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Im Domkapitel Minden waren die Domherren des Mindener Doms zusammengeschlossen Es geht bis in die Entstehungsphase des Bistums Minden zuruck Seit der Reformation setzte es sich aus evangelischen und katholischen Mitgliedern zusammen Es bestand bis zur Sakularisation im Jahre 1810 Siegel des Domkapitels aus dem Jahr 1227 1 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Anfange 1 2 Struktur und Rechte im Mittelalter 1 3 Spatmittelalter und Fruhe Neuzeit 1 4 Aufhebung 1810 2 Siehe auch 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenAnfange Bearbeiten Das Domkapitel ist vermutlich im Zuge der Reichsversammlung des Jahres 799 gegrundet worden Sicher bezeugt ist das Domkapitel als monasterium ab 961 als Otto I der Gemeinschaft das Bischofswahlrecht zugestand Spatere Kaiser wie Heinrich II erneuerten dieses Recht 2 Anfangs gab es enge auch personale Beziehungen zum Kloster Fulda spater wurde Kloster Lorsch wichtiger Eine erste eigenstandige Urkunde des Kapitels stammt aus dem Jahr 1025 In dieser Zeit durfte noch ein gemeinschaftliches Leben bestanden haben Neben der Feier der Gottesdienstes betrieben die Mitglieder Seelsorge und unterhielten die Domschule Bis ins hohe Mittelalter hat sich das Gemeinschaftsleben erhalten Noch in der ersten Halfte des 13 Jahrhunderts gab es Reste der Vita communis Aber bereits zu dieser Zeit lebten die Domherren wohl nicht mehr in einer wirklichen klosterahnlichen Gemeinschaft Es gab aber eine gemeinsame Guterverwaltung die sich von der des Bischofs trennte Bereits seit dem 12 Jahrhundert gibt es Hinweise auf Domherrenkurien Insgesamt loste sich das Gemeinschaftsleben zwischen dem 12 und 13 Jahrhundert auf Bezeichnend auch dass sich die Kanoniker zuvor als fratres spater aber als domini bezeichneten 3 Struktur und Rechte im Mittelalter Bearbeiten Bereits im 11 Jahrhundert erscheinen in den Urkunden verschiedene Dignitaten An der Spitze stand der Dompropst ferner werden Dekan Kellner Kustos und Scholaster genannt 3 4 Es kam im 13 Jahrhundert zur Festlegung von 24 Domprabenden In einem Statut von 1258 werden 24 Kanonikate erwahnt Diese entfielen auf 22 Domherren den Dekan und den Propst 5 Die Mitglieder hatten das Recht der Bischofswahl verwalteten die Archidiakonate des Bistums und besetzten auch die Propststellen der Kollegiatstifte St Martini und St Johannis Ebenfalls in dieser Zeit wurden die Einkunfte der Kanoniker geregelt Neben den Archidiakonaten wurden dem Kapitel zehn Amter des Bistums zur Verwaltung ubertragen Hinzu kamen acht Zehnten Das Kapitel hatte das Recht die Mitglieder mit Ausnahme einiger papstlicher und kaiserlicher Sonderrechte frei zu wahlen 6 Ein erheblicher Teil der Bischofe von Minden ging aus dem Domkapitel hervor In der Zeit zwischen 1150 und 1400 waren von 23 Bischofen 14 vor ihrer Wahl Mitglied im Domkapitel gewesen 7 Ohne die Zustimmung der Domherren konnten die Bischofe keine Guter mehr verkaufen Mussten dem zunachst auch die ubrigen Geistlichen und die Ministrale das Volk zustimmen hat das Domkapitel ab dem 12 Jahrhundert dieses Recht monopolisiert Seit dieser Zeit sind zum Zweck der Beurkundung auch eine grossere