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Eva Steinschneider geborene Hillmann 11 August 1899 in Hamburg 27 Dezember 1968 in Frankfurt am Main war eine Gegnerin des Nazi Regimes Emigrantin und Kommunalpolitikerin Nach einer ersten Ehe mit dem Padagogen Adolf Reichwein lebte sie lange mit Adolf Moritz Steinschneider zusammen dem sie im Marz 1938 ins franzosische Exil folgte und mit dem sie seit Sommer 1942 verheiratet war Inhaltsverzeichnis 1 Familiarer Hintergrund 2 Eva Hillmanns Jugend 3 Ehe mit Adolf Reichwein 4 Die Jahre mit Adolf Moritz Steinschneider 4 1 Die Frankfurter Jahre 4 2 Exil in Frankreich 5 Ruckkehr nach Deutschland 6 Wiedergutmachung 7 Literatur 8 Quellen 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseFamiliarer Hintergrund BearbeitenEva Hillmann war die Tochter des zum damaligen Zeitpunktes hamburgischen Pastors Johannes Hillmann 1863 1951 und dessen Ehefrau Luise 1864 1941 einer Absolventin eines Lehrerinnenseminars Zur Familie gehorten die altere Schwester Dorothea Hillmann 1893 1973 1 die Bruder Hans und Kurt und die Schwester Ilse 1901 2 Johannes Hillmann gehorte zum Kreis um Friedrich Naumann und hatte erst 1899 nach Pfarramtern in Wesel und Braunschweig seine Stelle an der evangelisch reformierten Gemeinde in Hamburg angetreten Bereits im Jahr 1900 kam es aber zum Fall Hillmann 3 der gravierende berufliche und private Veranderungen fur die Familie mit sich brachte Entstanden war dieser aus dem Konflikt zwischen dem grossburgerlichen Kirchenrat der Gemeinde und ihrem Pastor man fuhlte sich angegriffen durch dessen angeblich sozialdemokratische und damit umsturzlerische Neujahrspredigt Als Pastor Hillmann dann am 14 Januar 1900 uber das Gleichnis vom reichen Mann und armen Lazarus predigte Lukas 16 19 26 war die Emporung dieser Herren gross und sie wollten ihn entlassen zumal er in den folgenden Auseinandersetzungen seiner Uberzeugung im Hinblick auf die sozialen Forderungen des Christentums unerschutterlich treu blieb Zwar konnte dem Pastor Hillmann nicht gekundigt werden weil in der evangelisch reformierten Kirche die Lehrfreiheit gewahrleistet war und auch die ubrigen Vorwurfe die sich auf sein allzugeringes Standesbewusstsein richtete dazu nicht ausreichten allen Ernstes wurde ihm vorgeworfen er habe seinen Kindern erlaubt am Sandberg hinter dem Pfarrhaus mit den Nachbarskindern zu spielen Kleine Leute Kindern aber nach einem Vergleich der seine Existenz fur hochstens vier Jahre bzw bis zur Ubernahme einer neuen Stelle sicherte verliess Pastor Hillmann Hamburg Renate Scharffenberg Nachruf auf Dorothea Hillmann Da sich in der Folge fur Johannes Hillmann Hoffnungen auf andere Pfarrstellen zerschlugen entschloss er sich den Pfarrerberuf ganz aufzugeben Die Familie zog nach einer Zwischenstation in Bremen nach Marburg wo Johannes Hillmann im Wintersemester 1901 02 zum Erwerb einer weiteren Lehrbefahigung neben Religion die das Recht zum Deutschunterricht einschloss 2 ein Studium der Philosophie und Geschichte aufnahm Am Anfang des Sommersemesters 1902 legte er das Staatsexamen ab und nahm unmittelbar darauf eine Stelle als Hilfslehrer in Elberfeld an die in die eines Oberlehrers umgewandelt wurde nachdem ihm durch Ministerialerlass vom 4 11 1902 die Ableistung von Seminar und Probejahr erlassen war Damit war der Weg in den neuen Beruf geoffnet 4 Am 12 November 1906 war der Oberlehrer Lic Hillmann vom Kuratorium der Schule von Ostern 1907 ab zum Oberlehrer an die Klinger