www.wikidata.de-de.nina.az
Altagyptische Sternuhren sind Sternuhren im Alten Agypten Sie sind Teil der Astronomie im Alten Agypten Sie dienten der astronomischen Zeitmessung wahrend der Nacht Das erstmals in der ersten Zwischenzeit belegte Modell der Diagonalsternuhr verwendete fur die Dekansterne neben dem bekannten Instrumentarium des heliakischen Aufgangs zusatzlich als Zeitmessungskriterium die akronychischen Kulminationen und akronychischen Sternuntergange Die so ermittelte einzelne Nachtstunde wies im Gegensatz zu der spater folgenden Ramessidischen Sternuhr eine andere Lange auf Ausserdem fungierten bei der Diagonalsternuhr die Dekane inklusive der zugehorigen Dekansterne als Berechnungsgrundlage Diagonalsternuhr Mittleres Reich Die Ramessidische Sternuhr fusste dagegen auf Stundensternen ohne explizite Dekanzuweisung Zusatzlich wurde eine 13 Nachtstunde eingefuhrt die eine genauere Zeitmessung ermoglichte Die in den Diagonalsternuhren verwendeten akronychischen Kriterien erfuhren eine Einbettung in das neue System der Stundensterne Die Innovationen der Ramessidischen Sternuhr konnten sich langfristig jedoch nicht durchsetzen da aufgrund der erweiterten Stundeneinteilung gegenuber dem bis in die griechisch romische Zeit tradierten zwolfstundigen System der Diagonalsternuhr die historische Basis fehlte Zudem war die Ramessidische Sternuhr nicht mit der Mythologie des Amduat kompatibel Inhaltsverzeichnis 1 Diagonalsternuhren 1 1 Entdeckung 1 2 Fundorte und Zuordnung der Daten 1 3 Funktionsweise 1 4 Dekan Sterne 1 5 Einteilung des Himmels 1 6 Unterwelt 2 Ramessidische Sternuhren 2 1 Datierung der Ramessidischen Sternuhren 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseDiagonalsternuhren BearbeitenDer Begriff Diagonalsternuhr bezieht sich auf die lineare Algebra in der die Haupt und Nebendiagonalen gedachte Linien markieren die schrag von oben links nach unten rechts durch das agyptische Kalenderschema verlaufen und damit die Wanderung der Dekan Sterne durch die jeweiligen Wochen zeigen Diagonalsternuhr EA47605 Idealisierter altagyptischer Kalender Aufteilung der Dekane fur die jeweiligen Dekaden 1 1 P 1 21 A 4 11 A 4 1 A 4 21 A 3 11 A 3 1 A 3 21 A 2 11 A 2 1 A 2 21 A 1 11 A 1 1 A 113 12 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2 114 13 12 11 10 9 8 7 6 5 4 3 215 14 13 12 11 10 9 8 7 6 5 4 316 15 14 13 12 11 10 9 8 7 6 5 417 16 15 14 13 12 11 10 9 8 7 6 518 17 16 15 14 13 12 11 10 9 8 7 619 18 17 16 15 14 13 12 11 10 9 8 720 19 18 17 16 15 14 13 12 11 10 9 821 20 19 18 17 16 15 14 13 12 11 10 922 21 20 19 18 17 16 15 14 13 12 11 1023 22 21 20 19 18 17 16 15 14 13 12 1124 23 22 21 20 19 18 17 16 15 14 13 1225 24 23 22 21 20 19 18 17 16 15 14 13Entdeckung Bearbeiten nbsp Sarg des NachtDer Agyptologe Ludwig Borchardt konnte aufgrund gefundener Fragmente und Sargausstattungen zuerst die Methoden der altagyptischen Zeitmessung analysieren Schon fruh bemerkte er dass die Zeitmessung im Alten Agypten vorwiegend auf astronomischen Beobachtungen basierte Genauere Berechnungen in der Astronomie fuhrten zu verbesserten Interpretationen und Moglichkeiten die Angaben der Diagonalsternuhr bezuglich ihrer Entstehungszeit zuzuordnen Erste Belege in Form von Dekorationen sind im Mittleren Reich fassbar Sie befinden sich in dieser Zeit in der Regel auf den Unterseiten der Sargdeckel Die altesten belegten Diagonalsternuhren stammen aus der 9 Dynastie Die auf dem Sargdeckel Nr 9 befindliche Diagonalsternuhr lasst sich auf die Regierungszeit von Mentuhotep II in der 11 Dynastie datieren Erwahnungen in den Pyramidentexten machen