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Elinor Lipper 5 Juli 1912 in Brussel 9 Oktober 2008 im Tessin war eine Autorin und Ubersetzerin Als uberzeugte Kommunistin wurde sie Mitarbeiterin der Komintern und nach ihrer Ausreise in die Sowjetunion 1937 schliesslich Opfer des Grossen Terrors und als Lagerhaftling Zeugin des Terrors im sowjetischen Gulag Ihr 1950 erschienenes Buch Elf Jahre in sowjetischen Gefangnissen und Lagern gilt als einer der ersten ausfuhrlichen deutschsprachigen Berichte uber das Kolyma Gebiet ein beruchtigtes Gebiet von Straflagern im russischen Fernen Osten 1 wo hunderttausende Strafgefangene unter menschenunwurdigen Bedingungen in arktischer Kalte vor allem nach Gold und anderen Edelmetallen schurfen mussten 2 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Jugend 1 2 Gefangenschaft im sowjetischen Gulag 1 3 Elinor Lipper als Zeugin des Terrors in der Nachkriegszeit 1 4 Ruckzug ins Privatleben und Arbeit als Ubersetzerin 2 Werk 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenJugend Bearbeiten Lipper wurde als Tochter des judisch deutschen Geschaftsmanns Oskar Salomon Lipper und ihrer aus den Niederlanden stammenden Mutter Lilli geboren Die Eltern liessen sich scheiden Die Mutter zog mit ihrer Tochter Elinor nach Den Haag der Vater in die Schweiz Ab 1931 studierte sie Medizin zunachst in Freiburg dann in Berlin 3 hier wurde sie zu einer Anhangerin des Kommunismus Sie floh vor dem Nationalsozialismus und der ihr drohenden Verfolgung wegen Verbreitung marxistischer Literatur in die Schweiz und studierte dort Psychotherapie 3 Dort wurde sie auch aus Uberzeugung fur die Kommunistische Internationale tatig Damit sie die Schweizer Staatsangehorigkeit erhielt arrangierten Personen der Kommunistischen Internationale eine Scheinehe mit dem Schweizer Konrad Vetterli Gefangenschaft im sowjetischen Gulag Bearbeiten Als in der Sowjetunion wahrend des Grossen Terrors willkurliche Verhaftungen an der Tagesordnung waren reiste Elinor Lipper trotz eindringlicher Warnungen vor der politischen Situation im Land 1937 nach Moskau aus um dort im Verlag fur auslandische Literatur als Redakteurin zu arbeiten Dort lebte sie im Hotel Lux das seit 1933 als Gastehaus der Komintern fungierte und in dem in den 1930er Jahren uberwiegend deutsche Exilanten einquartiert waren In Moskau lernte sie Berta Zimmermann 1902 1937 kennen die aus der Schweiz stammende Ehefrau von Fritz Platten 1883 1942 einem Schweizer Kommunisten und personlichen Freund Lenins dem er 1917 nach der russischen Februarrevolution 1917 die Ruckkehr aus dem Exil in der Schweiz nach Russland organisiert und im Folgejahr bei einem Attentat auch noch das Leben gerettet hatte Moglicherweise war diese Bekanntschaft auch schicksalhaft fur Elinor Lipper denn beide wurden spater hingerichtet Zimmermann schon am 2 Dezember 1937 und Platten einige Jahre spater am 22 April 1942 Lenins Geburtstag Bereits in der Nacht des 26 Juli 1937 wurde sie von der sowjetischen Geheimpolizei verhaftet und in deren Gefangnis Lubjanka vierzehn Monate inhaftiert Ihr drohte das Urteil Tod durch Erschiessen Am 8 September 4 beziehungsweise am 14 Oktober 1938 3 wurde sie wegen konterrevolutionarer Tatigkeit zu funf Jahren Lagerhaft verurteilt 4 Sie wurde schliesslich nach Ostsibirien in ein Gulag Arbeitslager im Gebiet des Flusses Kolyma deportiert Das Kolyma Gebiet war ein beruchtigtes Strafgebiet im russischen Fernen Osten Hunderttausende Strafgefangene unter ihnen auch auslandische und Kriegsgefangene mussten hier unter menschenunwurdigen Bedingungen in der eisigen arktischen Kalte vor allem nach Gold und anderen Edelmetallen schurfen 2 Dort musste sie wegen des ausgebrochenen Zweiten Weltkrieges weit langer als die funf Jahre leiden da die Sowjetunion in der Zeit des Krieges keine Gefangenen entliess Erst im Herbst 1946 wurde Elinor Lipper aus dem Gulag entlassen In ihrer Haftzeit stand sie zweimal wegen Hunger und Erschopfung am Rande des Todes Ihr Gluck war dass sie als ehemalige Medizinstudentin in Krankenstationen arbeiten konnte Nach der Entlassung aus Kolyma wurde sie von Transitgefangnis zu Transitgefangnis weitergereicht In dieser Zeit gebar sie ihre Tochter Genia die aus einer Liebesbeziehung mit einem gefangenen Arzt hervorgegangen war Im Juni 1948 gelangte sie mit ihrem Kind schliesslich in die Schweiz Sie litt danach noch lange an den Nachwirkungen der Haftzeit hatte einen Nervenzusammenbruch und monatelange Gleichgewichtsstorungen 4 Elinor Lipper als Zeugin des Terrors in der Nachkriegszeit Bearbeiten Im Prozess uber die sowjetischen Lager stutzte sie Ende 1950 in Paris als Zeugin den politischen Aktivisten David Rousset Er wurde nach durch ihn veroffentlichten Berichten und