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Ludwig Richard Enno Littmann 16 September 1875 in Oldenburg 4 Mai 1958 in Tubingen war ein deutscher Orientalist und Athiopist Er leitete 1906 die deutsche Aksum Expedition und war Professor an den Universitaten Strassburg 1906 14 Gottingen 1914 16 Bonn 1918 21 und Tubingen 1921 49 Enno Littmann in Aksum 2 v r mit weiteren Teilnehmern der Deutschen Aksum Expedition und Gouverneur Gebre Selassie Februar 1906 Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Werk 2 Littmann Nachlass 3 Littmann Konferenzen 4 Schriften Auswahl 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben und Werk BearbeitenEnno Littmann war der Sohn des Oldenburger Buchdruckereibesitzers Gustav Adolph Littmann 1829 1893 und dessen Ehefrau Sophie Jacoby 1843 1924 Bereits als Jugendlicher brachte er sich die arabische Sprache im Selbstunterricht bei Littmann studierte ab 1894 Evangelische Theologie Orientalistik Germanistik Anglistik und Klassische Philologie in Berlin bei August Dillmann 1823 1894 Greifswald und Halle Saale Im Fruhjahr 1898 legte er sein Examen als Oberlehrer fur die Hauptfacher Religion und Hebraisch ab und wurde im Sommer desselben Jahres in orientalischer Philologie mit der Arbeit Das Verbum der Tigresprache in Abessinien promoviert Im Wintersemester 1898 1899 vertiefte er seine Studien bei Theodor Noldeke 1836 1930 in Strassburg Nachdem er sich in Halle mit dem amerikanischen Klassischen Philologie Studenten William Kelly Prentice 1871 1964 einem Absolventen der Princeton University angefreundet hatte entwickelte sich daraus eine nachhaltige Beziehung zu dieser Universitat Damit bekam er auch die Gelegenheit zusammen mit Prentice von 1899 bis 1900 an der ersten archaologischen Syrien Expedition der Princeton University unter der Leitung des Archaologen Howard Crosby Butler 1872 1922 teilzunehmen Im Jahr 1901 wurde er an die Princeton University berufen und gab bis 1904 Vorlesungen Von 1904 bis 1905 beteiligte er sich mit Prentice auch an der zweiten Syrien Expedition Butlers Nach seiner Ruckkehr aus Syrien uberzeugte Littmann den Universitatskurator Robert Garrett 1875 1961 den er bereits von der ersten Syrien Expedition her kannte eine Expedition der Princeton University nach Abyssinien zu finanzieren Littmann wollte Eritrea und Nordathiopien bereisen um die dortigen Sprachen zu erforschen Zudem hatte er vor Ausgrabungen in Aksum durchzufuhren und historische Manuskripte zu sammeln Das Vorhaben wurde genehmigt Im September 1905 begann die Expedition in Rom unterstutzt durch die italienischen Orientalisten Ignazio Guidi 1844 1935 und Carlo Conti Rossini 1872 1949 Im Oktober erreichten die Wissenschaftler die Hafenstadt Massaua in Eritrea Im Dezember 1905 brach Littmann die Expedition im Einvernehmen mit der Universitat vorzeitig ab da er 1906 eine unter der Schirmherrschaft Wilhelms II stehende deutsche Athiopien Expedition leiten sollte die ahnliche Ziele verfolgte Zuruck in Massaua ubernahm er am 29 Dezember 1905 die Deutsche Aksum Expedition Nun nahm er die bereits geplanten ersten archaologischen Ausgrabungen in Aksum vor und widmete sich wie bereits fur die Princeton Expedition der weiteren Erforschung von Sprache und Kultur der Tigre in Eritrea Littmanns Mitarbeiter waren die Bauforscher Daniel Krencker 1874 1941 und Theodor von Lupke 1873 1961 Noch wahrend der Expedition wurde er 1906 als Nachfolger Noldekes zum ordentlichen Professor fur Orientalistik nach Strassburg berufen Eine weitere Forschungsreise fuhrte ihn 1913 zu der Ausgrabungsstatte in Sardes Dort leitete Butler seit 1910 im Auftrag der Princeton University die