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Die Lesende BC 458 1 ist ein Portrat des deutschen Malers Lovis Corinth das er 1911 von seiner Frau Charlotte Berend Corinth anfertigte Das Gemalde befand sich bis in die Zeit des Nationalsozialismus im Besitz des judischen Kunstsammlers Emil Kaim in Breslau wo es 1940 beschlagnahmt und in das Schlesische Museum der Bildenden Kunste in Breslau sowie spater in die Deutsche Treuhandstelle fur beschlagnahmte judische polnische und andere Vermogen im Generalgouvernement uberfuhrt wurde Nach dem Zweiten Weltkrieg gelangte es in Privatbesitz 2022 kam es zu einer gutlichen Einigung der Besitzer mit den Erben von Emil und Sophie Kaim Ende 2022 wurde das Gemalde bei einer Auktion versteigert und befindet sich seitdem wieder in Privatbesitz Die LesendeLovis Corinth 1911Ol auf Leinwand45 70 cmPrivatbesitzVorlage Infobox Gemalde Wartung Museum Das in Ol auf Leinwand ausgefuhrte querformatige Bild misst 45 70 Zentimeter Corinth malte seine Frau auf einem Sofa liegend wahrend sie ein Buch liest 1930 fertigte Charlotte Berend Corinth selbst ein nahezu gleiches Bild mit dem Titel Mine Corinth auf einem Diwan ein Buch lesend an das ihre Tochter Wilhelmine Corinth in derselben Position auf einem Sofa darstellte Inhaltsverzeichnis 1 Bildbeschreibung 2 Hintergrund und Entstehung 3 Deutung und Rezeption 3 1 Intimitat und Bezug zu franzosischer Malerei 3 2 Mine Corinth auf einem Diwan ein Buch lesend 4 Provenienz und Ausstellungen 5 Belege 6 Literatur 7 WeblinksBildbeschreibung BearbeitenDas Gemalde zeigt eine dunkelhaarige Frau die auf einem Sofa liegt und ein Buch in den Handen halt bei der Abgebildeten handelt es sich um Charlotte Berend Corinth die Frau des Kunstlers Der Kopf der Frau befindet sich auf der linken Seite des Bildes auf einigen Kissen Sie tragt ein blau und weiss gemustertes und am Hals geschlossenes Kleid uber den Schultern zudem eine helle Jacke Die Armel des Kleides enden unterhalb der Ellenbogen am rechten Unterarm auf der vorderen Seite unterhalb des Handgelenks tragt die Frau ein goldenes Armband Mit beiden Handen halt sie ein aufgeschlagenes Buch in die Hohe Die Augen sind auf das Buch gerichtet sodass sie aus der Perspektive des Betrachters halb geschlossen wirken Das Portrat der Liegenden endet am rechten Bildrand unterhalb der Huften wobei die Oberschenkel von einem Beistelltisch mit einer Blumenvase verdeckt werden die den rechten Bildrand bilden Das Sofa ist braunlich rot und die Liegeflache bildet den unteren Bildrand An der linken Seite befindet sich eine Armlehne auf der ein rotliches Sofakissen und darauf ein kleineres weisses Kissen liegen auf denen der Kopf von Charlotte Berend Corinth aufliegt Der Tisch am rechten Bildrand ist von einer weiss roten Tischdecke abgedeckt die darauf stehende Vase enthalt einen Strauss aus Fruhjahrsblumen Den Hintergrund bildet eine blaue Wand mit weissen Verzierungen in Form von Pflanzenornamenten Das Bild ist am oberen linken Bildrand signiert und datiert mit Lovis Corinth 1911 1 Hintergrund und Entstehung BearbeitenLaut dem Werkverzeichnis von Charlotte Berend Corinth wurde das Bild 1911 bei einem Urlaub in St Ulrich im Grodner Tal in Sudtirol gemalt Wie die Dargestellte sagt hatte sie gar nicht bemerkt dass sie bei der Lekture portratiert wurde Beim Malen dieses Bildes ist es tatsachlich geschehen dass ich es nicht bemerkte als Lovis mich malte Ich war so sehr vertieft in meine Lekture dass ich es zwar horte wie er die Staffelei aufstellte und sich zum Malen hinsetzte aber ich dachte er wird wohl die Blumen malen die auf dem Tisch neben dem Sofa standen Dann versenkte ich mich wieder in mein Buch Eine sublime Intimitat geht vom Bilde aus Und es ist leicht in einer heiteren Farbharmonie gehalten 2 Dabei betont sie die blaue Farbe des Kleides mit weissen Punkten das blaue Sofa und die ebenfalls hellblaue Wand mit weissen Ornamenten 2 Deutung und Rezeption BearbeitenIntimitat und Bezug