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Die evangelische Christuskirche steht in Monchengladbach Nordrhein Westfalen im Stadtteil Gladbach Kapuzinerstrasse 46 Die Christuskirche mit Kirchenschiff links und Turm Mitte Rechts Haus Zoar das ehemalige Gemeindezentrum 2018 Das Gebaude wurde 1845 1852 erbaut Seit 1953 heisst es Christuskirche zuvor einfach evangelische Kirche Es wurde unter Nr K 017 am 4 Dezember 1984 in die Denkmalliste der Stadt Monchengladbach eingetragen 1 Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Name 3 Architektur 4 Inventar 5 Orgel 6 Bedeutende Pfarrer 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseVorgeschichte Bearbeiten nbsp Christuskirche Portal 2018 Seit Mitte des 16 Jahrhunderts gab es in Gladbach reformierte Christen die aber zunachst ihren Glauben nicht offen leben konnten Mit dem Augsburger Religionsfrieden von 1555 galt die Formel Cuius regio eius religio Wessen Gebiet dessen Glaube und die Obrigkeit die Herzoge von Julich waren katholisch und verlangten dies auch von ihren Untertanen Mit dem Tod des letzten Herzogs von Julich Johann Wilhelm im Jahre 1609 traten die protestantischen Kurfursten von Brandenburg und von Pfalz Neuburg als neue Landesherren an die ihren Untertanen volle Religionsfreiheit gewahrten Als jedoch der Pfalzgraf Wolfgang Wilhelm 1614 vom Luthertum zum Katholizismus ubertrat wurde den Reformierten von Gladbach noch einmal die Ausubung des Gottesdienstes verboten sie mussten zur Predigt nach Rheydt gehen Mit dem brandenburgisch pfalzischen Religionsvergleich von 1672 dem Consensus von Colln wurde die Religionsfreiheit wiederhergestellt Daher baten die Reformierten den Stadtrat 1675 um die Erlaubnis innerhalb der Stadt eine Kirche bauen zu durfen was dieser allerdings ablehnte So konnte die evangelisch reformierte Gemeinde von Gladbach 1684 nur ein Bethaus am Fliescherberg errichten das sich ausserhalb der Stadtmauern befand und auch nicht Kirche heissen durfte Mitte des 19 Jahrhunderts ermoglichte die gute finanzielle Situation der evangelischen Gemeinde den Bau der heutigen Christuskirche Das alte Bethaus am Fliescherberg wurde abgerissen 2 Bei der Grundsteinlegung der neuen Kirche am 8 August 1845 nun in der Stadtmitte am Kapuzinerplatz gelegen war Konig Friedrich Wilhelm IV von Preussen personlich anwesend 3 Name BearbeitenDie Christuskirche hiess zunachst einfach Evangelische Kirche Als 1885 eine zweite Gottesdienststatte im Gladbacher Stadtteil Eicken erbaut wurde nannte man diese bewusst nur Betsaal weil es nach damaligem Verstandnis nur eine evangelische Gemeinde von Gladbach gab und ebenso nur die eine Kirche in der Stadtmitte Erst im Jahr 1953 wurde sie in Christuskirche umbenannt wahrend der Betsaal in Eicken seitdem Friedenskirche heisst 4 Architektur BearbeitenDie Christuskirche hat einen dreischiffigen Hallenkorperbau mit Satteldach und funf Fensterachsen mit neugotischen hochrechteckigen Fenstern Nach Norden hin befindet sich der freistehende Glockenturm mit polygonalem Spitzdach und vier Eckturmen mit Natursteinbrustung Der Turm ist mit dem Kirchenschiff durch eine Uberdachung mit Spitzbogentor fur Fussganger verbunden Die Idee den Kirchturm als Campanile zu bauen geht wohl auf den preussischen Konig zuruck der an den Planungen fur die Kirche beteiligt war 5 Westlich des Kirchengiebels erfolgt eine jungere Erweiterung in neugotischen Formen mit zentralem Haupteingang sowie zwei Nebeneingangen