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Constantin Alexander Freiherr Economo von San Serff auch Konstantin Economo und Constantin von Economo 21 August 1876 in Brăila Rumanien 21 Oktober 1931 in Wien war ein osterreichischer Psychiater und Neurologe griechischer Abstammung Er ist vor allem bekannt durch seine Entdeckung der Encephalitis lethargica und seinen Atlas der Zytoarchitektonik des menschlichen Gehirns Constantin von Economo Aufnahme von Georg Fayer 1931 Marmorbuste fur Constantin von Economo an der Universitat WienInhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Herkunft 1 2 Jugend und Ausbildung 1 3 Wissenschaftliche Karriere 1 4 Aeronautik 1 5 Tod 2 Forschung 2 1 Encephalitis lethargica 2 2 Zytoarchitektonische Studien 2 3 Von Economo Neurone 2 4 Progressive Zerebration 3 Einzelnachweise 4 Literatur 5 WeblinksLeben BearbeitenHerkunft Bearbeiten Constantin Economos Eltern entstammten beguterten Familien aus Griechenland Vaterlicherseits stammte er aus einer Familie von Grossgrundbesitzern aus Thessalien und mutterlicherseits ist er Nachfahre eines in Budapest niedergelassenen griechischen Industriellen aus Makedonien 1 Economo war Mitglied der nicht unierten griechischen Kirchengemeinde in Wien Jugend und Ausbildung Bearbeiten Constantin Freiherr Economo von San Serff wurde in Brăila Rumanien geboren Die Familie zog 1877 nach Triest 2 das damals zu Osterreich Ungarn gehorte In Triest verbrachte Constantin von Economo seine Kindheit und Jugend Er war ein guter Schuler besuchte in Triest das Deutsche Gymnasium 3 und konnte verschiedene Sprachen flussig sprechen 2 Seine Familie wurde 1906 geadelt wodurch Economo den Titel Freiherr erlangte 4 5 Auf Wunsch seines Vaters nahm von Economo 1893 ein Technikstudium an der Polytechnischen Universitat in Wien auf wechselte aber nach zwei Jahren zu Medizin 2 Seine erste wissenschaftliche Publikation wurde 1899 veroffentlicht und trug den Namen Zur Entwicklung der Vogelhypophyse Von 1900 bis 1903 arbeitete er als Assistent bei Sigmund Exner 2 1901 wurde ihm sein Doktorgrad verliehen Wissenschaftliche Karriere Bearbeiten Von Economo hospitierte in der Klinik fur Innere Medizin bei Carl Wilhelm Hermann Nothnagel von 1903 bis 1904 2 Anschliessend unternahm er eine zweijahrige Reise durch Europa und arbeitete bei verschiedenen Wissenschaftlern Er studierte Neurologie Histologie und Psychiatrie in Paris unter Alexis Joffroy Valentin Magnan und Pierre Marie In Nancy wurde er von Hippolyte Bernheim in die Hypnose eingefuhrt in Strassburg erhielt er Einblicke in Methoden mikroskopischen Arbeitens am Nervensystem unter Albrecht Bethe in Munchen schrieb er seinen Beitrag zu der normalen Anatomie der Ganglienzelle unter Emil Kraepelin und Alois Alzheimer Er arbeitete in der Psychiatrie in Berlin unter Theodor Ziehen in der neurologischen Ambulanz unter Hermann Oppenheim und wurde schliesslich in die experimentelle Tierforschung in Triest von Carl Isidor Cori eingefuhrt 2 Nach diesen zwei Jahren kehrte von Economo nach Wien zuruck und arbeitete als Assistent in der Klinik fur Psychiatrie und Nervenkrankheiten geleitet von Julius Wagner Jauregg im Allgemeinen Krankenhaus in Wien Er wurde 1913 habilitiert Im Alter von 43 Jahren heiratete von Economo Prinzessin Karoline von Schonburg Hartenstein 1921 wurde er Professor fur Psychiatrie und