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Fiedlerit ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der Halogenide mit der chemischen Zusammensetzung Pb3 OH FCl4 H2O 3 also ein wasserhaltiges Blei Oxihalogenid Kristallographisch gesehen ist Fiedlerit ein Polytyp das heisst seine Kristallstruktur besteht aus einem Schichtgitter mit abwechselnd in trikliner bzw monokliner Symmetrie kristallisierenden Struktureinheiten Zur Unterscheidung werden diese zwar gelegentlich als Fiedlerit 1A bzw Fiedlerit 2M bezeichnet gelten jedoch nicht als eigenstandige Modifikationen und Minerale 6 FiedleritFarblose Fiedleritkristalle aus der Hafen Schlacken Lokalitat Lavrio Attika Griechenland Bildbreite 3 mm Allgemeines und KlassifikationIMA Nummer 1994 s p 1 IMA Symbol Fie 2 Chemische Formel Pb3 OH FCl4 H2O 3 Mineralklasse und ggf Abteilung HalogenideSystem Nummer nach Strunz 8 Aufl Lapis Systematik nach Strunz und Weiss Strunz 9 Aufl Dana III D 08 III D 08 040 3 DC 10 10 03 02 01Kristallographische DatenKristallsystem triklin oder monoklinKristallklasse Symbol triklin pinakoidal 1 odermonoklin prismatisch 2 mRaumgruppe siehe KristallstrukturGitterparameter siehe KristallstrukturFormeleinheiten siehe KristallstrukturHaufige Kristallflachen 100 gestreckt nach 010 4 Physikalische EigenschaftenMohsharte 3 5Dichte g cm3 gemessen 5 88 berechnet 5 15 2M oder 5 69 1A 4 Spaltbarkeit gut nach 100 4 Farbe farblos bis weissStrichfarbe weissTransparenz durchsichtig bis durchscheinendGlanz DiamantglanzKristalloptikBrechungsindizes na 1 980nb 2 040ng 2 100 5 Doppelbrechung d 0 120 5 Optischer Charakter zweiachsig negativFiedlerit entwickelt tafelige leistenformige Kristalle und Kombinationen bis etwa zwei Millimeter Grosse mit diamantahnlichem Glanz auf den Oberflachen In reiner Form sind die Kristalle farblos und durchsichtig Durch vielfache Lichtbrechung aufgrund von Gitterbaufehlern oder polykristalliner Ausbildung konnen diese aber auch weiss erscheinen wobei die Transparenz entsprechend abnimmt Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie und Geschichte 2 Klassifikation 3 Kristallstruktur 4 Bildung und Fundorte 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseEtymologie und Geschichte BearbeitenErstmals entdeckt wurde Fiedlerit in den alten Schlackehalden bei Lavrio in der griechischen Region Attika und beschrieben 1887 durch Gerhard vom Rath der das Mineral nach dem sachsischen Kommissar fur Bergbau Karl Gustav Fiedler 1791 1853 benannte Klassifikation BearbeitenBereits in der veralteten aber teilweise noch gebrauchlichen 8 Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehorte der Fiedlerit zur Mineralklasse der Halogenide und dort zur Abteilung der Oxihalogenide wo er zusammen mit Laurionit die Fiedlerit Laurionit Gruppe mit der System Nr III D 08 und den weiteren Mitgliedern Challacolloit Cotunnit Hephaistosit Paralaurionit und Pseudocotunnit bildete Die seit 2001 gultige und von der International Mineralogical Association IMA verwendete 9 Auflage der Strunz schen Mineralsystematik ordnet den Fiedlerit zwar ebenfalls in die Klasse der Halogenide dort jedoch in die neu definierte Abteilung der Oxihalogenide Hydroxyhalogenide und verwandte Doppel Halogenide ein Diese ist zudem weiter unterteilt nach den in der Verbindung vorkommenden Metallen so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung Mit Pb As Sb Bi ohne Cu zu finden ist wo es als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 3 DC 10 bildet Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebrauchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Fiedlerit in die Klasse der Halogenide und dort in die Abteilung der Oxihalogenide und Hydroxyhalogenide