Sudostlich an das Kirchenschiff und an die Apsis ist die kleingliedrige Sakristei angebaut Im Zweiten Weltkrieg brannte die Kirche beim ersten Grossangriff auf Monchengladbach 30 31 August 1943 bis auf die Grundmauern nieder Der Turm blieb stehen Die neugotische Innenarchitektur der Kirche war jedoch zerstort Das Innere wurde bis 1951 in den sparsamsten Moglichkeiten der Nachkriegszeit rekonstruiert dabei wurden z B im Innern anstelle der bemalten in Spitzbogen auslaufenden Saulen nuchterne weiss gestrichene Pfeiler errichtet Jedoch ist das gesamte Aussere im Originalzustand mit Ausnahme des Daches welches original in Schiefer gedeckt war und der Farbglasfenster im Chorraum die 1962 von Johannes Schreiter geschaffen wurden Am 16 17 April 1983 wurde nordlich neben der Christuskirche ein neu erbautes Gemeindezentrum Haus Zoar eingeweiht Der Name ist biblischen Ursprungs vgl Zoar und erinnert an das alte Haus Zoar das 1874 als Heim fur alleinstehende Fabrikarbeiterinnen am Fliescherberg erbaut und 2018 abgerissen wurde Als die Gemeinde seit 1999 rote Zahlen schrieb und das Defizit 2005 fast 260 000 betrug war das neue Haus Zoar wegen seiner hohen Unterhaltskosten nicht mehr zu halten Ab Januar 2009 wurde das Gebaude von einer GmbH bewirtschaftet und als dies keinen Erfolg brachte 2012 an einen Kinobetreiber verkauft 6 7 Die Gemeinde zog mit ihren Aktivitaten in das benachbarte Wichernhaus 8 Inventar BearbeitenDer Abendmahlstisch der Christuskirche der heute in der Apsis steht stammt aus dem Jahr 1694 Ein Gladbacher Grosskaufmann Jan Lups der nach Moskau gezogen war machte ihn seiner reformierten Heimatgemeinde zum Geschenk Dieser Abendmahlstisch uberstand als einziger Einrichtungsgegenstand in der Kirche das Flammeninferno von 1943 nur seine Marmorplatte zerbrach damals 9 Die Abendmahlsgerate der Christuskirche die auch heute noch benutzt werden stammen aus dem Jahr 1752 10 Im Glockenturm der Christuskirche befanden sich zunachst drei Stahlglocken 1967 stellte ein Gutachter fest dass es beim Lauten zu statischen Problemen im Turm kam Daraufhin wurden die beiden grosseren Stahlglocken stillgelegt Um wieder ein mehrstimmiges Gelaut zu haben und zugleich die ungunstigen Schwingungsverhaltnisse zu vermeiden wurde im Jahr 2000 ein neues vierstimmiges Bronzegelaut in Betrieb genommen Wegen fehlender finanzieller Mittel wurden die Kosten von 110 000 DM fur neue Glocken und Lauteanlage ausschliesslich aus Spenden aufgebracht 11 Orgel BearbeitenDie Vorgangerkirche der Christuskirche das oben erwahnte Bethaus am Fliescherberg erhielt erst 1833 eine Orgel Dieses Instrument uber das keine naheren Einzelheiten bekannt sind wurde 1852 als erste Orgel in die Christuskirche ubernommen 1903 wurde eine neue Orgel bei der Firma Ernst Seifert Koln in Auftrag gegeben Diese Orgel hatte 28 Register auf zwei Manualen und Pedal von denen allerdings laut einer Ubersicht Seiferts nur sechs Register wirklich neu waren die anderen Stimmen wurden als alt bezeichnet stammten also wohl v a aus der Vorgangerorgel 12 Anlasslich einer Kirchenrenovierung 1922 wurde die Seifert Orgel von Johannes Klais Orgelbau Bonn umgebaut und erweitert Die Firma Klais hatte sich fur diesen Umbau empfohlen da sie bereits 1915 eine im Zweiten Weltkrieg zerstorte Konzertorgel von Seifert in der Kaiser Friedrich Halle in Monchengladbach umgebaut und vergrossert hatte Die Seifert Klais Orgel der Christuskirche Monchengladbach Klais