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Als Exchange Bias EB bezeichnet man eine unidirektionale Anisotropie deshalb auch unidirectional exchange anisotropy genannt die durch die Kopplung zwischen einem Ferro und einem Antiferromagneten entsteht Der Exchange Bias bewirkt eine Vorzugsrichtung der Magnetisierung im Ferromagneten was sich im Experiment in einer Verschiebung der gemessenen Hysteresekurven entlang der Magnetfeldachse aussert Durch die Bevorzugung einer bestimmten Richtung unterscheidet sich der Effekt deutlich von der ublichen ferromagnetischen Anisotropie bei der die Ausrichtung der Spins parallel und antiparallel zur Vorzugsrichtung leichte Richtung energetisch gleichwertig sind Der Effekt beruht auf einer Austauschwechselwirkung daher der Name des Ferromagneten FM mit dem Antiferromagneten und nicht einfach nur auf einer magnetostatischen Kopplung Da der Antiferromagnet AF im Mittel keine Magnetisierung hat muss der Effekt auf der magnetischen Feinstruktur des AF zum Beispiel Defekten oder der Bildung von Domanen nahe der Grenzflache zum Ferromagneten beruhen die experimentell lange schwer zu bestimmen war Der Effekt selbst Kopplung durch eine Austauschwechselwirkung zwischen FM und AF mit Vorzugsrichtung im FM wurde bereits 1956 entdeckt von W H Meiklejohn und C P Bean Theoretisch ist der Effekt noch nicht befriedigend erklart Der Exchange Bias wird z B fur magnetische Sensoren in Festplatten verwendet bei denen durch diesen Effekt die magnetische Orientierung in einer ferromagnetischen Schicht die als Referenz dient konstant gehalten wird Insbesondere durch die Entdeckung des GMR Effekts in den 1980er Jahren mit seinem Potential fur die Festplattenentwicklung wurde die Forschung auch am EB stark gefordert Inhaltsverzeichnis 1 Entdeckung 2 Grundlagen 3 Eigenschaften von Exchange Bias Systemen 4 Theoretische Modelle 5 Anwendungen 6 Messverfahren 7 Aktuelle Entwicklungen 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseEntdeckung BearbeitenIm Jahre 1956 wurde von W H Meiklejohn und C P Bean eine unidirektionale Anisotropie entdeckt die durch die Kopplung zwischen einem ferromagnetischen FM und einem antiferromagnetischen AFM Material hervorgerufen wird 1 Wahrend in der ersten Arbeit uber diesen Effekt ferromagnetische Kobaltpartikel mit oxidierter antiferromagnetischer Oberflache untersucht wurden sind inzwischen viele weitere Materialsysteme bekannt die den gleichen Effekt zeigen Am haufigsten werden dabei Dunnschichtsysteme aus einem Ferromagneten und einem Antiferromagneten untersucht da sich auf diese Weise die Grenzflache und die Kristallinitat der Schichten gut kontrollieren lassen Zudem beruhen die meisten Anwendungen auf der Dunnschichttechnologie Grundlagen Bearbeiten nbsp Magnetische Anisotropien werden oft durch den Einfluss von Kristallsymmetrien auf die atomaren magnetischen Momente hervorgerufen Solche magnetischen Anisotropien fuhren zu energetisch gunstigen leichten und ungunstigen schweren Richtungen der Magnetisierung in Bezug auf das Kristallgitter Ohne magnetische Anisotropien wurde sich beispielsweise eine Kompassnadel nicht mit den magnetischen Momenten in ihr ausrichten Entsprechend dem jeweiligen Kristallgitter findet man beispielsweise uniaxiale Anisotropien bei der die leichten Richtungen sich um 180 unterscheiden oder vierzahlige in denen die energetisch gunstigen Richtungen um jeweils 90 getrennt sind Der Exchange Bias dagegen stellt eine unidirektionale Anisotropie dar also eine Anisotropie die die Magnetisierung bevorzugt in nur eine bestimmte Raumrichtung