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Cimetidin ist ein Arzneistoff der als H2 Antihistaminikum zur Dampfung der Magensaftproduktion eingesetzt wird Chemisch gehort die Substanz zur Wirkstoffklasse der Guanidin Derivate StrukturformelAllgemeinesFreiname CimetidinAndere Namen 2 Cyan 1 methyl 3 2 5 methylimidazol 4 ylmethylsulfanyl ethyl guanidin IUPAC Summenformel C10H16N6SExterne Identifikatoren DatenbankenCAS Nummer 51481 61 9 70059 30 2 Hydrochlorid EG Nummer 257 232 2ECHA InfoCard 100 052 012PubChem 2756ChemSpider 2654DrugBank DB00501Wikidata Q409492ArzneistoffangabenATC Code A02BA01Wirkstoffklasse Magensaureblocker ImmunstimulansWirkmechanismus H2 Rezeptor AntagonistEigenschaftenMolare Masse 252 34 g mol 1Schmelzpunkt 140 3 C Polymorph A 1 142 0 C Polymorph B 1 141 9 C Polymorph C 1 141 9 C Polymorph D 1 pKS Wert 6 8 2 Loslichkeit wenig loslich in Wasser 9 38 g l 1 bei 25 C 2 SicherheitshinweiseBitte die Befreiung von der Kennzeichnungspflicht fur Arzneimittel Medizinprodukte Kosmetika Lebensmittel und Futtermittel beachtenGHS Gefahrstoffkennzeichnung 3 GefahrH und P Satze H 360P 201 308 313 3 Toxikologische Daten 150 mg kg 1 LD50 Maus i v 4 5 2550 mg kg 1 LD50 Maus oral 4 5 106 mg kg 1 LD50 Ratte i v 4 5 5000 mg kg 1 LD50 Ratte oral 4 5 206 mg kg 1 LD50 Hund i v 4 5 2600 mg kg 1 LD50 Hund oral 4 5 Soweit moglich und gebrauchlich werden SI Einheiten verwendet Wenn nicht anders vermerkt gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen Inhaltsverzeichnis 1 Entwicklung 2 Gewinnung und Darstellung 3 Eigenschaften 4 Pharmakologie 4 1 Wirkungsmechanismus 4 2 Verteilung im Korper 4 3 Anwendungsgebiete 4 4 Kontraindikationen und Nebenwirkungen 4 5 Wechselwirkungen 5 Handelsnamen 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseEntwicklung BearbeitenCimetidin ist der erste in die Therapie von Sodbrennen und Magen Darm Geschwuren eingefuhrte H2 Antagonist Er wurde ab Mitte der 1960er Jahre von SmithKline and French heute GlaxoSmithKline entwickelt und kam 1976 als Tagamet auf den Markt 5 6 Tagametwurde zu einem der ersten Blockbuster auf dem Pharmamarkt Als Entwickler gelten die bei Smith Kline wirkenden britischen Chemiker Graham J Durant 1934 John Colin Emmett 1939 und C Robin Ganellin 1934 die dafur in die National Inventors Hall of Fame aufgenommen wurden Sie arbeiteten dabei mit James Whyte Black zusammen Gewinnung und Darstellung BearbeitenDie Herstellung der Verbindung kann in einer funfstufigen Synthese erfolgen 4 Im ersten Schritt wird durch die Umsetzung von 2 Chlor 3 oxobuttersaureethylester mit Formamid das Imidazolstrukturelement gebildet Die anschliessende Reduktion mit Natrium in flussigem Ammoniak ergibt die Zwischenstufe 4 Hydroxymethyl 5 methylimidazol Darauf folgen die Umsetzungen mit 2 Aminoethanthiol und Dimethylcyanocarboimidodithionat Letztere Verbindung kann aus Cyanamid Schwefelkohlenstoff und Dimethylsulfat in Gegenwart von Kalilauge erhalten werden Im letzten Syntheseschritt erfolgt mittels Methylamin die Substitution der Methylthiogruppe durch die Methylaminogruppe nbsp Eigenschaften BearbeitenCimetidin tritt in vier polymorphen Formen und einer Monohydratform auf 7 Die Schmelzpunkte betragen fur das Polymorph A 140 3 C fur das Polymorph B 142 0 C und die Polymorphe C und D jeweils 141 9 C 1 Die Dehydratisierung des Monohydrates fuhrt zum Polymorph A 8 9 Die Kristallstrukturen der einzelnen Polymorphen wurde mittels Rontgenbeugung bestimmt 10 11 12 Die unterschiedlichen Kristallformen unterscheiden sich basierend auf einem unterschiedlichen Loseverhalten in ihrer Bioverfugbarkeit 13 14 15 In pharmazeutischen Formulierungen werden nur die Formen A und B verwendet 16 Pharmakologie BearbeitenWirkungsmechanismus Bearbeiten Cimetidin ist ein kompetitiver reversibler H2 Antagonist der Belegzellen der Magenschleimhaut Dadurch vermindert es die Sekretion der Magensaure und die Freisetzung des Verdauungsenzyms Pepsin beeinflusst aber nicht die Bildung des Magenschleims und die Magenentleerung Zusatzlich wird noch