Zahl von Siegel des Domkapitels erhalten Die Siegel des 13 und 14 Jahrhunderts zeigen den Heiligen Petrus und spater auch den Heiligen Gorgonius Beide waren Patrone der Domkirche 8 Der Bedeutungsgewinn des Kapitels hing auch damit zusammen dass es ihm gelang sein ab dem 12 Jahrhundert entstehendes Sondervermogen weiter auszubauen Dagegen nahmen die bischoflichen Einkunfte unter anderem durch seine landesherrlichen Pflichten ab Als die Bischofe im 14 Jahrhundert Steuern erheben mussten um die Herrschaftsausgaben bestreiten zu konnen konnten sie nicht verhindern dass das Domkapitel die Kontrolle uber die Steuereinziehung an sich bringen konnte Auch uber die Ausgaben erlangte es Einfluss 9 Seit 1353 wurden die Rechte des Kapitels vertraglich in Form einer Wahlkapitulation festgeschrieben Ohne Zustimmung des Kapitels durfte kein Kirchenbesitz veraussert werden Der Bischof hatte den Bau fremder Burgen im Hochstift Minden zu verhindern Ausserdem durfte er die Rechte der Domherren in der Domimmunitat und die dortige Gerichtsbarkeit des Kapitels uber Volk und Klerus nicht antasten Urteile des Kapitels durfte der Bischof nicht aufheben Vertrage durfte er nur mit Zustimmung der Kapitulare abschliessen Neue Domkapitulare und Bischofe sollten zukunftig die Einhaltung des Vertrags beschworen 7 Spatmittelalter und Fruhe Neuzeit Bearbeiten nbsp Grabstein des Domkapitulars Johann Heinrich von VinckeDie Domherren entstammten meistens dem Stiftsadel Burgerliche Domherren hatten eine Universitatsausbildung zu absolvieren Grundsatzlich hat sich an der Zahl der Domstellen bis zum Beginn des 16 Jahrhunderts nichts geandert Neben 24 Domherren gab es weitere 48 Vikare acht Altaristen und sechs Choralisten also insgesamt damit 86 Geistliche Viele der Domherren hatten allerdings noch Prabenden in anderen Stiften inne und waren damit nicht standig anwesend 10 Nach der Durchsetzung der Reformation versuchte das Kapitel seine Stellung zu behaupten Im Jahr 1535 hatten sie mit einer Klage Erfolg und es wurde der Dom den Katholiken zur Zeit von Bischof Franz von Waldeck als Pfarrkirche zugewiesen Auch spater war das Domkapitel teilweise weiterhin mit Katholiken besetzt Im Jahr 1618 zahlte es noch 18 Mitglieder Davon waren 11 katholisch und 7 evangelisch 11 Seit dem Homaginalrezess von 1650 waren Zusammensetzung und Aufgaben geregelt Das Domkapitel war danach weiterhin neben Pralaten und Ritterschaft sowie den Vertretern der Stadte und Flecken einer der Landstande im nunmehrigen Furstentum Minden Die katholischen Mitglieder ubten die bischoflichen Rechte uber die verbliebenen Katholiken aus 12 Das Domkapitel setzte sich aus Angehorigen der katholischen und der evangelischen Konfession zusammen So war das Amt des Domdechanten stets mit einem Protestanten zu besetzen Dort entwickelten sich besondere Formen des Miteinanders Eine Gottesdienstgemeinschaft zwischen Protestanten und Katholiken gab es nicht Allerdings sorgte etwa der protestantische Domdechant von Vincke dafur dass die katholischen Tageszeitgebete Stundengebet weiter vollzogen wurden 13 14 Aufhebung 1810 Bearbeiten Gemass dem Erlass von Konig Jerome vom 1 Dezember 1810 erfolgte die Aufhebung vor Ort