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Cosimo Fanzago getauft am 13 Oktober 1591 in Clusone gestorben am 13 Februar 1678 in Neapel 1 war ein italienischer Architekt Bildhauer und Dekorateur Er gilt als bedeutendster Exponent des Barock in Neapel insbesondere im Bereich der Innendekoration wo er einen eigenen blumigen Stil von polychromen Marmorinkrustationen schuf Selbstbildnis von Cosimo Fanzago Privatsammlung Inhaltsverzeichnis 1 Biografie 2 Werk und Bedeutung 3 Bildergalerie 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseBiografie Bearbeiten nbsp Die Certosa di San Martino in Neapel ist Fanzagos Hauptwerk wo er vor allem den Marmordekor entwarf und schuf Fanzago wurde in Clusone bei Bergamo als Kind von Ascenzio Fanzago und Lucia Bonicelli geboren 1 In seiner Familie gab es bereits seit mehreren Generationen eine kunstlerische Tradition von Bildhauern insbesondere im Bronzeguss bekannt sind seine Vorfahren Alessio Giannantonio Marino und vor allem der Ingenieur und Mathematiker Pietro Fanzago 1 In einem Dokument von 1612 berichtet Cosimo selber dass er etwa vier Jahre zuvor also 1608 nach Neapel gekommen sei um die Kunst der Marmorskulptur zu erlernen und wohne im Haus von Pompeo Fanzago meinem Onkel vaterlicherseits 2 Das besagte Dokument vom 12 August 1612 ist ein Arbeitsvertrag mit Angelo Landi einem Bildhauer aus Florenz Nur wenige Wochen spater am 23 September desselben Jahres heiratete Cosimo Fanzago die Tochter Landis Felicia Die Ehe brachte vier Kinder hervor Caterina Vittoria Ascenzio Ursula und Carlo seine Frau starb 1645 1 Sein erstes wichtiges Werk war das Grabmonument des Mario Carafa eines Verwandten des Kardinals Carafa Sein architektonisches Debut war der Plan zur Kirche San Giuseppe dei Vecchi in San Potito vollendet 1669 Fanzago erhielt Auftrage u a von den Jesuiten fur die er ab 1618 an San Francesco Saverio arbeitete und im Laufe von Jahrzehnten entscheidend an der Dekoration von Gesu Nuovo beteiligt war Zu den absoluten Haupt und Meisterwerken von Fanzago gehort die Certosa di San Martino wo er von 1623 bis 1656 mit essentiellen Arbeiten am Kreuzgang im Kircheninneren und an der Fassade sowie im Appartement des Priors involviert war anfangs arbeitete er dabei zusammen mit Gian Giacomo Conforto bis 1627 ab 1630 bis 1656 leitete er die Arbeiten an der Certosa 1 Nach seinen Planen wurde auch das Bronzeportal zur Cappella di S Gennaro im Dom von Neapel realisiert 1630 1668 von G Monte er selber schuf fur die gleiche Kapelle eine Bronzestatue der Heiligen Teresa 1 Ende der 1620er Jahre hatte Fanzago verschiedene Projekte ausserhalb Neapels er arbeitete zwischen 1626 und 1631 in der Abtei von Montecassino 1 und ist 1629 1630 in Venedig wo er den Hauptaltar fur San Nicola al Lido schuf 1 er war ausserdem am Bau mehrerer Kirchen in Bergamo beteiligt 1 Fanzagos Erfolg war in den 1630er Jahren bereits so gross dass er 1636 im Auftrag des Vizekonigs Manuel de Zuniga y Fonseca conte di Monterrey die Plane fur Torgitter und Kanzel der nach Planen von Picchiatti ab 1633 erbauten Augustinerkirche in Salamanca Spanien lieferte 1 Der nachste Vizekonig Ramiro Nunez de Guzman duca de Medina bat ihn 1640 um die Ausfuhrung der Porta Medina in Neapel 1 1647 wurde Fanzago in die Geschehnisse um die bekannte Revolte des Masaniello verstrickt Am 13 Juli 1647 wurden die dem Volk gewahrten Rechte festgelegt und der spanische Vizekonig Rodrigo Ponce de Leon Herzog von Arcos darauf vereidigt und man