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Conrad Hal Waddington 8 November 1905 in Evesham 26 September 1975 in Edinburgh war ein britischer Entwicklungsbiologe Palaontologe Genetiker Embryologe und Philosoph Er lieferte grundlegende Arbeiten zur Entwicklungsbiologie und Epigenetik Waddington gilt als wichtiger Vorlaufer der heutigen evolutionaren Entwicklungsbiologie EvoDevo und erfahrt seit den 1990er Jahren eine Art Renaissance 1 Die von Waddington eingefuhrten Begriffe epigenetische Landschaft Kanalisierung und genetische Assimilation sind heute gangig in der EvoDevo Forschung Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Wissenschaftliche Positionen 2 1 Die Umweltbeeinflussung der Evolution 2 2 Waddingtons Verstandnis der Epigenetik 2 3 Kanalisierung 2 4 Genetische Assimilation 2 5 Pufferung des Genotyps 2 6 Empirische Belege 2 7 Koordination von Entwicklung Evolution und Umwelt 3 Waddington und die Synthetische Evolutionstheorie 4 Waddingtons Bedeutung als ein Urvater von EvoDevo 5 Schriften und Werke 5 1 Artikel 5 2 Bucher 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben BearbeitenWaddington wurde als Kind kolonialer britischer Eltern geboren und wuchs die ersten drei Jahre seiner fruhen Kindheit bei seinen Eltern auf einer Teeplantage in Indien auf Im Alter von drei Jahren schickte man ihn zuruck nach England wo er bei einer verwandten Quaker Familie in Sedgeberrow Worcestershire aufwuchs Erst als verheirateter Mann mit 23 Jahren fand Waddington wieder eine Verbindung mit seinen Eltern Schon als Kind war Waddington fasziniert von Fossilien speziell von Ammoniten die er selbst suchte und sammelte Er glaubte schon in seiner Jugend dass man die evolutionare Entwicklung von Ammoniten anhand ihrer Muster und Formen erklaren konne Waddington hatte seit seiner Jugend vielfaltige Interessen unter anderem an Poesie Er edierte und publizierte als Student ein eigenes Poesie Magazin Daneben war er ein guter Sportler liebte das Wandern und Klettern Als Erwachsener fand er grosses Interesse an bildender Kunst Skulptur und Architektur und veroffentlichte 1969 sogar ein Buch Behind Appearance zur Beziehung von Kunst und Wissenschaft Er pflegte enge Verbindungen zu beruhmten Kunstlern unter anderem zu dem britischen Bildhauer Henry Moore oder dem deutschen Bauhaus Begrunder Walter Gropius 1926 heiratete er Seine erste Ehe hatte bis 1936 Bestand Aus der Ehe wurde ein Sohn Jake geboren Waddington studierte an der Universitat Cambridge wo er Lecturer in Zoologie und 1936 Fellow des Christ s College wurde Wahrend des Studiums lernte er Gregory Bateson kennen Sohn von William Bateson mit dem er befreundet war Bis 1936 hatte Waddington keinen wissenschaftlichen Abschluss publizierte aber seit 1929 mehrere wissenschaftliche Arbeiten uber Ammoniten 1929 experimentelle Embryologie bei Vogel Embryos 1930 sowie zusammen mit J B S Haldane uber genetische Kopplungen 1931 Auf der Grundlage dieser fruhen Publikationen wurde Waddington 1935 der wissenschaftliche Grad eines Cambridge ScD Doctor of Science verliehen Im Lauf seiner wissenschaftlichen Karriere beschaftigte sich Waddington schwerpunktmassig aber nicht nur mit Entwicklungsbiologie Im Gegensatz zu der in seiner Zeit auf Genetik und Molekularbiologie ausgerichteten Forschung erkannte Waddington dass epigenetische Mechanismen eine Rolle spielen bei Vererbung Entwicklung und Evolution Entscheidende Anstosse bekam er durch seinen sechsmonatigen Aufenthalt 1931 in Deutschland bei dem Entwicklungsbiologen Hans Spemann in Freiburg dem Entdecker der Organisatorregion Spemann Organisator 1936 arbeitete er in Thomas Hunt Morgans Labor in Kalifornien In den Folgejahren vertiefte Waddington experimentelle embryonale Studien untersuchte die chemische Beschaffenheit von Organisatorregionen an amphibischen Embryos Fur die