Neurologie Die Klinik fur Psychiatrie und Nervenkrankheiten war der Ort an dem von Economo fur den Rest seines Lebens forschen konnte Er wurde jedoch erst im Mai 1931 Leiter der eigens fur ihn neu eroffneten Abteilung fur Hirnforschung 2 Von Economo konnte diese Einrichtung allerdings nur kurze Zeit nutzen er verstarb funf Monate nach der Eroffnung Aeronautik Bearbeiten nbsp Constantin von Economo 1908 Von Economo war nicht nur ein herausragender Wissenschaftler sondern auch ein leidenschaftlicher Pilot 1907 entwickelte er Interesse an der Aeronautik und am Ballonfliegen und wurde 1912 der erste Osterreicher mit einem internationalen Pilotenzeugnis Von 1910 bis 1926 war er Prasident des Osterreichischen Aero Klubs 2 und Vorsitzender der Luftfahrtsbehorde des Osterreichischen Ministeriums fur Verkehr und Transport 5 Wahrend des Ersten Weltkriegs diente er zuerst im Automobilkorps an der russischen Front 1916 dann als Pilot an der Sudtiroler Front Im gleichen Jahr kehrte er jedoch auf Wunsch seiner Eltern nach Wien zuruck wo er als Militararzt Patienten mit Kopfverletzungen behandelte Hier erlebte er auch seine ersten Patienten mit Encephalitis lethargica 2 Tod Bearbeiten 1931 starb von Economo an den Folgen eines Herzinfarktes wie Die neue Zeitung berichtet 6 Zu seiner Ehre wurde 1966 eine Buste im Arkadenhof der Universitat in Wien errichtet 7 und 1976 eine osterreichische Briefmarke herausgegeben 8 Im Jahr 1932 wurde in Wien Favoriten 10 Bezirk die Economogasse nach ihm benannt Zwischen 1930 und 1932 wurde er auch zwei Mal fur den Medizinnobelpreis vorgeschlagen 9 Forschung BearbeitenVon Economo hat insgesamt ungefahr 150 Artikel und Bucher publiziert 5 In seinen fruheren Studien befasste er sich mit der Neuroanatomie und Physiologie des Mesencephalon der Pons und der zentralen Bahnen des Nervus trigeminus und schrieb Artikel uber z B die posthemiplegische Chorea Pons Tumore und uber den Schluck und Kaureflex 2 8 5 Encephalitis lethargica Bearbeiten Diese Krankheit bei der sich eine akute Entzundung des Cortex cerebri Grosshirnrinde diagnostizieren lasst 10 11 trat weltweit als Epidemie zwischen 1915 und 1924 auf 11 und betraf vor allem Europa und Nordamerika Seit 1940 ist diese Gehirnentzundung nicht mehr aufgetreten 12 11 Von Economo beschrieb 1917 detailliert Symptome Pathologie und Histologie der Krankheit die bald Economo Krankheit genannt wurde Unter anderem liessen sich Schaden in der Substantia nigra feststellen 5 Es liessen sich drei Typen der Encephalitis lethargica epidemica unterscheiden Der somnolent ophthalmoplegische schlafsuchtig augenmuskellahmend Typ ausserte sich in Schlafsucht die oft zu Koma und schliesslich zum Tod fuhrte Lahmung der Hirnnerven der Extremitaten und der Augenmuskeln sowie in einem ausdruckslosen Gesicht Die hyperkinetische Form manifestierte sich in Rastlosigkeit motorischen Storungen wie Zuckungen und unfreiwilligen Bewegungen Angstzustanden sowie Schlaflosigkeit oder Umkehrung des Schlafrhythmus Die amyostatisch akinetische Form schliesslich hatte oft einen chronischen Verlauf der der Parkinson Krankheit ahnelte und deshalb auch postencephalitischer Parkinsonismus genannt wurde Symptome waren hier Muskelschwache steife Bewegungen und Schlaflosigkeit oder auch Umkehr des Schlafrhythmus 11 Von Economo veroffentlichte seine Befunde unter anderem in einem Artikel