orientiert Er entsteht in Systemen in denen die Ordnungstemperatur des Antiferromagneten Neel Temperatur unterhalb der Ordnungstemperatur des Ferromagneten Curie Temperatur liegt wenn das System in einem ausseren Magnetfeld oder bei magnetisiertem Ferromagneten abgekuhlt wird Vereinfacht kann man sich das Phanomen so vorstellen dass beim Kuhlen unter die Neel Temperatur ein Magnetfeld in dem System eingefroren wird Dementsprechend konnen viele Effekte die mit dem Exchange Bias zusammenhangen mit dem Einfluss eines ausseren Magnetfeldes auf einen Ferromagneten verglichen werden Einen weniger leicht erklarbaren Exchange Bias findet man dagegen in FeMn CuNi in dem die Ordnungstemperatur des Antiferromagneten uber der des Ferromagneten liegt 2 Wahrend die Hysteresekurve eines Ferromagneten symmetrisch zum ausseren Magnetfeld H e x t 0 displaystyle H ext 0 nbsp sowie zur Magnetisierung M 0 displaystyle M 0 nbsp ist wenn man das aussere Magnetfeld H e x t displaystyle H ext nbsp von ausreichend grossen positiven zu negativen Feldern und zuruck durchfahrt findet man in Exchange Bias Systemen eine Verschiebung der Hysteresekurve Fur positive Einkuhlfelder ist die Hysteresekurve meist zu negativen Magnetfeldern hin verschoben zudem zeigen manche Messungen eine vertikale Verschiebung der Kurve entlang der M Achse 3 Die Verschiebung der Hysteresekurve entlang der Magnetfeldachse wird als Exchange Bias Feld HEB bezeichnet Vergleicht man ein Exchange Bias System aus Ferromagnet und Antiferromagnet mit einem ferromagnetischen Film gleicher Dicke so findet man ausserdem haufig ein stark erhohtes Koerzitivfeld Die Vergrosserung des Koerzitivfeldes tritt besonders unterhalb der Neel Temperatur auf sie ist stark temperaturabhangig Manche Systeme weisen auch ein Maximum des Koerzitivfeldes nahe der Neel Temperatur auf so z B Fe FeF2 mit dem Ferromagneten Eisen und dem Antiferromagneten Eisendifluorid in der Kristallorientierung 110 4 5 Neben weiteren Effekten die nur in Exchange Bias Systemen auftreten ist insbesondere die haufig zu findende starke Asymmetrie der Hysteresekurve zu nennen 6 7 8 so kann beispielsweise in manchen Fe MnF2 Proben bestehend aus Eisen und dem antiferromagneten Mangandifluorid eine Seite der Hysterese eine stark ausgepragte Stufe aufweisen wahrend die andere Seite kein solches Phanomen zeigt 9 Eigenschaften von Exchange Bias Systemen BearbeitenExchange Bias Systeme zeigen verschiedene Eigenschaften die man in fast allen Proben wiederfindet Temperaturabhangigkeit Ausgehend von tiefen Temperaturen sinkt das Exchange Bias Feld in der Regel mit steigender Temperatur ab bis es unterhalb der Neel Temperatur des Antiferromagneten verschwindet 4 je nachdem ob das untersuchte System eine dunne antiferromagnetische Schicht oder aber einen relativ dicken antiferromagnetischen Einkristall enthalt weit unterhalb oder auch sehr nah an der Neel Temperatur Auch die Unordnung im Antiferromagneten und die Grenzflachenbeschaffenheit beeinflussen die Temperatur bei der der Exchange Bias zu Null wird Schichtdickenabhangigkeit Der Exchange Bias verhalt sich in den untersuchten Systemen antiproportional zur Schichtdicke des Ferromagneten 4 was dafur spricht dass es sich beim Exchange Bias um einen Grenzflacheneffekt handelt Abweichungen findet man fur sehr dicke oder sehr dunne Schichten Fur die Abhangigkeit des Exchange Bias von der Schichtdicke des Antiferromagneten gibt es zwei verschiedene Beobachtungen Der Exchange Bias steigt mit zunehmender Schichtdicke zunachst an und fallt nach Erreichen eines Maximums entweder