beschloss Kapitel und Privilegien offentlich auf dem Marktplatz in einem Epitaph zu prasentieren Cosimo Fanzago erhielt den Auftrag fur dieses sogenannte Epitaffio del Mercato auf der Piazza del Mercato durch den Duca d Arcos auf Wunsch von Masaniello 1 Die Arbeit blieb jedoch unvollendet und wurde 1800 abgerissen Fanzago wurde vorgeworfen mit der spanischen Fremdherrschaft zu kollaborieren und er war gezwungen aus Neapel zu fliehen 1 In den folgenden Jahren bis 1655 lebte er meist in Rom wo er u a Auftrage anlasslich des Jubeljahres 1650 im Petersdom erhielt ausserdem in San Lorenzo in Lucina Santo Spirito dei Napoletani die Fassade 1853 zerstort in Sant Agostino fur die er spater 1660 ein zweites Weihwasserbecken schuf Sant Isidoro cappella di S Antonio Santa Maria in Via Lata und fur das Refektorium der Kirche SS Trinita dei Pellegrini Portal Virgilio Spada der Hauptmazen von Borromini liess Fanzago ausserdem seine Familienkapelle in San Girolamo della Carita dekorieren 1655 1 nbsp Santa Teresa a Chiaia NeapelWieder in Neapel arbeitete Fanzago teilweise zusammen mit Francesco Antonio Picchiatti u a an der Fassade zum Pio Monte della Misericordia 1666 und bei der Restauration von Kirche und Konvent Santa Maria dei Miracoli 1675 mit D Tango und D Lazzari 1 Fanzago pragte im Laufe seines Lebens das Stadtbild von Neapel nicht nur durch zahlreiche und bedeutende Arbeiten fur Kirchen und Kapellen sondern auch durch verschiedene Brunnenanlagen die Fontana dello Spirito Santo 1618 1620 verloren die Fontana del Nettuno oder Medina 1634 1639 mit den Sohnen Ascenzio und Carlo und die Fontana del Sebeto 1635 1637 mit S Rapi und Carlo Fanzago ausserdem einige Pestsaulen die Guglia di San Gennaro 1637 1660 und die Guglia di San Domenico 1665 1666 letztere zusammen mit Picchiatti 1 Auf dem Gebiet der Profanarchitektur wirkte er ab 1637 bei diversen Projekten in der Via Toledo manchmal verbunden mit Grundstucksinvestitionen Palazzo Zevallos Stigliano 1639 1663 Palazzo Maddaloni 1 Er arbeitete auch am Palazzo Spinelli ab 1642 1643 am Palazzo der Donn Anna Carafa Gattin des Vizekonigs des Herzogs von Medina in Posilippo und an der Loggia des Palazzo Maddaloni nach 1652 vielleicht 1664 1 Fanzago entwarf ausserdem die Plane zu Santa Teresa a Chiaia und fur zahlreiche Kirchen und andere Projekte in Suditalien in Avellino und fur die Certosa von Padula Kampanien in Barletta Apulien in Soriano Calabro Badolato und in der Certosa von S Stefano del Bosco in Kalabrien sowie in Pescocostanzo Abruzzen Seine letzte grosse Kirche war Santa Maria Maggiore della Pietrasanta in Neapel 1653 bis 1675 1 Cosimo Fanzago starb 1678 mit 87 Jahren und wurde am 13 Februar in der Kirche S Maria d Ognibene bestattet Zu seinen Schulern gehorte Lorenzo Vaccaro Werk und Bedeutung Bearbeiten nbsp Die Kapelle des Heiligen Ignatius von Loyola in Gesu Nuovo Von Fanzago stammt der gesamte architektonische Aufbau und die Marmorinkrustationen einschliesslich der beiden Skulpturen von David und Jeremias an den Seiten des Altars 1643 bis 1654 Als Fanzago nach Neapel kam wurde die Bildhauer Szene vor allem durch toskanische Kunstler dominiert wie Landi Felice de Felice Vitale Finelli oder auch Pietro Bernini der Vater von Gian Lorenzo der jedoch bereits 1607 nach Rom gegangen war Diese Kunstler waren noch von einem klassizistischen Manierismus gepragt jedoch bereits mit beginnenden Zugen eines naturalistischen Barock 1 Auf dieser Basis erfand Fanzago insbesondere auf