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Der Schlammteufel Cryptobranchus alleganiensis ist die einzige Art der monotypischen Gattung Cryptobranchus Er ist neben dem Chinesischen Riesensalamander Andrias davidianus und dem Japanischen Riesensalamander Andrias japonicus die dritte rezente Art aus der Familie der Riesensalamander Cryptobranchidae und lebt in Nordamerika in grossen Fliessgewassern mit steinigem Grund SchlammteufelSchlammteufel Cryptobranchus alleganiensis Systematikohne Rang Amphibien Lissamphibia Ordnung Schwanzlurche Caudata Uberfamilie CryptobranchoideaFamilie Riesensalamander Cryptobranchidae Gattung CryptobranchusArt SchlammteufelWissenschaftlicher Name der GattungCryptobranchusLeuckart 1821Wissenschaftlicher Name der ArtCryptobranchus alleganiensis Daudin 1803 UnterartenCryptobranchus alleganiensis alleganiensis Daudin 1803 Cryptobranchus alleganiensis bishopi Grobman 1943 Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie und Forschungsgeschichte 2 Merkmale 3 Unterarten und Verbreitungsgebiete 3 1 Cryptobranchus alleganiensis alleganiensis 3 2 Cryptobranchus alleganiensis bishopi 4 Lebensweise 4 1 Habitat 4 2 Ernahrung 4 3 Fortpflanzung 5 Gefahrdung 6 Einzelnachweise 7 WeblinksEtymologie und Forschungsgeschichte Bearbeiten nbsp Ozark Hellbender Cryptobranchus alleganiensis bishopi Der Gattungsname Cryptobranchus setzt sich zusammen aus dem altgriechischen kryptos kryptos verborgen geheim und bragxia branchia Kieme Der Artzusatz alleganiensis bezieht sich auf das Typusgebiet in den Allegheny Mountains wobei sich die in der Erstbeschreibung zuerst verwendete franzosische Schreibweise als korrekte Artbezeichnung durchgesetzt hat 1 2 Der Namensbestandteil bishopi ehrt den US amerikanischen Herpetologen Sherman C Bishop 1 Im US amerikanischen Sprachgebrauch existieren zahlreiche Trivialnamen fur die Art Neben dem am haufigsten verwendeten Namen hellbender wird er unter anderem auch als mud devil ground puppy water dog leverian water newt alligator little alligator Allegheny alligator young alligator alligator of the mountains big water lizard devil dog oder walking catfish bezeichnet 3 Der deutsche Trivialname Schlammteufel ist nach Oken eine wortliche Ubersetzung des englischen mud devil 4 Eine erste Abbildung und Beschreibung des Schlammteufels wurde 1801 von Sonnini de Manoncourt und Latreille unter der Bezeichnung La Salamandre des monts Alleganis veroffentlicht 5 Als offiziell gultige Erstbeschreibung wird jedoch eine zwei Jahre spater erschienene Arbeit von Francois Marie Daudin gewertet der die Art als Salamandra alleganiensis bezeichnete 6 Beide Arbeiten stutzten sich auf ein Belegexemplar das der franzosische Botaniker und Forschungsreisende Andre Michaux nach Paris gebracht hatte 5 6 Nachdem er in anderen Schriften unter verschiedenen Bezeichnungen bereits darauf hingewiesen hatte veroffentlichte Benjamin Smith Barton 1814 eine weitere Beschreibung der Art fur die er nunmehr die Bezeichnung Salamandra gigantea vorschlug Er wusste zwar dass Michaux ein Exemplar nach Paris gebracht hatte kannte aber die entsprechenden Beschreibungen der franzosischen Wissenschaftler nicht Barton erwahnte zudem einige Trivialnamen darunter auch Hell Bender wobei er anmerkte der Name ginge auf die Sklaven im Westen Virginias zuruck die der Meinung waren die langsam schlangelnden Bewegungen der Tiere sahen aus als wurden sie Hollenqualen erleiden Als Namen aus der Sprache der indigenen Bevolkerung fuhrte er To ko meg Chippewa und Twechk oder Tweeg Delawarisch an Barton bevorzugte offenbar letztere Variante und verwendete sie durchgehend in seiner Arbeit konnte jedoch keine Angaben zur Etymologie des Begriffes machen 7 1821 stellte Friedrich Andreas Sigismund Leuckart Salamandra gigantea als Cryptobranchus salamandroides in die von ihm neu etablierte Gattung Cryptobranchus Er bezog sich dabei einzig auf Bartons Arbeit Die Beschreibungen der franzosischen