beste embryonale Forschungsarbeit des Jahres erhielt er 1936 die hochste Auszeichnung der Koniglichen Akademie von Belgien den Albert Brachet Preis 2 fur Embryologie Er war der erste Wissenschaftler der organische Kulturmethoden verwendete um Huhnchen Embryos zu kultivieren die er dafur verwendete die Induktion des Nervensystems zu analysieren Ebenso konnte er als erster die Existenz eines Organisators in Saugetier Embryonen zeigen und als erster radioaktive Leuchtspur Methoden zur Analyse der Entwicklung einsetzen Waddingtons erste Buchpublikation war 1939 uber Genetik seine zweite 1940 uber Organisers and Genes in der er Erkenntnisse von Spemann und Morgan zusammenfuhrte 1936 heiratete Waddington die Malerin und Architektin Margaret Justin Blanco White 1911 2001 mit der er zwei Tochter hatte darunter die Mathematikerin Dusa McDuff 1945 als Margaret Dusa Waddington in London geboren Wahrend des Krieges arbeitete Waddington u a mit den beiden spateren Nobelpreistragern Patrick Blackett und John Kendrew fur das RAF Costal Command im Bereich Operations Research zur Unterstutzung der Sicherung von Geleitzugen bzw der U Boot Abwehr 3 Er veroffentlichte dazu nach dem Krieg eine Buch 4 1947 wurde er zum Fellow der Royal Society gewahlt und war ab 1947 Professor und Leiter des Instituts fur Tiergenetik an der Universitat Edinburgh Er baute dieses Institut bis zu seinem 50 Geburtstag 1955 zum grossten genetischen Department in Grossbritannien und zu einem der damals angesehensten weltweit aus An diesem Institut arbeitete Waddington nach dem Krieg konsequent an dem von ihm begrundeten Konzept der Epigenetik zur kausalen Erforschung der Entwicklung Epigenetik verstand er dabei als die Summe der Faktoren die auf Zell Zellgruppen oder embryonaler Ebene agieren um die Entwicklung zu ermoglichen inklusive genetischer sowie interner und externer Umweltfaktoren Eine so verstandene Epigenetik war fur ihn multikausal im Gegensatz zu genozentrisch Sie war ferner von emergenter Natur Emergenz in der Hinsicht dass die Erscheinungsformen hoherer Ebenen im Embryo nicht allein durch die Analyse darunter liegender Ebenen erklart werden konnen und ebenso die Eigenschaften bestimmter Regionen auf einer Ebene der Entwicklung nicht ohne die Kenntnis der Eigenschaften anderer Regionen auf derselben Ebene beantwortet werden konnen Parallel dazu forschte Waddington auf dem Gebiet der theoretischen Biologe und ubernahm die Herausgabe einer vierbandigen Serie mit dem Titel Towards a Theoretical Biology 1968 1972 und organisierte vier Symposien der International Union of Biological Sciences IUBS deren Prasident er wurde Seit 1948 war er Mitglied der Royal Society of Edinburgh 5 1958 wurde er zum Commander of the British Empire CBE ernannt 1960 erhielt Waddington die Mendel Medal der Genetics Society Die American Academy of Arts and Sciences wahlte ihn 1960 zum Mitglied ebenso 1974 die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina 6 Ehrendoktortitel verliehen ihm die Universitaten von Montreal Prag Genf Cincinnati Aberdeen und das Trinity College Dublin 1970 71 war er an der State University of New York Buffalo tatig wo sich erste Anzeichen eines Herzleidens bemerkbar machten Er starb daran zwei Monate vor seinem siebzigsten Geburtstag Insgesamt veroffentlichte Waddington 18 Bucher und edierte 9 Werke in seiner 42 Jahre andauernden Karriere Er fand zu Lebzeiten und bis lange danach nicht die Anerkennung die die Wissenschaft ihm heute zollt Die Wissenschaft seiner Zeit war auf Genetik und Molekularbiologe ausgerichtet Erst in den neunziger Jahren entstanden sukzessive neue epigenetische Denkansatze in der evolutionaren Entwicklungsbiologie die sich bis heute stark auf die Erkenntnisse von Waddington stutzt Vor diesem Hintergrund kann Waddington als einer der grossen Integratoren gesehen werden