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Das Deutsch Britische Wettrusten zur See bezeichnet den Rustungswettlauf zwischen der deutschen Kaiserlichen Marine und der britischen Royal Navy vor dem Ersten Weltkrieg Obwohl es keine unmittelbare Ursache des britischen Kriegseintritts 1914 war bildete es ein wesentliches Moment beim Aufkommen eines deutsch britischen Antagonismus im Vorfeld des Krieges Inhaltsverzeichnis 1 Hintergrund 2 Ablauf 3 Abschliessende Wertung 4 Literatur 5 WeblinksHintergrund Bearbeiten nbsp Admiral Alfred von Tirpitz forderte die Aufrustung der MarineIn den Jahrhunderten vor der Deutschen Reichsgrundung 1871 waren die Kriegsflotten deutscher Staaten z B Preussische Marine wenn sie uberhaupt uber solche verfugten im Vergleich zu jenen der grossen Seemachte z B Grossbritannien Frankreich unbedeutend Durch den stark zunehmenden deutschen Uberseehandel und den Erwerb uberseeischer Kolonien nach 1880 wuchs das Bedurfnis nach konkurrenzfahigen deutschen Seestreitkraften Doch erst nach Amtsantritt von Kaiser Wilhelm II ging die Zielrichtung des Flottenbaus uber Kustenschutz und Sicherung von Handelswegen hinaus 1895 wurde der seit 1887 in Bau befindliche Kaiser Wilhelm Kanal seit 1948 Nord Ostsee Kanal eingeweiht Nun konnten deutsche Handels und Kriegsschiffe von der Nordsee in die Ostsee fahren ohne Danemark uber das Skagerrak umrunden zu mussen Von 1907 bis 1914 wurde der Kanal bedeutend ausgebaut Der 1898 zum Leiter des Reichsmarineamts berufene Alfred von Tirpitz legte ein Konzept zum Aufbau einer deutschen Hochseeflotte Tirpitz Plan vor und liess dies durch das 1 Flottengesetz auf lange Sicht festlegen Dieses Gesetz sollte die standigen Querelen im Reichstag um Starke und Finanzierung der Flotte beenden und eine langfristige Planung ermoglichen Das Konzept sah eine so genannte Risikoflotte vor die zur Abschreckung anderer Seemachte vor Deutschlands Kuste dienen sollte Zu diesem Zweck erschien Tirpitz ein Verhaltnis von 2 3 also 67 Prozent gemessen an der grossten Seemacht also Grossbritannien ausreichend Der Aufbau einer grossen Hochseeflotte durch das Deutsche Reich brachte Bewegung in das bislang von Grossbritannien dominierte Krafteverhaltnis der Seemachte Die britische Marine Doktrin war der so genannte Two Power Standard der forderte dass die Royal Navy immer mindestens so stark sein musse wie die beiden nachfolgenden Flotten zusammen Ablauf BearbeitenAls Start des Wettrustens wurde das 2 Flottengesetz gesehen verabschiedet im Juni 1900 das eine deutliche Vergrosserung der deutschen Flotte vorsah In die gleiche Zeit fallt der Bau des britischen Schiffes HMS Dreadnought im Jahr 1905 das als Typschiff fur eine neue Generation von Grosskampfschiffen der Dreadnoughts gesehen wird das allen bisherigen Typen uberlegen war und sie entwertete Somit mussten beide Marinen neu beginnen und dies gab Deutschland die Chance in der Rustung mitzuhalten Zur Finanzierung wurde 1902 die Schaumweinsteuer in Deutschland eingefuhrt nbsp Die HMS Invincible von 1907 der erste Schlachtkreuzer nbsp Der Grosse Kreuzer SMS von der Tann von 1909 der erste deutsche SchlachtkreuzerEine besondere Rolle spielte der britische Erste Seelord Sir John Fisher der dieses Amt 1904 ubernahm und 1905 die HMS Dreadnought sowie den ersten Schlachtkreuzer konzipierte Gemass dem Flottengesetz baute Deutschland pro Jahr zwei bis vier grosse Kriegsschiffe entweder als