Wissenschaftler blieben weiterhin unbeachtet 8 Richard Harlan bezeichnet die Art 1825 zwar als Abranchus alleghaniensis weist die Herkunft des Artzusatzes jedoch Michaux zu und nicht Daudin 9 Jan van der Hoeven verwendet 1837 erstmals die Kombination Cryptobranchus alleghaniensis wenn auch mit veranderter Schreibweise des Artzusatzes 1 Erst 1917 verwendeten Stejneger und Barbour erstmals die heute ubliche Schreibweise und verwiesen auch korrekt auf Daudin als Erstbeschreiber 1 10 1943 wurde von Arnold B Grobman eine zweite Art der Gattung Cryptobranchus aus den Ozarks als Cryptobranchus bishopi beschrieben 11 Deren Status als eigenstandige Art wurde 1953 allerdings verworfen und die in den Ozarks isoliert lebende Population als zweite Unterart Cryptobranchus alleganiensis bishopi neben Cryptobranchus alleganiensis alleganiensis gewertet 1 Molekulargenetische Untersuchungen aus dem Jahr 2011 zeigten zwar deutliche Unterschiede zwischen den beiden Unterarten auf jedoch auch ebenso grosse Unterschiede zwischen zwei Teilpopulationen von Cryptobranchus alleganiensis bishopi Eine Reetablierung des Ozark Hellbenders als eigenstandige Art Cryptobranchus bishopi wurde von den Autoren der Studie zwar angedacht jedoch fur nicht durchfuhrbar gehalten Cryptobranchus alleganiensis blieb damit die einzige Art der Gattung 12 Merkmale BearbeitenSchlammteufel haben wie alle Vertreter der Riesensalamander einen sehr flachen Korper und Kopf kleine Augen ohne Lider dicke Hautfalten an den Flanken sowie kurze Beine mit vorne vier und hinten funf Zehen 1 13 Der Schwanz ist seitlich abgeflacht und ruderformig 3 Die Wirbel sind amphicoel mit trichterformigen Einbuchtungen an beiden Enden 1 und dem Schadelskelett fehlen sowohl das Tranenbein als auch Septomaxilla und Os thyroideum 13 Die Anordnung der inneren Zahnreihe am Pflugscharbein in Form eines Bogens parallel zur ausseren Zahnreihe der Maxilla ist ein Relikt des Larvenstadiums Padomorphie 14 Lungen sind zwar vorhanden die Atmung erfolgt jedoch hauptsachlich uber die Haut mit ihren dicken Falten an den Flanken 13 Der Schlammteufel unterscheidet sich von seinen asiatischen Verwandten der Gattung Andrias insbesondere durch das Beibehalten je einer Kiemenspalte an beiden Nackenseiten 13 Angaben zu unterschiedlichen Korpergrossen von Mannchen und Weibchen des Schlammteufels sind widerspruchlich Wahrend einige Autoren die Weibchen in Bezug auf Lange und Korpermasse wesentlich grosser finden 15 zeigen andere Arbeiten keine signifikanten Unterschiede zwischen den Geschlechtern 16 Das grosste bekannte Tier wies eine Gesamtkorperlange von 74 cm auf 17 die durchschnittliche Gesamtkorperlange der adulten Tiere liegt jedoch bei 29 60 cm 1 Dabei konnen sie eine Korpermasse von bis zu 1 kg erreichen 15 Unterarten und Verbreitungsgebiete Bearbeiten nbsp Hauptverbreitungsgebiet des Schlammteufels die disjunkten Populationen in Missouri und Arkansas sind in dieser Karte nicht dargestellt Die beiden Unterarten von Cryptobranchus alleganiensis kommen in zwei voneinander getrennten Verbreitungsgebieten in den ostlichen und mittleren USA vor Cryptobranchus alleganiensis alleganiensis Bearbeiten Die Nominatform wird auch als Eastern Hellbender bezeichnet und ist mit einer durchschnittlichen Lange von 45 60 cm die grossere der beiden Unterarten 12 Die Kiemenspalten sind relativ gross das Seitenlinienorgan weist im Bereich des Beckengurtels warzenartige Erhebungen auf und der Rucken ist eher mit dunklen Punkten besetzt als mit grosseren Flecken 1 Diese Unterart bewohnt die Flusse und Bache im Einzugsgebiet des Ohio und des Tennessee entlang der Appalachen 17 Das Hauptverbreitungsgebiet erstreckt sich von New York bis Missouri und im Suden bis nach Georgia Eine disjunkte Population lebt im Osten Zentralmissouris in Fliessgewassern im Einzugsgebiet des Missouri und des Meramec die das Gebiet nach Norden hin entwassern 12 Cryptobranchus alleganiensis bishopi