wieder ab oder bleibt bei einem konstanten Wert Welches Verhalten auftritt hangt von dem verwendeten Materialsystem und den Praparationsbedingungen ab 4 Einkuhlfeldabhangigkeit Der Exchange Bias kann durch eine Anderung des Einkuhlfeldes in dem das System unter die Neel Temperatur des Antiferromagneten gekuhlt wird variiert werden Die Abhangigkeit des Exchange Bias vom Einkuhlfeld ist fur verschiedene Systeme jedoch unterschiedlich In manchen Fallen findet man bei hohen Feldern eine Reduktion oder sogar ein Vorzeichenwechsel 10 11 des Exchange Bias statt in anderen Untersuchungen sieht man einen mit zunehmendem Einkuhlfeld zunachst ansteigenden Exchange Bias wahrend er sich bei hohen Magnetfeldern nicht mehr andert 12 Abhangigkeit von der Grenzflachenrauheit Koppelt man ein einkristallines antiferromagnetisches Substrat z B FeF2 mit sehr glatter Oberflache an einen Ferromagneten so zeigt das entstandene System nur einen geringen Exchange Bias Ein Aufrauen der Substratoberflache vor dem Aufbringen des Ferromagneten vergrossert den Exchange Bias erheblich Wahrend in den meisten Dunnschichtsystemen wie Fe FeF2 der Exchange Bias bei glatter Grenzschicht gross ist und sich mit zunehmender Rauheit der Grenzflache verringert 13 sinkt der Exchange Bias in Fe MnF2 Dunnschichtsystemen mit zunehmender Rauheit zunachst ebenfalls ab steigt dann aber wieder an 14 Nimmt man als Antiferromagnet NiO so erkennt man keine Abhangigkeit des Exchange Bias von der Standardabweichung der Schichtdicke des Antiferromagneten Rauheit Dagegen wird der Exchange Bias in diesem System vergrossert wenn die mittlere Steigung des Grenzflachenprofils zunimmt 15 Abhangigkeit von der Beschaffenheit des Antiferromagneten Der Exchange Bias hangt nicht nur von der Grenzflachenrauheit sondern auch von der Kristallgute des Antiferromagneten ab Beispielsweise zeigen Systeme aus Fe und verzwillingten FeF2 Filmen die aus zwei zueinander gedrehten Untergittern bestehen einen hoheren Exchange Bias als entsprechende Systeme auf einkristallinen Substraten 13 Das gleiche Verhalten findet man fur dunne CoOSchichten und Substrate mit Co als Ferromagnet 16 In poly kristallinen Filmen sieht man meist einen mit geringerer Kristallitgrosse zunehmenden Exchange Bias manchmal jedoch auch ein genau gegenteiliges Verhalten 4 Die Kristallitgrosse kann durch die Wahl verschiedener Temperaturen Wachstumsraten oder Drucke bei der Praparation festgelegt werden Diese Praparationsparameter beeinflussen vermutlich auch andere Grossen die ebenfalls Auswirkungen auf den Exchange Bias haben was die unterschiedlichen Beobachtungen erklaren kann Abhangigkeit von der Orientierung der Grenzflache Schneidet man einen Kristall in verschiedenen Richtungen konnen die magnetischen Momente an der Oberflache jeweils antiparallel oder parallel zueinander ausgerichtet sein was man als kompensierte oder unkompensierte Oberflachen bezeichnet Entgegen der intuitiven Vorstellung haben alle bisherigen Untersuchungen auch an kompensierten Oberflachen einen Exchange Bias gefunden der in manchen Fallen sogar grosser ist als an unkompensierten Oberflachen 4 Ausserdem liegen die magnetischen Momente in manchen Kristallorientierungen nicht parallel zur Oberflache Fur FeF2 beispielsweise liegen sie in der 110 Orientierung in der Ebene in der 001 Orientierung senkrecht zur Grenzflache und in der 101 Orientierung schliessen sie einen mittleren Winkel mit der Oberflache ein Den maximalen Exchange Bias findet man fur die 110 Orientierung bei FeF2 001 verschwindet der Exchange Bias und in der 101 Orientierung erhalt