www.wikidata.de-de.nina.az
Ernst Vohsen 19 April 1853 in Mainz Juni 1919 in Bad Nauheim war ein deutscher Konsul Generalbevollmachtigter der Deutsch Ostafrikanischen Gesellschaft DOAG und Verleger Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Ausserberufliches Engagement 3 Weitere Tatigkeiten 4 Durch Vohsen unterstutzte Expeditionen 5 Schriften und Veroffentlichungen 6 Literatur 7 WeblinksLeben BearbeitenNach dem Abitur und dem einjahrigen Militardienst ging Ernst Vohsen nach Paris um fur ein Getreidegeschaft zu arbeiten Gleichzeitig besuchte er Vorlesungen uber Nationalokonomie am Conservatoire Des Arts et Metiers Durch Kontakt zu Friedrich Bohn der an der Leitung eines grossen franzosischen Kolonialunternehmen in Marseille beteiligt war wurde Vohsen 1875 bei der Compagnie Francaise Du Senegal et de la Cote Occidentale l Afrique angestellt 1876 ging er nach Sierra Leone und arbeitete in der dortigen Faktorei am Rio Nunez Als 1877 in Freetown eine Gelbfieberepidemie ausbrach die den grossten Teil der dortigen Beamten das Leben kostete sprang Vohsen ein und ubernahm die Leitung der Gesellschaft die mehrere hundert Angestellte beschaftigte und weit in das afrikanische Binnenland Einfluss hatte 1881 wurde er durch kaiserliches Dekret zum ersten deutschen Konsul in Sierra Leone ernannt um die deutschen Interessen in diesem Land zu fordern Im Herbst 1887 kehrte Vohsen nach Deutschland zuruck wo er in dem Orientalischen Seminar Berlin Arabisch und Suaheli studierte Dort kam er auch in Kontakt mit der Deutsch Ostafrikanischen Gesellschaft und wurde Nachfolger von Carl Peters In diese Zeit fielen der Aufstand der ostafrikanischen Kustenbevolkerung und nach dessen Niederschlagung im August 1888 durch die sog Wissmanntruppe die Ubernahme der Kustenverwaltung vom Sultan Bargasch und 1890 der Abschluss eines Vertrages mit Sultan Chalifa ibn Said als Grundlage fur die Ubernahme der Kolonie durch das Deutsche Reich nbsp Elisabeth Kramer Bannow 1916 Aus familiaren Grunden schied Vohsen 1891 aus der DOAG aus und ubernahm durch Vermittlung des DOAG Aufsichtsratsmitglieds Adelbert Delbruck die geographische Verlagshandlung Dietrich Reimer Reimer amp Hoefer deren Inhaber Hermann Hoefer sich aus Altersgrunden aus dem Geschaft zuruckziehen musste Da die buchhandlerische Tatigkeit fur Vohsen Neuland war leitete er die Firma vom Herbst 1891 bis 1895 gemeinsam mit Hoefer Durch seine vorangegangene Tatigkeit richtete Vohsen den Verlag starker auf Kolonialliteratur aus die damals in Deutschland noch nicht sehr weit verbreitet war Auch die geographische Abteilung wurde weiter ausgebaut und durch Einrichtung eines Instituts fur Kolonialgeographie mit entsprechenden Veroffentlichungen erganzt Schliesslich grundete Vohsen auch noch die Kartografische Abteilung die insbesondere Kolonialkarten Spezialkarten und durch Anforderungen der an Einfluss gewinnenden Reichsmarineamtes Seekarten herstellte Sowohl ein Teil von Vohsens eigenen Schriften als auch die Forschungsergebnisse diverser durch Vohsen mitorganisierter und mitfinanzierter Expeditionen wurden ebenfalls bei Reimer amp Hoefer verlegt Ausserberufliches Engagement BearbeitenNeben seiner beruflichen Tatigkeit engagierte sich Vohsen mit Sachartikeln in Zeitungen und Zeitschriften fur deutsche koloniale Interessen gegen den Sklavenhandel und fur den Schutz der eingeborenen Zivilbevolkerung in den Kolonien sowie fur eine systematische Kolonialerschliessung zum Beispiel durch den Bau von Eisenbahnen Seine Standpunkte waren zum Teil kontrovers und nicht dem Zeitgeist entsprechend allerdings gepragt durch seine personlichen Erfahrungen in Afrika und einem klaren Schwerpunkt auf wirtschaftliche Interessen So verteidigte er den Erwerb von Helgoland unter anderem im Tausch gegen die Aufgabe deutscher Interessen auf Sansibar im Rahmen des Vertrags zwischen Deutschland und Grossbritannien uber die Kolonien und Helgoland da er durch seine in Sierra Leone erworbenen Erfahrungen die Vorteile der Festlandhafen Tanga und Daressalam erkannt hatte im Gegensatz zur Insellage der Hafen auf Sansibar An anderer