ein Hier ist er als einziges Mitglied in der unbenannten Gruppe 10 03 02 innerhalb der Unterabteilung Oxihalogenide und Hydroxyhalogenide mit der Formel A3 O OH 2Xq zu finden Kristallstruktur BearbeitenFiedlerit 1A kristallisiert triklin in der Raumgruppe P1 Raumgruppen Nr 2 Vorlage Raumgruppe 2 mit den Gitterparametern a 8 57 A b 8 04 A c 7 28 A a 90 0 b 102 0 und g 103 4 sowie zwei Formeleinheiten pro Elementarzelle 3 Fiedlerit 2M kristallisiert monoklin in der Raumgruppe P21 a Nr 14 Stellung 3 Vorlage Raumgruppe 14 3 mit den Gitterparametern a 16 68 A b 8 04 A c 7 28 A und b 102 6 sowie vier Formeleinheiten pro Elementarzelle 3 Bildung und Fundorte Bearbeiten nbsp Fiedlerit mit deutlichen Spaltrissen aus der Vrissaki Schlackenlokalitat Lavrio Attika Griechenland Bildbreite 3 mm Fiedlerit bildet sich sekundar als Reaktionsprodukt aus bleihaltigen Schlacken mit halogenhaltigem Meerwasser Als Begleitminerale konnen je nach Fundort Cotunnit Laurionit Penfieldit und Phosgenit auftreten Als seltene Mineralbildung konnte Fiedlerit nur an wenigen Fundorten nachgewiesen werden wobei bisher Stand 2014 etwas mehr als 10 Fundorte bekannt sind 7 An seiner Typlokalitat Lavrio in Griechenland fand man das Mineral auf mehreren alten Schlackehalden wie unter anderem im Hafen von Laurion bei St Nikolas Mikrolimanou Oxygon Panormos Passa Limani Sounion Thorikos Tourkolimanon und Vrissaki Der bisher einzige bekannte Fundort in Deutschland ist die Zeche Christian Levin in Essen und in Osterreich kennt man Fiedlerit bisher nur aus einer Schlackenhalde bei Waitschach in Karnten Weitere bisher bekannte Fundorte sind Baratti in der italienischen Gemeinde Piombino Argent in der sudafrikanischen Provinz Gauteng und die Schlackenlokalitat The Gannel Smelter bei Crantock nahe St Agnes in der englischen Grafschaft Cornwall 8 Siehe auch BearbeitenListe der MineraleLiteratur BearbeitenGerhard vom Rath Einige mineralogische und geologische Mittheilungen In Niederrheinische Gesellschaft fur Natur und Heilkunde in Bonn Band 102 1887 S 149 154 Hans Jurgen Rosler Lehrbuch der Mineralogie 4 durchgesehene und erweiterte Auflage Deutscher Verlag fur Grundstoffindustrie VEB Leipzig 1987 ISBN 3 342 00288 3 S 370 Friedrich Klockmann Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie Hrsg Paul Ramdohr Hugo Strunz 16 Auflage Enke Stuttgart 1978 ISBN 3 432 82986 8 S 495 Erstausgabe 1891 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Fiedlerite Sammlung von Bildern Mineralienatlas Fiedlerit Wiki Webmineral Fiedlerite Database of Raman spectroscopy Fiedlerite American Mineralogist Crystal Structure Database FiedleriteEinzelnachweise Bearbeiten Malcolm Back Cristian Biagioni William D Birch Michel Blondieau Hans Peter Boja und andere The New IMA List of Minerals A Work in Progress Updated January 2023 PDF 3 7 MB In cnmnc main jp IMA CNMNC Marco Pasero Januar 2023 abgerufen am 26 Januar 2023 englisch Laurence N Warr IMA CNMNC approved mineral symbols In Mineralogical Magazine Band 85 2021 S 291 320 doi 10 1180 mgm 2021 43 englisch cambridge org PDF 320 kB abgerufen am 5 Januar 2023 a b c d Hugo Strunz Ernest H Nickel Strunz Mineralogical Tables 9 Auflage E Schweizerbart sche Verlagsbuchhandlung Nagele u Obermiller Stuttgart 2001 ISBN 3 510 65188 X S 176 a b c Fiedlerite In John W Anthony Richard A Bideaux Kenneth W Bladh Monte C Nichols Hrsg Handbook of Mineralogy Mineralogical Society of America 2001 PDF 70 5 kB a b Mindat Fiedlerite IMA CNMNC List of Mineral Names Oktober 2103 PDF 1 5 MB Mindat Anzahl der Fundorte fur Fiedlerit Fundortliste fur Fiedlerit beim Mineralienatlas und bei Mindat Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Fiedlerit amp oldid 238855538