Oberrealschule geahlt worden die in diesem Jahr ihr funfzigjahriges Bestehen feierte 5 Die Familie Hillmann lebte von da an in Frankfurt Eschersheim wo sie ab 1912 ein eigenes Haus bewohnte Johannes Hillmann wirkte nach seiner Pensionierung noch im Frankfurter Volksbildungsheim Durch sein Engagement in der Bildungsarbeit mit jungen Menschen hat er sich auch in der Frankfurter Arbeiterbewegung einen Namen gemacht 6 Eva Hillmanns Jugend BearbeitenFur Eva Hillmann war Frankfurt die vierte Station in ihrem erst achtjahrigen Leben Ihre Schwester Dorothea berichtete von einem liberal gesinnten Elternhaus gepragt von des Vaters politischer Nahe zu Friedrich Naumann und Mutters Nahe zu einer Herrenhutisch gepragten Erziehung 2 Die beiden Schwestern besuchten die Schillerschule in Frankfurt Sachsenhausen seit 1908 das erste Madchengymnasium der Stadt Wahrend ihrer Schulzeit schloss sich Eva Hillmann der Wandervogel Bewegung an und war Mitglied in der Gruppe Sachsenhausen 6 Auch Adolf Reichwein kam aus der Wandervogel Bewegung 7 Dieser kam Anfang 1918 wegen einer Kriegsverwundung in ein Frankfurter Lazarett und lernte wahrend dieser Zeit und uber den Wandervogel Eva Hillmann kennen Reichwein der zum Sommersemester 1918 sein Studium in Frankfurt aufnahm und Eva die noch das Gymnasium besuchte verlobten sich offenbar zum Missfallen von Vater Johannes Hillmann denn als Eva nach ihrem Abitur im Jahre 1919 Medizin studieren wollte verweigerte der Vater die Finanzierung dieses Studiums und Eva musste stattdessen das Lehrerinnenseminar in Frankfurt besuchen Sie bestand an Ostern 1920 ihr Abschlussexamen als Volksschullehrerin ubte aber diesen Beruf nie aus 6 Ehe mit Adolf Reichwein BearbeitenReichwein und Hillmann heirateten 1920 und das Paar zog im August dieses Jahres nach Marburg wo Reichwein sein Studium fortsetzte und 1921 mit einer Promotion abschloss Uber Eva Reichweins eigenes Leben in dieser Zeit ist wenig bekannt Sie unterstutzte die sozial und bildungspolitischen Aktivitaten ihres Mannes heisst es dazu bei Amlung nur An dessen Seite lebte sie zwei Jahre in Berlin und ab Spatsommer 1923 dann in Jena Hier wird am 9 Oktober 1923 ihr Sohn Gert geboren und ab 1 April 1924 bezieht die Familie ein eigenes Haus mit Garten 6 Aus finanziellen Grunden sah sich das Paar offenbar gezwungen zwei Zimmer des Hauses zu vermieten Mieterin war Luise Katzler die hier zusammen mit ihrem Sohn Thomas aus ihrer Ehe mit dem Schriftsteller Max Barthel und ihrer Mutter Gabriele einzog 8 Luise Katzlers Schwester Frieda heiratete 1926 Adolf Moritz Steinschneider den spateren Ehemann von Eva Reichwein wahrend Luise Katzler spater in zweiter Ehe mit Alexander Abusch verheiratet war 9 Am 18 September 1925 ertrank der zweijahrige Sohn von Adolf und Eva Reichwein in einer Regentonne im elterlichen Garten Dieser Unglucksfall fuhrte zu einer Zuspitzung einer schon langer schwelenden Ehekrise die im Februar 1926 zur Trennung und am 24 November 1927 zur Scheidung fuhrte Auf der Webseite des ehemaligen Adof Reichwein Vereins ist davon die Rede dass Eva Reichwein angeblich schon wahrend ihrer Ehe mit Reichwein kommunistischen Ideen nahe stand zu denen aber Reichwein keinen Zugang fand die durch die ideologischen Verschiedenheiten offenbar belastete Ehe sei wohl nicht mehr tragfahig gewesen und durch den Tod des Kindes sei die starkste Bindung einer sehr fruh geschlossenen Studentenehe entfallen die durch Inkompatibilitaten in Charakter und Lebensstil der