Stelle warb er fur den Bau einer Eisenbahn von diesen Hafen zu den Afrikanischen grossen Seen und fur ein deutsches Engagement im rohstoffreichen Kongo wobei er aber auch die Ausbeutung der Bevolkerung kritisierte und auf Befolgung der wahrend der Kongokonferenz in Berlin festgelegten Prinzipien bestand Von offizieller Seite erhielt er dazu allerdings keine Unterstutzung sodass er die von ihm nach dem Vorbild von Edmund Dene Morel gegrundete Deutsche Kongoliga in die Deutsche Gesellschaft zum Eingeborenenschutz umwandelte die weltweit tatig wurde Die Gesellschaft verfolgte eine humane Behandlung der Kolonialbevolkerung im Gegensatz zur rucksichtslosen Ausbeutung wie sie vielfach vorkam allerdings verneinte er auch nicht die Rolle der eingeborenen Bevolkerung in der Produktion der kolonialen Ausfuhrguter Ausserdem bemuhte er sich um eine Verstandigung der europaischen Machte in Bezug auf Afrika damit von dieser Seite keine Kriegsgefahr drohte Vohsens Hoffnungen uber den Ausgleich der europaischen Machte und deren Interessen in Afrika erfullten sich allerdings nicht nbsp KolumbariumEr verstarb bei einer Kur in Bad Nauheim die er wegen seiner Herzkrankheit angetreten hatte Er wurde auf dem Berliner Zentralfriedhof Friedrichsfelde in einem Kolumbarium beigesetzt In der Familiengrabstatte liegt auch sein Schwager Karl von den Steinen ein Mediziner und Forschungsreisender begraben Weitere Tatigkeiten BearbeitenVohsen war ein bedeutender Vertreter des kolonialen Gedankens in Deutschland und in dieser Rolle in vielen Gremien tatig Hier eine Auswahl seiner Tatigkeiten Ausschussmitglied der Deutschen Kolonialgesellschaft Mitglied im Kolonialrat und in der Kolonialabteilung des Auswartigen Amtes Mitglied im Prasidium des Deutschen Flottenvereins Vizeprasident des Hauptverbandes deutscher Flottenvereine im Ausland Mitglied der Deutschen Gesellschaft fur Islamkunde Mitglied des Congres Colonial International Direktor der Siedlungsgesellschaft Windhuker Farmgesellschaft Schriftfuhrer der Landeskundlichen Kommission des Reichskolonialamts Mitglied des Ausschusses und Vorsitzender der Finanzkommission der Deutschen Kolonialgesellschaft Grunder des Niger Benue Tschadsee Komitees 1899 zur Finanzierung der deutschen Niger Expedition unter Bauer s u Grunder der Zeitschrift Koloniale Rundschau 1909Das Auswartige Amt schickte ihn 1897 als Kommissar der deutschen Regierung nach Paris wo er Mitunterzeichner des Togoabkommens zur Grenzfestlegung mit Frankreich wurde Durch Vohsen unterstutzte Expeditionen BearbeitenVohsen organisierte oder beschaffte Finanzmittel fur die folgenden Expeditionen erste Kamerunexpedition 1894 von Edgar v Uechtritz und Siegfried Passarge Togoexpedition 1895 von Hans Gruner Hans Georg von Doering und Ernst von Carnap Quernheimb der deutschen Kolonialgesellschaft Niger Benue Tschadsee Expedition von Fritz Bauer 1902 1903 Schriften und Veroffentlichungen BearbeitenZum Deutsch Englischen Vertrag Berlin 1890 Ein Kolonialprogramm fur Ostafrika Verlag F Fontane Berlin 1891 Zur ostafrikanischen Seebahnfrage Verlag Dietrich Reimer Berlin 1911 Deutschland und der Kongostaat Verlag Dietrich Reimer Berlin 1908Literatur BearbeitenJohlinger Otto Ernst Vohsen ein Lebensbild veroffentlicht in Koloniale Rundschau Ausgabe 1 April 1919 online veroffentlicht auf den Webseiten der Deutschen Zentralbibliothek fur Wirtschaftswissenschaften Ernst Vohsen In Heinrich Schnee Hrsg Deutsches Kolonial Lexikon Quelle amp Meyer Leipzig 1920 Band 3 S 630 online Stefan Vogt Juden in der Deutschen Kolonialgesellschaft Eine Fallstudie zu Ernst Vohsen In Zeitschrift fur Geschichtswissenschaft Bd 68 2020 Heft 12 S 1012 1027 Weblinks BearbeitenZeitungsartikel uber Ernst Vohsen in den Historischen Pressearchiven der ZBWNormdaten Person GND 117468630 lobid OGND AKS VIAF 62327301 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Vohsen ErnstKURZBESCHREIBUNG deutscher Konsul und VerlegerGEBURTSDATUM 19 April 1853GEBURTSORT MainzSTERBEDATUM Juni 1919STERBEORT Bad Nauheim Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ernst Vohsen amp oldid 236957604