Bearbeiten Der Ozark Hellbender bleibt mit einer durchschnittlichen Lange von 29 57 cm etwas kleiner als der Eastern Hellbender Er unterscheidet sich vom Eastern Hellbender durch die kleineren Kiemenspalten eine glattere Seitenlinie im Beckenbereich und deutliche dunkle Flecken am Rucken 12 Diese Unterart bildet eine disjunkte Population im Bereich des Ozark Plateaus im Suden von Missouri und im Nordosten von Arkansas Sie lebt ausschliesslich im Einzugsgebiet des White Rivers der das Gebiet nach Suden hin entwassert 12 Lebensweise BearbeitenSchlammteufel leben vollstandig aquatisch und sind uberwiegend nachtaktiv obwohl insbesondere bei Cryptobranchus alleganiensis alleganiensis haufig auch Aktivitat tagsuber festgestellt wurde Wie alle adulten Vertreter der Riesensalamander zeigen sie ein ausgepragtes Territorialverhalten wobei die Reviere der Weibchen in der Regel kleiner sind als die der Mannchen Vor allem wahrend der Paarungszeit werden die Reviere in zum Teil heftigen Kampfen die nicht selten zu Verletzungen fuhren gegen Artgenossen verteidigt 17 Die durchschnittliche Lebenserwartung liegt bei etwa 20 30 Jahren 12 Habitat Bearbeiten Als Lebensraum bevorzugen sie kuhle rasch fliessende oligotrophe Gewasser mit steinigem Grund in Hohenlagen von bis zu 750 m uber dem Meeresspiegel 17 Ernahrung Bearbeiten Schlammteufel sind wie alle Vertreter der Riesensalamander hauptsachlich Lauerjager die ihre Beute durch Saugschnappen erlegen Ihre bevorzugte Beute sind Flusskrebse In Gebieten wo diese selten sind fressen sie auch Neunaugen kleine Fische Insekten Wurmer Schnecken oder Kaulquappen und Fischlaich Auch Aas wird nicht verschmaht und glaubhafte Berichte uber Kannibalismus liegen ebenfalls vor Der Nahrungsbedarf ist in Relation zur Korpergrosse jedoch gering 17 Fortpflanzung Bearbeiten Schlammteufel erreichen die Geschlechtsreife im Alter von vier bis sechs Jahren bei einer Gesamtlange von etwa 40 cm Die Paarungszeit beginnt im September bis Oktober kann sich aber je nach Unterart und Population auch bis in den Dezember oder Januar verschieben 17 Zu Beginn der Paarungszeit legen die Mannchen meist unter grossen Steinen flache Nistmulden an und prasentieren sich vor diesen den paarungsbereiten Weibchen Die Weibchen legen Schnure mit 200 bis 550 Eiern mit einem Durchmesser von etwa 6 5 mm in der Grube ab Die Befruchtung erfolgt wie bei allen Riesensalamandern extern Zuweilen kommt es vor dass mehrere Weibchen ihre Eier in der Nistmulde des gleichen Mannchens ablegen so dass Gelege mit bis zu uber 2000 Eiern entstehen konnen Der Laich wird von den Mannchen bewacht durch Schwanzschlage mit sauerstoffreichem Wasser versorgt und gegen kannibalistische Artgenossen verteidigt 17 Die Larven schlupfen je nach Wassertemperatur nach etwa zwei bis drei Monaten mit einer Korperlange von rund 2 5 cm Erst im Alter von etwa 1 5 2 Jahren bei einer Gesamtkorperlange von 10 13 cm haben sich die externen Kiemenbuschel der Larven vollstandig zuruckgebildet 17 Gefahrdung BearbeitenIn den USA wird die Unterart Cryptobranchus alleganiensis bishopi im Sinne des Endangered Species Act seit 2011 als endangered gefahrdet gelistet und die Unterart Cryptobranchus alleganiensis alleganiensis wird seit 2013 als Kandidat fur die Einstufung threatened bedroht gefuhrt 18 Von der IUCN wird die Art als Near Threatened eingestuft da ein Ruckgang der Populationen zu verzeichnen ist 19 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g h i H A Dundee Cryptobranchus and C alleganiensis In Catalogue of American Amphibians and Reptiles CAAR Eintrag 101 1971 S 101 1 101 4 Digitalisat F Hemming Hrsg Direction 56 Completion and in certain cases correction of entries relating to the names of genera belonging to the classes Pisces Amphibia and Reptilia made in the Official List of Generic Names in Zoology in the period up to the end of 1936 In Opinions and Declarations Rendered by the International Commission on Zoological