Opusnummer 626 hatte 42 Register auf drei Manualen und Pedal und folgende Disposition 13 14 I Hauptwerk C g31 Bordun 16 2 Principal 8 3 Fugara 8 4 Flauto 8 5 Gemshorn 8 6 Dulciana 8 7 Octave 4 8 Gedackt 4 9 Rauschquinte II10 Mixtur V11 Trompete 8 II Schwellwerk gross C g312 Lieblich Gedackt 16 13 Horn Principal 8 14 Solo Gamba 8 15 Konzertflote 8 16 Bordunalflote 8 17 Aeoline 8 18 Vox coelestis 8 19 Praestant 4 20 Harmonieflote 4 21 Piccolo 2 22 Echomixtur III23 Harmonia aetherea III IV24 Horn 8 III Schwellwerk klein C g325 Quintaton 16 26 Geigend Principal 8 27 Rohrflote 8 28 Violine 8 29 Vox angelica 8 30 Traversflote 4 31 Flautino 2 32 Sesquialter II33 Oboe 8 Pedal C f134 Principalbass 16 35 Violon 16 36 Subbass 16 37 Echobass 16 38 Quintbass 10 2 3 39 Octavbass 8 40 Violoncello 8 41 Flotenbass 8 42 Posaune 16 Koppeln als Druckknopfe und als Pedaltritte korrespondierend II I III I III II I P II P III P als Druckknopfe sub II I sub III I super II I super III I super II P Spielhilfen Generalkoppel Tremolo Oktavkoppeln ab Zungen ab Freie Kombination I und II Handregistratur piano forte tutti Walze fur Generalcrescendo und Diminuendo Walze ab Automatisches Pedal II und III d h das Pedal erkennt automatisch ob Manual II oder III gespielt wird und stellt die dazu vorher gewahlten Pedalregister bereit Traktur elektrischAuf dieser Orgel gab Albert Schweitzer am 6 November 1928 und am 26 April 1932 jeweils ein ausverkauftes Konzert das der Finanzierung seines Urwaldhospitals Lambarene diente Die Programme beider Orgelabende enthielten Praludien Fugen und Choralvorspiel Folgen von Johann Sebastian Bach und zum Abschluss jeweils eine Orgelsonate von Felix Mendelssohn Bartholdy Das zweite Konzert wurde auch im Westdeutschen Rundfunk ubertragen 15 nbsp Prospekt der Hammer OrgelIn der Nacht vom 30 auf den 31 August 1943 fiel die Seifert Klais Orgel der Christuskirche den Brandbomben zum Opfer 1952 erbaute die Firma Emil Hammer Hannover eine neue Orgel und erweiterte sie 1967 Ein Umbau im November 1984 hatte zum Ziel das Instrument universell fur Orgelkonzerte nutzbar zu machen bereits im folgenden Jahr gastierten die Orgelvirtuosen Edgar Krapp und Gaston Litaize 16 Wie das Vorgangerinstrument besitzt die Christuskirchen Orgel heute 42 Register aber nun verteilt auf vier Manuale und Pedal und mit folgender Disposition 17 18 I Positiv C g31 Rohrflote 8 2 Principal 4 3 Spitzflote 2 4 Schweizerpfeife 1 5 Sesquialtera II 2 2 3 6 Mixtur IV VI7 Trompetenregal 8 Tremulant II Hauptwerk C g38 Quintadena 16 9 Principal 8 10 Koppelflote 8 11 Oktave 4 12 Nachthorn 2 13 Rauschpfeife II14 Mixtur IV VI15 Trompete 8 III Schwellwerk C g316 Pommer 16 17 Metallflote 8 18 Gemshorn 8 19 Principal 4 20 Gedacktflote 4 21 Rohrnasat 2 2 3 22 Spanischer Hintersatz III 2 2 3 23 Oktave 2 24 Oberton III25 Scharf IV VI26 Fagott 16 27 Rohrschalmey 8 Tremulant IV Brustwerk schwellbar C g328 Gedackt 8 29 Rohrflote 4 30 Principal 2 31 Sifflote 1 1 3 32 Zimbel II III33 Vox humana 8 Tremulant Pedal C f134 Principal 16 35 Subbass 16 36 Oktave 8 37 Gedackt 8 38 Nachthorn 4 39 Mixtur V40 Posaune 16 41 Trompete 8 42 Clarine 4 Koppeln I II I III III II II P III P IV P Generalkoppel Spielhilfen vier freie Kombinationen Druckknopf Piston Absteller Registercrescendo Traktur mechanische Spieltraktur elektrische RegistertrakturDas relativ seltene Register Spanischer Hintersatz im Schwellwerk wurde 1955 von Ernst Karl Rossler erfunden es handelt