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De homine Uber den Menschen ist eine Schrift des Gelehrten und Dominikaners Albertus Magnus in mittellateinischer Sprache Sie ist Teil seines Fruhwerks und wurde 1240 1243 als zweiter Teil der Summa de creaturis in Paris erstellt 1 Als ein ganzheitlicher Anthropologieentwurf ist sie dem Menschen in seiner seelisch korperlichen Verfasstheit seinem Urzustand und seinem naturlichen Lebensraum gewidmet 2 Ihre formale Gestaltung als Summe d h als Folge von Fragen bzw Thesen die mit pro und contra Argumenten behandelt werden spricht dafur dass die Schrift sich aus der Disputation entwickelt hat die Albrecht in Paris mit seinen Studenten durchfuhrte 3 Anfang der Abhandlung De homine Druck Venedig 1498 Inhaltsverzeichnis 1 Quellen 2 Inhalt 2 1 Die Seele anima 2 2 Der Korper Adams corpus Adae 2 3 Das Paradies paradisus 2 4 Die Welt mundus 3 Uberlieferung und Weiterleben 4 Textausgaben und Ubersetzung 5 Literatur 6 EinzelnachweiseQuellen BearbeitenDe homine enthalt eine Vielzahl von theologischen philosophischen und naturwissenschaftlichen Zitaten die Albertus Magnus haufig mit dem Namen des Autors angibt in ihrer Edition listen Henryk Anzulewicz und Joachim R Soder ungefahr 2500 auf Ein betrachtlicher Teil etwa 500 stammt von Aristoteles Trotzdem kann man Albertus Magnus nicht als Aristoteliker bezeichnen vielmehr steht sein Werk starkstens unter neuplatonischem Einfluss arabischer Pragung 4 Entsprechend finden die Editoren zahlreiche Zitierungen der Philosophen Alfarabi Avicenna und Averroes Albertus Magnus stellt seine Quellen nicht nach Art einer Enzyklopadie nebeneinander sondern bringt sie in einen Dialog in den er auch selbst eingreift Z B kontrastiert er die Behauptung des Avicenna dass der praktische Intellekt intellectus practicus in Beziehung stehe zu der vitalen Kraft des Begehrensvermogens virtus vitalis appetitivae mit abweichenden Begriffsbestimmungen des Kirchenvaters Augustinus der im ganzen Werk oft herangezogen wird Albertus Magnus kommt zu der Uberzeugung dass die Meinung des Avicenna falsch sei videtur male dicere 5 Es werden zahlreiche antike Naturforscher und Philosophen sowohl griechischer als auch lateinischer Sprache genannt von Pythagoras Euklid Ptolemaus Seneca Galenos bis Boethius Fruhe christliche Kirchenvater wie Hieronymus werden ebenso herangezogen wie spatere theologische philosophische Autoren etwa Anselm von Canterbury Auch Bibelzitate werden mehrfach verwendet Inhalt Bearbeiten Die Positionierung der verwendeten Textstellen innerhalb der Schrift wird im Folgenden nach der von Henryk Anzulewicz und Joachim R Soder in ihrer Edition von 2008 S LVIII LXVII aufgefuhrten Nummerierung durchgefuhrt Die Ubersetzung folgt soweit vorhanden Henryk Anzulewicz und Joachim R Soder Albertus Magnus Uber den Menschen De homine sowie Henryk Anzulewicz und Philipp Andreas C Anzulewicz Albert der Grosse Uber das Gewissen und den praktischen Intellekt Im Prolog fasst Albertus Magnus kurz die Absicht seiner Schrift zusammen dargestellt werden soll der Mensch in Bezug auf seine Seele seinen Korper und die Verbindung zwischen beiden zu einer Ganzheit anschliessend seine naturlichen Orte das Paradies und die Welt mundus Nach Darstellung verschiedener antiker Ausfuhrungen zur Seele z B Aristoteles