zu franzosischer Malerei Bearbeiten Bei der Objektbeschreibung zur Auktion im Auktionshaus Ketterer Kunst 2022 wird die bereits von Charlotte Berend Corinth erwahnte Intimitat des Bildes herausgestellt Derart unmittelbare Begegnungen zwischen Bild und Betrachter sind den Werken Corinths in vielen Facetten inharent Ob zarteste menschliche Nahe rohe Gewalt oder wildes erotisches Verlangen der gestenreiche Pinselduktus des Kunstlers bannt die Gefuhle des Lebens auf die Leinwand und zieht die Betrachtenden in diesen Bann 3 Corinth bringe in den zahlreichen Portrats seiner Frau vertrautes liebendes Begehren ebenso zum Ausdruck wie die stille Intimitat eines ruhigen Sonntagnachmittags 3 In diesem Bild wird die Hauslichkeit und Ruhe vor allem durch die zarten Blautone die ornamentierte Tapete und de n rechts im Bild angedeutete n Blumenstrauss zusammen mit dem entspannt auf dem Kissen ruhende n Haupt der geliebten Charlotte betont 3 Zudem wird ein Bezug zu anderen Kunstlern hergestellt die lesende Frauen darstellten wobei vor allem Bilder von Claude Monet und Jean Honore Fragonard herausgestellt werden Demnach habe sich Corinth dabei ganz offensichtlich an der franzosischen Moderne orientiert besonders an der wegweisenden postimpressionistischen Mustermalerei eines Edouard Vuillard oder Pierre Bonnard 3 Mine Corinth auf einem Diwan ein Buch lesend Bearbeiten Mine Corinth auf einem Diwan ein Buch lesendCharlotte Berend Corinth um 1930Ol auf Leinwand50 8 81 cmJudisches Museum BerlinLink zum Bild Bitte Urheberrechte beachten Vorlage Infobox Gemalde Wartung Museum Charlotte Berend Corinth malte um 1930 mit Mine Corinth auf einem Diwan ein Buch lesend Ol auf Leinwand 50 8 81 cm ein Bild das wie eine Kopie des Gemaldes ihres verstorbenen Mannes von 1911 wirkt Es entspricht diesem in Motiv und Bildaufbau unterscheidet sich von ihm jedoch durch das abweichende Format und die vollig andere Farbgebung vor allem der Hintergrund ist bei diesem Bild rotlich braun Charlotte Berend Corinth wahlte als Titel zudem einen Bezug zu ihrer Tochter Wilhelmine Corinth An der Position an der Lovis Corinth sein Bild signiert hatte befindet sich bei Berend Corinth eine deutliche Retusche und sie selbst signierte es am unteren rechten Bildrand mit einem eingeritzten Ch BEREND Inka Bertz reflektiert die Entstehung des Bildes als Dialog mit Lovis Corinth Nach ihrer Darstellung befand sich Charlotte Berend Corinth zur Zeit der Entstehung ihres Bildes in eine r Phase der kunstlerischen Selbstzweifel der Experimente und Orientierungssuche die in ihren Werken aber auch in ihrem Tagebuch und den autobiografischen Erinnerungsbuchern an Lovis Corinth ihren Ausdruck fanden Darin wechselt die erzahlte Zeit zwischen der Gegenwart der Autorin und Ruckblenden in die Vergangenheit mit Lovis Corinth Er ist ihr Sparringspartner Resonanzraum und Seelenspiegel 4 In diesen Kontext setzt sie auch das Gemalde als bildkunstlerische Entsprechung dieser Texte in dem sich ebenfalls Identifikation mit Selbstbehauptung Erinnerung mit der Suche nach einer kunstlerischen Zukunft Appropriation mit eigener Schopfung changierend zwischen der Erinnerung an Lovis Corinth und ihrer eigenen Gegenwart als Kunstlerin mischen 4 Charlotte Berend Corinth uberarbeitete das 1930 geschaffene Werk wahrscheinlich in den 1950er 60er Jahren in denen sie sich verstarkt wieder ihren eigenen Arbeiten zuwendete Wahrscheinlich wurde dabei auch die Signatur retuschiert und die neue Signatur in die bereits gefirnisste Malschicht eingeritzt Nach Bertz verrat die Veranderung eine Vehemenz die im Verband mit der Fluchtigkeit ja Hast mit der die Retuschen links oben ausgefuhrt sind auf eine emotional aufgewuhlte Stimmung schliessen lasst Aber gerade im Zusammenhang mit der Beseitigung der gemalten Signatur oben links erscheint der Eingriff in die Bildoberflache unten rechts wie eine ostentative irreversible Bekraftigung ihrer Autorschaft 4 Das Gemalde Mine Corinth auf einem