archaologischen Untersuchungen Littmann hatte die Aufgabe ubernommen die entdeckten lydischen Inschriften zu entziffern Im Jahr 1914 folgte der Ruf an die Universitat Gottingen 1917 nach Bonn und 1921 nach Tubingen wo er bis zu seiner Emeritierung 1951 blieb Littmann pragte das Fach Athiopistik durch sein Wirken entscheidend Bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914 und danach lehrte er auch als Gastdozent an der 1908 gegrundeten Universitat Kairo sowie an der 1938 gegrundeten Universitat Alexandria Littmann war Mitglied der Akademie der arabischen Sprache wo er mehrfach als Gastdozent tatig war und der wissenschaftlichen Akademien von Berlin Gottingen 1 Mainz Kopenhagen Amsterdam Brussel Rom Paris und Wien 1931 wurde er in den Pour le merite fur Wissenschaften und Kunste aufgenommen und war von 1952 bis 1955 Kanzler des Ordens Er beherrschte Englisch Franzosisch Italienisch Latein und Griechisch fliessend Hebraisch Neupersisch Turkisch und Arabisch bis in einzelne Dialekte sowie die in Athiopien gesprochenen Sprachen Tigre Amharisch Altathiopisch und Tigrinya Littmann hat als Erster die Erzahlungen aus den Tausendundein Nachten vollstandig aus dem Arabischen ins Deutsche ubertragen Seine Edition sechs Bande mit fast 5 000 Seiten erschien in den 1920er Jahren im Leipziger Insel Verlag wurde von ihm bis zu seinem Tod immer wieder revidiert und ist bis heute im Buchhandel erhaltlich Seine Bibliographie umfasst mehr als 550 Eintrage 2 Littmann dessen Fachgebiet den alten wie neuen Orient in seiner Gesamtheit einschliesslich Alt Israels und des modernen Palastina umfasste gilt als der letzte der grossen europaischen Orientalisten dessen Lebenswerk nach Breite wie Tiefe unerreicht ist In Addis Abeba war sein Andenken noch 50 Jahre nach der Aksum Expedition so lebendig dass anlasslich seines Todes auf Veranlassung des Kaisers Haile Selassie die Flaggen auf halbmast gesetzt wurden In der Stadt Aksum wurde die Strasse die zur archaologischen Zone fuhrt nach ihm benannt Littmann war ab 1921 mit Elsa Noldeke der Enkeltochter seines Strassburger Professors Theodor Noldeke verheiratet Littmann Nachlass Bearbeiten nbsp Grab auf dem Stadtfriedhof TubingenDer Nachlass von Enno Littmann befindet sich hauptsachlich in der Staatsbibliothek zu Berlin Preussischer Kulturbesitz und im Archiv der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien Der Bestand zu Athiopien und Eritrea in Wien aus dem Nachlass Maria Hofner wurde erst in den Jahren 2009 10 von Hatem Elliesie Freie Universitat Berlin systematisch erschlossen Daruber hinaus bewahrt das Archiv der Berlin Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften ein Gros der Briefe und Postkarten Enno Littmanns an Eduard Meyer auf Das Nachlassverzeichnis kann beim Archiv der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften angefordert werden Einzelne Briefe und Dokumente werden ausserdem in der Niedersachsischen Staats und Universitatsbibliothek Gottingen aufbewahrt Littmann Konferenzen Bearbeiten2002 fand die nach ihm benannte I Internationale Littmann Konferenz zum Thema Archaologie und Geschichte des Horns von Afrika am Volkerkundemuseum Munchen statt Veranstalter Museumsdirektor Walter Raunig Sudan Archaologe Steffen Wenig Im Januar 2006 fand die II Internationale Littmann Konferenz in Aksum in Tigray statt exakt einhundert Jahre nach Ankunft der Deutschen Aksum Expedition mit einem Schwerpunkt auf Geschichte und Kultur Tigrays und die Arbeit der Deutschen Aksum Expedition unter dem Titel 100 Years German Aksum Expedition Veranstalter Archaologe Steffen Wenig Athiopist Wolbert Smidt von der Forschungsstelle Athiopistik Hamburg