dem Gebiet der Marmorinkrustation einen eigenen uppigen und virtuosen Stil der durch extreme Eleganz und naturalistische Formen durch eine Kombination aus floralen und geometrischen Motiven und durch eine virtuose Handhabung chromatischer Farbabstufungen gepragt ist 3 Seine Originalitat und die Neuheit seiner architettura decorazione oder seiner semidekorativen Kunst arte semidecorativa wurde von der Kunstkritik des 20 Jahrhunderts allgemein anerkannt 3 Alle Kunsthistoriker sind sich ausserdem einig dass durch Fanzagos Erfindungen in San Martino und anderswo ein eigener Stil entstand der sich im siebzehnten Jahrhundert kontinuierlich weiterentwickelte und nicht nur typisch fur Neapel sondern einheitlich und spezifisch fur den gesamten Suden Italiens war 4 Eine Einschatzung von Fanzagos architektonischem Wirken ist generell schwieriger weil es weder sakrale noch zivile Bauten gibt die ganzlich von seiner Hand stammen er war haufig in Projekte involviert die bereits von anderen begonnen worden waren und seine eigenen Entwurfe wurden normalerweise von anderen zu Ende gefuhrt ohne dass genauere Plane erhalten waren 1 Grundsatzlich scheint Fanzago bei den von ihm entworfenen Kirchen eine Vorliebe fur die Form des griechischen Kreuzes gehabt zu haben sichtbar z B an der Chiesa dell Ascensione 1626 1645 und auch mit einer leichten Betonung der Langsachse an Santa Maria dei Monti begonnen 1628 in San Giuseppe dei Vecchi in San Potito ab 1634 und in Santa Maria Maggiore della Pietrasanta vor 1634 begonnen 1 Hauptwerke Auswahl Zahlreiche Arbeiten in der Certosa di San Martino Fassade Kirchenschiff Kreuzgang Neapel Die beiden grossen Kapellen des Querschiffs und andere Arbeiten in Gesu Nuovo sowie das Eingangsportal des Jesuitenkollegs in Neapel Die barocke Dekoration der Abtei Montecassino im Zweiten Weltkrieg zerstort spater teilweise rekonstruiert Verschiedene Kirchen in Neapel San Ferdinando Santa Teresa a Chiaia Chiesa dell Ascensione a Chiaia Santa Maria Maggiore alla Pietrasanta die Basilica San Giorgio Maggiore Fassaden der Kirchen San Giuseppe a Pontecorvo und Santa Maria degli Angeli alle Croci in Neapel Das Santuario di Santa Maria dei Miracoli in Andria Das Bronzegitter der Cappella del Tesoro di San Gennaro im Dom von Neapel Apsis und Hauptaltar und andere Arbeiten in Santa Maria del Carmine Maggiore Neapel Die Hauptaltare in den Kirchen Santa Maria di Costantinopoli Santa Maria la Nova San Domenico Maggiore San Pietro a Majella und Ss Severino e Sossio Neapel Altar des Allerheiligsten in der Kathedrale von Palermo Hauptaltar der Basilica Concattedrale di Sant Agata in Gallipoli Verschiedene Kapellen in neapolitanischen Kirchen die Cappella Firrao in San Paolo Maggiore die Cappella di Santa Teresa in Santa Teresa agli Studi die Cappella De Caro Cacace und die grosse Kapelle des Heiligen Antonius in San Lorenzo Maggiore ca 1640 1650 die Kapelle der heiligen Teresa d Avila in der Kirche Santa Teresa degli Scalzi 1640 der Palazzo Zevallos und der Palazzo Carafa di Maddaloni in Neapel Der sogenannte Palazzo di Donn Anna in Posillipo Restaurierung des Complesso di San Gaudioso Die Guglia di San Gennaro Neapel die Fontana del Sebeto Neapel Grosser Kreuzgang und Friedhof in der Certosa di Padula Der Plan fur die Basilica Santa Maria Egiziaca in Pizzofalcone wird ebenfalls Fanzago zugeschrieben Bildergalerie Bearbeiten nbsp Die Fontana del Sebeto in Neapel nbsp Eingangsportal der Cappella di San Gennaro im Dom von Neapel nbsp