von 1917 Die Encephalitis lethargica und in der Monografie Die Encephalitis lethargica ihre Nachkrankheiten und ihre Behandlung im Jahre 1929 Diese Krankheit inspirierte ihn auch sich mit dem Thema Schlaf zu beschaftigen Er vermutete 1918 ein Schlafsteuerungszentrum im Gehirn am Ubergang des dritten Hirnventrikels in den Aquaeductus Sylvii 13 mit jeweils einem Wach und einem Schlafzentrum 5 Zytoarchitektonische Studien Bearbeiten nbsp Der Zellaufbau der Grosshirnrinde nach EcomoNach den ersten Versuchen den menschlichen Cortex cerebri nach zytoarchitektonischen Gesichtspunkten zu unterteilen wie es Theodor Meynert Wladimir Betz Alfred W Campbell Grafton Elliot Smith und Korbinian Brodmann unternommen haben begann von Economo sein eigenes Projekt im Jahre 1912 und wurde ab 1919 von Georg N Koskinas dabei unterstutzt Ihr monumentales Werk Die Cytoarchitektonik der Hirnrinde des erwachsenen Menschen wurde 1925 veroffentlicht Das Werk wurde in zwei Banden publiziert einem Textbuch von uber 800 Seiten und einem Bilderatlas mit 112 grossformatigen mikrofotografischen Platten des Cortex cerebri Das Textbuch beinhaltet detaillierte Beschreibungen ihrer Studien und eine Einfuhrung in die Geschichte der zytoarchitektonischen Forschung 14 15 Mit ihrem Atlas hofften Economo und Koskinas eine Basis fur zukunftige Hirnforschung und die Lokalisation von Hirnfunktionen zu bereiten da sie annahmen dass zytoarchitektonische Unterschiede funktionale Unterschiede reflektieren 5 Der Atlas wurde 2008 neu aufgelegt 16 Economo und Koskinas unterteilten den Cortex cerebri in sieben Hirnlappen mit folgenden Untergliederungen 17 Lobus frontalis F Stirnlappen 35 Areae Regio praerolandica 10 Areae Regio frontalis 9 Areae Regio orbitomedialis 16 Areae Lobus limbicus superior L 13 Areae Regio limbica superior anterior 5 Areae Regio limbica superior posterior 3 Areae Subregio retrosplenialis 5 Areae Lobus insulae I Insellappen 6 Areae Lobus parietalis P Scheitellappen 18 Areae Regio postcentralis 6 Areae Regio parietalis superior 4 Areae Regio parietalis inferior 5 Areae Regio parietalis basalis 3 Areae Lobus occipitalis O Hinterhauptslappen 7 Areae Lobus temporalis T Schlafenlappen 14 Areae Regio supratemporalis 5 Areae Regio temporalis propria 2 Areae Regio fusiformis 3 Areae Regio temporopolaris 4 Areae Lobus limbicus inferior Lobus hippocampi H 14 AreaeVon Economo Neurone Bearbeiten Der Begriff Von Economo Neuron bezeichnet grosse bipolare Neurone die von Economo erstmals identifizierte Sie befinden sich in der funften Schicht des anterioren cingularen und des fronto insularen Cortex 5 4 Es ist etwa viermal so gross wie eine einfache Pyramidenzelle und hat im Unterschied zu ihr nur einen einzigen an der Basis gelegenen Dendriten Es findet sich bei Menschen und einigen hoch entwickelten Saugetieren nur in Hirnarealen die mit der Kognition befasst sind 18 Progressive Zerebration Bearbeiten Von Economo bezeichnete mit dem Begriff Progressive Zerebration die geistige Evolution uber Generationen hinweg die Zunahme der Gehirnmasse und die Aneignung neuer Denkorgane aufgrund von Differenzierung in kortikalen Gebieten In diesem Zusammenhang war Economo an Elitegehirnen interessiert Er hoffte mikrostrukturelle Charakteristiken zu finden in denen sich diese Gehirne von durchschnittlichen Gehirnen unterscheiden 5 Einzelnachweise Bearbeiten