in Zusammenarbeit mit dem Goethe Institut Addis Abeba Die Strasse die am archaologisch bedeutenden Wasserreservoir May Shum vorbeifuhrt wurde dabei nach Littmann benannt Die III Internationale Enno Littmann Konferenz fand vom 1 bis 4 April 2009 an der Freien Universitat Berlin veranstaltet durch das Seminar fur Semitistik und Arabistik Rainer Voigt in Kooperation mit dem Deutschen Orient Institut in Beirut Manfred Kropp dem Deutschen Archaologischen Institut Hans Joachim Gehrke Burkhard Vogt und dem Orbis Aethiopicus Raunig statt 3 Das Ziel der Tagungen ist ausgehend von den breiten Forschungsinteressen Littmanns neue Forschungsergebnisse aus seinen Forschungsgebieten ebenso wie Studien zu Littmann und dessen Mitarbeitern zu prasentieren Eine Besonderheit aller Tagungen ist dass trotz der offiziellen Feindschaft zwischen den beiden Nachbarlandern Wissenschaftler aus Athiopien und Eritrea teilnehmen bzw immer Themen aus beiden Landern behandelt werden Die Themengebiete umfassen die Archaologie Tigrays und Eritreas das Kulturerbe der Region einschliesslich oraler Traditionen athiosemitische Sprachen wie Tigrinya in Tigray Athiopien wichtigste Sprache Eritreas und Tigre der zweitwichtigsten Sprache Eritreas 4 Arabisch historischen Forschungen zu Nordostafrika und wahrscheinlich in Zukunft verstarkt auch Forschungen zu arabischen Regionen Ein weiterer Themenbereich seit Beginn der Tagungen ist die semitische Inschriftenkunde die durch Littmann entscheidend gefordert wurde Die Tagungen werden abwechselnd in Deutschland und Landern des Orients in denen Littmann tatig war geplant sind Agypten bzw Eritrea durchgefuhrt Schriften Auswahl BearbeitenEine amtliche Liste der Beduinenstamme des Ostjordanlandes In Zeitschrift des Deutschen Palastina Vereins 24 1901 S 26 31 Neuarabische Volkspoesie gesammelt und ubersetzt Berlin 1902 online bei Archive org Semitic Inscriptions New York 1904 Publications of an American Archaeological Expedition to Syria in 1899 1900 Part 4 New York 1904 online bei Archive org Deutsche Aksum Expedition Bd 1 3 4 Reimer Berlin 1913 Semitic Inscriptions Section A D Syria Publications of the Princeton University Archaeological Expedition to Syria in 1904 5 and 1909 Division IV Brill Leiden 1914 1949 Lydian Inscriptions Part I Sardis VI 1 Brill Leiden 1916 Digitalisat Die Erzahlungen aus den Tausendundein Nachten 6 Bande Insel Verlag Leipzig 1922 1928 Neuausgabe Insel Verlag Frankfurt 2004 ISBN 3 458 34743 7 Morgenlandische Worter im Deutschen Berlin 1920 dsgl 2 verm u verb Auflage Tubingen 1924 Vom morgenlandischen Floh Dichtung und Wahrheit uber den Floh bei Hebraern Syriern Arabern Abessiniern und Turken Leipzig 1925 Aḥmed il Bedawi Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Geistes und sozialwissenschaftliche Klasse Jahrgang 1950 Band 3 Verlag der Wissenschaften und der Literatur in Mainz in Kommission bei Franz Steiner Verlag Wiesbaden Islamisch arabische Heiligenlieder Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Geistes und sozialwissenschaftliche Klasse Jahrgang 1951 Band 2 Verlag der Wissenschaften und der Literatur in Mainz in Kommission bei Franz Steiner Verlag Wiesbaden Ein Jahrhundert Orientalistik Lebensbilder aus der Feder von E L Herausgegeben von Rudi Paret und Anton Schall Wiesbaden 1955 mit Maria Hofner Worterbuch der Tigre Sprache Wiesbaden 1962 Arabische Beduinenerzahlungen Olms Hildesheim 2004 ISBN 3 487 12603 6 Literatur BearbeitenAxel Knauf Enno Littmann In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 5 Bautz Herzberg 1993 ISBN 3 88309 043 3 Sp 134 136 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Claudia Ott Enno Littmann