man etwa die Halfte des maximalen Exchange Bias 4 Theoretische Modelle BearbeitenTrotz vielfaltiger technischer Anwendungen ist der mikroskopische Ursprung des Exchange Bias noch nicht vollig geklart Einige Modelle konnen Teilaspekte erklaren quantitative Vorhersagen unterscheiden sich jedoch zumeist um Grossenordnungen von den experimentellen Daten Die einfachsten Modelle fur den Exchange Bias gehen von perfekt kompensierten oder aber unkompensierten Oberflachen aus Ausserdem wird eine unendliche Anisotropie im Antiferromagneten angenommen das heisst die Spins konnen sich nur parallel oder antiparallel ausrichten Ising Modell Solche intuitiven Modelle ergeben beispielsweise fur CoO 111 Exchange Bias Felder die um ein bis drei Grossenordnungen uber den gemessenen liegen 17 nbsp Darstellung kompensierter und unkompensierter Oberflachen glatt und rau sowie unter der Annahme dass Domanenwande senkrecht zur Grenzflache erlaubt sind Die energetisch gunstigen und ungunstigen Orientierungen der magnetischen Momente gelten unter der Voraussetzung einer ferromagnetischen Grenzflachenkopplung im Falle einer antiferromagnetischen Kopplung kehren sich diese Zeichen um Im Falle einer rauen Grenzflache heben sich die energetisch gunstigen und ungunstigen Orientierungen im Mittel auf wenn die Ausbildung von Domanenwanden erlaubt ist kann dadurch eine weitere Energieabsenkung geschehen was zu einer Nettomagnetisierung im Antiferromagneten und damit zu einem Exchange Bias fuhren kann Das Random Field Modell von Malozemoff 18 19 erlaubt die Ausbildung von Domanenwanden im Antiferromagneten senkrecht zur Grenzflache Dadurch kann der Antiferromagnet Domanen ausbilden die alle einen kleinen Magnetisierungsuberschuss in Richtung der Magnetisierung des Ferromagneten haben Diese Nettomagnetisierung wird bei tiefen Temperaturen eingefroren und verursacht den Exchange Bias Kurz nach ihrer Entdeckung des Exchange Bias haben Meiklejohn und Bean ein Modell zur Beschreibung dieser unidirektionalen Anisotropie entwickelt das auf Drehmomentmessungen beruht 20 21 Auch dieses Modell ergibt einen um Grossenordnungen zu hohen Exchange Bias Im Gegensatz zu den bisher beschriebenen Modellen erlaubt das Modell von Mauri 22 auch die nicht parallele Ausrichtung der Spins im Antiferromagneten Innerhalb einer Ebene parallel zur Grenzflache sind alle Spins parallel ausgerichtet Spins in verschiedenen Ebenen konnen jedoch gegeneinander verdreht sein Dies bedeutet im Gegensatz zum Random Field Modell die mogliche Ausbildung von Domanen parallel zur Grenzflache die hier als unkompensiert angenommen wird Je nach Starke der Kopplung an der Grenzflache erhalt man ahnliche Ergebnisse wie in den beiden zuvor beschriebenen Modellen Das Modell von Schulthess und Butler dagegen stellt eine mikromagnetische Simulation eines dreidimensionalen Heisenberg Modells dar 23 24 Die Rechnung ist beschrankt auf Einkristalle als Ferro und Antiferromagnet mit einer glatten Grenzflache in einem eindomanigen Zustand Bringt man an der perfekt glatten Grenzflache nun Defekte ein indem einzelne ferromagnetische Momente durch antiferromagnetische ersetzt werden so fuhrt dieser Uberschuss zu einer Vorzugsrichtung fur die Magnetisierung im Ferromagneten Fur einen Uberschuss von etwa 1 der auch experimentell festgestellt worden ist 25 26 ergeben sich realistische Werte fur den Exchange Bias Das Modell von Schulthess und Butler verdeutlicht also die Bedeutung von Grenzflachendefekten kann diese jedoch nicht theoretisch ableiten Das Modell von Stiles und McMichael beruht als einziges der