der die Disziplinen Genetik Epigenetik Entwicklung und Evolution naher zusammenfuhrte Wissenschaftliche Positionen BearbeitenDie Umweltbeeinflussung der Evolution Bearbeiten Waddington stellte dar dass ein genetisch und epigenetisches Zusammenspiel derart moglich ist dass trotz gewisser Mutationen das gleiche Phanotyp Merkmal ausgebildet wird oder erhalten bleibt 7 In der Entwicklung sind meist mehrere Pfade angelegt um den Phanotyp hervorzubringen bzw ein bestimmtes phanotypisches Merkmal hervorzubringen Die Vielzahl genetischer Alternativen ist darauf zuruckzufuhren dass stets viele Gene kombiniert an der Ausbildung eines phanotypischen Merkmals beteiligt sind 8 Die Selektion wirkt auf das komplette System der vorhandenen und der alternativen Entwicklungspfade 9 Waddington verwendete als Beispiel fur epigenetische Entwicklungsprozesse den Vogel Strauss und als spezielles Merkmal dessen evolutionare Entstehung er zu erklaren beabsichtigte die auffallenden Hautschwielen auf der Brust des Vogels wo dieser keine Federn besitzt Die Schwielen schutzten das Tier wenn es sich auf den heissen rauen Wustenboden kauert Waddington ging davon aus dass die Schwielen irgendwann nicht existiert haben beim Strauss Die Art kann sich die Schwielen uber Generationen hinweg wahrend des jugendlichen Wachstums durch Beanspruchung der entsprechenden Korperteile zugezogen haben Ein Umweltfaktor den Waddington nicht naher spezifiziert konnte zum Beispiel sehr heisser und oder steiniger Sandboden sein der zuvor nicht vorhanden war Dieser kann die Ursache dafur gewesen sein dass der Entwicklungsverlauf abgeandert wird und er nun auf der Grundlage der oben geschilderten vielfaltigen Genkombinationen bzw expressionen und auch den Fahigkeiten des Entwicklungssystems die die Schwielen hervorbringen Das geschieht zunachst mit Hilfe des aufgetretenen anhaltenden Umweltstressors der nicht nur auf ein einzelnes Tier sondern auf die gesamte Population wirkt In einer ersten Phase hat sich das Merkmal also annahmegemass durch Beanspruchung des betreffenden Korperteils beim Kauern gebildet und noch nicht genetisch vererbt Dann erfolgte in der Entwicklung eine wie Waddington es nennt Kanalisierung 7 das ist in diesem Fall eine Veranderung des Entwicklungsverlaufs Sie ist entgegen allen Ansichten der damaligen darwinistischen Evolutionstheorie nicht genetisch vererbbar braucht aber zunachst den externen Stressor Waddingtons Verstandnis der Epigenetik Bearbeiten Der Begriff Epigenetik wurde von Waddington erstmals verwendet Epigenetik wie er sie verstand kann mit heutigen Worten gesehen werden als die Weitergabe bestimmter Eigenschaften auf die Nachkommen die nicht oder nicht ausschliesslich auf Veranderungen der Genregulation und Genexpression in der Entwicklung zuruckzufuhren sind 10 Waddington stellte das erstmals grafisch dar in seinem Aufsatz The Strategy of the Genes 1957 11 Zu sehen sind Hugel und Taler durch die ein Ball rollt Der Ball reprasentiert den Verlauf der Entwicklung Auf dem gedanklich hochsten Punkt des Plateaus ist die befruchtete Eizelle die Zygote anzunehmen 12 Der Ball folgt vorhandenen Entwicklungspfaden Kanalisierung Wegen der Talwande zwischen den einzelnen Pfaden kann der Verlauf nicht ohne weiteres geandert werden Pufferung Jedoch kann eine Induktion von aussen stark genug sein um eine Talwand in der epigenetischen Landschaft zu uberwinden Der Ball gelangt dann in ein benachbartes Tal bzw die Entwicklung wird anders kanalisiert Kanalisierung Bearbeiten Ist der Pfad einmal in einem Tal kanalisiert andert sich trotz anhaltender genetischer Mutationen nichts mehr am phanotypischen Output Bsp Schwielen weil das gesamte System in der Art reagiert dass die eingerichtete Kanalisierung bei gleichem Output Schwielen beibehalten werden Der Genotyp ist gepuffert 13 er hat Vorkehrungen parat