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Ernst Carl Kulbel 1794 1879 1 war ein deutscher Unteroffizier im Braunschweigischen Leibbataillon unter dem Schwarzen Herzog Friedrich Wilhelm von Braunschweig Wolfenbuttel Oels Er nahm am 16 Juni 1815 an der Schlacht bei Quatre Bras und am 18 Juni 1815 an der Schlacht bei Waterloo teil Bei Quatre Bras trug er den todlich verwundeten Herzog gemeinsam mit zwei Kameraden aus der Feuerlinie Seine Erlebnisse an jenem Tag hielt der spatere Tischlermeister in einem kurzen Text fest der im Sommer 1860 45 Jahre nach dem Tod des Herzogs zu einem Prozess wegen Verleumdung und Ehrenkrankung gegen Kulbel fuhrte Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Teilnahme an der Schlacht bei Quatre Bras und Tod des Schwarzen Herzogs 1 2 Johann Friedrich Matthais Gemalde Tod des Schwarzen Herzogs 1 3 Schilderung der Todesumstande des Herzogs durch Kulbel 1859 1 4 Prozess und Urteil 2 Quellen 3 Literatur 4 Einzelnachweise 5 AnmerkungenLeben BearbeitenTeilnahme an der Schlacht bei Quatre Bras und Tod des Schwarzen Herzogs Bearbeiten Hauptartikel Schlacht bei Quatre Bras nbsp Einsatz des Braunschweigischen Leibbataillons sowie Verwundung und Tod des Schwarzen Herzogs Karte von Kulbel nbsp Das Haus in dem der Schwarze Herzog starb Foto um 1890 Der 21 jahrige Kulbel war zur Zeit der Schlacht Korporal der 2 Kompanie des Leibbataillons 2 Als der Herzog wahrend der Kampfe gegen 18 00 Uhr 3 von einer Kugel getroffen vom Pferd sturzte und schwer verwundet zwischen der heransturmenden franzosischen Kavallerie und der Schutzenlinie des Leibbataillons liegen blieb griff sich Kulbel den Jager Reckau und den Hornisten Aue r Anm 1 um den Verwundeten zu bergen und ihn nicht den Franzosen zu uberlassen 4 Ihre Gewehre als Trage nutzend brachten sie ihn gemeinsam hinter die deutschen Linien Der Herzog war noch einige Mal bei Bewusstsein bat unter anderem um Wasser und fragte den spater eintreffenden Major Friedrich Ludwig von Wachholtz nach dem militarischen Stellvertreter des Herzogs dem Obristen Johann Elias Olfermann bevor er wenig spater in einem Bauernhaus nahe dem Schlachtfeld seinen Verletzungen erlag Wegen des heftigen Kampfes war das Geschehen rund um die Verwundung des Herzogs nur von wenigen beobachtet worden und nur wenige wussten wer der Verletzte war und wer diejenigen waren die den Herzog hinter die Braunschweigischen Linien getragen hatten Dies fuhrte dazu dass die Tat von Kulbel Reckau und Aue r bald in Vergessenheit geriet da sich die Augenzeugen im Laufe der Zeit nicht mehr an das Ereignis erinnerten und nach und nach verstarben Oberst Olfermann beschrieb die Ereignisse noch am Abend der Schlacht in seinem Bericht vom Schlachtfeld an das Furstliche Geheime Rats Kollegium zu Braunschweig erwahnte dabei aber lediglich die Anwesenheit von Wachholtz nicht aber namentlich die weiteren Personen 5 Olfermann selbst war nicht anwesend gewesen da er sich zu diesem Zeitpunkt auf einem entfernteren Teil des Schlachtfeldes befand In spateren Jahren fuhrte dies dazu dass der Eindruck entstand Wachholtz hatte den Verwundeten in Sicherheit hinter die deutschen Linien gebracht Wachholtz wiederum scheint dem nicht widersprochen zu haben und veroffentlichte im Jahr darauf seinen eigenen Erlebnisbericht unter dem Titel Geschichte des Herzoglich Braunschweigischen Armeekorps in dem Feldzuge der alliirten Machte gegen Napoleon Bonaparte im Jahre 1815 Von einem Officier des Generalstabes Er beschrieb darin ebenfalls die Todesumstande des Herzogs erwahnte dabei aber nur namentlich sich selbst wobei er von sich in der dritten Person sprach 6 Johann Sporschil hingegen erwahnte 1840 in seinem Werk Neues Heldenbuch fur die Deutsche Jugend enthaltend die Grossthaten der Deutschen in den Befreiungskriegen von 1813 1814 und 1815 explizit die Leistung von Kulbel