beiden jungen Leute nicht mehr tragfahig war 10 Nach der Trennung begab sich Adolf Reichwein auf eine Weltreise wahrend Eva zuruck nach Frankfurt ging und der KPD beitrat 10 Sie trat am 1 April 1926 eine Stelle als Sekretarin im Anwaltsburo von Adolf Moritz Steinschneider an dem Schwager ihrer Jenaer Mieterin Die Jahre mit Adolf Moritz Steinschneider BearbeitenDie Frankfurter Jahre Bearbeiten Die Beziehung von Eva Reichwein und Adolf Moritz Steinschneider war wohl von Beginn an keine rein berufliche Wahrend der noch mit Frieda Katzler verheiratet war und noch vor der Scheidung der Reichweins brachte Eva im Juni 1927 die gemeinsame Tochter Marie Louise 7 Juni 1927 17 Mai 2010 genannt Musch zur Welt Zum Sommersemester 1928 begann Eva Reichwein ein Jura Studium an der Frankfurter Universitat 6 Mitte Juni 1932 beteiligte sie sich an handgreiflichen Auseinandersetzungen zwischen nationalsozialistischen Studenten und der Roten Studentengruppe RSG 11 S 242 Diese RSG der auch Eva Reichwein angehorte war ein Zusammenschluss vor allem von Mitgliedern der Studentengruppen der KPD der KPO und der SAP 11 S 237 und Angehorige von ihr setzten sich bei dem erwahnten Anlass Kampf im Lichthof gegen Provokationen uniformierter Nazi Studenten zur Wehr Der Senat der Universitat verhandelte am 25 Juli 1932 uber diesen Konflikt und verwies ein RSG Mitglied von der Universitat Weitere RSG Mitglieder traf der Bann erst nach der Gleichschaltung Der Senat der Goethe Universitat erliess am 11 Juli 1933 unter Berufung auf einen Erlass des Preussischen Ministerium fur Wissenschaft Kunst und Volksbildung vom 29 Juni 1933 ein Urteil durch das Eva Reichwein Peter von Haselberg und Erich Gerlach vom weiteren Universitatsstudium ausgeschlossen wurden weil die Angeschuldigten sich in den letzten Jahren wahrend ihrer Zugehorigkeit zur Universitat im kommunistischen Sinne betatigt haben 12 Eva Reichwein stand zu diesem Zeitpunkt unmittelbar vor dem ersten Examen 6 Zum Zeitpunkt dieser Relegation war Adolf Moritz Steinschneider bereits in die Schweiz emigriert Eva Reichwein folgt ihm im Sommer 1933 mit Tochter Marie Louise und Anfang November stiess auch noch Fite Katzler mit ihrem Sohn Stefan dazu 13 Eva war da bereits ohne ihre Tochter nach Deutschland zuruckgekehrt um die sich in der Folge Frieda Katzler kummerte Zur Ruckkehr Evas nach Deutschland berichtete Adolf seinem Bruder Gustav Sie war schon drei Monate hier ernahrte uns alle denn es ging ihr sehr gut als plotzlich die Nachricht eintraf dass alle Eschersheimer die alten Hillmanns Ille ihr Mann und die brave Lene Engelhardt im Gefangnis sassen Geiselhaft 13 Als Grund fur diese Geiselhaft von Evas Familienmitgliedern nannte Steinschneider die Aussage eines Studenten der mit Eva zusammen illegale Flugblatter hergestellt hatte Als dieser wegen dieser Flugblatter verhaftet worden war gab er weil er meinte sie befande sich im sicheren Ausland Eva als Verantwortliche fur die Flugblatter an Um Eva habhaft zu werden erfolgte die behordliche Geiselnahme die auch nicht dadurch ausser Kraft gesetzt wurde dass Eva noch aus der Schweiz einen anderen Verantwortlichen fur die Flugblatter benannte dem tatsachlich keine Gefahr durch die deutschen Behorden drohte Diese bestand auf der Ruckkehr Evas nach Frankfurt 13 Anfang Oktober 1933 reiste Eva Reichwein zuruck nach Deutschland und begab sich im Austausch fur ihre Mutter ins Gefangnis 13 In einem Prozess am 5 April 1934 vor dem Oberlandesgericht in Kassel wurde