die zusammen mit der Entwicklung und der Umwelt zu dem gewunschten Output Schwielen fuhren Genetische Assimilation Bearbeiten Hauptartikel Genetische Assimilation In der Folge kann der Stimulus unnotig werden oder nur noch abgeschwacht erforderlich sein Die Antwort des ganzen Systems auf den exogenen Stimulus z B heisser Sand ist derart dass dieser durch bereits vorhandene redundante interne genetisch epigenetischen Mechanismen relativ leicht uberschrieben und das System so genetisch fixiert wird Spater sagte Waddington dazu Die Entwicklungsanderung die durch den Stressor angestossen wurde kann genetisch assimiliert werden genetische Assimilation Das System funktioniert dann ohne externen Anstoss Es ist auf den gleichen Phanotyp gerichtet Dafur sorgen wie zu Beginn der Variation auch Genkombinationen und Expressionsmuster die ahnliche Variation bewirken konnen und die im Organismus stets vielfaltig vorhanden sind sowie die emergenten epigenetischen Fahigkeiten des gesamten Entwicklungssystems Die Prozesse bis es zu einer genetischen Assimilation kommt unterliegen stets der Selektion Da die Selektion bereits den Phanotyp bevorzugt der umweltinduzierte Schwielen aufweist ist es naheliegend dass sie auch den Typ in der Population selektiert der die genetische Assimilation hervorbringt Wenn ein Umweltfaktor anhaltend lange genug auf den Entwicklungsprozess einwirkt kann das den Entwicklungsverlauf derart beeinflussen dass der Ball nicht nur einen Hugelkamm uberwindet und in ein anderes Tal gelangt sondern in der Folge verandert sich die epigenetische Landschaft selbst derart dass der hemmende Hugel zwischen dem alten und dem neuen Tal vom Entwicklungsapparat abgebaut wird und der Ball von sich aus dem neuen Tal folgt Die genetische Assimilation ist erfolgt Kanalisierung erlaubt so dass sich eine genetische Vielfalt oder Variabilitat ausbildet obwohl sie im Phanotyp gar nicht erscheint Solche versteckte genetische Variabilitat oder versteckte Entwicklungspfade die unterschiedlichen Taler werden erst durch genetische Assimilation zum Vorschein gebracht Pufferung des Genotyps Bearbeiten Die vielfaltigen im Organismus wahrend der Entwicklung prasenten Genkombinationen und epigenetischen Entwicklungspfade die zu einem gleichen oder sehr ahnlichen phanotypischen Ergebnis fuhren bezeichnet Waddington als Pufferung des Genotyps 13 Mit seinen Worten sagt er Der Genotyp kann einen bestimmten Umfang seiner eigenen Mutation absorbieren oder puffern ohne eine Veranderung der Entwicklung zuzulassen 14 Diese Pufferung des Genotyps ist somit nichts anderes als die Konstanz Robustheit des Wildtyps von Arten in ihrer naturlichen Umgebung 13 Dort sind Arten auf Grund ihrer grosseren genetischen Vielfalt bekanntlich starker gegen phanotypische Variation gefeit als dies bei Zuchttieren der Fall ist Pufferung und Kanalisierung sind die zwei Seiten derselben Medaille Sie sind Ergebnis der naturlichen Selektion Der ganze Prozess dauert nicht annahernd so lange als alternativ dafur anzunehmen ware dass der Organismus mit rein genetischen zufalligen Mutationen zum gleichen Ergebnis gelangt Kanalisierung ist ein Evolutionsweg der es Arten ermoglicht flexibler und schneller auf Umweltanderungen zu reagieren und quasi eine Halteposition einzunehmen bis das Genom die Fixierung zustande bringt 15 Einige Aspekte des Phanotyps erscheinen bemerkenswert invariant zu sein trotz genetischer Unterschiede und solcher der Umwelt 16 Damit ist das gemeint was Waddington mit Kanalisierung beschreibt Empirische Belege Bearbeiten 1953 lieferte Waddington empirische Belege fur seine Thesen in dem Aufsatz Genetic Assimilation of an Acquired Character und zeigt dort wie die Adern in Fliegenflugeln verschwinden angestossen durch uber mehrere Generationen wiederholte kurze Hitzeschocks der Fliegeneier und wie die Adern