I 1 1 3 1 2 3 Pythagoraer I 1 2 2 1 1 wird die Seele nach den drei Aspekten vegetabile sensibile et rationale Vegetatives Sinnenhaftes Vernunfthaftes behandelt I 1 I 1 2 5 3 3 3 Dies nimmt den weitaus grossten Teil des Werkes ein Der Text zum Korper I 2 I 2 3 wird schon durch die Uberschrift De corpore hominis quantum pertinet ad theologum Der Korper des Menschen sofern er fur den Theologen relevant ist eingeschrankt und befasst sich hauptsachlich mit der Unsterblichkeit Adams vor dem Sundenfall Die anschliessenden Uberlegungen zum Paradies II 1 II 1 4 und zur Welt II 2 II 2 3 3 beschaftigen sich mit deren Lage Beschaffenheit und Dauer Die Seele anima Bearbeiten Dem Werk des Aristoteles folgend schreibt Albertus Magnus dass es im jeweiligen Menschen nur eine einzige Seele gibt die nach ihrem vornehmsten Vermogen als Vernunftseele bezeichnet wird wenn sie auch untere Seelenkrafte Vegetatives und Sensitives umfasst Sie besitzt Substantialitat und durchformt und gliedert den Korper 6 Eine besondere Aufmerksamkeit wird zwei Bewegkraften der Vernunftseele gewidmet der synderesis I 1 2 5 3 3 2 1 2 4 und der conscientia Gewissen I 1 2 5 3 3 2 1 2 5 Die Synderesis wird als eine besondere Kraft der menschlichen Seele als ein mit den allgemeinen Prinzipien des Naturrechts ausgestattetes Vermogen dem ein unbestimmtes Begehren des Guten eigentumlich ist aufgefasst Das Gewissen dagegen folgt aus einem Akt der Applikation der Allgemeinprinzipien der Synderesis auf das besondere einer konkreten Handlung 7 Der Korper Adams corpus Adae Bearbeiten Der menschliche Korper wird unter dezidiert theologischer Perspektive in I 2 1 behandelt 8 Allerdings wird zunachst kurz die aristotelische 9 durch Galenos 10 vermittelte Sicht dass der Korper sich aus warm kalt feucht trockenen Komplexionen zusammensetze referiert Auch bei den Uberlegungen zur Unsterblichkeit des Menschen wird angefuhrt dass die Zusammensetzung des Korpers Adams aus Schwerem und Leichten gemass Aristoteles De caelo et mundo notwendig zu seiner Verganglichkeit fuhre Hauptsachlich folgt Albertus Magnus aber den Sancti und insbesondere dem Kirchenvater Augustinus und zitiert u a Adam war sterblich auf Grund der Natur seiner Beschaffenheit unsterblich durch den Gnadenbeweis des Schopfers 11 Eingehend werden Fragen zu Eva behandelt War sie nach Gen 2 18 25 aus der Rippe Adams geschaffen die erste Frau Oder wurde nach Gen 1 27 und schuf sie ein Mann und ein Weib irgendeine Frau bereits vor Eva erschaffen Warum wurde die Frau aus der Rippe und nicht aus dem Fuss oder einem anderen Korperteil geformt War die Erschaffung Evas ein Wunder Nach mehreren Aussagen in De genesi ad litteram des Augustinus war die Erschaffung Evas aus der Rippe Adams kein Wunder sondern gemass der Natur Fur den griechische Kirchenvater Johannes Chrysostomus hingegen bedeutet sie ein Wunder Diese Meinung sieht Albertus Magnus auch durch Averroes bestatigt da der Mensch nicht materiell in der Rippe angelegt sei wie etwa die Pflanze schon in der Bohne 12 Das Paradies paradisus Bearbeiten In II 1 1 fragt Albertus Magnus unter dem Titel Ob es sei an sit nach der Lage des Paradieses Beda Venerabilis Hexaemeron folgend 13 sieht er einen lieblichen Ort auf der Erde aber von den Wohnstatten der Menschen weit entfernt durch Ozeane und Lande getrennt