sie wegen Beihilfe zur Vorbereitung eines hochverraterischen Unternehmens zu einer Gefangnisstrafe von funf Monaten verurteilt 6 Da ihr die Untersuchungshaft auf die Strafe angerechnet wurde konnte Eva nach ihrer Entlassung im Sommer 1934 erneut in die Schweiz reisen und ihre Tochter mit nach Frankfurt zurucknehmen Sie wohnte bei ihren Eltern und arbeitete als Stenotypistin bei verschiedenen Unternehmen 6 Welche personlichen Kontakte danach noch zu dem seit Juni 1935 in Paris lebenden Adolf Steinschneider bestanden ist unklar Dieser behauptete Anfang 1938 in einem Brief an seinen Bruder Gustav dass er Eva und Tochter Marie Louise seite zwei Jahren nicht mehr gesehen habe machte aber keine Angaben daruber wann und wo ein letztes Treffen Ende 1935 oder Anfang 1936 stattfand Mitte Februar 1938 aber konnte Steinschneider Bruder Gustav freudig mitteilen Wenn ich trotz Krankheit Kalte hin und widrigen Wanzen unzureichendem Verdienst und allerlei kleinem Stunk und Arger relativ gehobener Stimmung bin so deshalb weil mir Eva fur Mitte Marz ihren und Muschs Besuch angekundigt hat Sie wollen eine Woche bleiben was ja auch noch keine entscheidende Veranderung der Gesamtumstande darstellen mir doch aber sehr sehr viel Vergnugen bereiten wurde Nun erhebt sich naturlich die qualende Frage wie ich das finanzieren kann Adolf Moritz Steinschneider Brief an Gustav Steinschneider Paris 17 Februar 1938 14 Steinschneider berichtete seinem Bruder Ende Marz von der inzwischen erfolgten Ankunft der beiden und einer sich abermals veranderten Lage Eva Reichwein wolle statt der geplanten einen Woche dauerhaft bei Adolf bleiben Sie kam allerdings mit einem grade ablaufendem Pass und sie hatte Angst wegen eines neuen oder wegen Verlangerung anzusuchen glaubend dass man ihn ihr dann uberhaupt entziehen wurde und infolgedessen nur mit 14 Tagevisa was grosse Probleme bereiten werde ihr eine Daueraufenthaltsgenehmigung zu verschaffen 15 Hinzu kam dass in diesen Tagen auch der Anschluss Osterreichs erfolgt war dessen durch ihn ausgeloster Ansturm der neuen Emigranten sich hier in grosser Nervositat der Behorden auswirkte Exil in Frankreich Bearbeiten Adolf Steinschneider Eva Reichwein und Tochter Marie Louise lebten als Familie bis zu Adolfs Ermordung am 11 Juni 1944 zusammen zeitweilig getrennt allerdings durch Adolfs Internierungen und Fluchtbewegungen nach dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht Unter den prekaren Lebensverhaltnissen in der Emigration war es meist Eva die den Lebensunterhalt der Familie sichert Hauptartikel Eva und Adolf Moritz Steinschneider im franzosischen ExilRuckkehr nach Deutschland BearbeitenNach der Ermordung von Adolf Moritz Steinschneider zog Eva Steinschneider 1945 zusammen mit ihrer Tochter nach Paris Sie ging dort eine Beziehung mit Rudolf Leonhard ein der sie von der Notwendigkeit uberzeugte nach Deutschland zuruckzukehren und im Rahmen der KPD fur den Wiederaufbau zu arbeiten 6 16 1947 kehrte Eva Steinschneider nach Frankfurt zuruck und engagierte sich umgehend politisch in der KPD 17 S 120 Von 1948 bis 1952 sass sie als Abgeordnete der KPD im Stadtparlament und war nach Elke Schuller eine der wichtigsten und aktivsten Abgeordneten der KPD und gehorte zu den haufigsten RednerInnen uberhaupt 18 Steinschneider die dem Ausschuss fur Wissenschaft Kunst und Volksbildung angehorte sowie der Wohlfahrts der Wohnungs und der Theaterdeputation wurde 1948 zur Referentin ihrer Partei fur Frauenfragen mit