angeregten Untersuchungen uber die sowjetischen Straflager von linksgerichteten franzosischen Medien als trotskyste falsificateur trotzkistischer Falscher bezeichnet Elinor Lipper berichtete von ihren Erlebnissen und den Graueln in diesen Arbeitslagern Es war ein offentlicher Auftritt im Zuge des von Rousset angestrengten Verleumdungsprozesses gegen eine Zeitschrift der franzosischen Kommunisten der zu jener Zeit Mut erforderte weil die offentliche Meinung in Frankreich uber die Sowjetunion meist positiv war die kommunistische Presse Kritiker des Stalinismus wie Rousset und Lipper angriff und sie unter Umstanden als Lugner bezeichnete 4 Im Mai 1951 nahm sie in Brussel an einem Tribunal gegen das sowjetische Lagersystem teil ebenfalls als Zeugin 3 Uber ihre Beobachtungen schrieb sie ein Buch Elf Jahre in Sowjetischen Gefangnissen und Lagern Das in 16 Sprachen erschienene Werk 4 wurde etliche Jahre nach der Veroffentlichung auch als Horbuch vertont Der deutsche Politikwissenschaftler Siegfried Jenkner 1930 2018 wurdigte sie in seiner Bibliographie Erinnerungen politischer Haftlinge an den GULAG und sagte dass das Buch der erste ausfuhrliche deutschsprachige Bericht uber das Strafgebiet im russischen Fernen Osten sei 2 Dieses Buch und Gesprache mit Elinor Lipper inspirierten den osterreichischen Publizisten Robert Neumann 1897 1975 zu seinem Roman Die Puppen von Poshansk 5 6 7 Durch die englische Ubersetzung ihres Buches wurde 1951 bekannt wie der amerikanische Vize Prasident Henry A Wallace bei seinem Sibirienbesuch im Mai 1944 in Magadan vom NKWD uber den Einsatz von Gulag Haftlingen bei der Goldgewinnung getauscht worden war 8 Ruckzug ins Privatleben und Arbeit als Ubersetzerin Bearbeiten 1951 heiratete Elinor Lipper den judischen Tropenmediziner Just Robert Catala und lebte mit ihrer Familie im Tessin Sie arbeitete noch als Ubersetzerin vor allem aus dem Franzosischen ins Deutsche 3 Ihre Tochter Genia Catala ist ebenfalls Ubersetzerin 3 Elinor Lipper starb im Oktober 2008 im Alter von 96 Jahren 4 9 Der islandische Politikwissenschaftler Hannes Holmsteinn Gissurarson bezeichnete sie in einem 2018 erschienenen Aufsatz als europaische Kosmopolitin 3 Werk BearbeitenElf Jahre in sowjetischen Gefangnissen und Lagern Verlag Oprecht Zurich 1950 Als Horbuch RADIOROPA Horbuch 2008 ISBN 978 3836801560 Literatur BearbeitenLucien Scherrer Zeugin des Terrors wie die Schweizerin Elinor Lipper die Wahrheit uber den Archipel Gulag enthullte In Neue Zurcher Zeitung Hannes Holmsteinn Gissurarson The Survivor ELINOR LIPPER A Brief Note on a Little Known Episode of the Cold War Reykjavik 2018 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Elinor Lipper im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten Einfuhrend Mirjam Sprau Kolyma und Magadan Okonomie und Lager im Nordosten der Sowjetunion In Julia Landau Irina Scherbakowa Hrsg Gulag Texte und Dokumente 1929 1956 Wallstein Gottingen 2014 S 80 91 ISBN 978 3 8353 1437 5 a b c Siegfried Jenkner Erinnerungen politischer Haftlinge an den GULAG PDF 382 kB Hannah Arendt Institut fur Totalitarismusforschung Hrsg Dresden 2003 a b c d e f g Gissurarson Hannes Holmsteinn The Survivor ELINOR LIPPER A Brief Note on a Little Known Episode of the Cold War Memento des Originals vom 30 Dezember 2020 imInternet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www ecrparty eu Reykjavik 19 Februar 2018 a b c d e f Lucien Scherrer Zeugin des Terrors wie die Schweizerin Elinor Lipper die Wahrheit uber den Archipel Gulag enthullte Neue Zurcher Zeitung 29 November 2020 Gunther Stocker Zwischen Grauen und Groteske Robert Neumanns Gulag RomanDie Puppen von Poshanskund die Kultur des Kalten Krieges Between horror and grotesquerie Robert Neumanns Gulag novelInsurrection in Poshanskand cold war culture In ILCEA Revue de l Institut des langues et cultures d Europe Amerique Afrique Asie et Australie Heft 16 2012 La culture progressiste a l epoque de la guerre froide Robert Neumann Die Puppen von Poshansk 1952 Verlag Kurt Desch Munchen 1952 Perversion des Glaubens In Der Spiegel Nr 53 1952 online 25 August 1952 Vadim J Birstein Three days in Auschwitz without gaz Chambers Henry A Wallace s Visit to Magadan in 1944 CWIHP e Dossier No 34 2012 wilsoncenter org Todesanzeige der Elonor Catala Lipper in der Tribune de Geneve vom 13 Oktober 2008 www hommages ch abgerufen am 6 Dezember 2020Normdaten Person GND 12479064X lobid OGND AKS LCCN no00005760 NDL 00447798 VIAF 5875064 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Lipper ElinorKURZBESCHREIBUNG Gefangene im GulagGEBURTSDATUM 5 Juli 1912GEBURTSORT BrusselSTERBEDATUM 9 Oktober 2008STERBEORT Tessin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Elinor Lipper amp oldid 233021686