Reckau und Aue sic 7 Auch in Wilhelm Teichmullers 1858 veroffentlichtem Buch uber die Geschichte des Leibbataillons wurden die drei als diejenigen genannt die den Herzog bargen 8 Johann Friedrich Matthais Gemalde Tod des Schwarzen Herzogs Bearbeiten nbsp Friedrich Matthais Tod des Schwarzen Herzogs entstanden erst ca 20 Jahre nach der Schlacht fuhrte im Sommer 1860 zu einem Prozess um die Todesumstande des Herzogs 9 Die Schilderungen von Olfermann und Wachholtz scheinen die weiter verbreiteteren gewesen zu sein und fanden im Laufe der Jahrzehnte Widerhall in der vaterlandischen Literatur und in der Folge auch in verschiedenen kunstlerischen Darstellungen so z B von Franz Joseph Manskirch oder Dietrich Monten aber auch im Ausland so bei dem englischen Maler William Heath Um 1835 schuf der Dresdner Professor Johann Friedrich Matthai ein Gemalde fur die Waterloo Galerie in London 10 wohl die Galerie die sich in Wellingtons Londoner Wohnsitz Apsley House befindet Er nannte es Tod des Schwarzen Herzogs Dieses Bild wurde um 1835 in einer Ausstellung zum Gedenken an den Schwarzen Herzog in der Braunschweiger Aegidienkirche die damals nicht als Kirche sondern als Ausstellungsraum genutzt wurde ausgestellt Kulbel erfuhr von dem Gemalde und ging in die Ausstellung um es in Augenschein zu nehmen Zu seiner grossen Uberraschung stellte er fest dass das Dargestellte uberhaupt nicht den historischen Fakten entsprach die Kulbel als unmittelbar Beteiligter des Geschehens kannte Nicht nur hatte Matthai das Leibbataillon als in Auflosung und Flucht begriffen dargestellt was Kulbel vehement bestritt er urteilte daruber hinaus Das Bild stellte einen volligen Paradezug dar der Durchlauchtigste Herzog umgeben von seinem Generalstabe wie bei einem grossen Manover nahm das Centrum ein die Blasse des Gesichts zeigte an dass der Augenblick seiner Verwundung gewahlt war Er sinkt nach der Idee des Malers oder seines Berichterstatters den Herren v Wachholz und v Bause in die Arme Waren diese Herren gegenwartig gewesen Hatten sie dem Durchlauchtigsten Herrn in diesem gefahrvollen Augenblicke zur Seite gestanden Ich muss diese Fragen entschieden verneinen denn ausser mir und meinen Gefahrten war Niemand zugegen E C Kulbel Die letzten Augenblicke unsers Durchlauchtigsten Herzogs S 9 10 Kulbel der 1816 nach vier Jahren Dienst seinen Abschied vom Leibbataillon genommen hatte und anschliessend in Braunschweig als Tischler arbeitete hatte seine Erlebnisse um den Tod des Herzogs bereits bei Vortragen z B vor dem Burgerverein offentlich geschildert Auch andere Teilnehmer wie z B Major Wachholtz hatten ihre Erlebnisse niedergeschrieben Wachholtz beschrieb 1816 die Situation kurz nach der Verwundung des Herzogs wie folgt wobei er von sich selbst in der dritten Person sprach und das Geschehnis so schilderte als habe er den Befehl erteilt den Verwundeten in Sicherheit zu bringen als er der Herzog den Schuss erhielt der ihn vom Pferde warf Zufallig waren fast alle Officiers seines Stabes entfernt bloss Major von Wachholz befand sich in der Nahe und liess ihn sogleich durch einige Leute des Leib Bataillons die ihn schon aufgenommen hatten uber die Strasse hinter die Linie zurucktragen Wachholtz Geschichte des Herzoglich Braunschweigischen Armeekorps in dem Feldzuge der alliirten Machte gegen Napoleon Bonaparte im Jahre 1815 S 30 Schilderung der Todesumstande des Herzogs durch Kulbel 1859 Bearbeiten nbsp Titelblatt von Kulbels 1859 erschienener Schrift Die letzten Augenblicke unsers Durchlauchtigsten Herzogs Friedrich Wilhelm bei Quatrebras den 16 Juni 1815 Die 2 Auflage erschien 1865 zum 50 Jahrestag 1859 anlasslich der 50 Jahr Feier des Gefechtes bei Olper und des Zuges durch Norddeutschland der Schwarzen Schar unter dem Schwarzen Herzog Friedrich Wilhelm von Braunschweig im Sommer 1809 veroffentlichte Kulbel eine