dem Schwerpunkt Kommunalpolitik bestimmt Sie sollte in dieser Funktion mithelfen innerhalb der KPD die Frage der Gleichberechtigung als auch die Kenntnis uber die Stellung der Frau in der gesellschaftlichen Entwicklung zum Allgemeingut zu machen 18 Nach Titos 1948 vollzogenem Bruch mit dem Stalinismus geriet Eva Steinschneider die bisher stets die Meinung vertreten hatte dass die Partei das Hochste und Wichtigste im Leben eines Kommunisten sein musse 19 S 236 erstmals in Konflikt mit ihrer Partei weil sie eine Erklarung fur deren veranderte Haltung zu Tito verlangte Die treue Genossin die sich immer in Parteidisziplin geubt hatte begann unbequeme Fragen zu stellen Sie gehorte nun zu jenen Mitgliedern der KPD denen die Erklarungen der Partei nicht genugten wonach der besondere nationale Weg Titos zum Sozialismus falsch oder gar verbrecherisch sein sollte Valentin Senger Kurzer Fruhling S 236 Steinschneider die zunachst nicht einsah was an ihrem Verhalten hatte falsch sein sollen geriet unter zunehmenden Druck der Parteileitung und wurde des parteischadigenden Verhaltens beschuldigt 19 S 236 Nach offentlichen Anprangerungen in der Parteizeitung gab sie allerdings eine erste selbstkritische Erklarung ab und bedauerte den Eindruck erweckt zu haben von der Parteilinie abgeruckt zu sein 19 S 238 f Das allerdings genugte der Parteileitung nicht und Senger der wie Reichwein der KPD angehorte und auch privat mit ihr befreundet war schildert anschaulich wie der Druck auf sie stetig zunahm Der Entzug samtlicher Parteiamter und gar der Parteiausschluss wurden ihr angedroht 19 S 241 Diesem Druck war sie nicht gewachsen Auf einer Tagung des Parteivorstandes ging Eva Steinschneider ans Rednerpult und bekannte wider besseres Wissen all das was zu bekennen sie sich lange Zeit standhaft geweigert hatte Immer wieder beschuldigte sie sich selbst und beschwor die Klugheit und Unfehlbarkeit der Partei gelobte Besserung und denunzierte schliesslich andere Funktionare mit vollem Namen Sie seien demselben Ubel wie sie verfallen hatten den Titoismus verkannt aber noch immer nicht ihre Feheler eingesehen und wurden dadurch der Partei grossen Schaden zufugen 19 S 242Wenige Tage nach dieser Parteiveranstaltung wurde Eva Steinschneider krank stritt aber Senger gegenuber ab dass ihre plotzliche Krankheit etwas mit dem Verlauf der Tagung zu tun haben konnte Dennoch konstatierte Senger bei ihr einen durch diese Tagung und ihre Selbstkritik ausgelosten Bruch der Parallelen aufwies zum Verhalten seines Vaters und dessen Verhaltnis zur KPD Sie blieb die liebenswerte freundliche Frau als die ich sie zwei Jahrzehnte kannte doch gleichzeitig wuchs aus ihr etwas Neues heraus eine kompromisslose Funktionarin mit der sich keine Auseinandersetzung mehr lohnte Niemandem erlaubte sie Zweifel oder Zwischentone attackierte jeden Genossen der Direktiven der Partei in Frage stellte und war imstande genau so zu argumentieren wie Papa Damit riss auch mein letzter personlicher Kontakt zu ihr ab Valentin Senger Kurzer Fruhling S 246 Eva Steinschneider setzte ihr politisches Engagement fur die KPD fort 1950 und 1954 scheiterten jedoch ihre Kandidaturen fur den Hessischen Landtag Sie gehorte weiterhin der Frankfurter Kreisleitung der KPD an 20 und blieb auch nach dem KPD Verbot weiterhin politisch aktiv vor allem frauenpolitisch Zwischen 1957 und 1968 gab sie den Frankfurter Boten heraus 21 dessen Ziel es war kommunistische Positionen weiterhin im Spektrum der