Nomenclature Band 1 Sektion D Teil D 17 1956 S 353 Digitalisat a b M A Nickerson amp Ch E Mays The Hellbenders North American Giant Salamanders Milwaukee Public Museum 1973 S 57 Digitalisat L Oken Allgemeine Naturgeschichte fur alle Stande Band 6 Hoffmann sche Verlags Buchhandlung Stuttgart 1836 S 449 Digitalisat a b C S Sonnini de Manoncourt amp P A Latreille Histoire Naturelle des Reptiles avec Figures dissinees d apres Nature Band 4 Paris 1801 S 253 Digitalisat a b F M Daudin Histoire Naturelle Generale et Particuliere des Reptiles Ouvrage Faisant suit a l Histoire Naturelle Generale et Particuliere Composee par Leclerc de Buffon et Redigee par C S Sonnini Membre de Plusieurs Societes Savantes Band 8 Paris 1803 S 231 232 Digitalisat B S Barton A Memoir concerning an animal of the class of reptilia or amphibia which is known in the United States by the names of Alligator and Hell Bender Philadelphia 1814 26 S 1 Tafel Digitalisat S Leuckart Einiges uber die fischartigen Amphibien In Isis von Oken Band 9 1821 S 257 265 Digitalisat R Harlan Observations on the genus Salamandra with the anatomy of the Salamandra gigantea Barton or S Alleghaniensis Michaux and two new genera proposed In Annals of the Lyceum of Natural History of New York Band 1 1825 S 223 234 Digitalisat L H Stejneger amp T Barbour A check list of North American amphibians and reptiles Harvard University Press Cambridge 1917 S 7 Digitalisat A B Grobman Notes on Salamanders with the Description of a New Species of Cryptobranchus In Occasional Papers of the Museum of Zoology University of Michigan Nummer 470 1943 S 1 13 Digitalisat a b c d e f R S Crowhurst K M Faries J Collantes J T Briggler J B Koppelman amp L S Eggert Genetic relationships of hellbenders in the Ozark highlands of Missouri and conservation implications for the Ozark subspecies Cryptobranchus alleganiensis bishopi In Conservation Genetics Band 12 2011 S 637 646 Digitalisat a b c d R K Browne H Li Z Wang S Okada P Hime A McMillan M Wu R Diaz D McGinnity amp J T Briggler The giant salamanders Cryptobranchidae Part A palaeontology phylogeny genetics and morphology In Amphibian and Reptile Conservation Band 5 Nummer 4 2012 S 17 29 Digitalisat D Vasilyan amp M Bohme Pronounced Peramorphosis in Lissamphibians Aviturus exsecratus Urodela Cryptobranchidae from the Paleocene Eocene Thermal Maximum of Mongolia In PLOS one Band 7 Nummer 9 2012 e40665 doi 10 1371 journal pone 0040665 a b N G Burgmeier S D Unger T M Sutton amp R N Williams Population Status of the Eastern Hellbender Cryptobranchus alleganiensis alleganiensis in Indiana In Journal of Herpetology Band 45 Nummer 2 2011 S 195 201 Digitalisat R Makowsky L A Wilson amp Th K Pauley Sexual Dimorphism in the Eastern Hellbender Cryptobranchus alleganiensis alleganiensis In Herpetological Conservation and Biology Band 5 Nummer 1 2010 S 44 48 Digitalisat a b c d e f g h R K Browne H Li Z Wang S Okada P Hime A McMillan M Wu R Diaz D McGinnity amp J T Briggler The giant salamanders Cryptobranchidae Part B Biogeography ecology and reproduction In Amphibian and Reptile Conservation Band 5 Nummer 4 2014 S 30 50 Digitalisat M Freake E O Neill S Unger St Spear amp E Routman Conservation genetics of eastern hellbenders Cryptobranchus alleganiensis alleganiensis in the Tennessee Valley In Conservation Genetics Band 19 2018 S 571 585 Digitalisat Cryptobranchus alleganiensis in der Roten Liste gefahrdeter Arten der IUCN 2019 Eingestellt von Hammerson amp Phillips 2004 Abgerufen am 2 Juni 2019 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Schlammteufel Album mit Bildern Videos und Audiodateien Commonwealth of Virginia Hellbender Information State of New York Hellbender Information U S Fish amp Wildlife Service Endangered Species Program Georgia Wildlife Web The Hellbender Homepage Amiphibiaweb Entry for the Hellbender Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schlammteufel amp oldid 235692133