Schilderung der letzten Momente im Leben des Herzogs die er Die letzten Augenblicke unsers Durchlauchtigsten Herzogs Friedrich Wilhelm bei Quatrebras den 16 Juni 1815 nannte Kulbel tat dies um die Ereignisse aus der Sicht eines Augenzeugens zu schildern Im Vorwort seines Berichtes heisst es denn auch um einer nicht ganz vor Irrthumern freien Darstellung dieser Augenblicke entgegenzutreten wie sie beispielsweise auch in dem Feldzuge von Waterloo von C Matthias pag 33 unter Benutzung nicht ganz wahrheitsgemasser Quellen sich wieder vorfindet Es muss hier nochmals ausdrucklich daran erinnert werden dass jenes bekannte bei C W Ramdohr in Braunschweig erschienene Bild nicht die geringste historische Treue fur sich hat Vorwort Nach Kulbels Schilderung waren Wachholtz und auch andere auf dem Gemalde abgebildete Offiziere nicht einmal in der Nahe des Geschehens Wachholtz befand sich zu der Zeit auf einer entfernteren Strasse und traf erst Minuten spater und zu Fuss ein als Kulbel und seine zwei Kameraden Reckau und Aue r den schwer verletzten und bewusstlosen Herzog auf einer improvisierten Trage aus Gewehren auf der Strasse von Namur nach Nivelles transportierten Als Wachholtz fragte wer der Verletzte sei wurde ihm mitgeteilt dass es Herzog Friedrich Wilhelm sei Nachdem der Herzog der gelegentlich wieder zu Bewusstsein kam und einige Worte sprach zunachst auf freiem Feld unweit der Stelle an der er vom Pferd gesturzt war gelagert wurde transportierte man ihn als der Granatenbeschuss starker wurde in ein nahe gelegenes Bauernhaus La Baraque genannt Dort verstarb er bald darauf in Anwesenheit von Stabsarzt August Pockels der den Tod offiziell feststellte 11 Prozess und Urteil Bearbeiten Die Veroffentlichung von Kulbels Tatsachenbericht im Jahre 1859 sowie seine Vortrage uber die Geschehnisse um den Tod des Braunschweigischen Herzogs in den Jahrzehnten zuvor fuhrten in Verbindung mit Kulbels harscher Kritik an der kunstlerischen Darstellung durch Johann Friedrich Matthai im Sommer 1860 zu einer Anklage wegen Ehrenkrankung vor dem Gericht in Braunschweig Klager war Oberstleutnant Robert von Wachholtz der Sohn des 1841 verstorbenen Generals Friedrich Ludwig von Wachholtz Er hatte Kulbel unter anderem wegen Beleidigung und Verleumdung des Ansehens seines Vaters angezeigt 12 Als in besonderem Masse beleidigend gab Wachholtz zwei Passagen aus Kulbels Text an den dieser bereits um 1835 verfasst hatte und der unter anderem in der Zeitschrift Eremit veroffentlicht worden war In der einen schilderte Kulbel dass sich Friedrich Ludwig von Wachholtz zum Zeitpunkt des Todes des Herzogs weit entfernt auf einer Strasse befunden hatte und damit nicht wie von Wachholtz selbst 1816 beschrieben in unmittelbarer Nahe zum Herzog In der zweiten Passage schilderte Kulbel folgende Begebenheit nach der Veroffentlichung seines Berichtes Etliche Tage nachher kam der General v Wachholz zu mir und stellte ein Verlangen an mich dessen Annahme meine ganze burgerliche Ehre in Frage gestellt hatte und welches ich daher mit Entrustung zuruckwies denn meine Ehre musste mir um so lieber sein da ich sie unbefleckt wusste N N Gerichtliches Erkenntniss in Anklagesache des Majors v Wachholz sic wider den Tischlermeister Ernst Carl Kulbel S 10 Da der Jager Reckau verschollen war und der Hornist Aue r bereits verstorben 13 stand nur noch Kulbel selbst als Augenzeuge zur Verfugung Nach der Beweisaufnahme stellte das Gericht in der Urteilsbegrundung am 4 Juli 1860 fest dass samtliche Angaben Kulbels korrekt seien bzw keinerlei Vorsatz seitens des Angeklagten erkennbar sei dass er den Vater des Klagers habe beleidigen oder verleumden wollen Kulbel wurde in der Folge freigesprochen 14 Quellen BearbeitenErnst Carl Kulbel Die letzten Augenblicke unsers Durchlauchtigsten Herzogs Friedrich Wilhelm bei Quatrebras den 16 Juni 1815 