schliesslich bei einigen Tieren auch ganz ohne die Hitzeschocks wegbleiben In der Entwicklung der Fliegen wird die Veranderung assimiliert Ein ahnliches Experiment wird erstmals 50 Jahre spater von Fred Nijhout USA an Tabakschwarmern wiederholt 17 Auch die sehr kurzfristige Evolution der Schnabelformen von Darwinfinken wie sie von Peter und Rosemary Grant beschrieben wurde wird mit Entwicklungsanderungen in Verbindung gebracht speziell mit Anderungen des Proteins Hsp90 18 Ebenso belegt der Jahrzehnte dauernde Versuch des russischen Genetikers Dmitry Belyaev Silberfuchse zu zahmen vielfaltige Entwicklungsanderungen die heute im Sinne Waddingtons interpretiert werden 19 Waddington belegte somit theoretisch und auch empirisch seinen bereits 1942 geausserten Zweifel dass die rein statistische naturliche Selektion die nichts anderes macht als zufallige Mutationen auszusortieren selbst fur den uberzeugtesten statistisch ausgebildeten Genetiker vollig befriedigend sein kann 13 Koordination von Entwicklung Evolution und Umwelt Bearbeiten In der Gesamtschau zeigt Waddingtons Studie wie der Genotyp eines evolvierenden Organismus in einer koordinierten Weise auf die Umwelt antworten kann 13 Entwicklung und Evolution konnen mit Umwelteinflussen koordiniert werden und mit ihnen bezogen auf die Beibehaltung des Phanotyps gerichtet umgehen Kanalisierung ist eine Fahigkeit des Systems das durch naturliche Selektion hervorgebracht wurde 20 Das Vorhandensein einer adaptiven Antwort auf einen Umweltstimulus hangt ab von der Selektion der koordinierten und genetisch kontrollierten Reaktionsfahigkeit im Organismus 21 Waddington und die Synthetische Evolutionstheorie BearbeitenWaddington hat sich sehr dafur engagiert dass die Ontogenese von der Synthetischen Evolutionstheorie anerkannt wird 22 Dies ist ihm zu Lebzeiten jedoch nicht gelungen 23 In seiner Zeit waren der Genzentrismus und die Molekularbiologie die treibenden Krafte und nicht Epigenetik und Entwicklung 24 Waddington fand in Ernst Mayrs 1966 erschienenem Buch Animal Species and Evolution Beachtung So schrieb Mayr dort Unsere Vorstellungen der Beziehung zwischen Genotyp und Phanotyp sind grundlegend uberdacht worden und der Phanotyp wird mehr und mehr nicht mehr als ein Mosaik individuell kontrollierter Genauspragungen als das kombinierte Produkt eines komplexen interaktiven Systems dem Epigenotyp angesehen 25 Es blieb allerdings nicht bei dieser Sicht und Wertschatzung Mayrs der spater Waddingtons Beitrage dahingehend relativierte dass er seine Argumente als Grundlagen fur individuelle Selektion gegenuber genetischer Selektion wertete aber nicht als Grundlagen dafur die Entwicklung als relevant fur die Evolutionstheorie zu sehen 26 Als sich in den 70er Jahren die Stimmen mehrten die die Entwicklung als wichtig fur die Evolution sehen blieb Mayr auf der Seite der Synthese und betrachtete Waddington skeptischer 26 In dieser Zeit wurde Waddington auch immer wieder in die Nahe des Lamarckismus geruckt druckt doch sein 1953 geschriebener Aufsatz Genetic Assimilation of an Acquired Charakter diese Nahe aus Tatsachlich gibt es jedoch in Waddingtons Denken keine Verwandtschaft mit dem Denken Lamarcks Erst die Erweiterte Synthese in der Evolution greift wichtige Gedanken Waddingtons fur eine Offnung der Evolutionstheorie auf Waddingtons Bedeutung als ein Urvater von EvoDevo BearbeitenErst mit Fortschreiten der Evolutionaren Entwicklungsbiologie EvoDevo kommt Waddington wieder zu Ehren Er befindet sich bis heute auf einem Weg zunehmender Anerkennung In ihrem 2005 erschienenen Buch Evolution in four Dimensions wurdigen Eva Jablonka und Marion Lamb Waddington mehrfach Lange bevor man etwas wusste uber die verschlungenen Wege der Genregulierung und des Zusammenspiels von Genen und lange bevor Konzepte uber Gennetzwerke in Mode kamen haben