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Eduard Baumgarten 26 August 1898 in Freiburg im Breisgau 15 August 1982 in Frankfurt am Main war ein deutscher Philosoph und Soziologe Er arbeitete uber die US amerikanische Geistesgeschichte und Philosophie und verfasste ein Buch uber seinen Onkel Max Weber Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Erster Weltkrieg Weimarer Republik 1 2 Zeit des Nationalsozialismus 1 3 Nachkriegszeit Bundesrepublik Deutschland 2 Schriften 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenEduard Baumgartens Eltern waren Fritz Baumgarten 1856 1913 und Else Georgii 1859 1924 sein Vater war ein alterer Cousin Max Webers und der Grossvater Hermann Baumgarten gehorte zu den Lehrern und vaterlichen Freunden Max Webers Erster Weltkrieg Weimarer Republik Bearbeiten Am Ersten Weltkrieg nahm Baumgarten als Kriegsfreiwilliger teil Anschliessend studierte er in Freiburg Munchen und Heidelberg Nationalokonomie Geschichte und Philosophie u a bei Edmund Husserl Er promovierte 1924 bei Alfred Weber uber Innere Formen menschlicher Vergemeinschaftung Als Austauschstudent in den USA horte er u a bei John Dewey Er war Fellow der Abraham Lincoln Stiftung einem deutschen Zweig der Rockefeller Foundation Baumgarten war Gastdozent an der Columbia University New York 1924 in Chicago 1926 und in Madison Wisconsin 1926 27 Er kehrte 1929 nach Deutschland zuruck und hielt zunachst Gastvorlesungen an der Technischen Hochschule Stuttgart Baumgarten plante sich in Freiburg bei Martin Heidegger zu habilitieren Heidegger hatte ihm eine Assistentenstelle in Aussicht gestellt und die beiden Manner freundeten sich zunachst auch privat an Es kam aber anscheinend nach einem Kantreferat Baumgartens im Oberseminar zum Zerwurfnis Fur Heidegger war Baumgartens pragmatistische Auffassung von Philosophie unakzeptabel Der bereits in Gottingen habilitierte judische Philosoph Werner Gottfried Brock erhielt 1931 Heideggers Assistentenstelle und Baumgarten verliess Freiburg um seinerseits an die Georg August Universitat Gottingen zu wechseln Zeit des Nationalsozialismus Bearbeiten Anfang 1933 erhielt Baumgarten in Gottingen einen unbesoldeten Lehrauftrag fur Amerikakunde Er unterrichtete in den folgenden Jahren amerikanische Philosophie und Geistesgeschichte Ralph Waldo Emerson William James John Dewey Benjamin Franklin Pragmatismus und Puritanismus Seminar uber Jonathan Edwards und Nathaniel Hawthorne Wegen seiner erfolgreichen Lehrveranstaltungen sollte er 1933 eine Dozentenstelle mit Prufungserlaubnis erhalten und war bereit sich politisch anzupassen Er beantragte die Mitgliedschaft in der SA Beides SA Mitgliedschaft und Anstellung als Dozent versuchte Heidegger zu verhindern In einem Schreiben vom 16 Dezember 1933 an den ersten Fuhrer der NS Dozentenschaft an der Universitat Gottingen Hermann Vogel 1 denunzierte Heidegger Baumgarten als wenig uberzeugten Nationalsozialisten Im Schreiben heisst es Dr Baumgarten kommt verwandtschaftlich und seiner geistigen Haltung nach aus dem liberal demokratischen Heidelberger Intellektuellenkreis um M Weber Wahrend seines hiesigen Aufenthalts war er alles andere als Nationalsozialist Nachdem Baumgarten bei mir gescheitert war verkehrte er sehr lebhaft mit dem fruher in Gottingen tatig