattung sind zwei komplex gebaute Saugnapfe die durch Umbildung der zweiten Maxillen entstanden sind und die seitlich des Mundes sitzen Jugendstadien tragen an ihrer Stelle noch die mit Dornen versehenen Mundwerkzeuge die bei den letzten Hautungen durch die Saugnapfe ersetzt werden Die dahinter sitzenden einastigen uniramen zweiten Maxillen tragen an ihrer Basis drei kraftige Dornen Im hinteren Abschnitt des Cephalothorax vor dem Abdomen sitzen vier Paar zweiastige birame Beine die als Schwimmbeine genutzt werden Im seitlichen Abschnitt liegen hier zwei respiratorische Felder mit verdunnter Kutikula Die Gattung Argulus umfasst weltweit 129 Arten von denen 85 im Susswasser leben Die acht palaarktischen Arten sind die einzigen hier lebenden Fischlause 1 In Deutschland kommen wie in ganz Mitteleuropa nur drei Arten vor 2 Die Arten konnen wie folgt unterschieden werden 3 4 Argulus coregoni ist erheblich grosser fast doppelt so gross wie die drei bis sieben Millimeter langen Karpfenlause ausserdem sind die Loben des Hinterleibs am Ende zugespitzt nicht abgerundet und am Rand glatt nicht mit kleinen Dornchen besetzt wie bei foliaceus Die Unterscheidung von der erst kurzlich mit Koi Importen aus Japan eingeschleppten Argulus japonicus ist schwierig und insbesondere bei den Weibchen nicht immer mit letzter Sicherheit moglich Die Mannchen konnen eindeutig an der Form eines Fortsatzes an den Huften Coxen ihrer Schwimmbeine bestimmt werden Bei den Weibchen hilft nur die Kombination folgender Merkmale Beine meist pigmentiert seltener unpigmentiert und dann schwer von japonicus unterscheidbar Abdominallappen hinten starker abgerundet die Einbuchtung dazwischen immer weniger als halb so lang wie das Abdomen Das vierte Schwimmbeinpaar ist meist frei bei japonicus meist vom Dorsalschild mitbedeckt Verbreitung BearbeitenArgulus foliaceus lebt in ganz Europa sowie West und Zentralasien Sie leben in stehenden und fliessenden Gewassern aller Art sofern Fische darin leben Lebensweise BearbeitenDie Karpfenlaus ist ein obligater blutsaugender Ektoparasit von Fischen des Susswassers seltener des Brackwassers 5 bis 12 Promille Salzgehalt 6 Sie ist wenig wirtsspezifisch und bei einer Vielzahl von Fischen aus zahlreichen Familien nachgewiesen darunter Karpfen Goldfisch Hecht Forelle und Regenbogenforelle es liegen sogar einige Angaben fur Befall von Amphibien vor Sie kann sich mit ihren Dornen und Saugnapfen uberall am Fischkorper verankern bevorzugt aber Kiemenhohlen und spalten Die Tiere konnen ihren Wirt verlassen und aktiv frei umherschwimmen dies tun Mannchen zur Paarung und Weibchen zur Eiablage regelmassig Ubergang zwischen verschiedenen Wirtsfischen kann bei nahem Kontakt auch zu anderen Zeiten erfolgen Argulus foliaceus kann den Wirt blitzschnell verlassen wenn der Wirtsfisch aus dem Wasser gehoben wird Lebenszyklus BearbeitenKarpfenlause sind getrenntgeschlechtlich Mannchen und Weibchen sind an der Pigmentierung erkennbar 6 die Mannchen tragen zwei dunkle Flecke auf den Abdominalloben die Weibchen einen dunklen Fleckenstreifen in der Mitte des Dorsalschilds Die Paarung findet auf dem Wirt oder auch abseits dann aber auf einer festen Oberflache statt Eine Paarung ist fur die Befruchtung aller Eier ausreichend Spatestens nach der Paarung verlasst das Weibchen den Wirt und legt seine Eier auf Hartsubstrat am Gewassergrund ab Die in Reihen abgelegten Eier werden von einer Substanz umhullt die beim Kontakt mit Wasser aushartet Weibchen konnen mehrere Gelege ablegen mussen dafur aber dazwischen jeweils einen Fisch zur Nahrungsaufnahme aufsuchen nicht selten bleibt es bei einem Gelege von etwa 400 Eiern Die Eier sind etwa 0 3 Millimeter lang Aus dem Ei schlupft nach ca 25 bis 50 Tagen ein Larvenstadium ein Metanauplius das Naupliusstadium wird noch im Ei durchlaufen auf das jeweils nach einer Hautung neun Juvenilstadien folgen die in der Morphologie schon den Adulttieren ahneln 7 alle Stadien sind dabei wie die Adulti blutsaugend auf Fischen Die Larven schlupfen in Nordeuropa bei steigenden Wassertemperaturen etwa Ende April bis Anfang Mai Geschlechtsreife