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Das Deutsche Generalkonsulat Istanbul turkisch Alman Baskonsoloslugu Istanbul ist die konsularische Vertretung Deutschlands in Istanbul das im Stadtteil Beyoglu direkt am Taksim Platz liegt Bis 1928 beherbergte das Gebaude des heutigen Generalkonsulats die Botschaft des deutschen Reiches Deutsche Botschaft Konstantinopel Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Sommerresidenz Tarabya 3 Liste der deutschen Botschafter in Konstantinopel 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenNachdem 1871 das Deutsche Kaiserreich gegrundet worden war entschied sich die deutsche Regierung eine Botschaft im damaligen Konstantinopel der Hauptstadt des Osmanischen Reiches zu errichten Die Hohe Pforte bot mehrere Grundstucke zum Bau derselben an darunter einen Teil eines ehemaligen Friedhofgelandes ausserhalb des Stadtzentrums am Taksim Platz Am 15 Mai 1874 wurde trotz Proteste der Bevolkerung der Erwerb des rund 10 000 m grossen Grundstucks fur 95 015 Taler abgeschlossen Bedingung des Sultans war es das Grab des Heiligen Silahtar Ali Aga zu erhalten und zu pflegen was bis heute geschieht Am 4 Dezember 1874 ubernahm Albert Kortum die Bauleitung nachdem sein Vorganger Hubert Gobbels gestorben war Das Botschaftspalais das erste des Deutschen Reiches wurde im klassizistischen Stil errichtet Die Botschaft erhielt sechs Stockwerke davon zwei Untergeschosse was zu einer gewissen Blockhaftigkeit und Ahnlichkeit mit Palazzo Bauten fuhrte Am Dach wurden steinerne Adler aufgestellt die dem Gebaude entgegen den ursprunglichen Planen die Wappen der deutschen Bundesstaaten einzubringen eine eindeutig preussische Pragung gaben Die Adler wurden in den Wirren des Ersten Weltkrieges abmontiert und sind seither verschollen Auf dem Gelande der Botschaft befand sich noch ein Stall und eine Wagenremise Die Innenausstattung war im Stil der Neorenaissance gehalten und zeichnete sich durch rote Tapeten und Stuckverzierungen aus Der erste Botschafter Prinz Heinrich VII zu Reuss moblierte die Raume nach eigener Auswahl jedoch blieben aufgrund der beschrankten Mittel einige Raume leer nbsp Historische AnsichtAm 1 Dezember 1877 weihte der deutsche Botschafter Prinz Reuss die erste Botschaft des Kaiserreiches ein die in weiten Teilen auf dem Entwurf von Hubert Gobbels basierte den dieser noch fur ein anderes Grundstuck vorgelegt hatte 1 Das Gebaude hatte eine Geschossflache von fast 10 000 m und ein Gesamtvolumen von 55 000 m ungefahr 80 Personen arbeiteten in der Botschaft Doch die Offentlichkeit betrachtete den Neubau durchaus kritisch Das Gebaude sei eine Masse ohne Gliederung und architektonische Schonheit hiess es Dieser Eindruck entstand durch die Lage des imposanten Prachtbaus in einem Wohnviertel das ansonsten durch leichtere Holzhauser gepragt war In den folgenden drei Jahrzehnten verbesserte sich die Beziehung zum Osmanischen Reich erheblich nicht zuletzt durch die Deutsche Militarmission im Osmanischen Reich den Bau der Bagdadbahn und den Botschafter Adolf Marschall von Bieberstein Von 1908 bis 1918 erschien auf Wunsch der Botschaft auch die deutschsprachige Zeitung Osmanischer Lloyd Kaiser Wilhelm II sorgte sich besonders um das deutsch turkische Verhaltnis und stattete Konstantinopel schon 1889 ein Jahr nach seinem Regierungsantritt einen ersten Besuch ab Bismarck sah das Interesse des Kaisers fur den Orient sehr kritisch da er Grossbritannien Frankreich und Russland nicht misstrauisch machen wollte Der Besuch erfolgte mehr oder weniger kurzfristig weshalb Sultan Abdulhamit II die Unterkunft des Kaiserpaares Sale Kosku ursprunglich