gewesenen und nunmehr hier entlassenen Juden Frankel 2 Ich vermute dass Baumgarten sich auf diesem Wege in Gottingen untergebracht hat Ich halte zur Zeit seine Aufnahme in die SA fur ebenso unmoglich wie die in die Dozentenschaft Auf dem Gebiet der Philosophie jedenfalls halte ich ihn fur einen Blender 3 Vogel der Empfanger dieses Briefes selbst Privatdozent fur landwirtschaftliche Tiermedizin beurteilte das Schreiben als hassgeladen und unbrauchbar und legte es zu den Akten Baumgarten konnte seine Karriere fortsetzen mit Hilfe der NSDAP wie Rudiger Safranski schreibt 3 Baumgarten wurde am 20 April 1936 habilitiert und am 10 Juni 1937 zum Dozenten ernannt Bereits am 1 April 1934 war er in den NSLB Nr 294 404 eingetreten 1937 folgte die Mitgliedschaft im NSDDB Zum 1 Mai 1937 trat er der NSDAP bei Mitgliedsnummer 4 494 575 4 5 und wurde im selben Jahr Blockwart 6 7 Im November 1940 wurde er als ordentlicher Professor an die Albertus Universitat Konigsberg berufen wo er dann als stellvertretender Direktor des Philosophischen Seminars fungierte Dort lehrte er bis 1945 und sorgte gemeinsam mit Otto Koehler dafur dass Konrad Lorenz auf den Konigsberger Lehrstuhl fur Humanpsychologie berufen wurde Nachkriegszeit Bundesrepublik Deutschland Bearbeiten Nach Kriegsende wurde Baumgartens Schrift Deutsche Fuhrungsmodelle Offizier Gelehrter Handwerker Vieweg Braunschweig 1945 aus der Reihe Schriften der Akademie fur Jugendfuhrung in der Sowjetischen Besatzungszone auf die Liste der auszusondernden Literatur gesetzt 8 Durch Entlastungsschreiben von Karl Jaspers Marianne Weber Leopold von Wiese und Arnold Bergstrasser blieb Baumgarten trotz seiner nationalsozialistischen Vergangenheit im Universitatsdienst und war 1945 zunachst Gastprofessor an der Universitat Gottingen Baumgarten hatte eine Kopie von Heideggers Brief aus dem Jahr 1933 durch einen sympathisierenden Sekretar erhalten Nur aufgrund dieser Umstande existiert dieses Beweisstuck heute noch Wahrend der Anhorungen zur Entnazifizierung Baumgartens im Jahre 1946 kam die Denunziation durch Heidegger ans Licht 1948 wechselte Baumgarten nach Freiburg im Breisgau und wurde 1953 Honorarprofessor an der Technischen Hochschule Stuttgart 7 Von 1957 bis zu seiner Emeritierung 1963 hatte er den Lehrstuhl fur Soziologie an der Wirtschaftshochschule Mannheim inne Schriften BearbeitenNationalismus und Sozialdemokratie F P Lorenz Freiburg im Breisgau und Leipzig 1919 Innere Formen menschlicher Vergemeinschaftung Material soziologische Untersuchungen zur Deutung einer gegenwartigen Kulturbewegung Manuskript Heidelberger Dissertation 1924 Ein Bericht aus Amerika In H Goverts Hrsg Der Student im Auslande Band VII VIII 1929 S 201 217 Von der Kunst des Kompromisses 1933 und 1949 Hirzel Stuttgart 1949 Sinn der Auslandskunde In Neue Jahrbucher fur Wissenschaft und Jugendbildung Band 10 1934 S 41 48 Baumgartens Einfuhrungs Vorlesung Das politische Fach der Amerikakunde an der Universitat Gottingen In Niedersachsische Hochschul Zeitung vom 12 Juni 1934 S S 1934 S 7 8 Gemeinschaft und Gewissen in Shakespeares Coriolan In Neuere Sprachen Band 43 1935 S 363 384 und 413 425 Die geistigen Grundlagen des amerikanischen Gemeinwesens Band I Benjamin Franklin Der Lehrmeister der amerikanischen Revolution Klostermann