Ersatz fur sehr alte Schiffe nach 25 Jahren oder zur Vermehrung auf die geplante Sollstarke In Grossbritannien jedoch beschrankte das Parlament in dieser Zeit die Mittel fur die Marine derart dass z B 1908 nur zwei grosse Schiffe begonnen werden konnten Da dies den Marineplanern deutlich zu wenig war wurde in der Offentlichkeit 1909 eine Kampagne die so genannte Flottenpanik englisch navy scare gestartet die auf das Rustungsdefizit im Vergleich zu anderen Machten auch Deutschland verwies und den Bau von acht Schiffen forderte Dieser Forderung wurde nachgegeben und das dafur notige Geld bewilligt Abschliessende Wertung BearbeitenMit dem britischen Rustungsprogramm von 1909 war das Wettrusten faktisch entschieden Deutschland konnte angesichts von acht Neubauten nicht mehr das fur die Risikoflotte angestrebte Krafteverhaltnis von 2 3 der Briten erreichen und auch die britische Vormachtstellung nie ernsthaft gefahrden Das Krafteverhaltnis in der Skagerrakschlacht 1916 sie gilt als die grosste konventionelle Seeschlacht zeigte dies deutlich Auch verschoben sich seit 1912 tendenziell die Prioritaten da das Russische Reich seit diesem Zeitpunkt ein ambitioniertes maritimes Rustungsprogramm verfolgte das bis 1920 den Einsatz von 16 modernen Grosskampfschiffen in der Ostsee vorsah Dieses richtete sich auch weil andere grosse maritime Machte in diesem Raum fehlten und Russland zudem innerhalb der Entente cordiale gebunden war allein gegen das Deutsche Reich Literatur BearbeitenJurgen Rohwer Politik und Flottenbau 1889 1914 In Elmar Potter Chester Nimitz Seemacht Eine Seekriegsgeschichte von der Antike bis zur Gegenwart Pawlak Herrsching 1982 S 315 342 Vergleichstabelle S 294 Dislokationsgrafiken S 323 1904 S 325 1906 S 327 1908 S 329 1912 Rolf Hobson Maritimer Imperialismus Seemachtsideologie seestrategisches Denken und der Tirpitzplan 1875 bis 1914 Oslo und Munchen 2004 Franz Uhle Wettler Alfred Tirpitz in seiner Zeit Ares Graz 2 Ausgabe 2008 Der Autor setzt sich ausfuhrlich auseinander mit den Verfechtern der Ansicht das Flottenwettrusten sei eine der Ursachen des Ersten Weltkriegs gewesen Andreas Rose Zwischen Empire und Kontinent Britische Aussenpolitik vor dem Ersten Weltkrieg Oldenbourg Munchen 2011 Darin Vergleichstabellen uber Flottenstarken S 214 1903 S 390 1906 S 412 1909 Klaus Franken Vizeadmiral Karl Galster Ein Kritiker des Schlachtflottenbaus der Kaiserlichen Marine Verlag Dr Dieter Winkler Bochum 2011 Kleine Schriftenreihe zur Militar und Marinegeschichte Bd 22 herausgegeben von Jens Graul Jorg Hillmann Stephan Huck ISBN 978 3 89911 137 8 Inhaltsverzeichnis bei winklerverlag com Alfred T Mahan Der Einfluss der Seemacht auf die Geschichte Herford 1967 Michael Salewski Die Deutschen und die See Stuttgart 2002 Rainer Trondle Seemacht im 19 Jahrhundert Technische Entwicklungen und Rustung der Seemachte und ihre Auswirkungen Munchen 2021 ISBN 978 3 346 36240 7 Mit zahlreichen Vergleichstabellen zur Bautatigkeit und zu Flottenstarken Weblinks BearbeitenDirk Bonker Naval Race between Germany and Great Britain 1898 1912 in 1914 1918 online International Encyclopedia of the First World War ed by Ute Daniel Peter Gatrell Oliver Janz Heather Jones Jennifer Keene Alan Kramer and Bill Nasson issued by Freie Universitat Berlin Berlin 2015 doi 10 15463 ie1418 10536 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Deutsch Britisches Flottenwettrusten amp oldid 232292641