Tiere treten dann ab Ende Juni mit einem Maximum im Hochsommer auf Ab Ende Juli beginnt die neue Eiablage Uberwinterungsstadium ist uberwiegend das Ei wobei aber auch in Finnland immer ein gewisser Anteil Adulttiere uberwintert 8 9 Wahrend in Skandinavien nur eine Generation im Jahr auftritt konnen sich in warmerem Klima mehrere bis zu drei hintereinander im selben Jahr entwickeln Adulte Karpfenlause konnen 8 bis 14 Tage frisch geschlupfte Larven immerhin bis zu 5 Tage ohne Kontakt zu einem Wirt uberleben 9 Einige wenige langer uberlebende waren anschliessend fast bewegungsunfahig und konnten keinen Fisch mehr erfolgreich erreichen Klinische Erscheinung BearbeitenKarpfenlause verletzten die Haut des Fisches beim Festsaugen mittels ihrer Mandibeln um anschliessend mit dem Giftstachel in die entstandene Wunde zu stechen Beim Stich selbst wird ein Giftsekret in die Wunde injiziert Dieses Sekret enthalt Enzyme welche beim Wirt das umliegende Gewebe der Einstichstelle zersetzen und den Blutfluss fordern Wahrend des Blutsaugens werden haufig Bakterien und Viren die die Fischlaus als Zwischenwirt nutzen auf den Fisch ubertragen Kennzeichnendes Merkmal sind ruckartige Schwimmbewegungen der Fische als Reaktion auf den Einstich sowie scheuerartige Bewegungen um den Parasiten abzustreifen Aufgrund der Verletzung der Haut bildet sich an der Einstichstelle ein epidermaler Wall verbunden mit verstarkter Schleimbildung und entzundlichen Herden Werden Jungfische von Karpfenlausen befallen kann bereits ein einziger Parasit todlich sein Karpfenlause ubertragen zudem eine Reihe von Infektionskrankheiten z B Rhabdovirus carpio den Ubertrager der Fruhlingsviramie der Karpfen oder den Koi Herpesvirus 10 In Mittel und Westeuropa ist inzwischen insbesondere in Intensivzuchtbetrieben Argulus japonicus allerdings genauso haufig oder sogar haufiger als die heimische Karpfenlaus 11 Einzelnachweise Bearbeiten William J Poly 2008 Global diversity of fishlice Crustacea Branchiura Argulidae in freshwater Hydrobiologia 595 209 212 doi 10 1007 s10750 007 9015 3 Erik Mauch Ursula Schmedtje Anette Maetze Folker Fischer Taxaliste der Gewasserorganismen Deutschlands zur Kodierung biologischer Befunde Anhang Informationsberichte des Bayerischen Landesamtes fur Wasserwirtschaft Heft 01 03 Munchen 2003 ISBN 3 930253 89 5 D M Soes P D Walker and D B Kruijt 2010 The Japanese fish louse Argulus japonicus new for The Netherlands Lauterbornia 70 11 17 G Fryer 1982 The parasitic Copepoda and Branchiura of the British freshwater fishes A handbook and key Freshwater Biological Association Scientific Publication 46 87 S Ambleside Cumbria Argulus foliaceus bei WoRMS a b Fish Lice in the UK S K Rushton Mellor amp G A Boxshall 1994 The developmental sequence of Argulus foliaceus Crustacea Branchiura Journal of Natural History Volume 28 Issue 4 763 785 doi 10 1080 00222939400770391 Pasternak A F Mikheev V N Valtonen E T 2000 Life history characteristics of Argulus foliaceus L Crustacea Branchiura populations in Central Finland Annales Zoologici Fennici Vol 37 No 1 25 35 a b Peter D Walker Iain J Russon Raymond Duijf Gerard van der Velde Sjoerd E Wendelaar Bonga 2011 The off host survival and viability of a native and non native fish louse Argulus Crustacea Branchiura Current Zoology 57 6 828 835 Robin M Overstreet Jean Jovonovich Hongwei Ma 2009 Parasitic crustaceans as vectors of viruses with an emphasis on three penaeid viruses Integrative and Comparative Biology 49 2 127 141 doi 10 1093 icb icp033 Alexander Kappe Parasitologische Untersuchungen von ein und zweijahrigen Karpfen Cyprinus carpio aus Teichwirtschaften des Leipziger Umlandes wahrend der Winterhaltung Diss Veterinarmedizinische Fakultat der Universitat Leipzig 2004 Quellen BearbeitenFischkrankheiten Rudolf W Hoffmann Eugen Ulmer Verlag Stuttgart 2005 S 175 176 ISBN 3 8001 2739 3 Krankheiten bei Aquarienfischen Dieter Untergasser Franckh Kosmos Verlag S 145 146 2006 ISBN 3 440 10264 5 Weblinks Bearbeitenweitere Infos englisch Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Karpfenlaus amp oldid 237801866