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Collrunge andere Schreibweise Kollrunge 1 ist ein Wohnplatz innerhalb des Wittmunder Ortsteils Ardorf Die Geschichte der ehemaligen Moorkolonie beginnt im letzten Jahrzehnt des 18 Jahrhunderts Grund ihrer Anlage war unter anderem das Urbarmachungsedikt des preussischen Konigs Friedrichs des Grossen dem viele Siedlungen und Dorfer im Inneren der ostfriesischen Halbinsel ihre Entstehung verdanken Inhaltsverzeichnis 1 Lage und Verkehrsanbindung 2 Name 3 Geschichte 4 Religion 5 Vereinsleben 6 Mit Colrunge verbunden 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseLage und Verkehrsanbindung BearbeitenCollrunge liegt sudlich von Ardorf an der Wittmunder Kreisstrasse 28 die von der Bundesstrasse 210 zur Grenze des Landkreises Wittmund fuhrt Die Kreisstrasse tragt ab Ardorf den Namen Collrunger Strasse An der Landkreisgrenze wird sie zur Brockzeteler Strasse die in Richtung Aurich fuhrt Zwischen Wittmund und Collrunge verkehrt die Buslinie 342 des Verkehrsverbundes Ems Jade Im Ort gibt es zwei Haltestellen Collrunge Trafo und Collrunge Abzweigung Name BearbeitenDie Ortsbezeichnung geht auf den bereits fur 1684 dokumentierten Gemarkungsnamen Kolderunge zuruck der sich auch auf der zwischen 1808 und 1810 erschienenen Karte von Carl Jattnig befindet 2 Die offizielle heutige Schreibung Collrunge findet sich zum ersten Mal in der Statistischen Ubersicht Ostfrieslands von 1871 Gerhard Ohling vermutet dass die Ortsbezeichnung Collrunge sich von einem Gewassernamen herleitet kolde runge kalte Runge Der Name konnte sich auf einen Wasserlauf beziehen der das ehemalige Brockzeteler Meer 3 mit der Harle verband 4 Nach dieser Annahme ware runge etymologisch mit dem gotischen runs Lauf und dem altenglischen ryne Lauf Fliessen vergleiche Rinne Rhein verwandt Die Herkunft des Konsonanten g im Ortsnamen Collrunge bleibt bei dieser Annahme jedoch ungeklart 5 Die Schreibweise des Namens mit C beziehungsweise K wechselt in der Literatur und auf Landkarten Geschichte BearbeitenBis zum Urbarmachungsedikt des Preussenkonigs Friedrich II das 1765 erlassen worden war galt in den ostfriesischen Moorgebieten das sogenannte Upstreekrecht Danach durfte ein jeder Interessent den Abschnitt eines Moores zum Ausgang seiner Besitzergreifung machen indem er die seitlichen Begrenzungslinien in der Regel Bewasserungsgraben gradlinig und parallel ins Moor vortrieb 6 Mit dem Inkrafttreten des Urbarmachungsedikts behielt das Upstreekrecht zwar fur die bereits vorhandenen Siedler seine Gultigkeit nicht aber fur Neusiedler Das neue Gesetz ermoglichte grossraumige Planungen in den zentralostfriesischen Moorgebieten Fehnkanale und Wege wurden angelegt um den abgebauten Torf in die Stadte Ostfrieslands zu transportieren und auf dem Ruckweg unter anderem fruchtbaren Wattenmeerboden fur die Moorsiedlungen mitzunehmen Bis zum Ende der sogenannten Ersten Preussenzeit entstanden uber einhundert neue Moorkolonien darunter 1796 die Siedlung Collrunge Fast gleichzeitig entstanden in der Nachbarschaft die Siedlungen Muggenkrug Rispelerhelmt Klein Wiesedermeer und Wiesederfehn 7 Den Kolonisten die sich unter den Bedingungen des Urbarmachungsediktes ansiedelten standen nach einem weiteren koniglichen Erlass vom 17 Januar 1770 eine Reihe von Wohlthaten und Privilegien zu Dazu gehorten unter anderem die unentgeltliche Uberlassung der Grundstucke fur Hausbau und Gartenanlage zeitlich begrenzte Abgabenfreiheit bis zu sechs Diemat Wild Land in Erbpacht und freie Ausubung der Gottesdienste fur Angehorige der drei christlichen Hauptreligionen Die im Erlass versprochenen Bauhilfsgelder Auslander 40 Reichstaler Landeseingeborene 25 Reichstaler 8 konnten die Collrunger Siedler nicht mehr in Anspruch