veroffentlichten Meinung prasent zu halten 17 S 122Nachdem am 25 September 1968 in Frankfurt am Main die Deutsche Kommunistische Partei gegrundet worden war wurde Eva Steinschneider deren Mitglied 17 S 122 In dem Jahr kam sie auch noch ein weiteres Mal in Konflikt mit der offiziellen Parteilinie da sie den Einmarsch der Truppen des Warschauer Paktes in Prag missbilligte 17 S 121 und Anmerkung 1 Wie sie diesmal den Konflikt loste ist nicht uberliefert Im Marz 1969 wurde der Frankfurter Bote von dem es auch die Ableger Kasseler Bote und in Rheinland Pfalz Arbeitertribune gab zugunsten der DKP Zeitung Unsere Zeit eingestellt 17 S 129 Eva Steinschneider war an dieser Entwicklung nicht mehr beteiligt Sie starb am 27 Dezember 1968 funf Tage nach einem Oberschenkelhalsbruch An ihrer Beerdigung nahmen Hunderte von Menschen teil Das Frankfurter Stadtparlament gedenkt ihrer mit keinem Wort 22 Wiedergutmachung BearbeitenEva Steinschneider versuchte auf vielerlei Wegen fur das ihr und ihrer Familie angetane Unrecht Wiedergutmachung einzufordern und die Verantwortlichen fur die Ermordung ihres Mannes zur Rechenschaft zu ziehen Ein gegen Heinz Lammerding den SS Befehlshaber des Massakers von Oradour in dessen Folge auch Adolf Moritz Steinschneider ermordet worden war wurde von der Staatsanwaltschaft Dusseldorf Anfang 1971 nach dem Tod Lammerdings eingestellt 23 Aufgrund des Gesetzes zur Wiedergutmachung nationalsozialistischen Unrechts Entschadigungsgesetz stellten im Fruhjahr 1950 Eva und Marie Louise Steinschneider sowie Stefan Katzler Adolf Steinschneiders Sohn aus erster Ehe beim Regierungsprasidium in Wiesbaden RP Wiesbaden Wiedergutmachungsantrage in Folge der Ermordung Adolf Steinschneiders und wegen eigener Benachteiligungen durch die erzwungene Emigration 24 Vier Jahre spater Anfang Juni 1954 erfolgte erstmals ein Bescheid des RP Wiesbaden Darin wurde der Tod von Adolf Steinschneider als durch normale Kriegshandlungen bedingt ausgelegt was zu keiner Entschadigungsleistung berechtige Der Antragstellerin wurde empfohlen dies gerichtlich prufen zu lassen da eine weitere eindeutige Klarung der damaligen Vorgange auf dem Verwaltungswege nicht herbeigefuhrt werden konnte Eigene Anspruche von Eva Steinschneider wurden abgelehnt weil schlechte Lebensbedingungen in der Emigration nicht als nat soz Gewaltmassnahem hingestellt werden konnten 24 Eva Steinschneider reichte gegen diesen Bescheid am 9 September 1954 Klage beim Landgericht Wiesbaden ein das ihr Anfang 1958 Recht gab Das gleiche RP das sich zur eindeutigen Klarung der damaligen Vorgange nicht in der Lage sah forderte im Laufe des Verfahrens immer wieder die Klageabweisung mit eigenwilligen Theorien uber die Vorgange rund um Adolf Steinschneiders Tod Es bezweifelte die Glaubwurdigkeit der Antragsteller oder der von ihnen vorgelegten Unterlagen und bestritt dass die Verfolgung und Totung in Bellac aufgrund Steinschneiders rassischer Zugehorigkeit erfolgt sein konnte Wiederholt wurde die eigene Einschatzung der Tod des Ehemanns der Klagerin sei im Verlauf von Kriegshandlungen eingetreten 25 Noch in einem Schreiben vom 3 Marz 1958 bezweifelte das RP ob sich uberhaupt eine SS Einheit in Bellac aufgehalten habe und in einem weiteren Schreiben vom 21 Marz 1958 heisst es dazu Die Tatsache dass Angehorige einiger Einheiten der Waffen SS sich in Bellac aufgehalten haben lasst noch lange nicht den Schluss zu dass samtliche Soldaten die damals in Bellac waren der Waffen SS angehorten 