hier beschriebenen auf der Annahme eines polykristallinen Antiferromagneten 27 In den einzelnen Kristalliten ist eine durch den Einfluss des Ferromagneten hervorgerufene partielle Domanenwand parallel zur Grenzflache moglich der Ferromagnet wird wieder als eindomanig angenommen Die magnetischen Momente im Antiferromagneten konnen sich frei in alle Raumrichtungen drehen Heisenberg Modell Das Ergebnis ahnelt dem des Modells von Mauri Das Domain State Modell bringt zusatzlich unmagnetische Defekte in die antiferromagnetische Schicht ein Im Gegensatz zum Modell von Malozemoff spielen hier also Defekte im Volumen des Antiferromagneten nicht nur an der Grenzflache zum Ferromagneten eine Rolle was durch Monte Carlo Simulationen bestatigt wurde 28 Dies spricht fur ein Aufbrechen des Antiferromagneten in Domanen hervorgerufen durch lokale Zufallsfelder Die hierdurch auftretende Nettomagnetisierung verursacht den Exchange Bias Dieses Modell kann u a die haufig beobachtete vertikale Verschiebung der Hysteresekurve als Magnetisierung des Antiferromagneten erklaren Auch die Abhangigkeit des Exchange Bias von der Defektanzahl im Antiferromagneten mit einem maximalen Exchange Bias bei einer idealen Verdunnung wird in Experiment und Simulation gleichermassen beobachtet 28 29 Das Domain State Modell kann ausserdem auch die Temperatur und Einkuhlfeldabhangigkeit sowie weitere experimentell beobachtete Effekte erklaren und stellt damit einen sinnvollen Ansatz zum Verstandnis des Exchange Bias dar Anwendungen BearbeitenTechnologisch interessant ist der Exchange Bias da er in Spinventilen engl spin valves eine wichtige Rolle spielt Diese Systeme enthalten zwei Ferromagneten von denen einer frei ummagnetisieren kann wahrend der andere als Referenz festgehalten wird Dieses Pinnen erfolgt durch die Kopplung an einen Antiferromagneten also durch den Exchange Bias Je nach Trennschicht zwischen den beiden Ferromagneten erhalt man zwei verschiedene Systeme Der GMR Effekt ist 1988 entdeckt worden GMR Systeme bestehen aus zwei ferromagnetischen Schichten die durch ein unmagnetisches Metall getrennt sind Der elektrische Widerstand parallel zur Schichtebene hangt in einem solchen System stark von der Orientierung der beiden Magnetisierungen der Ferromagneten zueinander ab GMR Elemente werden beispielsweise in Festplattenlesekopfen benutzt In Tunneling Magneto Resistance Elementen TMR sind zwei ferromagnetische Schichten durch einen unmagnetischen Isolator getrennt Hier ist der Tunnelstrom senkrecht zur Schichtebene stark von der relativen Orientierung der beiden Magnetisierungen zueinander abhangig Mittels des TMR Effektes konnen magnetische Speicherbausteine hergestellt werden z B MRAMs Magnetoresistive Random Access Memory Messverfahren BearbeitenDie longitudinale Magnetisierungskomponente entlang des ausseren Feldes lasst sich beispielsweise mittels eines SQUID Superconducting Quantum Interference Device messen uber eine transversale Magnetisierungskomponente senkrecht zum ausseren Feld konnen PNR Messungen Polarized Neutron Reflectometry Aufschluss geben Alternativ konnen die Proben magneto optisch untersucht werden indem z B die Polarisationsanderung eines linear polarisierten Laserstrahls detektiert wird Diese Wechselwirkung elektromagnetischer Strahlung mit einem magnetischen Material ist bereits 1845 von Faraday und 1876 von Kerr beschrieben worden Die statische Messung der longitudinalen Magnetisierungskomponente lasst sich auf diese Weise weit schneller als mit einem SQUID realisieren Auch die transversale Magnetisierungskomponente