Er lokalisiert es im Sudosten jenseits der aequinoctalis Dies begrundet er neben Bibelstellen mit einem Zitat aus dem Almagest des Ptolemaus dass gerade diese Gegend der Erde vollig unbekannt sei Buch II 6 Albertus Magnus folgt wortgetreu der lateinischen Ausgabe die Venedig 1515 uberliefert ist 14 Um deutlich zu machen wie gut er dieses Werk kennt erweitert er das Zitat um ein kurzes Stuck des folgenden Textes Tageslangen auf verschiedenen Breitengraden das in keinem Zusammenhang mit seinem Thema steht Das folgende Kapitel II 1 2 Was ist das Paradies ist eine Auseinandersetzung mit dem Werk des griechischen Kirchenvaters Johannes Damascenus De fide orthodoxa Fragen der Bibelexegese hat Gott das Paradies mit seinen eigenen Handen geschaffen konnen die Pflanzen des Paradieses gleichzeitig bluhen und Frucht tragen werden erortert Die Welt mundus Bearbeiten In II 2 1 behandelt Albertus die Frage Ob die Welt ewig sei oder geschaffen und auch verganglich Utrum mundus sit aeternus vel factus sit et etiam corruptibilis Schon in den ersten Worten beruft er sich auf Aristoteles und wie Aristoteles 15 postuliert er eine Ewigkeit der Bewegung ohne Anfang und Ende in der endlosen Existenz der Zeit Hierfur hat er eine Reihe von Literaturstellen zusammengetragen So schreibt er in Abschnitt 7 sich auf die Schrift De caelo beziehend dass Einige quidam die Ewigkeit der Welt beweisen wollen Im Abschnitt 8 wird aus der Metaphysik geschlossen dass die Welt ohne Anfang sei Aus der Physik des Aristoteles folgert er in Abschnitt 12 dass die erste Bewegung ewig sei und unbeschrankt in der Zeit In den folgenden Abschnitten bringt Albertus Magnus den Schopfer creator mit dem Geschaffenen in Ubereinstimmung und postuliert 18 dass die Welt von Ewigkeit her von Gott geschaffen sei Hierbei beruft er sich auf den Kirchenvater Augustinus von Hippo Aber in Abschnitt 21 leitet Albertus Magnus mit einem CONTRA auf eine abweichende Aussage des Liber de causis uber Das erste der geschaffenen Dinge ist das Sein und vor ihm ist nichts geschaffen Prima rerum creatarum est esse et non est ante ipsam creatura alia 1264 1267 wird Albertus Magnus diesem Text den er dem Aristoteles zuschreibt einen umfangreichen Kommentar widmen Aber schon in De homine verarbeitet er den Widerspruch zwischen einer neoplatonischen Konzeption kontinuierlichen Hervorgehens mit einem monotheistischen Erhaltungsbegriff 16 Schliesslich kommt er zu der Losung Die Welt beginnt durch Schopfung creatio aber nicht durch Zeugung generatio und Bewegung die er in 21 Kurzabschnitten begrundet z B erlautert er in 14 warum die aristotelische Sicht einer ewigen Welt mit bestandiger Hervorbringung von Pflanzen und Tieren nicht gegen einen Beginn der Welt durch Schopfung spricht Uberlieferung und Weiterleben BearbeitenDie Rezeption dieser Schrift und deren Einfluss auf anthropologische und kosmologische Reflexion des Hochmittelalters wurde bisher nur begrenzt untersucht ebenso der Einfluss speziell dieser Schrift auf Thomas von Aquin den beruhmten Schuler des Albertus Magnus 17 Die Uberlieferung zahlreicher Handschriften 37 sind erhalten in Bibliothekskatalogen werden noch weitere genannt spricht aber fur eine weite Verbreitung und damit auch Rezeption 18 Das Buch wurde 1498 1499 das erste Mal in Venedig gedruckt und erlebte bis