nichtkompetetiv die Vagus und Gastrin induzierte Saurefreisetzung unterdruckt 17 Daruber hinaus hemmt Cimetidin die H2 Rezeptoren an T Suppressorzellen und unterbindet deren Wirkung was zu einer indirekten Immunstimulation fuhrt 18 Ausserdem vermindert es die Sekretion des Parathormons und von Androgenen Neuere Leitlinien ziehen allerdings Protonenpumpenhemmer den H2 Blockern in der Therapie der Gastritis Osophagitis und der Refluxerkrankungen vor Verteilung im Korper Bearbeiten Cimetidin wird oral oder parenteral verabreicht und zu etwa 70 im Darm resorbiert vor allem im Ileum Es verteilt sich in der Blutbahn und gelangt auch in die Milch und passiert die Plazenta Es wird in der Leber verstoffwechselt zum Teil auch unverandert uber den Urin ausgeschieden Die Halbwertszeit betragt etwa eine Stunde Anwendungsgebiete Bearbeiten Ulzera im Magen Labmagen und Duodenum Akute Pankreatitis und exokrine Pankreasinsuffizienz Gastritis Osophagitis und gastroosophagealer Reflux Duodenal gastrischer Reflux Blutungen im oberen Magen Darm Trakt Gastrinome und systemische Mastozytose Immunstimulation Einsatz z B bei Melanomen beim PferdKontraindikationen und Nebenwirkungen Bearbeiten Bei Uberempfindlichkeit und schweren Nieren oder Lebererkrankungen ist die Anwendung kontraindiziert Die Anwendung bei lebensmittelliefernden Tieren ist nicht erlaubt Beim Menschen wurden geistige Verwirrung Kopfschmerzen Gynakomastie verminderte Libido kardiale Arrhythmien Bradykardie und selten auch eine Agranulozytose beobachtet Zudem hat es eine hohe Delirium induzierende Potenz 19 20 21 In der Tiermedizin gibt es keine Berichte von Nebenwirkungen Wechselwirkungen Bearbeiten Da Cimetidin einen hemmenden Einfluss auf einige Cytochrom P450 Enzyme hat sind durch Wirkverlangerung und verstarkung zahlreiche Interaktionen moglich und kann somit zu einer Inkompatibilitat mit Arzneistoffen fuhren die als Enzym Induktoren an CYP 450 Enzymen wirken oder von selbigen abgebaut werden 17 Dies ist auch ein Grund dafur warum Cimetidin nicht im rezeptfreien OTC Verkauf zur Verfugung steht im Vergleich zu den anderen H2 Blockern wie Ranitidin und Famotidin Ferner ist Cimetidin deswegen nicht mehr Therapieempfehlung der ersten Wahl da mit Ranitidin und mit Protonenpumpenhemmern bezuglich der Magensaurehemmung ein langer und starker wirksamer Arzneistoff mit besserer Vertraglichkeit zur Verfugung steht 22 Cimetidin hemmt die Kreatininsekretion in den Nieren und kann deshalb laborchemisch eine erniedrigte Glomerulare Filtrationsrate vortauschen 23 Die Ursache hierfur ist im Wesentlichen dass Cimetidin den Efflux aus den proximalen Tubuluszellen uber die beiden SLC Transporter MATE1 SLC47A1 multidrug and toxin extrusion 1 und MATE2 K SLC47A2 multidrug and toxin extrusion 2 kidney 24 an der apikalen Seite inhibiert 25 Daruber hinaus inhibiert Cimetidin allerdings etwas schwacher als MATE1 und MATE2 K auch den organischen Kationentransporter 2 OCT2 an der basolateralen Seite 26 Handelsnamen BearbeitenMonopraparateCimetag A CimLich D H 2 Blocker D Neutromed A Ulcostad A und weitere Generika D A 27 28 29 Weblinks BearbeitenEintrag zu Cimetidin bei Vetpharm abgerufen am 11 August 2012 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e Calvo N L Maggio R M Kaufman T S A dynamic thermal ATR FTIR chemometric approach to the analysis of polymorphic interconversions Cimetidine as a model drug In J Pharm Biomed Anal 92 2014 90 97 doi 10 1016 j jpba 2013 12 036 a b Eintrag zu Cimetidine in der ChemIDplus Datenbank der United States National Library of Medicine NLM Seite nicht mehr abrufbar Inhalt nun verfugbar via PubChem ID 2756 a b Datenblatt Cimetidine bei Sigma Aldrich abgerufen am 23 Marz 2011 PDF a b c d e f g A Kleemann J Engel B Kutscher D Reichert Pharmaceutical Substances Synthesis Patents Applications 4 Auflage 2000 Thieme Verlag Stuttgart ISBN 978 1 58890 031 9 a b c d e f g Eintrag zu Cimetidin In Rompp Online Georg Thieme Verlag abgerufen am 12 Juli 2014 Die Geschichte von GSK glaxosmithkline de abgerufen am 