Frankfurt am Main 1936 Band II Der Pragmatismus R W Emerson W James J Dewey Klostermann Frankfurt am Main 1938 Kants Lehre vom Wert der Person In Blatter fur Deutsche Philosophie Band 15 1941 42 S 69 93 Der Mensch als Soldat In Blatter fur deutsche Philosophie Band 16 1942 S 207 227 Erfahrung und Denken In Beilage der Preussischen Zeitung vom 13 Februar 1942 Kant Copernicus Tage der Universitat Konigsberg Erfahrung und Wahrheit In Forschungen und Fortschritte Oktober 1942 Erfolgsethik und Gesinnungsethik In Blatter fur deutsche Philosophie Band 17 1943 S 96 117 Deutsche Fuhrungsmodelle Offizier Gelehrter Handwerker Vieweg Braunschweig 1945 Schriften der Akademie fur Jugendfuhrung Band 3 Vortrag vor der Braunschweiger Akademie fur Jugendfuhrung September 1943 Amerikakunde M Diesterweg 1952 2 Auflage Das Vorbild Emersons im Werk und Leben Nietzsches In Jahrbuch fur Amerikastudien Band 1 Winter Heidelberg 1956 Max Weber Werk und Person Mohr Tubingen 1964 Gewissen und Macht Abhandlungen und Vorlesungen 1933 1963 ausgewahlt und eingeleitet von Michael Sukale Hain Meisenheim am Glan 1971 Mannheimer sozialwissenschaftliche Studien Band 2 Literatur BearbeitenHans Albert Hrsg Sozialtheorie und soziale Praxis Eduard Baumgarten zum 70 Geburtstag Hain Meisenheim am Glan 1971 Peter Vogt Pragmatismus und Faschismus Kreativitat und Kontingenz in der Moderne Velbruck Weilerswist 2002 ISBN 3934730566 Rudiger Safranski Ein Meister aus Deutschland Fischer Frankfurt am Main 1999 zur Denunziation durch Heidegger Dirk Kaesler Die Zeit der Aussenseiter in der deutschen Soziologie Eduard Baumgarten Johannes F Winckelmann Friedrich H Tenbruck In Karl Ludwig Ay Knut Borchardt Hrsg Das Faszinosum Max Weber Die Geschichte seiner Geltung UVK Konstanz 2006 ISBN 3 89669 605 X S 169 195 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Eduard Baumgarten im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Fakultat fur Sozialwissenschaften Universitat MannheimEinzelnachweise Bearbeiten Heinrich Becker u a Die Universitat Gottingen unter dem Nationalsozialismus De Gruyter Berlin 1998 S 119 u a Vgl dazu Cornelia Wegeler wir sagen ab der internationalen Gelehrtenrepublik Altertumswissenschaft und Nationalsozialismus das Gottinger Institut fur Altertumskunde 1921 1962 Bohlau Wien 1996 S 110 f a b Rudiger Safranski Ein Meister aus Deutschland Fischer Verlag Frankfurt a M 1999 S 307 Bundesarchiv R 9361 IX KARTEI 1820564 George Leaman Heidegger im Kontext Gesamtuberblick zum NS Engagement der Universitatsphilosophen 1 Auflage Argument Verlag Hamburg 1993 ISBN 3 88619 205 9 S 31 Frank Rutger Hausmann Anglistik und Amerikanistik im Dritten Reich Vittorio Klostermann 2003 S 441 a b Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 Fischer Taschenbuch Verlag Zweite aktualisierte Auflage Frankfurt am Main 2005 S 32 Liste der auszusondernden Literatur Erster Nachtrag Berlin 1947 Normdaten Person GND 118665898 lobid OGND AKS LCCN n93030615 NDL 00432571 VIAF 9915429 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Baumgarten EduardKURZBESCHREIBUNG deutscher SoziologeGEBURTSDATUM 26 August 1898GEBURTSORT Freiburg im BreisgauSTERBEDATUM 15 August 1982STERBEORT Frankfurt am Main Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Eduard Baumgarten amp oldid 226351254