sich um eine eng mensurierte quintbetonte Mixtur die zusammen mit der Oktave 2 gezogen wird 19 Bedeutende Pfarrer BearbeitenHerrmann Otto Zillessen 1811 1885 1835 1885 Pfarrer in Monchengladbach Superintendent er grundete den ersten evangelischen Mannerverein in Monchengladbach wahrend seiner Amtszeit betrieb die Gemeinde eine rege Bautatigkeit erbaut wurden u a die Christuskirche das alte Haus Zoar und der Betsaal die spatere Friedenskirche Ludwig Weber 1846 1922 1881 1914 Pfarrer in Monchengladbach sein Wirken in der Arbeiterfursorge und Sozialpolitik machte ihn bis in die Reichshauptstadt Berlin bekannt 20 Literatur BearbeitenHans Bonnet Anmerkungen zur Geschichte der Evangelischen Kirchengemeinde Monchengladbach Monchengladbach 1983 Paul Clemen Die Kunstdenkmaler der Stadte und Kreise Gladbach und Krefeld Die Kunstdenkmaler der Rheinprovinz Dritter Band Nr IV Schwann Dusseldorf 1893 Digitalisat http vorlage digitalisat test 1 3D 7B 7B 7B1 7D 7D 7D GB 3D IA 3Ddiekunstdenkmle00clemgoog MDZ 3D 0A SZ 3D doppelseitig 3D LT 3D PUR 3D abgerufen am 2 Juni 2012 Franz Josef Vogt Sic transit gloria mundi Uber untergegangene Orgeln im Stadtgebiet von Monchengladbach in Rheydter Jahrbuch fur Geschichte Kunst und Heimatkunde 19 1991 S 63 90 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Christuskirche Monchengladbach Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Kathe Limburg Bernd Limburg Denkmale in der Stadt Monchengladbach In unterwegs amp daheim Homepage von Kathe und Bernd Limburg 18 Juli 2011 abgerufen am 12 Oktober 2020 Geschichte der Kirche auf der Website der KirchengemeindeEinzelnachweise Bearbeiten Denkmalliste der Stadt Monchengladbach PDF Stadt Monchengladbach 8 Juni 2021 abgerufen am 11 April 2023 Bonnet Anmerkungen zur Geschichte S 1 4 Evangelische Kirche in Monchengladbach Christuskirche Evangelische Friedenskirchengemeinde Monchengladbach Hrsg 100 Jahre Friedenskirche Text Emil Hutter Monchengladbach 1985 S 11 Bonnet Anmerkungen zur Geschichte S 6 Rheinische Post online 31 Marz 2012 Haus Zoar verkauft Inge Schettler Kinochef kauft Haus Zoar RP online 12 Juni 2012 Christian Wolfsberger Das neue Haus Zoar in Der Hindenburger 9 Jahrgang August 2015 S 11 PDF Memento vom 3 Dezember 2015 im Internet Archive Bonnet Anmerkungen zur Geschichte S 5 Lothar Beckers Kriegsende in Monchengladbach in Gemeindezeitung Wir 4 2020 S 6 online Bonnet Anmerkungen zur Geschichte S 5 Evangelische Kirche in Monchengladbach Christuskirche Vogt Untergegangene Orgeln S 77f Vogt Untergegangene Orgeln S 81 Informationsblatt der Firma Klais zur Orgel PDF Peter Kleine Albert Schweitzer in der Christuskirche in Evangel Christuskirchengemeinde Monchengladbach Hg 100 Jahre Bachverein Monchengladbach 1892 1992 Festschrift Monchengladbach 1992 S 27 31 Evangel Christuskirchengemeinde Monchengladbach Hg 100 Jahre Bachverein Monchengladbach 1892 1992 Festschrift Monchengladbach 1992 S 21 Organindex Orgeldatabase mit Fotos Roland Eberlein Orgelregister ihre Namen und ihre Geschichte Koln Siebenquart 3 Aufl 2016 S 617 Was daran spanisch ist hat Rossler leider nicht verraten so Roland Eberlein Die Geschichte der Orgel Koln Siebenquart 2011 S 389 Bonnet Anmerkungen zur Geschichte S 1151 195322 6 433027 Koordinaten 51 11 43 2 N 6 25 58 9 O Normdaten Geografikum GND 1070633844 lobid OGND AKS VIAF 315588373 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Christuskirche Monchengladbach amp oldid 234739120