24 Das Gericht machte sich diese Sichtweisen nicht zu eigen und entschied am 27 Marz 1958 zugunsten von Eva Steinschneider In den Folgejahren gab es kleinere Entscheidungen zu Gunsten der Antragsteller und 1962 noch einmal zwei grossere wobei in einer auch eine Entschadigung fur Steinscheiders Frankfurter Bibliothek die von der Gestapo konfisziert worden war gewahrt wurde In einem letzten Bescheid vom 5 Marz 1970 wurden Marie Louise Steinschneider Ruckstande aus der Witwenrente ihrer Mutter zugesprochen Literatur BearbeitenUllrich Amlung Eva Steinschneider 1899 1968 in Magistrat der Universiteitsstadt Marburg Hrsg Beruhmte und vergessene Frauen in Marburg 45 Biografien aus 800 Jahren Marburger Frauengeschichte Marburg 2013 S 145 147 Online reichwein forum Nr 6 Juni 2005 Ullrich Amlung Eva Hillmann 1899 1968 die erste Ehefrau Adolf Reichweins S 2 5 Horst Olbrich und Ullrich Amlung Adolf Moritz Steinschneider 1894 1944 der zweite Ehemann von Eva Hillmann S 5 7 Heinz Jurgen Schneider Erika Schwarz Josef Schwarz Die Rechtsanwalte der Roten Hilfe Deutschlands Politische Strafverteidiger in der Weimarer Republik Geschichte und Biografien Pahl Rugenstein Verlag Bonn 2002 ISBN 3 89144 330 7 S 278 281 Dorothea Hillmann Die Sunden der Vater Der Fall Hillmann in Zeitschrift fur Theologie und Kirche Vol 65 No 4 1968 pp 495 523 Online bei JSTOR uber den Wikipedia Library Account Paul Gohre Die Falle Weingart und Hillmann in Sozialistische Monatshefte Heft 6 1900 S 311 318 Online Marie Louise Steinschneider Kontakt mit Kommunisten war schon wieder verpont in Heinz Jung Stiftung Hrsg Linke im Kalten Krieg Autobiographische Berichte aus Frankfurt am Main 1945 bis 1968 PapyRossa Verlag Koln 2007 ISBN 978 3 89438 370 1 S 118 129 Elke Schuller Frau sein heisst politisch sein Wege der Politik von Frauen in der Nachkriegszeit am Beispiel Frankfurt am Main 1945 1956 Ulrike Helmer Verlag Konigstein Taunus 2004 ISBN 3 89741 177 6 Gerda Stuchlik Goethe im Braunhemd Universitat Frankfurt 1933 1945 Roderberg Verlag Frankfurt am Main 1984 ISBN 3 87682 796 5 Valentin Senger Kurzer Fruhling S Fischer Verlag Frankfurt am Main 2011 ISBN 978 3 596 19065 2 Quellen BearbeitenFrankfurter Personenlexikon Steinschneider Eva Deutsche Nationalbibliothek Menschen im Exil Adolf Moritz Steinschneider Adolf Moritz Steinschneider Archiv AMSA AMSA Adolf Moritz Steinschneider Biographische Daten AMSA Briefe aus dem Exil Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiedergutmachungsakte Adolf Moritz Steinschneider Signatur HHStAW Bestand 518 Nr 6182 Deutsches Exilarchiv Nachlass Adolf Moritz Steinschneider NL 267 Nachlass Gustav Steinschneider NL 268 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Eva Steinschneider im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek amp Literatur von und uber Eva Steinschneider im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Renate Scharffenberg Nachruf auf Dorothea Hillmann Schulleiterin der Elisabethenschule Marburg von 1948 1961 1 Januar 2010 Einzelnachweise Bearbeiten Das von Scharffenberg genannte Geburtsjahr 1892 wurde nach den Unterlagen im Hessischen Hauptstaatsarchiv auf 1893 geandert a b c Renate Scharffenberg Nachruf auf Dorothea Hillmann Siehe hierzu Dorothea Hillmann Die Sunden der Vater amp Paul Gohre Die Falle Weingart und Hillmann Dorothea Hillmann Die Sunden der Vater S 522 523 Jahres Bericht der Klinger Oberrealschule zu Frankfurt am Main Ostern 1907 S 27 Die Schule befand sich im