Schweiger amp Pick Celle 1859 Ernst Carl Kulbel Die letzten Augenblicke unsers Durchlauchtigsten Herzogs Friedrich Wilhelm bei Quatrebras den 16 Juni 1815 2 Auflage J G Muller Celle 1865 N N Gerichtliches Erkenntniss in Anklagesache des Majors v Wachholz sic wider den Tischlermeister Ernst Carl Kulbel Braunschweig 4 Juli 1860 Literatur BearbeitenFriedrich Ludwig von Wachholtz Geschichte des Herzoglich Braunschweigischen Armeekorps in dem Feldzuge der alliirten Machte gegen Napoleon Bonaparte im Jahre 1815 Von einem Officier des Generalstabes Vieweg Braunschweig 1816 Paul Zimmermann Friedrich Wilhelm Herzog zu Braunschweig Luneburg Oels in Stimmen seiner Zeitgenossen Dr K Venturini E C Kulbel und Heinr Conr Staffe In Aus der Zeit der schweren Not IV Verlag von Wilhelm Scholz Braunschweig 1907 Zusammenfassung und Neuauflage der Werke von 1816 1824 und 1859 Einzelnachweise Bearbeiten Eike Kuthe Die letzten Augenblicke unsers Durchlauchtigsten Herzogs In Heike Poppelmann Hrsg Wann ist ein Held ein Held Der Schwarze Herzog 1815 2015 In Kleine Reihe des Braunschweigischen Landesmuseums Band 7 Wendeburg 2015 ISBN 978 3 932030 66 6 S 66 E C Kulbel Die letzten Augenblicke unsers Durchlauchtigsten Herzogs Friedrich Wilhelm bei Quatrebras den 16 Juni 1815 Schweiger amp Pick Celle 1859 In Paul Zimmermann Friedrich Wilhelm Herzog zu Braunschweig Luneburg Oels in Stimmen seiner Zeitgenossen Dr K Venturini E C Kulbel und Heinr Conr Staffe S 92 Julius von Pflugk Harttung Belle Alliance Verbundetes Heer Berichte und Angaben uber die Beteiligung deutscher Truppen der Armee Wellingtons an dem Gefechte bei Quatrebras und der Schlacht bei Belle Alliance R Eisenschmidt Berlin 1915 S 26 E C Kulbel Die letzten Augenblicke unsers Durchlauchtigsten Herzogs Friedrich Wilhelm bei Quatrebras den 16 Juni 1815 In Paul Zimmermann Friedrich Wilhelm Herzog zu Braunschweig Luneburg Oels in Stimmen seiner Zeitgenossen S 94 Julius von Pflugk Harttung Belle Alliance Verbundetes Heer Berichte und Angaben uber die Beteiligung deutscher Truppen der Armee Wellingtons an dem Gefechte bei Quatrebras und der Schlacht bei Belle Alliance S 25 27 Friedrich Ludwig von Wachholtz Geschichte des Herzoglich Braunschweigischen Armeekorps in dem Feldzuge der alliirten Machte gegen Napoleon Bonaparte im Jahre 1815 S 30 Johann Sporschil Neues Heldenbuch fur die Deutsche Jugend enthaltend die Grossthaten der Deutschen in den Befreiungskriegen von 1813 1814 und 1815 Dritter Band Verlag von George Westermann Braunschweig 1840 S S 192 193 Wilhelm Teichmuller Geschichte des Herzoglich Braunschweigischen Leibbataillons Schwetschke Braunschweig 1858 S 89 N N Gerichtliches Erkenntniss in Anklagesache des Majors v Wachholz sic wider den Tischlermeister Ernst Carl Kulbel Braunschweig 4 Juli 1860 N N Gerichtliches Erkenntniss in Anklagesache des Majors v Wachholz sic wider den Tischlermeister Ernst Carl Kulbel S 2 Ernst Carl Kulbel Die letzten Augenblicke unsers Durchlauchtigsten Herzogs S 7 N N Gerichtliches Erkenntniss in Anklagesache des Majors v Wachholz sic wider den Tischlermeister Ernst Carl Kulbel S 1 E C Kulbel Die letzten Augenblicke unsers Durchlauchtigsten Herzogs S 9 N N Gerichtliches Erkenntniss in Anklagesache des Majors v Wachholz sic wider den Tischlermeister Ernst Carl Kulbel S 2 4 Anmerkungen Bearbeiten In der Erstausgabe von 1859 gibt Kulbel den Namen mit Auer an S 5 und 8 in der 2 Ausgabe von 1865 ist der Name jedoch auf Aue S 6 geandert Normdaten Person VIAF 42209141 Wikipedia Personensuche Kein GND Personendatensatz Letzte Uberprufung 6 November 2020 GND Namenseintrag 101513674 AKS PersonendatenNAME Kulbel Ernst CarlKURZBESCHREIBUNG deutscher Unteroffizier des Braunschweigischen LeibbataillonsGEBURTSDATUM 1794STERBEDATUM 1879 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ernst Carl Kulbel amp oldid 231664460