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Die Evangelische Vereinigung war eine Kirchenpartei innerhalb der evangelischen Landeskirche in Preussen die unter wechselnden Namen von 1873 bis 1933 bestand Sie war zunachst von der Vermittlungstheologie gepragt und wurde oft auch als kirchliche Mittelpartei bezeichnet Die Grundung erfolgte im Zusammenhang mit der von Kultusminister Adalbert Falk betriebenen Reform der Kirchenverfassung in den 1870er Jahren Um der zwischen dem konfessionalistischen Neuluthertum und dem kirchlichen Liberalismus vermittelnden Position eine Vertretung in der vorgesehenen Generalsynode zu schaffen grundete der Hallenser Theologieprofessor Willibald Beyschlag 1873 die Partei in der Provinz Sachsen Mit anderen Provinzialvereinen schloss sie sich 1877 zur Landeskirchlichen Evangelischen Vereinigung zusammen Ihre Ziele waren die Forderung der innerprotestantischen Union der Ausbau einer presbyterial synodalen Kirchenverfassung das Festhalten an den altkirchlichen und reformatorischen Bekenntnissen jedoch unter Wahrung der protestantischen Freiheit und die Unterstutzung des Staates im Kulturkampf gegen die romisch katholische Kirche Ihr Organ waren ab 1876 die Deutsch Evangelischen Blatter bis 1908 anschliessend Deutsch Evangelisch 1910 1920 herausgegeben von Martin Schian Bei der ausserordentlichen Generalsynode 1875 erklarte sich zunachst die Mehrheit der Synodalen als Anhanger des von Beyschlag formulierten Programms Unter Fuhrung von Rudolf Kogel trennte sich jedoch der konservative Flugel ab und bildete die Partei der Freunde der Positiven Union die bis 1918 dominierte Obwohl die Evangelische Vereinigung meist etwa ein Viertel der Mitglieder der Generalsynode stellte und sich als besonders staatstragend empfand konnte sie bis 1888 keinen Einfluss auf das Kirchenregiment erlangen Erst unter Wilhelm II gewann sie grossere Bedeutung So wurde ihr Mitbegrunder Hermann von der Goltz 1892 geistlicher Vizeprasident des Evangelischen Oberkirchenrats Fuhrende Vertreter waren nun meist von Albrecht Ritschl gepragte Theologen wie Julius Kaftan Erich Haupt Ferdinand Kattenbusch Friedrich Loofs und Adolf Deissmann Der Berliner Kirchenrechtler Wilhelm Kahl ubernahm 1891 den Vorsitz und setzte 1905 eine programmatische Erneuerung durch Enge Verbindungen gab es zu dem ebenfalls von Beyschlag 1886 gegrundeten Evangelischen Bund und zum Evangelisch Sozialen Kongress 1920 benannte sich die Partei in Volkskirchliche Evangelische Vereinigung um und betonte in ihrem neuen Programm die Schaffung einer auf dem Gemeindeprinzip beruhenden freien Volkskirche Vorsitzender wurde der Hallenser Praktische Theologe Karl Eger Das Programm von 1928 war von dem Kirchenrechtler Gunther Holstein und seiner differenzierten Zuordnung von Wesenskirche und Rechtskirche gepragt Ab 1932 zeigten sich Spannungen weil ein Teil der Mitglieder den nationalsozialistischen Deutschen Christen zuneigte Nach der Machtergreifung 1933 loste sich die Evangelische Vereinigung als erste der preussischen Kirchenparteien auf Literatur BearbeitenDie Geschichte der Evangelischen Kirche der Union Ein Handbuch Bd 2 hrsg von J Joachim Rogge und Gerhard Ruhbach im Auftrag der Evangelischen Kirche der Union Evangelische Verlagsanstalt Leipzig 1994 ISBN 3 374 01386 4 bes S 239 243 Eckhard Lessing Zwischen Bekenntnis und Volkskirche Der theologische Weg der Evangelischen Kirche der altpreussischen Union 1922 1953 unter besonderer Berucksichtigung ihrer Synoden ihrer Gruppen und der theologischen Begrundungen Bielefeld 1992 S 68 102 Eckhard Lessing Evangelische Vereinigung In Religion in Geschichte und Gegenwart 4 Aufl Bd 2 1999 Sp 1728 Normdaten Korperschaft GND 251947 1 lobid OGND AKS VIAF 149538460 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Evangelische Vereinigung amp oldid 196064060