nehmen da ihre Auszahlung bereits 1791 eingestellt worden war 9 Am 1 April 1868 begann im Bereich der Postexpedition Wittmund die Landbriefzustellung Im Amtsblatt fur Hannover in dem die Verfugung der Oberpostdirektion veroffentlicht wurde findet sich auch eine Liste von Orten in denen der Brieftrager fur die abgesehen vom Sonntag tagliche Zustellung der Correspondenzen zu sorgen hatte Darin wird auch Collrunge in der veralteteten Form Colderunge erwahnt 10 Die heutige Kreisstrasse 28 die durch Collrunge fuhrt wurde zwischen 1869 und 1890 als Klinkerstrasse erbaut Sie fuhrte von Heglitz uber Ardorf nach Collrunge und endete an der Kreisgrenze Sie trug den Namen Landstrasse Heglitz Kollrunge und hatte eine Lange von gut sieben Kilometern Sie war in der Anfangszeit mautpflichtig Eine Chausseegeldhebestelle befand sich in Ardorf 11 Von einer privaten Schafzucht in Collrunge berichteten Johann Friedrich de Vries und Theodor Focken in ihrer 1881 erschienenen Landesbeschreibung Ostfriesland Sie soll zwischen 400 und 1000 Heidschnucken umfasst haben 12 Im Jahr 1912 wurde in Collrunge ein Schmiedebetrieb eroffnet der uber 100 Jahre bestand Nachdem der letzte Eigentumer den Betrieb aus Altersgrunden geschlossen hatte wurde die gesamte Schmiedeeinrichtung an den Verein Kunst und Wind in Bunde verkauft und in der der Bunder Muhle wiederaufgebaut Sie kann zu bestimmten Zeiten besichtigt werden Moglich ist es auch die Muhlenschmiede fur interessierte Gruppen zum Beispiel Schulklassen in Betrieb zu setzen und kleinere Gegenstande zu schmieden 13 Fur Anfang der 1930er Jahre ist die Existenz eines Collrunger Arbeitsdienstlagers belegt Trager der Einrichtung war zunachst der Stahlhelm Kreis Nordwest In einem Zeitungsbericht von 27 April 1933 heisst es dass in dieser Einrichtung die zum staatlich anerkannten Schulungslager erhoben worden war zukunftige Fuhrer des Reichsarbeitsdienstes RAD ausgebildet werden sollten 14 1936 war vom Stahlhelm als Trager nicht mir die Rede Das Lager gehorte spatestens zu diesem Zeitpunkt dem RAD Das damals NS nahe Jeversche Wochenblatt berichtete 1936 lobend uber die durch die Arbeitsdienstler erfolgte Umgestaltung der Collrunger Heide und Moorlandschaft Urland muss hier grunen saftigen Wiesen weichen Flachen die in der kommenden Zeit vielen Volksgenossen eigene Scholle und Lebensfahigkeit geben sollen Ein umfangreiches Siedlungsprogramm habe es erst nach der Machtergreifung durch den Nationalsozialismus gegeben Manches sei schon umgesetzt worden so seien zum Beispiel innerhalb weniger Jahre ganze Hauserreihen und neue Dorfer in der Einsamkeit des oden Heidemeeres entstanden Die Arbeit des Collrunger Arbeitsdienstes wurde in einem zu Propagandazwecken hergestellten Film festgehalten 15 Uber seinen Verbleib ist bislang nichts bekannt 1936 erhielt die Moorkolonie eine eigene Volksschule Ihr erster Lehrer war Hinrich Theodor Schoon Im Jahr 1969 musste die Schule wegen Lehrermangels geschlossen werden 16 Religion BearbeitenDie evangelisch lutherischen Einwohner Collrunges gehorten von Anfang an zur Kirchengemeinde Ardorf 17 Katholische Christen haben ihr Gotteshaus in Wittmund 18 Mitglieder einer Freikirche finden zwei Gemeindeangebote in Jever eine Evangelische Freie Gemeinde 19 und eine Baptistengemeinde 20 In Jever befindet sich auch die nachste neuapostolische Kirche 21 Vereinsleben BearbeitenIn der ehemaligen Moorkolonie haben mehrere Vereine ihr Zuhause Dazu gehoren unter anderem der Klootschiesserverein KBV Collrunge und die Reitgemeinschaft Collrunge e V Mit Colrunge verbunden BearbeitenDer Kunstler Herbert W H Hundrich wurde 1951 in Collrunge geboren Er lebt heute auf Mallorca und in Mecklenburg Vorpommern 22 Literatur BearbeitenHinrich Theodor Schoon Aus der