eine Nutzung der Diagonalsternuhren schon vor den Anfangen des Alten Reichs wahrscheinlich lassen sich aber bislang nicht belegen Neuere Untersuchungen haben ergeben dass im Alten Reich die Dekane nach den heliakischen Aufgangen angeordnet und am klassischen Himmelsbild orientiert waren Im Mittleren Reich traten die kulminierenden Dekane an die Stelle der aufgehenden Dekane Aus dieser systembedingten Neubewertung entstand die neue Reihenfolge der Dekansterne in den Sargtexten 2 Fundorte und Zuordnung der Daten Bearbeiten Die gefundenen Sarge mit Diagonalsternuhren stammen aus Assiut Theben Gebelein und Assuan Unterschiedliche Anordnungen sind dabei nicht zu erkennen Diese Umstande fuhrten zu der Erkenntnis dass die Angaben der Diagonalsternuhren auf einen idealisierten Kalender hinweisen Andere astronomische Aufzeichnungen mit Kalenderbezug weisen auf die Orte Memphis und Heliopolis weshalb sich die Angaben der Diagonalsternuhren hochstwahrscheinlich einheitlich auf den 30 Breitengrad grunden In den altesten Belegen des Mittleren Reiches datiert der heliakische Aufgang des Sterns Sothis in der zwolften Nachtstunde als 18 Dekan was umgerechnet dem 21 Peret II entspricht Das Sothis Datum bestatigt den Inhalt der Sargtexte wonach die Dekanaufgange die jeweiligen Stunden bestimmten Die spatere Datierungsverbindung mit der Kulmination wurde zu dieser Zeit nachweislich nicht angewendet da die Kalenderangaben dann nicht mehr in Ubereinstimmung mit den tatsachlichen Aufgangen stehen wurden 3 Funktionsweise Bearbeiten nbsp Die Tierkreiszeichen aus DenderaOtto Neugebauer Richard Anthony Parker und Christian Leitz belegten dass sich die Methoden der Dekansternberechnung der griechisch romischen Zeit und des Mittleren Reiches nicht entsprachen Im ersteren Fall dienten die bereits eingefuhrten zwolf Tierkreiszeichen aus Dendera als Grundlage weshalb sich die Aufteilung der 36 Dekane und deren Nachtstunden an der Ekliptik ausrichtete Im Mittleren Reich war weder die Kenntnis der Ekliptik noch die Grundlage der zwolf Tierkreiszeichen vorhanden Das Funktionsprinzip der Diagonalsternuhren beruhte deshalb auf einer anderen Basis 4 Auf den Abbildungen und Dekorationen der Graber war der Lebenszyklus der Gottheiten und Dekan Sterne kalendermassig erfasst Gemeinsam mit dem Instrument der Schattenuhr unterteilten die Agypter den Tag in die zwolf Stunden des Tages und die zwolf Stunden der Nacht wobei die Lange der Tagesstunden vom Sonnenstand des Tages abhangig war Die Nachtstunden wurden in aquale Zeiteinheiten aufgeteilt die in ihrer Dauer der jeweiligen Jahreszeit angepasst wurden Damit hatte die Nacht zwolf individuell gleich lange Stundenabschnitte die jedoch nicht mehr mit denen des Folgetages ubereinstimmten 5 Die Dekan Sterne zeigten immer das Ende der jeweiligen Stunde an beispielsweise erfolgte der heliakische Aufgang des Sirius gemass Einteilung der Diagonalsternuhr immer am Ende der zwolften Nachtstunde idealerweise als 18 Dekanstern Christian Leitz verweist auf die widerspruchlichen Annahmen von Otto Neugebauer und Richard Anthony Parker die entgegen ihrer eigenen Definition jede Nachtstunde der Diagonalsternuhren mit 10 der Ekliptik gleichsetzten Die zugehorigen Berechnungen in Verbindung mit der Ekliptik fussen auf einer nicht vorhandenen Grundlage und treffen daher nicht zu 6 Dekan Sterne Bearbeiten In der agyptischen Astronomie war das Jahr des agyptischen Kalenders in 36 Wochen mit je zehn Tagen unterteilt Die fehlenden funf Tage bildeten das kleine Jahr Den Wochen waren Dekan Sterne zugeordnet die jeweils im Abstand von zehn Tagen