Genetiker erkannt dass die Entwicklung eines beliebigen Merkmals von einem Netz von Interaktionen zwischen Genen ihren Produkten und der Umwelt abhangt Eine sichtbare Reprasentation dieser Ideen die noch immer relevant und hilfreich ist wurde von dem britischen Embryologen und Genetiker Conrad Waddington in den 1940er und 50er Jahren entwickelt 27 Scott F Gilbert und David Epel stellen in ihrem 2009 erschienenen Werk Ecological Devolopment Biology Integrating Epigenetics Medicine and Evolution ebenfalls Waddingtons Verdienste heraus und stellen diese auch den Leistungen des russischen Forschers Ivan I Schmalhausen gegenuber der zeitgleich mit Waddington zu ahnlichen Erkenntnissen gelangt ist 28 Gerd Muller nennt in seinem Aufsatz Evo Devo as a discipline 29 sowohl die genetische Assimilation Waddingtons als auch das gesamte Feld der Epigenetik im Waddington schen Sinn als konzeptionelle Wurzeln von EvoDevo Schliesslich beruft sich die Altenberg 16 Gruppe die 2010 ihr Werk Evolution The Extended Synthesis veroffentlicht Hg Massimo Pigliucci u Gerd B Muller auf Waddington 30 Manfred Laubichler nennt Waddington anlasslich einer Rede am Konrad Lorenz Institut fur Evolutions und Kognitionsforschung in Altenberg 2008 den Urvater der theoretischen evolutionaren Entwicklungsbiologie 31 Schriften und Werke BearbeitenArtikel Bearbeiten The genetic control of wing development in Drosophila In J Genet Band 39 1940 S 75 139 Evolution of developmental systems In Nature Band 147 1941 S 108 110 Canalisation of development and the inheritance of acquired characters In Nature Band 150 1942 S 563 564 Selection of the genetic basis for an acquired character In Nature Band 169 1952 S 278 Genetic assimilation of an acquired character In Evolution Band 7 1953 S 118 126 Genetic assimilation of the bithorax phenotype In Evolution Band 10 1956 S 1 13 Canalisation of development and genetic assimilation of acquired characters In Nature Band 183 1959 S 1654 1655 Experiments on canalizing selection In Genet Res Band 1 1960 S 140 150 Genetic assimilation In Adv Genet Band 10 1961 S 257 293 Bucher Bearbeiten The Scientific Attitude Pelican Books 1941 How animals develop George Allen amp Unwin London 1946 Organisers amp genes Cambridge University Press Cambridge 1947 Principles of Embryology George Allen amp Unwin London 1956 The Strategy of The Genes Allan and Unwin London 1957 Biological organisation cellular and subcellular proceedings of a Symposium Pergamon Press London 1959 The ethical animal George Allen amp Unwin London 1960 The human evolutionary system In Michael Banton Hrsg Darwinism and the Study of Society Tavistock London 1961 Principles of development and differentiation Macmillan Company New York 1966 New patterns in genetics and development Columbia University Press New York 1966 als Herausgeber Towards a Theoretical Biology 4 Bande Edinburgh University Press Edinburgh 1968 1972 O R in World War 2 Operational Research against the U boat Paul Elek Science Books London 1973 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Conrad Hal Waddington im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten Eva Jablonka Marion J Lamb Evolution in four Dimensions Genetic Epigenetic Behavioral and Symbolic Variation in the History of Life MIT Press Cambridge Mass 2005 ISBN 0 262 10107 6 Academie royale des Sciences des Lettres et des Beaux Arts de Belgique Conrad Hal Waddington Prix Albert Brachet 1934 Memento des Originals vom 4 Marz 2016 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www academieroyale be Carsten Haider Fuhren wir diesen Krieg mit Waffen oder mit dem Rechenschieber Blacketts Circus britische Operationsforschung im Zweiten Weltkrieg In Pallasch Zeitschrift fur Militargeschichte Nr 77 2021 S 145 152 ssoar info abgerufen am 2 November 2021 C H Waddington Operational