Die Cappella di Sant Ugo in der Certosa di San Martino Neapel nbsp Intarsien an der Balustrade der Cappella di San Gennaro in der Certosa di San Martino Neapel nbsp Busten des Nicolo Albergati links und des Heiligen Martin rechts von Cosimo Fanzago und Domenico Antonio Vaccaro Kreuzgang der Certosa di San Martino Neapel nbsp Hauptaltar der Kirche Santa Maria la Nova in Neapel nbsp Cappella Firrao in San Paolo Maggiore nbsp Kanzel nach Entwurf von Fanzago in der Iglesia de la Purisima Salamanca Spanien nbsp Der Marmordekor der im Zweiten Weltkrieg zerstorten und spater rekonstruierten Abtei Montecassino wurde von Fanzago entworfen nbsp Fassade von San Ferdinando Neapel nbsp Fassade der Chiesa di Santa Teresa degli Scalzi NeapelLiteratur BearbeitenPaola D Agostino Cosimo Fanzago scultore Paparo Edizioni 2011 Napoli italienisch Ciro D Arpa La committenza dell arcivescovo Martino Leon y Cardenas per la Cattedrale di Palermo 1650 1655 un intervento inedito dell architetto Cosimo Fanzago in Palladio n 21 1998 S 35 46 italienisch Gaetana Cantone Napoli Barocca Napoli Laterza 2002 italienisch Giuseppe Ceci Il primo passo di Cosimo Fanzago in Napoli Nobilissima S N II 1921 S 142 143 italienisch G Dolcetti Fanzago e Cartolari in Il libro d argento delle famiglie venete Vol IV Bologna Forni Editore 1922 1928 S 34 39 italienisch Aliprando Fanzago degli Aliprandi I conti di Bergamo ed i discendenti Aliprandi Rosmini Fanzago e Fanzago Cartolari S 120 127 italienisch Riccardo Lattuada Cosimo Fanzago ispirato e rivisitato 6 Juli 2017 in About Art online zuletzt abgerufen am 11 September 2018 italienisch Aurora Spinosa FANZAGO Cosimo In Fiorella Bartoccini Hrsg Dizionario Biografico degli Italiani DBI Band 44 Fabron Farina Istituto della Enciclopedia Italiana Rom 1994 Aurora Spinosa Hrsg Protagonisti nella storia di Napoli Grandi Napoletani Cosimo Fanzago Napoli Elio de Rosa editore 1996 italienisch Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Cosimo Fanzago Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Web Gallery of Art Jusepe de Ribera 1591 1652 a full text exhibition catalog from The Metropolitan Museum of Art which includes material on Cosimo Fanzago see index Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v Aurora Spinosa FANZAGO Fonsaga Fansago Foriseca Cosimo Cosmo in Dizionario Biografico degli Italiani Volume 44 1994 online auf Treccani per imparare l arte di scultura di marmo et me ne venni a stare alla casa di Pompeo Fanzago mio zio da parte di padre Zitat nach Ceci 1921 S 143 Hier nach Aurora Spinosa FANZAGO Fonsaga Fansago Foriseca Cosimo Cosmo in Dizionario Biografico degli Italiani Volume 44 1994 online auf Treccani a b Riccardo Lattuada Cosimo Fanzago ispirato e rivisitato 6 Juli 2017 in About Art online Tutti gli storici concordano sul fatto che la koine generata dalle invenzioni di Fanzago a San Martino e altrove pur evolvendosi di continuo nel corso del Seicento fu unitaria e specifica di tutto il Meridione continentale Siehe Riccardo Lattuada Cosimo Fanzago ispirato e rivisitato 6 Juli 2017 in About Art onlineNormdaten Person GND 118686089 lobid OGND AKS LCCN n86136544 VIAF 35942570 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Fanzago CosimoKURZBESCHREIBUNG italienischer Bildhauer Dekorateur und ArchitektGEBURTSDATUM getauft 13 Oktober 1591GEBURTSORT ClusoneSTERBEDATUM 13 Februar 1678STERBEORT Neapel Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Cosimo Fanzago amp oldid 213619288