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Die demotische Literatur diente im Alten Agypten vornehmlich der Unterhaltung weshalb sie auch hauptsachlich als prosaische Unterhaltungsliteratur charakterisiert werden kann Aufgrund dieser Einordnung wurde die demotische Literatur im Gegensatz zu der Literatur des Mittleren Reiches als nicht klassisch eingestuft In der Ausbildung des Schreiberberufes fand sie keine Berucksichtigung weshalb ihr eine Verankerung im allgemeinen Lehrauftrag fehlte Die demotische Literatur zeichnet sich durch ihre Vielseitigkeit aus da keine der sonst ublichen literarischen Anforderungen ein bestimmtes Literaturgerust vorgab Inhaltsverzeichnis 1 Textgattungen 1 1 Berichte und Verwaltungstexte 1 2 Erzahlungen 1 2 1 Inaros Petubastis Texte 1 2 2 Zaubergeschichten 1 2 3 Sonstige Erzahlungen 1 3 Weisheitstexte 1 4 Prophezeiungen 1 5 Mythologische Tiergeschichten 2 Siehe auch 3 LiteraturTextgattungen BearbeitenDie demotische Literatur wurde zwischen dem sechsten Jahrhundert v Chr und dem dritten Jahrhundert n Chr publiziert letztmals die griechische Ubersetzung des demotischen Werkes Heimkehr der Gottin das auch unter der Bezeichnung Mythos vom Sonnenauge bekannt ist Zwar setzte bereits um 650 v Chr das demotische Schrifttum ein doch sind es in der Anfangsphase nur Verwaltungstexte die in demotischer Sprache verfasst wurden Von den bislang mehr als zweihundert vorliegenden Manuskripten die der Gattung schone Literatur zuzuordnen sind ist bisher der grosste Teil noch nicht veroffentlicht Etwa 67 aller Texte gehoren der Untergattung Erzahlungen an 20 der Weisheitslehre 12 zahlen zu den Prophezeiungen sowie mythologischen Werken und etwa 1 entfallt auf die Versdichtung Berichte und Verwaltungstexte Bearbeiten Mitteilungen und Aufzeichnungen stellen die fruhesten Formen demotischer Schriften dar In diesen Bereich fallen Statistiken Abrechnungen Protokolle sowie Mitteilungen fur spatere Gerichtsverfahren Familienchroniken gehoren zwar auch diesem Bereich an sind aber bislang nur selten belegt beispielsweise Die Familiengeschichte des Petesis Erzahlungen Bearbeiten Inaros Petubastis Texte Bearbeiten Diese Textgattung ist die am haufigsten vorliegende Form der demotischen Literatur Sie zeichnet sich durch grosse Lange und Verschiedenartigkeit aus Die Gemeinsamkeit dieser Textgattung bildet ein fest umrissener Kreis von Personen Hauptakteure sind hier die Konige Inaros sowie Petubastis und die Fursten Pakreuris Pemaus Petechonsis Wertepiamonnut und Taos Grundlage aller genannten Personen bilden historische Personen der zweiten Halfte des achten sowie des siebten Jahrhunderts v Chr und die in der Folgezeit entstandenen Erzahlungen sowie Ausschmuckungen Bekannteste geschichtliche Vertreter sind hierbei Die Geschichte von Bes Der Kampf um den Panzer des Inaros Der Kampf um die Pfrunde des Amun sowie Agypter und Amazonen Die Inhalte dieser Erzahlungen bestehen aus Abenteuern und Helden die Kampfe zu bestehen haben Der Handlungsort ist dabei nicht auf das Alte Agypten beschrankt Erganzend bildete sich wohl in dieser Textgattung der Roman heraus der historische Begebenheiten nicht mehr als Grundlage beinhaltet sondern den Charakter typischer Abenteuer und Liebesromane aufweist die mit einem historischen Deckmantel versehen sind Damit zeigen sie starke Ahnlichkeit mit den fruhen griechischen Romanen Es