Research in World War II Histories of science series In biblio com Abgerufen am 2 November 2021 englisch Fellows Directory Biographical Index Former RSE Fellows 1783 2002 K Z PDF Datei Royal Society of Edinburgh abgerufen am 19 April 2020 Mitgliedseintrag von Conrad Hal Waddington bei der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina abgerufen am 25 Januar 2023 a b C H Waddington Canalisation of development and the inheritance of acquired characters 1942 S 564 C H Waddington Canalisation of development and the inheritance of acquired characters 1942 S 563f C H Waddington Canalisation of development and the inheritance of acquired characters 1942 S 564f Waddingtons Begriff Epigenetik ist scharf abzugrenzen von Epigenetik Die Grafik findet man z B auf http www pep web org document php id joap 049 0250 jpg Eva Jablonka Marion J Lamb Evolution in four Dimensions Genetic Epigenetic Behavioral and Symbolic Variation in the History of Life MIT Press 2005 S 63 a b c d e C H Waddington Canalisation of development and the inheritance of acquired characters 1942 S 563 C H Waddington Canalisation of development and the inheritance of acquired characters 1942 S 564 Eva Jablonka Marion J Lamb Evolution in four Dimensions Genetic Epigenetic Behavioral and Symbolic Variation in the History of Life MIT Press 2005 S 275 Eva Jablonka Marion J Lamb Evolution in four Dimensions Genetic Epigenetic Behavioral and Symbolic Variation in the History of Life MIT Press 2005 S 62 Yuichiro Suzuki H Federic Nihjout Genetic basis of adaptive evolution of a polyphenism by genetic accommodation In Journal of Evolutionary Biology 21 Nr 1 2008 S 57 66 doi 10 1111 j 1420 9101 2007 01464 x Peter R Grant B Rosemary Grant Genetics and the origin of bird species In Proceedings of the National Academy of Sciences Band 94 Nr 15 Juli 1997 S 7768 7775 PDF Ludmila N Trut Early Canid Domestication The Farm Fox Experiment In American Scientist Vol 87 1999 C H Waddington Canalisation of development and the inheritance of acquired characters 1942 S 563f C H Waddington Canalisation of development and the inheritance of acquired characters 1942 S 565 Ron Amundson The Changing Role of the Embryo in Evolutionary Thought 2005 S 194 Ron Amundson The Changing Role of the Embryo in Evolutionary Thought 2005 S 195 Ron Amundson The Changing Role of the Embryo in Evolutionary Thought 2005 S 210 Ron Amundson The Changing Role of the Embryo in Evolutionary Thought 2005 S 210 mit Bezug auf Ernst Mayr 1966 S 6 u 148 185 a b Ron Amundson The Changing Role of the Embryo in Evolutionary Thought 2005 S 211 Eva Jablonka Marion J Lamb Evolution in four Dimensions Genetic Epigenetic Behavioral and Symbolic Variation in the History of Life 2005 S 62f sowie 261 266 Scott F Gilbert David Epel Ecological Devolopment Biology Integrating Epigenetics Medicine and Evolution Sinauer 2009 S 375f genetische Assimilation S 443 427 Plastizitat S 455f Gerd Muller Evo Devo as a Discipline In A Minelli G Fusco Evolving Pathways Key Themes in Evolutionary Development Biology Cambridge University Press 2008 S 7 M Pigliucci Phenotypic Plasticity In Massimo Pigliucci Gerd B Muller Evolution the Extended Synthesis MIT Press 2010 S 367 Manfred D Laubichler Conrad Hal Waddington Forefather of Theoretical EvoDevo Guest Editorial anl einer Tagung des Konrad Lorenz Institute for Evolution and Cognition Research in Altenberg b WienNormdaten Person GND 120829088 lobid OGND AKS LCCN n50019537 VIAF 12383955 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Waddington Conrad HalKURZBESCHREIBUNG britischer Entwicklungsbiologe Palaontologe Genetiker Embryologe und PhilosophGEBURTSDATUM 8 November 1905GEBURTSORT EveshamSTERBEDATUM 26 September 1975STERBEORT Edinburgh Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Conrad Hal Waddington amp oldid 237984240