5 Juli 2012 K Harsanyi G Domany L Toldy Cimetidine monohydrate and processes for its preparation and use Patent GB 2101991 June 24 1982 M Shibata H Kokubo K Morimoto K Morisaka T Ishida M Inoue X ray structural studies and physicochemical properties of cimetidine polymorphism In J Pharm Sci 72 1983 1436 1442 doi 10 1002 jps 2600721217 D A Middleton C S L Duff X Peng D G Reid D Saunders Molecular conformations of the polymorphic forms of cimetidine from 13C solid state NMR distance and angle measurements In J Am Chem Soc 122 2000 1161 1170 doi 10 1021 ja993067z E Hadicke F Frickel A Franke Die Struktur von Cimetidin N Cyan N Methyl N 2 5 methyl 1H imidazol 4 yl methyl thio ethyl guanidin einem Histamin H2 Rezeptor Antagonist In Chem Ber 111 1978 3222 3232 doi 10 1002 cber 19781110926 L Parkanyi A Kalman B Hegedus K Harsanyi J Kreidl Structure of a novel and reproducible polymorph Z of the histamine H2 receptor antagonist cimetidine C10H16N6S In Acta Cryst C40 1984 676 679 A Arakcheeva P Pattison A Bauer Brandl H Birkedal G Chapuis Cimetidine C10H16N6S form C crystal structure and modelling of polytypes using the superspace approach In J Appl Cryst 46 2013 99 107 H Kokubo K Morimoto T Ishida M Inoue K Morisaka Bioavailability and inhibitory effect for stress ulcer of cimetidine polymorphs in rats In Int J Pharm 35 1987 181 183 doi 10 1016 0378 5173 87 90088 3 T Funaki S Furata N Kaneniwa Discontinuous absorption property of cimetidine In Int J Pharm 31 1986 119 123 doi 10 1016 0378 5173 86 90220 6 H Kamiya K Morimoto K Morisaka Dissolution behavior and bioavailability of cimetidine HCl cimetidine monohydrochloride monohydrate In Int J Pharm 26 1985 197 200 doi 10 1016 0378 5173 85 90212 1 G H W Sanders C J R Roberts A Danesh A J Murray D M Price M C Davies S J B Tendler M J Wilkins Discrimination of polymorphic forms of a drug product by localised thermal analysis In J Microsc 198 2000 77 81 doi 10 1046 j 1365 2818 2000 00709 x a b Mutschler Geisslinger Kroemer Ruth Schafer Korting Mutschler Arzneimittelwirkungen 9 Auflage 2008 ISBN 3 8047 1952 X Schmidmaier R Beeinflussung der Regulatorfunktion mononuklearer Zellen des peripheren Blutes PBMC in vitro Dissertation Munchen 2001 Abgerufen am 1 November 2012 PDF C Gordon Differential diagnosis of cimetidine induced delirium In Psychosomatics Band 22 Nummer 3 Marz 1981 S 251 252 doi 10 1016 S0033 3182 81 73536 9 PMID 7220787 W W Weddington A E Muelling u a Cimetidine toxic reactions masquerading as delirium tremens In JAMA Band 245 Nummer 10 Marz 1981 S 1058 1059 PMID 7463626 A Strauss Cimetidine and delirium assessment and management In Psychosomatics Band 23 Nummer 1 Januar 1982 S 57 62 doi 10 1016 S0033 3182 82 70811 4 PMID 7058250 Russ Endres Arzneimittelpocket Plus 2008 4 Auflage Okt 2007 ISBN 978 3 89862 287 5 Lesley A Stevens Shani Shastri Andrew S Levery Assessment of Renal Function in Jurgen Floege Richard J Johnson John Feehally Comprehensive Clinical Nephrology 4 Auflage St Louis 2010 S 32f Michael Freissmuth Pharmakokinetik In Michael Freissmuth Stefan Offermanns Stefan Bohm Pharmakologie und Toxikologie Springer 2012 ISBN 3 642 12353 8 S 27 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche S Ito H Kusuhara u a Competitive inhibition of the luminal efflux by multidrug and toxin extrusions but not basolateral uptake by organic cation transporter 2 is the likely mechanism underlying the pharmacokinetic drug drug interactions caused by cimetidine in the kidney In Journal of Pharmacology and Experimental Therapeutics Band 340 Nummer 2 Februar 2012 S 393 403 doi 10 1124 jpet 111 184986 PMID 22072731 H Ehrsson I Wallin u a Cimetidine as an organic cation transporter antagonist In The American Journal of Pathology Band 177 Nummer 3 September 2010 S 1573 1574 doi 10 2353 ajpath 2010 100484 PMID 20651231 PMC 2928986 freier Volltext Rote Liste 08 2009 AM Komp d Schweiz 08 2009 AGES PharmMed 08 2009 Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt 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