ist wahrscheinlich dass es sich bei den Romanen um eine inneragyptische Entwicklung handelte deren Ursprung in der demotischen Literatur liegt Griechische Einflusse sind hierbei wohl grosstenteils auszuschliessen In der Agyptologie wird dagegen die Frage diskutiert ob die Ilias Erzahlung auf die demotische Literatur als Signalgeber einwirkte und das Entstehen dieser Textgattung inspirierte Unberucksichtigt blieb in dieser Diskussion eine aus dem ersten Viertel des funften Jahrhunderts v Chr stammende aramaische Fassung des Inaros Petubastis Textes Dieser Befund spricht wiederum fur einen fehlenden griechischen Einfluss Zaubergeschichten Bearbeiten Die Textgattung der Zaubergeschichten existierte bereits lange vor der demotischen Literatur weshalb es nicht uberrascht dass jenes Element in die demotische Literatur ubernommen wurde Zaubertexte spielten seit jeher eine zentrale Rolle da die Magie ein machtvolles Instrument war um gottliche Entscheidungen zu beeinflussen Die demotischen Zaubergeschichten bestechen durch ihre grosse Phantasie die dem Zauberer alle nur erdenklichen Mittel der Magie zubilligen um die schwierigen Situationen meistern zu konnen Die Erzahltechnik zeichnet sich durch Raffinesse aus die beispielsweise ahnlich Herr der Ringe verschiedene Erzahlstrange zunachst parallel verlaufen lasst um sie spater auf verbluffende Art zusammenzufuhren Den Schwerpunkt dieser Textgattung bildete die historische Person Chaemwaset Sohn des Ramses II und Hohepriester des Ptah in Memphis Da Chaemwaset sich besonders fur die altagyptische Geschichte interessierte umgab seine Person alsbald die mythologische Beschreibung als Zauberer Sein in der demotischen Literatur verwendeter Name Setne leitete sich aus seinem Amt als Setem Priester ab Die Entstehung der Zaubererzahlungen Erste Setnegeschichte und Zweite Setnegeschichte reicht etwa in das funfte Jahrhundert v Chr zuruck Sonstige Erzahlungen Bearbeiten Die Gruppe der sonstigen Erzahlungen hat verschiedene Inhalte die traditionelle Formen der altagyptischen Literatur fortsetzten Auch hier ist eine Konzentration auf bestimmte Themenbereiche feststellbar So ubernahm beispielsweise Herodot aus dem Komplex der demotisch literarischen Erzahlungen bezuglich des Ehebruchs eine Version in seine Aufzeichnungen Daneben sind verschiedene Uberlieferungen in Verbindung mit Konig Nektanebos II vorhanden Der griechischsprachige Alexanderroman ubernahm altagyptische Vorstellungen hinsichtlich der Konigsgeburt und liess Nektanebos II zum Vater des Alexander werden Der Papyrus Vandier ist ein weiteres Beispiel fur die Ubernahme von altagyptischem Kulturgut Er wurde zwar in hieratischer Schrift verfasst hat aber bereits die demotische Sprache ubernommen Erst seit kurzer Zeit ist eine demotische Fassung der griechischen Erzahlung Der Traum des Nektanebos bekannt Zu den sonstigen Erzahlungen zahlen auch die Werke Konig Amasis und die Erzahlung vom Schiffer Der Trug des Nektanebos Die Geschichte von Konig Pheros Die Eroberungen des Sesostris und Der Beistand der Isis Weisheitstexte Bearbeiten Die ofter vorgenommene Einstufung als Weisheitstexte ist eher unpassend da es sich uberwiegend um Spruchsammlungen handelt und die demotischen Lehren keine tiefgreifenden philosophischen Abhandlungen darstellen Vielmehr wurden Sprichworter im zusammenhanglosen Zustand prasentiert und besassen hochstens ein