ein Schweizer Holz Chalet kurzerhand um einige Holzturen des Ciragan Palastes vergrosserte Im Rahmen der beruhmten Orient Reise Wilhelms II 1898 wurde das Gastehaus erheblich vergrossert Am Bosporus veranstaltete man eine Flottenparade die sich der Kaiser zunachst von seinem Boot SMY Hohenzollern und spater von der Aussichtsterrasse der Botschaft ansah Die dritte und letzte Istanbul Reise des Kaisers fand 1917 statt um den Verbundeten des Kaiserreichs im Ersten Weltkrieg den Rucken zu starken Ein Jahr zuvor hatte man ein Gemalde Kaiser Wilhelms in osmanischer Uniform eines Paschas anfertigen lassen das als Geschenk Wilhelms II an Sultan Mehmet V gedacht war sich jedoch aufgrund der Kriegswirren bis heute im Generalkonsulat befindet und dort den Festsaal schmuckt Die Entente veranlasste im Waffenstillstandsvertrag von Mudros den Abbruch der deutsch turkischen Beziehung Die Gesandtschaft Schwedens ubernahm als Schutzmachtsvertretung die Verantwortung fur das Gebaude Als Istanbul am 23 August 1923 durch General Mustafa Kemal Ataturk befreit wurde wurden auch die Beziehungen zum Deutschen Reich das inzwischen zur Republik geworden war wieder aufgenommen Am 29 Oktober rief Ataturk die turkische Republik aus Die angestrebten Reformen konnten Ataturks Ansicht nach nicht in Istanbul der bisherigen Residenz des Sultans verwirklicht werden Daher wurde Ankara zur Hauptstadt erklart und alle Botschaften dorthin verlegt siehe Deutsche Botschaft Ankara Der Umzug der deutschen Botschaft verzogerte sich bis 1928 und erst am 4 Juni 1931 konnte die deutsche Auslandsvertretung in Istanbul als Generalkonsulat die Arbeit wieder aufnehmen Auf Bestreben der Alliierten wurden gegen Ende des Zweiten Weltkrieges 1944 die Beziehungen erneut abgebrochen Die Schweiz ubernahm diesmal die Rolle der Schutzmachtvertretung Nachdem 1949 die Bundesrepublik Deutschland gegrundet worden war wurde auch das Generalkonsulat am 24 Oktober 1950 als eine der ersten Auslandsvertretungen der Nachkriegszeit wieder in Betrieb genommen Bis 1953 wurde in gemieteten Raumen in Uskudar gearbeitet bevor der Finanzprasident Istanbuls das Botschaftsgebaude dem deutschen Staat zuruckgab 1954 besuchte Konrad Adenauer auf seiner Turkei Reise das Generalkonsulat 1983 bis 1989 fand eine umfassende Renovierung statt die Fassade die Fenster und Turen sowie die Stuckdecken wurden originalgetreu restauriert Die Parkettboden des Kaisersaals und in den Salons wurden erneuert Am 10 September 2001 verubte eine Anhangerin der verbotenen Untergrundorganisation DHKP C ein Selbstmordattentat vor dem deutschen Generalkonsulat in Istanbul Dabei starben zwei turkische Polizeioffiziere und 20 Menschen wurden verletzt 2 Neben dem Deutschen Generalkonsulat und den Wohnraumen des Generalkonsuls beherbergt der Bau seit 1989 die Abteilung Istanbul des Archaologischen Instituts Sommerresidenz Tarabya Bearbeiten nbsp Sommerresidenz TarabyaIm 15 km nordlich vom Stadtzentrum Istanbuls gelegenen Tarabya wo im 19 Jahrhundert viele wohlhabende Osmanen ihr Bosporus Sommerhaus yali hatten befindet sich die im Stil der Bosporus Holzarchitektur errichtete historische Sommerresidenz des kaiserlichen Botschafters Koordinaten 41 135555555556 29 059722222222 Abdulhamid II hatte 1880 der deutschen Botschaft ein Grundstuck im noblen Villenviertel am Bosporus geschenkt wo eine Sommerresidenz erbaut werden sollte Am 4 Februar 1885 stimmte der Reichstag den Planen zu und ordnete an die Finanzierung uber den Verkauf der vormaligen preussischen Gesandtschaft bei der Hohen Pforte zu ermoglichen Bereits 1882 hatte der franzosische Architekt Alphonse Cingria erste Entwurfe