Hermesweg im Frankfurter Stadtteil Nordend a b c d e f g h i Ullrich Amlung Eva Hillmann 1899 1968 die erste Ehefrau Adolf Reichweins Der Wandervogel gegen Hitler Frankfurter Rundschau 22 Oktober 2014 aktualisiert am 13 Januar 2019 Horst Olbrich und Ullrich Amlung Adolf Moritz Steinschneider Die Darstellungen von Amlung in seinem Aufsatz uber Eva Hillmann und der gemeinsam mit Horst Olbrich verfasste uber Adolf Moritz Steinschneider sind in der Darstellung des Mietverhaltnisses der Katzlers nicht deckungsgleich Amlung geht offenbar davon aus dass zunachst einmal der Katzler Barthel Sohn als Pensionsgast bei den Reichweins einquartiert wurde und Luise und Gabriele Katzler erst spater dazu stiessen a b Adolf Reichwein Verein Eva Reichwein a b Michael Maaser Die Frankfurter Studenten im Dritten Reich in Jorn Kobes und Jan Otmar Hesse Hrsg Frankfurter Wissenschaftler zwischen 1933 und 1945 Wallstein Verlag Gottingen 2008 ISBN 978 3 8353 0258 7 Einen Abdruck dieses Urteils veroffentlichte Gerda Stuchlik in ihrem Buch Goethe im Braunhemd auf S 84 Michael Maaser der sich in seinem Aufsatz Die Frankfurter Studenten im Dritten Reich S 242 auch auf die Senatssitzung vom 11 Juli 1933 bezieht spricht von 7 Personen die wegen kommunistischer Betatigung vom Studium ausgeschlossen worden seien Das bei Stuchkik abgedruckte Urteil enthalt aber nur die bereits erwahnten drei Namen a b c d Deutsches Exilarchiv Nachlass Adolf Moritz Steinschneider Brief von Adolf an Gustav Steinschneider Zurich 25 November 1933 Deutsches Exilarchiv Nachlass Adolf Moritz Steinschneider Adolf Moritz Steinscheider Brief an Bruder Gustav Paris 11 is 22 Mai 1938 Deutsches Exilarchiv Nachlass Adolf Moritz Steinschneider Es war bei den Brudern ublich dass sie Briefe auch wegen der Portokosten nicht sofort verschickten sondern uber mehrere Tage hinweg fortschrieben Eine umfangreiche Korrespondenz zwischen Leonhard und Steinschneider befindet sich im Rudolf Leonhard Archiv der Akademie der Kunste Berlin a b c d e Marie Louise Steinschneider Kontakt mit Kommunisten war schon wieder verpont a b Elke Schuller Frau sein heisst politisch sein S 117 a b c d e Valentin Senger Eva im Busserhemd in ders Kurzer Fruhling Frankfurter Personenlexikon Steinschneider Eva Die erste Nummer erschien 1958 Frankfurter Bote Zeitung fur Leser mit eigener Meinung Der Titel wurde spater von einem Anzeigenblatt ubernommen Frankfurter Bote fur Bergen Enkheim Fechenheim Seckbach und Riederwald das grosse Mitteilungsblatt fur Frankfurt Ost Zeitung fur alle Ullrich Amlung Eva Steinschneider 1899 1968 S 147 Schreiben der Staatsanwaltschaft Dusseldorf vom 19 Januar 1971 an Eva Steinschneider in Deutsche Nationalbibliothek Menschen im Exil Adolf Moritz Steinschneider a b c Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiedergutmachungsakte Adolf Moritz Steinschneider Antrag des RP Wiesbaden auf Klageabweisung vom 22 Oktober 1957 Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiedergutmachungsakte Adolf Moritz Steinschneider Normdaten Person GND 1150340371 lobid OGND AKS VIAF 6008151595781605470003 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Steinschneider EvaALTERNATIVNAMEN Reichwein Eva Hillmann EvaKURZBESCHREIBUNG Padagogin Gegnerin des Nazi Regimes Emigrantin KommunalpolitikerinGEBURTSDATUM 11 August 1899GEBURTSORT HamburgSTERBEDATUM 27 Dezember 1968STERBEORT Frankfurt am Main Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Eva Steinschneider amp oldid 238402874