assoziatives Gerust Eine Ausnahme bildet der Papyrus Insinger dessen Spruche nach thematischen Gesichtspunkten gegliedert sind Besonders zu erwahnen ist ausserdem die Lehre des Chascheschonqi die zusatzlich eine Rahmenhandlung besitzt in welche die Spruche eingebettet wurden Allerdings liegen auch Manuskripte der Lehre des Chascheschonqi vor die keine Spruchsammlung beinhalten weshalb die Einstufung als Grenzfall zwischen Weisheitstexten und Erzahlungen treffender ware Zu den publizierten Weisheitstexten zahlen erganzend Die Lehre des Papyrus Brooklyn 47 218 135 Das grosse demotische Weisheitsbuch Die Lehre des Papyrus Louvre N 2414 Die Lehre des Papyrus Louvre N 2377 und Der Weisheitstext des Papyrus Ashmolean Museum Prophezeiungen Bearbeiten In der altagyptischen Mythologie war es das wichtigste Bestreben die Weltordnung die so genannte Maat im Gleichgewicht zu halten und das Chaos der Isfet zu verhindern Auf dieser Grundlage hatten Omentexte und Prophezeiungen einen wichtigen Stellenwert in der altagyptischen Literatur der ebenfalls in die demotische Literatur transferiert wurde Die demotischen Texte bezogen sich auf die niedergeschriebenen Wiederholungen von Ereignissen der Vergangenheit um in den zugehorigen Omentexten das zukunftige Schicksal ableiten zu konnen Daraus ergaben sich schriftlich fixierte Erwartungstexte die an bestimmte vorangegangene Geschehnisse geknupft waren Die bekanntesten Texte dieser Gattung sind Das Lamm des Bokchoris Demotische Chronik und Die Verteidigung des Topfers Mythologische Tiergeschichten Bearbeiten Eine Sonderstellung nahmen die Tiergeschichten ein die zu der mythologisch religiosen Textgattung zahlten Der Oberbegriff Tierfabel trifft die Charakterisierung nicht vollumfanglich da die Inhalte immer in Bezug zu den altagyptischen Gottheiten standen die seit der Fruhdynastik mit der Erscheinungsform von Tieren verbunden wurden Die entsprechenden Fabeln waren zumeist in eine Rahmenhandlung eingebunden beispielsweise Der Lowe und die Maus Die zwei Schakale und Die Seherin und die Horerin in das umfangreiche Werk Die Heimkehr der Gottin in welchem die Hauptakteure der Rahmenhandlung als gottliche Tiere auftraten Als weitere Tierfabel sei Die Schwalbe und das Meer genannt Der Aufbau und die Komposition der Tiergeschichten verlangte umfassendes Wissen uber die altagyptische Kulturgeschichte uber das nur die elitare Priesterschaft verfugte Die verwendeten Texte die mindestens in das Neue Reich zuruckreichten wurden teilweise mit den Darstellungen in ptolemaischen Tempeln verbunden Die besondere Bedeutung des Inhaltes wird ausserdem daran deutlich dass auf eine wortgetreue Uberlieferung geachtet wurde Dieses Merkmal ist aussergewohnlich fur die demotische Literatur und hebt die exklusive Religiositat dieser Textgattung hervor Siehe auch BearbeitenAltagyptische LiteraturLiteratur BearbeitenFriedhelm Hoffmann Joachim Friedrich Quack Anthologie der demotischen Literatur Einfuhrungen und Quellentexte zur Agyptologie Band 4 LIT Berlin 2007 ISBN 978 3 8258 0762 7 Joachim Friedrich Quack Einfuhrung in die altagyptische Literaturgeschichte Band III Die demotische und grako agyptische Literatur Einfuhrungen und Quellentexte zur Agyptologie Bd 3 2 veranderte Auflage LIT Berlin 2009 ISBN 978 3 8258 8222 8 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Demotische Literatur amp oldid 215753233