mit ihrem heliakischen Aufgang den 36 Wochen ihren Namen gaben Einteilung des Himmels Bearbeiten Himmelseinteilung in HieroglyphenMittleres Reich Sebau en pet Sb3w n pt Sterne des HimmelsNeues Reich Sebau baktiu Sb3w b3k tjw Arbeitende SterneZwischen dem ersten heliakischen aufgehenden und dem akronychisch kulminierenden Dekan Stern der die erste Stunde der Nacht macht liegen zwanzig Dekan Sterne Die Dekan Sterne des Himmels sebau en pet hatten fest zugeordnete Himmelspositionen Acht Dekan Sterne befinden sich immer im Osten und symbolisieren die Geburtssterne meset neun Dekan Sterne stellen die sterbenden Sterne scheni duat im Westen dar wahrend zwolf Dekan Sterne in der Mitte des Himmels als arbeitende Dekan Sterne Baktiu positioniert sind Unterwelt Bearbeiten In der Unterwelt Totenreich hielten sich jeweils sieben Toten Sterne scha tuat auf Die Totensterne hatten keine speziellen Aufgaben sondern schliefen mit den Toten gemeinsam bis zur nachsten Wiedergeburt Ramessidische Sternuhren Bearbeiten nbsp 16 Achet I Thot im Grab von Ramses VI Die vier erhaltenen Exemplare aus den Grabern von Ramses VI Ramses VII sowie Ramses IX konnten zu einer weitestgehend vollstandigen Version zusammengesetzt werden Eine Ramessidische Sternuhr enthalt 24 Tafeln jeweils eine fur den ersten und 16 Monatstag des zwolf Monate umfassenden altagyptischen Kalenderjahres Die einzelne Tafel ist in 13 Stundenzeilen unterteilt die fur den Zeitraum von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang stand Die erste Zeile symbolisierte den Anfang der Nacht die direkt nach Sonnenuntergang begann Die Zeilen zwei bis 13 reprasentierten das jeweilige Ende der zwolf Nachtstunden Die einzelne Stundenzeile enthalt drei Eintrage Stunde Sternname und Positionsangabe Die aufgefuhrten Sterne gehorten entweder zu einem altagyptischen Sternbild oder stellten Einzelsterne dar Die Ramessidischen Sternuhren beinhalteten insgesamt 47 verschiedene Sterne Die Positionsangaben bezogen sich auf die sieben moglichen Konstellationen rechte Schulter rechtes Ohr rechtes Auge Mitte linkes Auge linkes Ohr und linke Schulter Die Position Mitte stand fur den Meridian die anderen sechs Angaben bezogen sich auf die Position ostlich und westlich des Meridians Datierung der Ramessidischen Sternuhren Bearbeiten nbsp Der Meridian ist als orangefarbener Kreis eingezeichnet Aufgrund der in den Ramessidischen Sternuhren beschriebenen Konstellationen erkannten bereits die Agyptologen des 19 Jahrhunderts dass sich die Angaben auf einen Zeitpunkt zwischen 1500 und 1450 v Chr beziehen mussen Otto Neugebauer und Richard Anthony Parker die diesen Zeitraum bestatigten unternahmen den Versuch einer Zuordnung der jeweiligen Sterne Nach eingehender Analyse kamen beide Agyptologen zu dem Schluss dass eine genaue Identifikation der einzelnen Sternpositionen und damit verbunden eine genauere Datierung nicht moglich sei Christian Leitz war der erste Agyptologe der sich mit den Aussagen von Otto Neugebauer sowie Richard Anthony Parker bezuglich der Ramessidischen Sternuhren eingehend auseinandersetzte Seine Untersuchungsergebnisse belegen dass einige Sternzuordnungen fehlerhaft waren und deshalb ein genaues Chronologiegerust nicht erstellt werden konnte Da Seba en Sah Hauptstern des altagyptischen Sternbildes Sah zwischenzeitlich sicher identifiziert werden konnte und Seba en Sah auch im Grab des Senenmut TT353 in den Deckendarstellungen enthalten ist war eine taggenaue Zuordnung moglich Im Grab des Senenmut ist vermerkt dass Seba en Sah am 23 Achet III zu Mitternacht kulminierte Die im Grab des