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Emil Staiger 8 Februar 1908 in Kreuzlingen 28 April 1987 in Horgen war ein Schweizer Professor der Germanistik an der Universitat Zurich Grab auf dem Friedhof Witikon Zurich Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 2 Schuler Auswahl 3 Auszeichnungen und Ehrungen Auszug 4 Veroffentlichungen Auswahl 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben und Wirken BearbeitenEmil Staiger studierte nach der Matura zunachst Theologie wechselte dann aber zu Germanistik und Altphilologie Nach seinem Studium in Genf Zurich und Munchen wurde er 1932 in Zurich mit einer Arbeit uber Annette von Droste Hulshoff promoviert Von 1932 bis 1934 war er Mitglied der Nationalen Front Schweiz von der er sich 1935 jedoch offentlich distanzierte 1 1934 habilitierte er sich an der Universitat Zurich mit einer Arbeit uber Schelling Hegel und Holderlin und wurde im gleichen Jahr Privatdozent fur deutsche Literatur an der Universitat Zurich 1943 wurde er zum ordentlichen Professor berufen Staigers fachliche Bedeutung grundete in seinen vielbeachteten Publikationen Die Zeit als Einbildungskraft des Dichters 1939 Grundbegriffe der Poetik 1946 Die Kunst der Interpretation 1955 sowie in seinen dreibandigen Goethe Studien 1952 1959 In den 1940er Jahren avancierte Staiger zu einem der meistbeachteten deutschsprachigen Literaturwissenschaftler Er trug massgeblich dazu bei die sogenannte werkimmanente Interpretation fur einen gewissen Zeitraum zur fuhrenden Methode der Germanistik zu machen wobei er selbst diese Charakterisierung seiner Methode ablehnte Gegenuber ausserliterarischen Konzepten wie Positivismus und Geistesgeschichte Soziologie oder Psychoanalyse vertrat er die Forderung nach einer Konzentration auf die literarischen Texte selbst Was die Literaturwissenschaft angehe gelte das Wort des Dichters das Wort um seiner selbst willen nichts was irgendwo dahinter daruber oder darunter liegt Staigers textnahes einfuhlsames Interpretationsverfahren oft mit der Formel begreifen was uns ergreift beschrieben entwickelte sich zu einem germanistischen Markenzeichen Staigers Denken ist stark von der Philosophie Martin Heideggers gepragt was sich zuweilen bis auf den sprachlichen Duktus auswirkt Insbesondere der existentielle Zeitbegriff Heideggers ist in Staigers Hermeneutik eingeflossen Trotz dieser gedanklichen Nahe konnte ihre Meinung in Detailfragen auch wieder divergieren In germanistischen Fachkreisen beruhmt wurde Staigers Interpretations Duell mit Heidegger uber die letzte Zeile von Eduard Morikes Gedicht Auf eine Lampe in dem sich unterschiedliche Haltungen gegenuber dem Motiv der Vanitas aussern Was aber schon ist selig scheint es in ihm selbst verstand Staiger im Sinne einer blossen Scheinbarkeit videtur wahrend Heidegger es als tatsachliche innere Illumination lucet auffasste Weit uber die Universitat Zurich hinaus bekannt wurden auch seine 11 Uhr Vorlesungen die Studenten aus ganz Europa wie auch die literarisch interessierte Offentlichkeit begeisterten Zugleich war Staiger ein renommierter Ubersetzer antiker und moderner Sprachen der Aischylos Sophokles Euripides Vergil Tasso Poliziano und Milton ins Deutsche ubertrug Als streitbarer Theater und Musikkritiker sowie als Feuilletonist beeinflusste er das Zurcher Kulturgeschehen uber Jahrzehnte 1966 loste Staiger durch die Dankesrede anlasslich der Verleihung des Literaturpreises der Stadt Zurich den Zurcher Literaturstreit aus 2 Staiger ausserte in jener Rede mit dem Titel Literatur und Offentlichkeit eine vehemente Kritik an der Gegenwartsliteratur worauf unter anderen Max Frisch offentlich Gegenposition bezog Dieser Eklat legte einen Schatten uber Staigers Renommee und liess seinen Ruhm allmahlich verblassen Seine wegweisenden Leistungen gerieten zunehmend in Vergessenheit Am 28 April 1987 starb er im Alter von 79 Jahren in Horgen Zum 100 Geburtstag von Emil Staiger fand in der Zentralbibliothek Zurich vom 5 Februar bis 29 Mai 2008 die Ausstellung Bewundert viel und viel gescholten der Germanist Emil Staiger 1908 1987 statt In der Zentralbibliothek Zurich befindet sich auch der schriftliche Nachlass Emil Staigers Schuler Auswahl BearbeitenPeter Szondi Peter von Matt 1976 Nachfolger auf dem Lehrstuhl Bernhard Boschenstein Karl Pestalozzi Beda Allemann Hermann Burger