erstellt die von Wilhelm Dorpfeld uberarbeitet und massgeblich verandert wurden Dorpfeld plante ein Gebaude in Bosporus Holzbausweise so wie die umliegenden Villen Yali bzw Kosk gestaltet waren Von 1885 bis 1887 wurde die Sommerresidenz unter der Leitung von Armin Wegner errichtet nbsp Hauptgebaude um 18851915 wurde in dem ca 18 ha grossen Park ein Soldatenfriedhof zunachst als Ehrenfriedhof der Marine angelegt auf dem auch Botschafter Freiherr von Wangenheim 1915 und Generalfeldmarschall Colmar Freiherr von der Goltz 1916 begraben wurden Die kunstlerische Gestaltung der Friedhofsanlage lag ab 1917 in den Handen des Bildhauers Georg Kolbe der auch die Skulptur des Ehrenmales schuf 3 Auf dem grossen Areal befinden sich neben der Sommerresidenz die heute vom Generalkonsulat als Ort des deutsch turkischen Dialogs und fur kulturelle und politische Veranstaltungen genutzt wird mehrere andere Gebaude darunter eine okumenische Kapelle sowie das ehemalige Matrosenhaus der Besatzung der SMY Hohenzollern in dem heute eine Gedenkstatte fur die Gefallenen beider Weltkriege gelegen ist Liste der deutschen Botschafter in Konstantinopel Bearbeiten1877 1878 Heinrich VII Prinz Reuss 1878 1882 Paul von Hatzfeld zu Trachenberg 1882 1892 Joseph Maria von Radowitz 1892 1895 Hugo Julius Eduard Furst von Radolin 1895 1897 Anton Saurma von der Jeltsch 1897 1912 Adolf Marschall von Bieberstein 1912 1915 Hans von Wangenheim 1915 1916 Paul Graf Wolff Metternich 1916 1917 Richard von Kuhlmann 1917 1918 Johann Heinrich Graf von Bernstorff 1918 1924 keine diplomatischen Beziehungen Schutzmachtvertretung Schweden 1924 1933 Rudolf Nadolny bis 1928 in Istanbul Ab 1928 dient das Gebaude der nach Ankara verlegten Botschaft als Generalkonsulat Seit 2020 ist Johannes Regenbrecht deutscher Generalkonsul in Istanbul Literatur Bearbeitennach Autoren alphabetisch geordnet Martin Bachmann Tarabya Geschichte und Entwicklung der historischen Sommerresidenz des deutschen Botschafters am Bosporus Deutsches Archaologisches Institut Istanbul Istanbul 2003 ISBN 975 8070 65 7 Jorn Duwel Philipp Meuser Architektur und Diplomatie Bauten und Projekte des Auswartigen Amts 1870 bis 2020 Berlin DOM publishers 2020 S 44 54 ISBN 978 3 86922 517 3 Felix O Gaerte Das deutsche Kaiserliche Palais in Istanbul in Istanbuler Mitteilungen 35 1985 S 323 ff Axel Klausmeier Andreas Pahl Zur Geschichte des Parks des ehemaligen Sommersitzes der deutschen Botschaft in Tarabaya am Bosporus In Die Gartenkunst 19 1 2007 S 109 126 Carsten Meyer Schlichtmann Von der Preussischen Gesandtschaft zum Dogan Apartmani 130 Jahre Geschichte eines Grundstuckes und Hauses in Beyoglu Istanbul Istanbul 1992 ISBN 975 7687 09 X Hartmut Niederwohrmeier Die deutschen Botschaftsgebaude 1871 1945 Dissertation Technische Universitat Darmstadt 1977 S Weblinks BearbeitenGeschichte und Aufgaben des Generalkonsulats PDF Datei 46 kB Website des Generalkonsulats Bilder des Generalkonsulats auf der Website des Bundesamtes fur Bauwesen und RaumordnungEinzelnachweise Bearbeiten Jorn Duwel Philipp Meuser Architektur und Diplomatie Bauten und Projekte des Auswartigen Amts 1870 bis 2020 Berlin DOM publishers 2020 S 50 Wiederholt Ziel von Attentatern Memento des Originals vom 12 Juli 2008 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot orf at Osterreichischer Rundfunk abgerufen am 9 Juli 2008 Istanbul Tarabya Deutsche Kriegsgraberstatte Turkei Onlineprojekt Gefallenendenkmaler abgerufen am 19 Februar 2019 41 035277777778 28 989166666667 Koordinaten 41 2 7 N 28 59 21 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Deutsches Generalkonsulat Istanbul amp oldid 238465400