Senenmut erwahnten Konstellationen beziehen sich ebenso wie in anderen altagyptischen Quellen auf den Beobachtungsort Memphis Rolf Krauss der die Hypothese von wechselnden Beobachtungsorten postulierte lehnt dagegen eine Identifikation von Seba en Sah mit Rigel ab weil in seinen veroffentlichten Analysen Elephantine als Beobachtungsort favorisiert ist Eine Akzeptanz der Gleichsetzung von Seba en Sah mit Rigel wurde die Hinfalligkeit seines Konzeptes bedeuten In den Ramessidischen Sternuhren die erst etwa drei Jahrhunderte spater entstanden tauchen die unveranderten Angaben aus dem Grab des Senenmut wieder auf obwohl sich im altagyptischen Kalender die Sternpositionen um mehr als zwei Monate verschoben hatten Astronomische Berechnungen ergaben dass die mitternachtliche Kulmination von Seba en Sah in Verbindung der anderen Sterndaten nur fur die Jahre 1463 1462 v Chr mit dem altagyptischen Kalender und dem Beobachtungsort Memphis in Einklang zu bringen ist Altagyptischer Kalender der Ramessidischen Sternuhren im Jahr 1463 1462 v Chr Tafel Altagyptischer Monat 1 Monatstag Gregorianischer Kalender 16 Monatstag Gregorianischer Kalender 1 2 Achet I 1463 v Chr 11 bis 12 August 26 bis 27 August3 4 Achet II 1463 v Chr 10 bis 11 September 25 bis 26 September5 6 Achet III 1463 v Chr 10 bis 11 Oktober 25 bis 26 Oktober7 8 Achet IV 1463 v Chr 9 bis 10 November 24 bis 25 November9 10 Peret I 1463 v Chr 9 bis 10 Dezember 24 bis 25 Dezember11 12 Peret II 1462 v Chr 8 bis 9 Januar 23 bis 24 Januar13 14 Peret III 1462 v Chr 7 bis 8 Februar 22 bis 23 Februar15 16 Peret IV 1462 v Chr 9 bis 10 Marz 24 bis 25 Marz17 18 Schemu I 1462 v Chr 8 bis 9 April 23 bis 24 April19 20 Schemu II 1462 v Chr 8 bis 9 Mai 23 bis 24 Mai21 22 Schemu III 1462 v Chr 7 bis 8 Juni 22 bis 23 Juni23 24 Schemu IV 1462 v Chr 7 bis 8 Juli 22 bis 23 JuliLiteratur BearbeitenChristian Leitz Altagyptische Sternuhren Peeters Leuven 1995 ISBN 90 6831 669 9 Sarah Symons A Star s Year The Annual Cycle in the Ancient Egyptian Sky University of Leicester 2007 Volltext als PDF Auf citeseerx ist psu edu zuletzt abgerufen am 14 Februar 2021 Alexandra von Lieven Der Himmel uber Esna Eine Fallstudie zur religiosen Astronomie in Agypten am Beispiel der kosmologischen Decken und Architravinschriften im Tempel von Esna Harrassowitz Wiesbaden 2000 ISBN 3 447 04324 5 Alexandra von Lieven Grundriss des Laufes der Sterne Das sogenannte Nutbuch The Carsten Niebuhr Institute of Ancient Eastern Studies u a Kopenhagen 2007 ISBN 978 87 635 0406 5 Weblinks BearbeitenAltagyptische DiagonalsternuhrEinzelnachweise Bearbeiten Sarah Symons A Star s Year The Annual Cycle in the Ancient Egyptian Sky University of Leicester 2007 S 3 Alexandra von Lieven Grundriss des Laufes der Sterne Kopenhagen 2007 S 43 Siegfried Schott Altagyptische Festdaten Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz Germany Abhandlungen der Geistes und Sozialwissenschaftlichen Klasse Verlag der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz Wiesbaden 1950 S 25 Christian Leitz Altagyptische Sternuhren Leuven 1995 S 74 Christian Leitz Altagyptische Sternuhren Leuven 1995 S 75 Christian Leitz Altagyptische Sternuhren Leuven 1995 S 73 Altagyptische Astronomie Agyptischer Kalender Altagyptische Sternuhren Agyptischer Mondkalender Altagyptische Planetenbezeichnungen Altagyptische Sternbilder Dekanlisten Dekansterne Duat Himmelsbucher Jenseitsbucher Kosmologisches Weltbild Stundenbucher Stundengottheiten Tagewahlkalender Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Altagyptische Sternuhren amp oldid 219535809 Diagonalsternuhren