Diwan ein Buch lesend befindet sich seit 2009 in der Sammlung des Judischen Museums Berlin und wurde bei einer Auktion in der Galerie Bassenge aus dem Nachlass der Familie der Kunstlerin erstanden 4 Provenienz und Ausstellungen Bearbeiten nbsp Schwarz Weiss Darstellung des Bildes aus dem Werkverzeichnis von 1992 zum Zeitpunkt der Veroffentlichung war der Verbleib des Bildes unbekannt Dem Werkverzeichnis von Berend Corinth folgend befand sich das Bild im Privatbesitz des judischen Kaufmanns und Sammlers Emil Kaim in Breslau und der Verbleib nach dem Zweiten Weltkrieg war sowohl ihr wie auch der Bearbeiterin der Neuauflage 1992 Beatrice Hernad unbekannt 1 In der Sammlung Emil und Sophie Kaim befand es sich bis 1940 danach wurde es wahrend der NS Diktatur beschlagnahmt und ging in Staatsbesitz uber Emil und Sophie Kaim wurden 1943 in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert uberlebten dort jedoch und gelangten mit einem Sondertransport 1945 in die Schweiz 3 Im Februar 1942 kam das Bild durch den Tausch mit einem anderen Kunstwerk in das Schlesische Museum der Bildenden Kunste in Breslau und blieb dort bis 1944 Uber die Deutsche Treuhandstelle fur beschlagnahmte judische polnische und andere Vermogen im Generalgouvernement wurde es dann an einen unbekannten Kunsthandler versteigert Ab Ende der 1950er Jahre befand es sich in Familienbesitz 2022 kam es erneut in den Kunsthandel nachdem sich die Besitzer mit den Erben von Emil und Sophie Kaim gutlich geeinigt hatten und damit Restitutionsanspruchen nachgekommen waren Es wurde am 9 Dezember 2022 im Auktionshaus Ketterer Kunst Munchen versteigert und befindet sich seitdem erneut in Privatbesitz 3 In den 1920er Jahren wurde das Bild vereinzelt bei Ausstellungen gezeigt 1923 war es Teil einer Ausstellung zu Corinths 65 Geburtstag mit 170 Bildern aus Privatbesitz im ehemaligen Kronprinzenpalais der Nationalgalerie Berlin Katalognummer 157 sowie erneut dort 1926 zur grossen Gedachtnisausstellung von Gemalden und Aquarellen nach dem Tod von Lovis Corinth Katalognummer 188 Vom 12 September bis 15 Dezember 1926 zeigte der Kunstverein Kassel das Bild in der Staatlichen Gemaldegalerie in einer Ausstellung von Gemalden zu seinem Gedachtnis Katalognummer 188 und 1927 wurde es beim Sachsischen Kunstverein im Rahmen einer Gedachtnis Ausstellung fur Lovis Corinth mit anderen Gemalden Aquarellen Zeichnungen und Grafiken in einem Seitenflugel der Kunstakademie auf der Bruhlschen Terrasse in Dresden prasentiert 1 3 Belege Bearbeiten a b c d Die Lesende BC 458 In Charlotte Berend Corinth Lovis Corinth Werkverzeichnis Neu bearbeitet von Beatrice Hernad Bruckmann Verlag Munchen 1992 ISBN 3 7654 2566 4 S 124 a b Die Lesende BC 458 In Carl Georg Heise Hrsg Lovis Corinth Bildnisse seiner Frau Reclam Verlag Stuttgart 1958 S 28 a b c d e f g Lovis Corinth Die Lesende Lot 5 beim Auktionshaus Ketterer Kunst 9 Dezember 2022 abgerufen am 14 April 2023 a b c d Inka Bertz Charlotte Berend im Dialog mit Lovis Corinth Uberlegungen zu dem Gemalde Mine Corinth auf einem Diwan ein Buch lesend In Andrea Jahn Hrsg Wiederentdeckt Rediscovered Ausstellungskatalog Charlotte Berend Corinth Saarlandmuseum Moderne Galerie Saarbrucken 5 11 2021 20 2 2022 S 140 155 Kopie Charlotte Berend im Dialog mit Lovis Corinth Uberlegungen zu dem Gemalde Mine Corinth auf einem Diwan ein Buch lesend Judisches Museum Berlin 2021 abgerufen am 30 Mai 2023 Literatur BearbeitenDie Lesende In Charlotte Berend Corinth Lovis Corinth Werkverzeichnis Neu bearbeitet von Beatrice Hernad Bruckmann Verlag Munchen 1992 ISBN 3 7654 2566 4 S 65 66 Weblinks BearbeitenLovis Corinth Die Lesende Lot 5 beim Auktionshaus Ketterer Kunst 9 Dezember 2022 Inka Bertz Charlotte Berend im Dialog mit Lovis Corinth Uberlegungen zu dem Gemalde Mine Corinth auf einem Diwan ein Buch lesend Judisches Museum Berlin 2021 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Die Lesende Lovis Corinth amp oldid 235272923