Adolf Muschg Hans Staub Jurg Amann Elisabeth Endres Gottlieb F Hopli Mario Andreotti Johannes Anderegg Kaspar H Spinner Irma Hildebrandt Martin Stern Verena Ehrich Haefeli Hans WyslingAuszeichnungen und Ehrungen Auszug Bearbeiten1962 Gottfried Keller Preis 1966 Sigmund Freud Preis fur wissenschaftliche Prosa 1966 Literaturpreis der Stadt Zurich 1966 Pour le merite fur Wissenschaft und Kunste 1971 Korrespondierendes Mitglied der British Academy 3 1975 Osterreichisches Ehrenzeichen fur Wissenschaft und KunstVeroffentlichungen Auswahl BearbeitenAnnette von Droste Hulshoff Diss 1933 Der Geist der Liebe und das Schicksal Schelling Hegel und Holderlin 1935 Die Zeit als Einbildungskraft des Dichters Untersuchungen zu Gedichten von Brentano Goethe und Keller 1939 Adalbert Stifter als Dichter der Ehrfurcht 1943 Meisterwerke deutscher Sprache aus dem 19 Jahrhundert 1943 Grundbegriffe der Poetik Zurich 1946 Digitalisat und Volltext im Deutschen Textarchiv 7 Auflage ebenda 1966 Musik und Dichtung 1947 Goethe 3 Banded 1952 ff Die Kunst der Interpretation Studien zur deutschen Literaturgeschichte 1955 5 unveranderte Auflage Zurich 1967 Stilwandel Studien zur Vorgeschichte der Goethezeit 1963 Geist und Zeitgeist 1964 Friedrich Schiller 1967 Spatzeit Studien zur deutschen Literatur 1973 Gipfel der Zeit Studien zur Weltliteratur Sophokles Horaz Shakespeare Manzoni 1979 Literatur BearbeitenKlaus Weimar Staiger Emil In Neue Deutsche Biographie NDB Band 25 Duncker amp Humblot Berlin 2013 ISBN 978 3 428 11206 7 S 38 Digitalisat Ingrid Brunecker Allgemeingultigkeit oder historische Bedingtheit der poetischen Gattungen ein Hauptproblem der modernen Poetik herausgearbeitet an Dilthey Unger und Staiger Philosophische Dissertation Kiel 1954 Manfred Jurgensen Deutsche Literaturtheorie der Gegenwart Georg Lukacs Hans Mayer Emil Staiger Fritz Strich Francke Munchen 1973 UTB 215 ISBN 3 7720 1008 3 Joachim Rickes Volker Ladenthin Michael Baum Hrsg 1955 2005 Emil Staiger und Die Kunst der Interpretation heute Lang Bern u a 2007 Publikationen zur Zeitschrift fur Germanistik N F 16 ISBN 3 03 911171 X Joachim Rickes Bewundert viel und viel gescholten Der Germanist Emil Staiger 1908 1987 Vortrage des internationalen Forschungskolloquiums und der Ausstellung zu Staigers 100 Geburtstag Konigshausen und Neumann Wurzburg 2009 ISBN 978 3 8260 4122 8 Peter Salm Drei Richtungen der Literaturwissenschaft Scherer Walzel Staiger Niemeyer Tubingen 1970 Konzepte der Sprach und Literaturwissenschaft 2 ISBN 3 484 22002 3 Peter von Matt Hingerissen und erbittert In Neue Zurcher Zeitung 8 Februar 2008 S 47 Hingerissen und erbittert online Klaus Weimar Literaturwissenschaftliche Konzeption und politisches Engagement Eine Fallstudie uber Emil Ermatinger und Emil Staiger In Literaturwissenschaft und Nationalsozialismus hrsg v Holger Dainat u Lutz Danneberg Niemeyer Tubingen 2003 S 271 286 Studien und Texte zur Sozialgeschichte der Literatur 99 ISBN 3 484 35099 7Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Emil Staiger im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Christian Baertschi Staiger Emil In Historisches Lexikon der Schweiz Klaus Weimar Emil Staiger In Neue Deutsche Biographie 25 2013 S 38 39 Nachlass in der Handschriftenabteilung in der Zentralbibliothek Zurich Nachlassverzeichnis Druckwerke in der Zentralbibliothek Zurich PDF Datei 87 kB Nachlassverzeichnis Musikalische Werke PDF 161 kB in der Zentralbibliothek Zurich Video Emil Staiger Zurich 1967 Institut fur den Wissenschaftlichen Film IWF 1977 zur Verfugung gestellt von der Technischen Informationsbibliothek TIB doi 10 3203 IWF G 123 Einzelnachweise Bearbeiten Joachim Rickes Hrsg Bewundert viel und viel gescholten Der Germanist Emil Staiger 1908 1987 Wurzburg 2009 S 13 ff In welchen Kreisen verkehren sie Emil Staigers beruhmt beruchtigte Rede von 1966 als Tondokument NZZ Online 10 Juni 2008 abgerufen am 4 Januar 2012 Fellows Emil Staiger British Academy abgerufen am 1 August 2020 Normdaten Person GND 118752588 lobid OGND AKS LCCN n81076160 NDL 00457427 VIAF 108231384 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Staiger EmilKURZBESCHREIBUNG Schweizer GermanistGEBURTSDATUM 8 Februar 1908GEBURTSORT KreuzlingenSTERBEDATUM 28 April 1987STERBEORT Horgen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Emil Staiger amp oldid 237381021