lasst sich magnetooptisch einfacher und rascher als mit PNR messen Zudem gibt das Vorzeichen des transversalen Signals Aufschluss uber den Drehsinn der magnetischen Momente in der Probe was PNR Messungen nicht ermoglichen Nicht zuletzt erlauben es zeitaufgeloste magneto optische Messungen die Magnetisierungsdynamik auf der Pikosekunden Skala zu studieren Die auf diese Weise gemessene Prazessionsfrequenz der magnetischen Momente in der Probe hangt direkt mit den Anisotropien zusammen so ahnlich wie durch BLS Messungen Brillouin Light Scattering 4 bestimmt werden konnen 30 Auch der magneto optische Kerr Effekt MOKE wird in der aktuellen Technologie angewandt Magneto optische Speichermedien kombinieren magnetische Festplatten Disketten Bandlaufwerke und optische Medien CD ROM Das Auslesen der Daten wird durch MOKE ermoglicht Aktuelle Entwicklungen BearbeitenAufgrund der grossen technologischen Relevanz sind neben verschiedenen Effekten die nur in Exchange Bias Systemen auftreten insbesondere Ummagnetisierungsvorgange von verschiedenen Gruppen mit unterschiedlichen Methoden untersucht worden In all diesen zeitaufgelosten Messungen bewirkt eine Anderung des Anisotropiefeldes eine Prazession der magnetischen Momente in der Probe die zumeist optisch detektiert wird Diese lokale Anderung der Anisotropien kann durch eine thermische Anregung mittels eines Laserpulses durch einen Feldpuls oder eine spinselektive Anregung induziert werden Um einen Feldpuls am Ort der Probe hervorzurufen kann diese auf einer Micro Stripline befestigt werden durch die ein mit dem Laser phasengekoppelter Strompuls geschickt wird Wahrend vor der Anregung ein statisches Magnetfeld parallel zu dieser Micro Stripline die magnetischen Momente in der Probe ausrichtet wird die Richtung des effektiven Feldes durch den senkrecht dazu auftretenden Magnetfeldpuls aus der ursprunglichen Richtung ausgelenkt Analog kann eine Leiterschleife um eine sehr kleine magnetische Flache herumgelegt werden So haben Hiebert et al 31 magnetische Oszillationen in einer Permalloy Scheibe nachgewiesen Freeman et al 32 haben gezeigt dass die Reaktion der Magnetisierung auf einen Feldpuls von etwa 10 Nanosekunden Dauer in kleinen Permalloy Strukturen von der Form der Probe abhangt Ein starkerer Feldpuls kann eine Rotation der Magnetisierung um 180 das sogenannte Precessional Switching hervorrufen Schumacher et al 33 haben dargelegt dass die Prazession der Magnetisierung je nach Pulsdauer abwechselnd zu einer Ummagnetisierung und zu einer Ruckkehr in die ursprungliche Lage der Magnetisierung fuhrt Mayergoyz et al 34 berechnen die Starke und Form eines Feldpulses der eine Ummagnetisierung induziert Auch ohne einen zweiten Puls der die Rotation der Magnetisierung nach einer halben Prazessions Periode stoppt ist also ein Precessional Switching moglich Andererseits legen Messungen von Hiebert et al 35 an Partikeln mit 7 20 mm Seitenlange dar dass die Magnetisierung sich selbst in diesen relativ grossen Strukturen nicht innerhalb der gesamten Probe homogen verhalt Da die Magnetisierung an den Kanten der Probe starker gepinnt ist bleibt dort die ursprungliche Magnetisierungsrichtung erhalten und fuhrt nach dem Abschalten des ausseren Feldes dazu dass auch das zuvor ummagnetisierte Zentrum der Probe wieder in den ursprunglichen Zustand zuruckkehrt In Hinblick auf eine Anwendung des Precessional Switching in den noch kleineren MRAMs und anderen Bauteilen kann dieser Effekt zu Problemen fuhren Anstatt eines Lasers nutzen Silva et al 36 Pick up Spulen um induktiv die Anderung der