und seine Ubersetzung von 1001 Nacht In Karlheinz Wiegmann Hrsg Hin und weg Tubingen in aller Welt Kulturamt Tubingen 2007 Tubinger Kataloge Band 77 S 111 123 ISBN 978 3 910090 77 4 Rudi Paret Littmann Enno In Neue Deutsche Biographie NDB Band 14 Duncker amp Humblot Berlin 1985 ISBN 3 428 00195 8 S 710 f Digitalisat Rainer Voigt Enno Littmanns Tagebuch der Abessinischen Expedition Deutsche Aksum Expedition 29 Dezember 1905 7 April 1906 In Steffen Wenig Hrsg in Zusammenarbeit mit Wolbert Smidt Kerstin Volker Saad und Burkhard Vogt In kaiserlichem Auftrag Die Deutsche Aksum Expedition 1906 unter Enno Littmann Vol 1 Die Akteure und die wissenschaftlichen Untersuchungen der DAE in Eritrea Verlag Lindensoft Aichwald 2006 ISBN 978 3 929290 33 2 Forschungen zur Archaologie Aussereuropaischer Kulturen FAAK Band 3 1 Hrsg von Burkhard Vogt Kommission fur Archaologie Aussereuropaischer Kulturen KAAK Deutsches Archaologisches Institut Steffen Wenig Walter Raunig Hrsg Afrikas Horn Akten der Ersten Internationalen Littmann Konferenz 2 bis 5 Mai 2002 in Munchen Harrassowitz Wiesbaden 2005 meroitica 22 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Enno Littmann im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Rezensionsnotizen zu Die Erzahlungen aus den Tausendundein Nachten bei Perlentaucher Goethe Institut zur Deutschen Aksum Expedition 1906 Memento vom 22 August 2007 im Internet Archive Ausgewahlte Literaturnachweise aus dem Bestand der Akademiebibliothek der Berlin Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften Memento vom 9 Juni 2007 im Internet Archive PDF 63 kB Bericht zur 2 Internationalen Littmann Konferenz von Paul Henze englisch Memento vom 17 April 2008 im Internet Archive Die Briefe Enno Littmanns an Eduard Meyer 1900 1930 im DFG Projekt Aufbereitung wichtiger Briefbestande aus dem Nachlass Eduard Meyer Einzelnachweise Bearbeiten Holger Krahnke Die Mitglieder der Akademie der Wissenschaften zu Gottingen 1751 2001 Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Gottingen Philologisch Historische Klasse Folge 3 Bd 246 Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Gottingen Mathematisch Physikalische Klasse Folge 3 Bd 50 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2001 ISBN 3 525 82516 1 S 153 nach Rainer Voigt 2005 Auf der III Littmann Tagung in Berlin wurden auch Wissenschaftler behandelt die mit Enno Littmann an Expeditionen im Vorderen Orient teilgenommen haben Die Expeditionen sind American Archaeological Expedition to Syria 1899 1900 und Princeton University Expedition to Abyssinia 1905 1906 Auf der Tagung in Berlin wurde dem Tigre besondere Aufmerksamkeit geschenkt Nachdem Littmann die Grundlagen der Erforschung dieser Sprache gelegt hat befassen sich jetzt auch junge eritreische Wissenschaftler und auch der Arbeitskreis Athiopistik an der Freien Universitat Berlin unter der Leitung von Rainer Voigt mit dieser neuen Literatursprache die inzwischen im tigrephonen Gebiet Schul und Unterrichtssprache geworden ist In der Forschung soll die internationale Zusammenarbeit mit eritreischen Wissenschaftlern die eingeladen wurden verstarkt werden Es konnten fur die Konferenz ausserdem Wissenschaftler gewonnen werden die mit Ausgrabungen in Tigray befasst sind Normdaten Person GND 11872858X lobid OGND AKS LCCN n85358447 VIAF 24700612 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Littmann EnnoALTERNATIVNAMEN Littmann Ludwig Richard EnnoKURZBESCHREIBUNG deutscher OrientalistGEBURTSDATUM 16 September 1875GEBURTSORT OldenburgSTERBEDATUM 4 Mai 1958STERBEORT Tubingen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Enno Littmann amp oldid 239144970