Geschichte des Schulortes Collrunge Gemeinde Ardorf Aufzeichnungen aus der Feder des ersten Lehrers dieser Schule Beilage zum Anzeiger fur Harlingerland 2 1969 Enno Schmidt Siedlungsgeographischer Uberblick uber die landlichen Siedlungen Ostfrieslands zur ersten Preussenzeit In Als Friesen Preussen waren Ostfriesland im 18 Jahrhundert Aufsatze Redaktion Theo Meyer Wilhelm Kuppers Ostfriesische Landschaft Aurich 1997 ISBN 3 932206 02 9 S 60 79 Arend Remmers Von Aaltukerei bis Zwischenmooren Die Siedlungsnamen zwischen Dollart und Jade Schuster Leer 2004 ISBN 3 7963 0359 5 S 133 Sp 1f Kollrunge Weblinks BearbeitenNaturschutzgebiet Collrunge in der Datenbank des Niedersachsischen Landesbetriebs fur Wasserwirtschaft Kusten und Naturschutz NLWKN KunstundWind de Muhlenschmiede Die jetzige Muhlenschmiede Bunde zeigt seit 2014 das Inventar der ehemaligen Alten Schmiede Collrunge Einzelnachweise Bearbeiten Zum Beispiel Arend Remmers Von Aaltukerei bis Zwischenmooren Die Siedlungsnamen zwischen Dollart und Jade Schuster Leer 2004 S 133 Carl Jattnig Neu geographische Spezial Karte von dem Furstenthum Ostfries und dem Harrlingerlande Ingleichen den Herrschafften Jever und Kniphausen als dem ietzigen XI ten Departement des Konigreichs Holland 1808 1810 Es handelt sich dabei um die uberarbeitete Ausgabe der Karte die 1804 von W Camp Bunnik und van der Linden angefertigt worden ist Ostfriesland entdecken de Brockzetel eingesehen am 12 Februar 2022 Gerhard Ohling Gewasserbezeichnungen in Ostfriesland In Ostfriesland Mitteilungsblatt des Bundes der ostfriesischen Heimatvereine Band 5 Folge 11 S 37f Arend Remmers Von Aaltukerei bis Zwischenmooren Die Siedlungsnamen zwischen Dollart und Jade Schuster Leer 2004 S 133 Sp I Ekkehard Wassermann Siedlungsgeschichte der Moore In Ostfriesland Geschichte und Gestalt einer Kulturlandschaft Hrsg Karl Ernst Behre Hajo van Lengen Ostfriesische Landschaft Aurich 1995 S 93 111 hier S 99 Siehe dazu Enno Schmidt Siedlungsgeographischer Uberblick uber die landlichen Siedlungen Ostfrieslands zur ersten Preussenzeit In Als Friesen Preussen waren Ostfriesland im 18 Jahrhundert Aufsatze Redaktion Theo Meyer Wilhelm Kuppers Ostfriesische Landschaft Aurich 1997 S 60 79 hier S 73 Sp II S 74 Sp I Tabelle 3 Mit Auslandern waren primar Kolonisten aus nichtpreussischen Gebieten gemeint Enno Schmidt Siedlungsgeographischer Uberblick uber die landlichen Siedlungen Ostfrieslands zur ersten Preussenzeit In Als Friesen Preussen waren Ostfriesland im 18 Jahrhundert Aufsatze Redaktion Theo Meyer Wilhelm Kuppers Ostfriesische Landschaft Aurich 1997 S 60 79 hier S 75 Sp I und II Konigreich Preussen Amtsblatt fur Hannover Jahrgang 1868 S 82 Sp I II 360 270 de Landstrasse Heglitz Kollrunge eingesehen am 2 August 2022 Johann Friedrich de Vries Theodor Focken Ostfriesland Land und Volk in Wort und Bild Verlag von W Haynel Emden 1881 S 214 KunstundWind de Muhlenschmiede eingesehen am 22 Februar 2022 Artikel Stahlhelmarbeitsdienstlager Collrunge staatlich anerkanntes Schulungslager In Jeversches Wochenblatt vom 27 April 1933 S 7 Sp I Collrunge Ein Stuck Urland weicht dem Pfluge In Jeversches Wochenblatt vom 13 Februar 1936 S 6 Sp III Friesische Heimat vom 31 Dezember 2011 PDF online S 29 eingesehen am 12 Februar 2022 Kirchengemeindelexikon Ardorf eingesehen am 11 Februar 2022 Struktur der Pfarreiengemeinschaft Neuauwiewitt eingesehen am 11 Februar 2022 Internetauftritt der Evangelischen freien Gemeinde eingesehen am 11 Februar 2022 Internetauftritt der Baptistengemeinde Jever eingesehen am 11 Februar 2022 Internet auftritt der NAK Jever eingesehen am 11 Februar 2022 Hundrich de Biography eingesehen am 11 Februar 2022 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Collrunge amp oldid 225021256