Georg Pilleri Economo von San Serff Constantin Alexander Freiherr In Neue Deutsche Biographie NDB Band 4 Duncker amp Humblot Berlin 1959 ISBN 3 428 00185 0 S 306 f Digitalisat a b c d e f g h i j K Economo Constantin Freiherr von Economo Mayer amp Co Wien 1932 Barbara I Tshisuaka Economo Constantin von 2005 S 334 a b E G Jones Cortical maps and modern phrenology In Brain 131 2008 S 2227 2233 a b c d e f g h i L C Triarhou The signalling contributions of Constantin von Economo to basic clinical and evolutionary neuroscience In Brain Research Bulletin 69 2006 S 223 243 Professor Economo In Die Neue Zeitung 22 Oktober 1931 S 3 online bei ANNO Vorlage ANNO Wartung nzg L Van Bogaert J Theodorides Constantin von Economo The Man and the Scientist Verlag der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften Wien 1979 a b L F Haas Neurological stamp Constantin von Economo In Journal of Neurology Neurosurgery and Psychiatry 73 2002 S 81 https www nobelprize org nomination archive show people php id 9736 C Economo Encephalitis lethargica In Wiener Klinische Wochenschrift 30 1917 S 581 585 a b c d A H Reid u a Experimenting on the Past The Enigma of von Economo s Encephalitis Lethargica In Journal of Neuropathology amp Experimental Neurology Band 60 Nr 7 2001 S 663 670 J M Pearce Baron Constantin von Economo and encephalitis lethargica In Journal of Neurology Neurosurgery amp Psychiatry 60 Feb 1996 S 167 Paul Diepgen Heinz Goerke Aschoff Diepgen Goerke Kurze Ubersichtstabelle zur Geschichte der Medizin 7 neubearbeitete Auflage Springer Berlin Gottingen Heidelberg 1960 S 61 C Economo G N Koskinas Die Cytoarchitektonik der Hirnrinde des erwachsenen Menschen Springer Verlag Wien 1925 G Elliot Smith Die Cytoarchitektonik der Hirnrinde des erwachsenen Menschen In Journal of Anatomy 61 2 1927 S 264 266 Karger AG Atlas of Cytoarchitectonics of the Adult Human Cerebral Cortex Stand 23 Februar 2009 L C Triarhou The Economo Koskinas Atlas Revisited Cytoarchitectonics and Functional Context In Stereotactic and Functional Neurosurgery 85 2007 S 195 203 Michael Gazzaniga Die Ich Illusion Wie Bewusstsein und freier Wille entstehen Hanser Munchen 2012 ISBN 978 3 446 43011 2 Kap 1 S 50 Literatur BearbeitenGeorg Pilleri Economo von San Serff Constantin Alexander Freiherr In Neue Deutsche Biographie NDB Band 4 Duncker amp Humblot Berlin 1959 ISBN 3 428 00185 0 S 306 f Digitalisat Barbara I Tshisuaka Economo Constantin von In Werner E Gerabek Bernhard D Haage Gundolf Keil Wolfgang Wegner Hrsg Enzyklopadie Medizingeschichte De Gruyter Berlin New York 2005 ISBN 3 11 015714 4 S 333 f Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Constantin von Economo Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Constantin von Economo im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Webseite uber Economo mit BildernNormdaten Person GND 118687751 lobid OGND AKS LCCN n85808882 VIAF 84796396 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Economo Constantin vonALTERNATIVNAMEN Economo von San Serff Constantin Alexander Freiherr vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG osterreichischer Psychiater Neurologe und HochschullehrerGEBURTSDATUM 21 August 1876GEBURTSORT BrăilaSTERBEDATUM 21 Oktober 1931STERBEORT Wien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Constantin von Economo amp oldid 238223106