am 16 Dezember 1810 15 Siehe auch BearbeitenListe der Mindener Domherren Liste der Bischofe von Minden Liste der Weihbischofe in MindenLiteratur BearbeitenHans Jurgen Brandt Minden Domstift St Petrus und Gorgonius in Karl Hengst Hrsg Westfalisches Klosterbuch Lexikon der vor 1815 errichteten Stifte und Kloster von ihrer Grundung bis zur Aufhebung Teil 1 Munster 1992 S 593 606 Wilfried Dammeyer Der Grundbesitz des Mindener Domkapitels Minden 1957 Wilhelm Drager Das Mindener Domkapitel und seine Domherren im Mittelalter in Mindener Jahrbuch 8 1936 S 1 119 Jorg Erdmann Quod est in actis non est in mundo Papstliche Benefizialpolitik im sacrum imperium des 14 Jahrhunderts Bibliothek des Deutschen Historischen Instituts in Rom 113 Tubingen 2006 Anhang C 2 18 1 Domherrenliste 1295 1378 PDF 58 kB Anhang C 2 18 2 Papstliche Rechtstitel 1295 1378 PDF 52 kB Nathalie Kruppa Verhaltnis zwischen Bischof und Domkapitel am Beispiel des Bistums Minden In Concilium medii aevi 6 2003 Onlinefassung PDF 146 kB Ulrich Rasche Hrsg Necrologien Anniversarien und Obodienzenverzeichnisse des Mindener Domkapitels aus dem 13 Jahrhundert Hannover 1998 Monumenta Germaniae Historica Libri memoriales et Necrologia Nova series 5 ISBN 3 7752 5505 2 Onlinefassung Heinrich Ruthing Das Domkapitel Minden als konfessionell gemischtes Stift In Franz Felten Nikolas Jaspert Hrsg Vita Religiosa im Mittelalter Festschrift fur Kaspar Elms zum 70 Geburtstag Berlin 1999 S 767 784 William C Schrader The Cathedral Chapter at Minden and its Members 1650 1803 In Westfalische Zeitschrift Bd 139 1989 S 83 122 PDF Datei Das gemischte Domkapitel zu Minden im Jahr 1794 In Carl Eduard Vehse Geschichte der deutschen Hofe seit der Reformation Bd 47 48 Hamburg 1859 S 105 106 Digitalisat in der Google Buchsuche Weblinks BearbeitenUrkundenregesten aus dem Archiv des Furstentums und Domkapitels Minden in Digitale Westfalische Urkunden Datenbank DWUD Kleriker des Mindener Domkapitels im Digitalen Personenregister der Germania SacraEinzelnachweise Bearbeiten Hans Nordsiek Der wiedergefundene Siegelstempel des Domkapitels Minden Mitteilungen des Mindener Geschichtsvereins Jahrgang 54 1982 S 139 143 Heinrich II RI II n 1697 1009 Marz 12 Dortmund Regest auf RI Online a b Nathalie Kruppa Verhaltnis zwischen Bischof und Domkapitel am Beispiel des Bistums Minden In Concilium medii aevi 6 2003 S 3 5 Nathalie Kruppa Emanzipation vom Bischof Zum Verhaltnis zwischen Bischof und Stadt am Beispiel Minden In Uwe Grieme u a Hrsg Bischof und Burger Herrschaftsbeziehungen in den Kathedralstadten des Hoch und Spatmittelalters Gottingen 2004 Ulrich Rasche S 285 Die Seite ist online verfugbar 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und Hymnologie 2006 S 94 Vgl dazu Heinrich Ruthing Das Domkapitel Minden als konfessionell gemischtes Stift In Franz Felten Nikolas Jaspert Hrsg Vita Religiosa im Mittelalter Festschrift fur Kaspar Elms zum 70 Geburtstag Berlin 1999 S 767 784 Brandt Art Minden S 594 52 288362 8 919461 Koordinaten 52 17 18 1 N 8 55 10 1 O Normdaten Korperschaft GND 4508410 5 lobid OGND AKS VIAF 239188689 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Domkapitel Minden amp oldid 238594083