Magnetisierung durch einen Feldpuls oder eine Feldstufe zu messen Im Falle einer Anregung durch eine Feldstufe zeigen sich zwei unterschiedliche Frequenzen und Amplituden was durch die Annahme einer zeitabhangigen Dampfung simuliert werden kann In Permalloy Strukturen mit Seitenlangen im mm Bereich die zwischen Nano Partikeln und ausgedehnten Schichten eingeordnet werden konnen haben Koch et al 37 je nach Grosse des Feldpulses sehr unterschiedliche Ummagnetisierungszeiten zwischen 10 Nanosekunden und 500 Pikosekunden gefunden die sie einem Ubergang von Domanenwand Mechanismen zu koharenter Rotation der Magnetisierung zuordnen Die untersuchten Schichten stellen in diesem Experiment die obere Elektrode eines Tunnelkontaktes dar so dass die Rotation der Magnetisierung uber den Tunnelwiderstand detektiert werden kann Freeman et al 38 nutzen ein verbessertes Kerr Mikroskop um die Magnetisierungsdynamik in dunnen Permalloy Filmen nicht nur zeit sondern auch ortsaufgelost mit einer Genauigkeit von unter 1 Mikrometer zu untersuchen Neben den bisher beschriebenen Experimenten in denen die lokalen Anisotropien in einer Probe mittels eines Feldpulses verandert werden ist auch die thermische Anregung durch einen Laser Pump Puls moglich Mit dieser Methode haben beispielsweise Ju et al 39 zeitaufgeloste Messungen an NiFe NiO Schichtsystemen durchgefuhrt die grundsatzlich gezeigt haben dass solche photoinduzierte Anderungen des effektiven Magnetfeldes moglich sind Koopmans et al 40 haben Nickel Proben untersucht die gegenuber dem ausseren Feld verkippt waren und fanden darin neben der Prazession der magnetischen Momente auch nichtmagnetische Beitrage zum zeitaufgelosten Signal die bei dieser Art Messungen berucksichtigt werden mussen Van Kampen et al 41 haben an mikrostrukturierten Permalloy Proben die Anregung von Spinwellen nachgewiesen deren Dispersion mit solchen zeitaufgelosten Experimenten untersucht werden kann Weitere aktuelle Themen sind beispielsweise Grundlagenuntersuchungen zur Asymmetrie der Hysteresekurven 8 42 zum magneto elektrischen Schalten des Exchange Bias 43 sowie zum Verhalten von Exchange Bias Mikro und Nanosystemen in verschiedenen Formen 44 Literatur BearbeitenJ Stohr H Ch Siegmann Magnetism From Fundamentals to Nanoscale Dynamics Springer Series in Solid State Sciences Vol 152 2006 ISBN 978 3 540 30282 7 Abschnitt 13 4 3 S 617ff L Guhr Exchange Bias Effekt in magnetischen Filmen auf Partikelmonolagen Shaker Verlag Aachen 2008 ISBN 978 3 8322 7196 1 W D Brewer Modern Methods for Investigating Magnetism In A V Narlikar Hrsg Frontiers in Magnetic Materials Springer Verlag Heidelberg Berlin 2005 ISBN 978 3 540 24512 4 S 1 42Weblinks BearbeitenIvan K Schuller G Guntherodt The Exchange Bias Manifesto P Miltenyi Mikroskopischer Ursprung der Austauschkopplung in ferromagnetischen antiferromagnetischen Schichten Dissertation RWTH Aachen 2000 M Gierlings Magnetic properties of exchange coupled antiferromagnetic ferromagnetic multilayers studied by Polarized Neutron Reflectometry and Low Temperature Nuclear Orientation Dissertation Freie Universitat Berlin 2002 A Tillmanns Magnetisierungsumkehr und dynamik in Exchange Bias Systemen Dissertation RWTH Aachen 2005Einzelnachweise Bearbeiten W H Meiklejohn C P Bean New magnetic anisotropy Phys Rev 102 1413 1956 P Miltenyi M Gierlings J Keller B Beschoten G Guntherodt U Nowak K D Usadel Diluted Antiferromagnets in Exchange Bias Proof of the Domain State Model Phys Rev Lett 84 4224 2000 J Nogues und Ivan K Schuller Exchange 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