ins 19 Jahrhundert drei weitere Druckausgaben 19 2008 erstellten Henryk Anzulewicz und Joachim R Soder eine Ausgabe mit ausfuhrlicher Quellenbearbeitung Eine deutsche Ubersetzung liegt nur fur Teile des Werkes vor Textausgaben und Ubersetzung BearbeitenDe homine Venedig 1498 Henryk Anzulewicz und Philipp Andreas C Anzulewicz Albert der Grosse Uber das Gewissen und den praktischen Intellekt Eine Textauswahl aus De homine den Quaestiones und De anima Freiburg im Breisau 2019 Henryk Anzulewicz und Joachim R Soder Albertus Magnus Uber den Menschen De homine Hamburg 2004 Henryk Anzulewicz und Joachim R Soder Alberti Magni Ordinis Fratrorum Praedicatorum De Homine Aschendorff 2008 Literatur BearbeitenPhilotheus Bohner Etienne Gilson Christliche Philosophie Von ihren Anfangen bis Nikolaus von Cues Paderborn 1954 Joseph Moreau Die finalistische Kosmologie 1962 in Die Naturphilosophie des Aristoteles Hrsg Gustav Adolf Seeck Darmstadt 1975 Einzelnachweise Bearbeiten Philotheus Bohner Etienne Gilson Christliche Philosophie Von ihren Anfangen bis Nikolaus von Cues II Kapitel 3 Albrecht der Grosse Doctor universalis Ludger Honnefelder in Henryk Anzulewicz und Joachim R Soder Albertus Magnus Uber den Menschen De homine Einleitung S XVI Ludger Honnefelder in Henryk Anzulewicz und Joachim R Soder Albertus Magnus Uber den Menschen De homine Einleitung S XXVII Philotheus Bohner Etienne Gilson Christliche Philosophie Von ihren Anfangen bis Nikolaus von Cues II Kapitel 3 Albrecht der Grosse Doctor universalis Henryk Anzulewitz Philipp Andreas C Anzulewitz Albert der Grosse Uber das Gewissen und den praktischen Intellekt I Texte aus De homine Joachim R Soder Noὒz 8ὐra8en Uber Natur und Vernunft im Ausgang von Aristoteles in Albertus Magnus und die Anfange der Aristoteles Rezeption im lateinischen Mittelalter Hrsg Ludger Honnefelder Munster 2005 Henryk Anzulewicz und Philipp Andreas C Anzulewicz Albert der Grosse Uber das Gewissen und den praktischen Intellekt Einleitung 4 Albertus Magnus uber die Synderesis und das Gewissen Henryk Anzulewicz und Joachim R Soder Albertus Magnus Uber den Menschen De homine Einleitung S XXXIX Aristoteles De generatione et corruptione II 3 330a24 29 Galen De elementis ex Hippocratis sententia 8 Henryk Anzulewicz und Joachim R Soder Albertus Magnus Uber den Menschen De homine S 126 Anm 142 Aug De Gen ad litt VI 25 Henryk Anzulewicz und Joachim R Soder Alberti Magni Ordinis Fratrorum Praedicatorum De Homine S 561 Anm zu 10 Averr Metaph 1 9 comm 12 Henryk Anzulewicz und Joachim R Soder Alberti Magni Ordinis Fratrorum Praedicatorum De Homine S 573 Anm zu 9 Henryk Anzulewicz und Joachim R Soder Alberti Magni Ordinis Fratrorum Praedicatorum De Homine S 575 Anm zu 1 2 15 Joseph Moreau Die finalistische Kosmologie 1962 S 60ff Alexander Fidora Andreas Niederberger Von Bagdad nach Toledo S 191 Mainz 2001 Ludger Honnefelder in Henryk Anzulewicz und Joachim R Soder Albertus Magnus Uber den Menschen De homine Einleitung S XLI Ludger Honnefelder in Henryk Anzulewicz und Joachim R Soder Albertus Magnus Uber den Menschen De homine Einleitung S XViI Henryk Anzulewicz und Joachim R Soder Alberti Magni Ordinis Fratrorum Praedicatorum De Homine Prolegomena S XL Abgerufen von https de wikipedia org w index php title De homine Albertus Magnus amp oldid 231818587